Beiträge von Tiberius Corvius Cadior

    Mir fielen fast die Trauben aus der Hand, als Lunaris - schneller als die Polizei erlaubt - plötzlich schon vor mir stand. :D


    „Ah, Lunaris. Setzt dich doch bitte. Mit kam so ein Gedanke deine Zukunftspläne betreffend, und den wollte ich mit dir teilen. Reden ist immer gut und ich bin auf deine Meinung gespannt.“

    Bei all der Arbeit um die Weihung des Bauplatzes, diverse Untererdungen und Planung innerhalb der Factio, war die Erstellung des Religionskalenders in den Hintergrund gerückt. Das sollte sich ändern. Also berief ich meine Amtskollegen zu einer Besprechung ein. Wein und Becher standen bereit und ich wartete auf das Eintreffen von Marcellus und Ingeniosus.

    Ich musste unweigerlich grinsen. Hoffentlich steckte Gähnen doch nicht an, denn ich musste noch arbeiten.


    "Eine gute Idee, auf Ingeniosus zu warten. Ich stoße später vielleicht noch zu euch. Und ein löblicher Entschluss, Priester werden zu wollen. Sehr löblich!"


    Ich verabschiedete mich von meinem Vetter und ging schnellen Schrittes Richtung Curia.

    „Die Weltanschauung Roms kann keineswegs neutral sein. Das wäre Frevel an den Göttern und den Ahnen. Ich denke aber, du meinst das nicht so, denn sonst …“


    Ich fand vor Schreck gar keine Worte. Dann winkte ich ab. Ich war es leid, solche Gespräche zu führen und Menschen von dem zu überzeugen, was sie tief in ihren Herzen tragen müssten. Ich hoffte jetzt einfach, ich hatte Stephanus’ Worte falsch interpretiert.
    Ich erhob mich ebenfalls.


    „Lass uns in Abständen das Gespräch suchen. Vorerst wünsche ich dir viel Erfolg in deinen Ämtern und natürlich eine gute Heimreise. Mögen die Götter mit dir sein!“

    Erleichtert vernahm ich die Botschaft des Priesters, dass die Götter das Opfer angenommen hatten. Ich rechnete mit ihrem Wohlwollen. Dankbar erhob ich mich und verließ den Tempel.


    Wieder im Freien angekommen fragte ich Lunaris:
    „Wie sehen deine Pläne aus? Ich für meinen Fall muss in die Stadtverwaltung gehen.“

    Zwei Stadtangestellte hatten uns begleitet. Iupiter und Mars forderten blutige Opfer und weil ich viel von den Göttern erbitten wollte, war das Opfer entsprechend groß. Zwei Stiere wurden hergeführt. Ich hatte mit Aufregung und unkontrolliertem Verhalten bei ihnen gerechnet, aber sie waren eher beeindruckt von der Atmosphäre des Tempels und sträubten sich gegen den Zug der Führleine. Als sie schließlich geeignet standen, führte ich mit geübten Handgriffen die Opferung durch. Das ablaufende Blut fing ich in einer Schale auf.


    Nun begann meine stumme Bitte an die Götter. Ich bat sie um den Sieg unserer Truppen in Germania. Nach Beendigung des Gebets teilte ich die Opferstiere. Einen Teil bekamen die Götter. Ich legte das Fleisch in die Opferschalen und bot die als Brandopfer dar. Einen Teil bekamen die Priester und den dritten Teil gedachte ich für die Ärmsten der Stadt. Sogleich nach dem Besuch im Tempel würde ich das Fleisch auf dem Markt verteilen gehen.


    Nun wartete ich mit Lunaris auf den Bescheid des Priesters, der uns sagen sollte, ob die Götter das Opfer angenommen hatten oder nicht und somit unseren Truppen wohlgesonnen gegenüberstanden.

    „Nun, dann gratuliere ich dir zu deiner Berufung.“


    Ich hob meinen Becher und prostete Stephanus zu. Bald sprach dieser weiter und indem, was er sagte, stimmte ich ihm zu.


