Amytis trat näher an den Weinhändler heran, ein untersetzter Mann mit schmutzigen Fingernägeln, der gerade mit einem anderen Kunden feilschte. Die Amphoren standen in Reihen aufgestellt, die Wachsiegel glänzten dunkel im Sonnenlicht. Amytis wartete geduldig, den kleinen Korb an den Körper gedrückt, und spürte den vertrauten Druck der Münzenbeutel an ihrer Hüfte.
Während sie wartete, bemerkte sie, wie zwei junge Männer – vermutlich Handwerksgesellen – in abgewetzten Tuniken an ihr vorbeiliefen und sie mit unverhohlenen Blicken musterten. Einer von ihnen, groß und schmalgesichtig, grinste breit, als er absichtlich dicht an ihr vorbeiging, sodass sein Arm leicht über ihren unteren Rücken strich.
Amytis versteifte sich und trat einen halben Schritt zur Seite, senkte den Kopf und schluckte ihren Ärger hinunter. Sie wusste es besser, als sich aufzulehnen – ein Fehltritt einer Sklavin konnte Strafe bedeuten, und ihr Herr hatte sie gewarnt, keinen Aufruhr zu verursachen.
Der Weinhändler wandte sich endlich ihr zu. Seine Augen wanderten abschätzend über sie, verweilten etwas zu lange an ihrer schlichten Tunika, doch er sagte nichts. Stattdessen schlug er ihr eine Amphore vor – kräftiger Falerner, gut, aber teuer.
Amytis nannte, was ihr Herr gewünscht hatte: einen schlichteren Wein, geeignet für die Dienerschaft und die täglichen Mahlzeiten. Der Händler brummte, wählte eine kleinere Amphore und nannte den Preis. Wieder zog sie eine der Münzen hervor, und wieder bemerkte sie dieses flüchtige Zögern, das feine Kräuseln seiner Stirn. Doch wie der Feigenhändler zuvor steckte er die Münze ein, zuckte die Achseln und wickelte die Amphore rasch in ein Stück Leinentuch, um sie ihr zu übergeben. Sie setzte ihren Weg fort.
Je länger sie durch die engen Gassen der Märkte eilte, desto mehr merkte sie die stickige Wärme hier drinnen. Die dünne Tunika klebte längst unangenehm an ihrem Rücken und unter den Armen, der leichte Leinenstoff dunkelte vom Schweiß. Staub wirbelte unter ihren Sandalen auf, und ihre dunklen Haare klebten feucht an ihrem Nacken, trotz des geflochtenen Bandes, das sie hochgebunden hielt.
Sie kaufte noch einen kleinen Korb mit Käse – hart und salzig, wie es ihr Herr mochte – und ein Bündel frischer Kräuter. Dabei achtete sie peinlich genau darauf, die Münzen schnell und mit gesenktem Blick zu überreichen, ohne lange zu verweilen oder einen Grund für Misstrauen zu liefern.
Schließlich verließ sie die Märkte durch ein Seitentor und begann den Weg zurück hinauf auf den Quirinal. Die schmalen, unebenen Straßen, die sich zwischen hohen Mietskasernen hindurchzogen, schienen unter der Mittagssonne zu flirren. Esel und Karren blockierten gelegentlich den Weg, und die Rufe von Wasserverkäufern und Straßenhändlern dröhnten in ihren Ohren.
Der Heimweg war ein schweißtreibender Marsch. Der Korb in ihrem Arm schien mit jedem Schritt schwerer zu werden, und Amytis spürte, wie sich ein schmaler Schweißfilm auf ihrer Stirn sammelte und in die Augen rann. Ihre Tunika, die am Morgen noch so sauber gewesen war, trug nun Spuren des Staubs und der Mühen des Tages.
Als sie endlich die vertrauten Mauern des Hauses der Aurelier erreichte, stieß sie erleichtert die schwere Tür auf und trat hindurch.