    „Einladungen sind bezüglich des geplanten Stadtfestes vorgesehen. Ein genauer Termin steht noch nicht fest, weil ich in Abstimmung mit der Reiterei der Legion diesen erst festlege. Es ist vorgesehen, dass die Curiamitglieder geladen sind – mit Ausnahme von Aurelius Commodus und zwar aus Rücksicht auf die ortsansässigen Aurelier. Diese Information könntest du ja bereits nach Rom mitnehmen.“


    Ich nahm erneut einen Schluck Wein und stellte den nun leeren Becher an.


    „Dass zur Weihung des Amphitheaters keine Einladungen herausgegangen sind, hat einen Grund. Bisher lebten fast alle Bürger Mantuas in der Auffassung, dass Rom unsere Religionsausübung genauso wenig interessiert, wie es die Menschen hier überhaupt wahrnimmt. Ich erinnere mich an einen Briefkontakt mit einem anderen Bewerber, der in Mantua Duumvir werden wollte und mit deinem Legaten in Verbindung stand. Das waren höchst aufschlussreiche Informationen und ich habe nie ein Zeichen – und sei es noch so klein – erhalten, was mich davon hätte überzeugen können, dass unsere Weltanschauung von Rom aus gern gesehen wird. Das prägt natürlich. Deandras Gespräche in Rom könnten neue Zeichen setzen und Weichen stellen. Warten wir ab.


    Und Berichte sind nicht das, was ich mit „Erwähnung“ meinte. Ich habe an eine Bewertung dieser sachlichen Berichtsfakten gedacht. Gleichzeitig wird mir klar, dass dies natürlich nicht durch einen Römer geschehen kann, denn ich habe die feste Überzeugung, dass gerade den Römern die Wertschätzung alter Traditionen verloren gegangen ist. Es wird Zeit, dass ein weiterer Bürger Mantuas Einzug in die Curia hält. Insgesamt gesehen finde ich manches höchst traurig, aber damit muss ich mich wohl abfinden.“



    edit: Zusatz gemacht

    Es war Nachmittag als ich mit Lunaris den Tempelbezirk betrat. Ich hatte Opfergaben für die alte Göttertrias mitgebracht. Vor allem Iupiter und Mars wollte ich heute um den Sieg unserer Truppen in Germania bitten.


    In der Mitte des Tempels loderte das heilige Feuer und ich kniete nieder.

    „Hoffentlich bist du nicht enttäuscht, wenn du feststellen musst, dass inzwischen auch in Rom die Religion längst nicht mehr den Stellenwert besitzt, den wir noch von unseren Vätern kennen. Ganz sicher zürnen die Götter deswegen. Dennoch glaube ich, dass sie jedem wohlgesonnen sind, der sich ihnen erneut zuwendet und sei es nach sehr langer Zeit. Mantua ist dabei im gesamten Reich der Ort, der die größte Dichte an wirklich gläubigen Menschen aufweist.
    Wir sind gerade dabei, den Tempelbezirk aufzubauen und zu beleben. Wenn du möchtest, gehen wir einmal dorthin. Sicher bist du aber müde von deiner langen Reise.“


    Ich setzte meinen inzwischen geleerten Becher ab und erhob mich. Die Arbeit rief und der Tempelbezirk war ein gutes Stichwort. Ich selbst war lange nicht mehr dort gewesen.


    „Ich bin Duumvir der Stadt, musst du wissen und habe einiges zu tun. Je nachdem wie deine Pläne aussehen, kannst du mich gern begleiten oder etwas ausruhen.“

    „Wenn du keine mentale Vorbereitung brauchst? Eine andere ist nicht vonnöten.“


    Ich zwinkerte meinem Vetter zu und nahm noch einen Schluck Wein.


    „Nötig ist allein die Berechtigung, Versammlungen dieser Art zu besuchen. Die hast du automatisch als Mitglied unserer Familie. Du kannst dich zunächst auch still verhalten, aber du wirst merken, dass man sehr schnell das Bedürfnis spürt, seine eigene Meinung einzubringen. Derzeit sind natürlich die Wahlen im Gespräch und ich selbst habe ein neues Projekt angeschoben. Aber komm einfach mit und sieh selbst.


    Apropos Wahlen: Wenn du die Wahlberechtigung erlangen willst, man muss heutzutage einen Kurs dafür absolvieren, dann kann ich dir auch auf den ersten Schritten behilflich sein. Wie stehst du zu Politik, ja und wie zur Religion? Unsere Familie war seit jeher sehr traditionell und gläubig.“


    Sim-Off:

    Falls du es nicht weißt, für die Factio kannst du den Zugang bei Benutzergruppen im Profil beantragen.

    „Hm, wenn du es sagst …“ So ganz war ich nicht davon überzeugt, dass ich auf diese Art solche prosaischen Worte fabrizieren könnte.


    „Germanien ist leider nicht mehr das Land, was ich aus meiner Kindheit kannte. Ich war enttäuscht, als ich vor Monaten dorthin reiste.
    Ingeniosus übrigens ist gebürtiger Römer und mein Halbbruder. Erst vor seiner Kurzreise hatte er auf einer Factioversammlung gemeint, wir sollten eine Suche nach weiteren Verwandten starten. Irgendwo im Reich müssten verstreut noch mehr Corvier sein. Und da hat er doch tatsächlich Recht behalten. Er wird staunen, du wirst sehen.
    Dabei kommt mir ein Gedanke … willst du mich vielleicht zur nächsten Factioversammlung begleiten?“

    Aufmerksam hörte ich Lunaris zu. Ich nahm nachdenklich einen Schluck Wein und ließ mir die Worte nochmals durch den Kopf gehen.


    "Was du über römische Frauen sagst, klingt unglaublich. Ich hätte das nie so ausdrücken können. Wenn ich mal eine Frau bezirzen will, was ich zwar nicht glaube, aber ja nicht ganz ausgeschlossen ist, komme ich zu dir und lasse mir helfen.“


    Ich grinste. Der Gedanke hatte etwas Komisches.


    „Wie sehen sonst deine Pläne aus? Am Wochenende kommt übrigens Ingeniosus zurück. Ihn solltest du unbedingt kennen lernen.“

    "Hm." Die Frage war nicht einfach zu beantworen, weil ich keinerlei heranzuziehenden Vergleich zur jetzigen Situation erlebt hatte.


    "Vielleicht oder besser ganz sicher würde es uns schon nützen, wenn in Abständen Gespräche wie dieses stattfinden. Jeder hat dann aktuelle Ereignisse, Beschlüsse, Pläne im Kopf, die er - soweit erlaubt - dem anderen anvertrauen kann.
    Mir fällt da gerade ein Beipiel von einer Sache ein, die mir Deandra erst kürzlich per Brief mitteilte. Sie ließ mich wissen, dass der Legatus die Abkürzung seines Amtes nicht mehr hören wolle. Weiter ließ sie mich wissen, dass in Rom selbst Peregrini besser unterrichtet seien als wir Bürger in Mantua. In der Form bzw. diesen Inhalts stelle ich mir unter anderem Informationsfluss vor.


    Mir zur Seite kann die Regionalverwaltung sicherlich auch dadurch stehen, indem sie die Ambitionen der Bürger Mantuas, die auf Traditionen und Erhalt der Werte unserer Vorfahren gerichtet sind, nicht nur respektiert, sondern auch unterstützt. Sei es durch die Anwesenheit von Curiamitgliedern zu Stadt-Ereignissen oder durch finanzielle Unterstützung. Am liebsten wäre mir aber eine moralische Unterstützung von Seiten der Curia durch Beachtung, Erwähnung und Wertschätzung der Arbeit hier. Falls unsere Arbeit überhaupt im Interesse derer liegt."

    Ich musste grinsen.


    "So so, nach den Frauen gelüstet es dir. Da bin ich ja mal gespannt, welche du eines Tages mit nach Hause bringst. Ingeniosus, ebenfalls ein Vetter von dir, wollte ich das ja auch schon mal nahelegen."


    Kurz dachte ich an Mia. Es war eine kurze, schöne und zugleich nervenaufreibende Zeit mit ihr gewesen. Ich wischte den Gedanken schnell fort. Von Frauen hatte ich die Nase voll, wobei es nicht an ihr gelegen hatte, sondern an ihrem Besitzer. Trotzdem, mit Frauen handelte man sich nur Ärger ein. So viel stand fest. Ich hätte mich zu dem Zeitpunkt abseilen sollen, als ich es vorhatte und mich nicht von ihr zu mehr übereden lassen.


    Ach, Weiber. :D


    "Du hast Philosophenschulen besucht? Ein gutes Handwerkzeug, um Frauen zu gefallen. Hat es dir auch etwas an Lebensweisheiten gebracht?"

    „Corvius“, entfuhr es mir überrascht, als ich seine Namen hörte.


    „Ja, und Cadior … leibhaftiger als in diesem Moment wirst du ihn kaum erleben können. ;) Komm rein, Vetter unbekannter Herkunft, und sei herzlich willkommen. Du musst wissen, ich selbst komme aus Germanien und außer meiner Zwillingsschwester lerne ich nur langsam die römische Verwandtschaft kennen.“


    Ich führte Lunaris in das Atrium de Hauses.

    Plaudernd erreichten Lunaris und ich das Atrium. Dieser Tag barg wieder einiges an Überraschungen.


    "Nimm Platz, Vetter, und berichte bei einem Becher Wein von deinem bisherigen Leben. Ich bin höchst spannt, weitere Familienmitglieder kennen lernen zu dürfen."

    Ich musste lachen, bemühte mich aber schnell wieder um einen überzeugenden Gesichtsausdruck. Stephanus sollte meine Reaktion nicht falsch verstehen.


    „Es ist gut, wenn zwei Leute die Fähigkeit haben, offensichtlich schief gelaufene Dinge rechtzeitig zu bemerken und darüber zu sprechen.“


    Kurz gluckste ich noch einmal vor unterdrücktem Lachen, dann aber …


    „Eigentlich wollte ich ja nicht derart deutlich meine Auffassung über die Arbeit von Germanica Aelia kundtun. Nun bleibt mir aber kaum noch etwas anderes übrig. Wohl fühle ich mich dabei nicht, denn sie ist eine sehr attraktive und humorvolle Frau. Eigenschaften, die ich durchaus zu schätzen weiß. Ich meinte ausschließlich sie, als ich vorhin sagte, dass eine Zusammenarbeit mit dem Magister Scriniorum G.A. für mich ohne Interesse ist. Offensichtlich habe ich mich da nicht klar genug ausgedrückt. Hinzu kommt, dass ich prinzipiell nicht mit einer Frau über politische Dinge verhandeln oder sprechen würde. Mein konservativer Standpunkt dürfte allgemein bekannt sein.
    Nun bekleidest du dasselbe Amt, aber ich habe bereits vorhin angedeutet, dass ich deine Berichte sehr schätze. Ich bin überzeugt davon, dass du meine Informationen für deine umfassenden Berichte nicht brauchst. Demnach wäre ein Kontakt zu dir ein Gewinn, ganz klar. Das liegt aber vor allem in deiner Person nicht in deinem Amt und schon gar nicht in deinem Geschlecht begründet.“
    ;)


    Ich nahm erneut einen Schluck und setzte zu weiteren Ausführungen an.


    „Natürlich würde ich mir die Vernetzung von Stellen wünschen, die mir im Gegenzug mit Informationen aus Rom dienen könnten. Wir sollten uns nicht vollkommen voneinander losgelöst entwickeln. Mantua in der Curia anzusprechen, wäre die Aufgabe der aus unserer Stadt stammenden Curiamitglieder, nicht die deine.“


    Nun wartete ich ab, wie meine Erklärung auf Stephanus wirkte.