Beiträge von Tiberius Corvius Cadior

    „Wenn ich geahnt hätte, welche Erlebnisse du mit dir herumträgst, hätte ich Deandra dieses Gespräch überlassen. Ich muss gestehen, ich fühle mich reichlich überfordert und auch nicht besonders wohl. Leichten Gewissens kann ich dir meinen Schutz zusagen. Ganz gleich wofür du den zukünftig einmal brauchst, aber um deine seelischen Wunden zu bedecken, bin ich nicht der Richtige. Über solche Themen sollten sich Frauen miteinander unterhalten, wobei ... „ Ich stockte. „Es liegt auch nicht im Bereich des Möglichen, dass sich Deandra mit einer Sklavin über deren Schicksal unterhält.“


    Verdammt, ich saß fest und suchte krampfhaft nach einer Lösung. Wünschte mir einerseits, nie einer Frau begegnet zu sein, und andererseits war klar, um mir selbst in die Augen sehen zu können, durfte ich jetzt nicht kneifen.


    „Was kann ich tun?“, fragte ich und fühlte mich komplett hilflos.

    „Schon gut“, erwiderte ich zerstreut. Ich konnte wirklich nicht sagen, dass ich mich wohl in meiner Haut fühlte. In mir stritten gerade zwei Seelen. Eine wollte flüchten, die andere Schutz bieten.


    „Es müsste mir und nicht dir leid tun, weil ich derart ungelenk bin und nicht angemessen reagieren kann.“

    Ich musste schlucken. Was sollte man auf so eine Geschichte auch antworten? Da hatte ich mich ja selbst in eine Situation gebracht ...
    Mit Worten zu trösten, verstand ich nicht gut, also legte ich meinen Arm um sie und schwieg einfach.




    Sim-Off:

    Sorry! Ich fühle mich grade ein bissel überfordert. :(

    Eigentlich hatte ich nichts verstanden, kaum klanglich, aber ich jedem Fall nichts inhaltlich. Ich drehte und wendete ihre Worte in Gedanken, brachte aber keinen Sinn hinein.


    „Ich verstehe leider gar nichts“, gab ich ehrlich zu.
    Sie tat mir leid und ich überlegte, was ich tun sollte. Vorsichtig strich ich ihr die Träne aus dem Gesicht.


    „Es ist besser, du machst jetzt hier reinen Tisch. Vielleicht gelingt dir dann ein Neuanfang.“

    Stur behielt ich den neutralen Punkt in ihrem Gesicht bei und wendete meine Augen nicht ein Stück ab. Das war jetzt Selbstbeherrschung und es erschien mir nötig, bei dem, was ich ansprechen wollte.


    „Über zwei Dinge möchte ich hier und heute mit dir reden. Einmal über deine Angst, die mir vollkommen unverständlich erscheint, und zum anderen über deine oft bedrückte Stimmung. Ich verstehe einfach nicht, wie der Kauf eines, noch dazu hübschen Kleides, Nachdenklichkeit und Traurigkeit auslösen kann. Was deine Angst betrifft … vielleicht kann ich sie mildern, wenn ich erst einmal verstehe, warum sie überhaupt existiert.“


    Ich lehnte mich zurück und erwartete Mias Erklärungen.

    Nachdem ich alle Waren in die Villa gebracht hatte – auf dem Markt kam es mir viel mehr vor als hier – machte ich es mir in einem der Zimmer bequem und wartete auf Mia. Schließlich kam sie und sie sah einfach entzückend aus. Ein bezauberndes Kleid an einer jungen, anmutigen Frau – den Blick abwenden, war einfach unmöglich ...

    Die Rückfahrt verlief schweigend. Mia schien bedrückt zu sein und ich machte mir meine Gedanken …


    Bei der Villa angekommen, stieg ich vom Wagen, half Mia beim Aussteigen und kontrollierte als erstes den rechten Vorderlauf des Außenpferdes. Es schien als lahmte es etwas. Da ich nichts Außergewöhnliches am Huf feststellen konnte und auch keine Schwellung an den Gelenken zu finden war, setzte ich das Bein beruhigt wieder ab.


    Ich drehte mich Mia zu.
    „Nimm ein paar leichte Sachen und lagere sie in der Kühlhöhle unterhalb der Küche ein. Ich werde den Rest abladen. Anschließend treffe ich dich zu einem Gespräch – umgezogen“, betonte ich meinen Wunsch.

    „War es so schwierig ein Kleid auszusuchen?“, fragte ich amüsiert, als ich ihr Seufzen hörte.


    Als ich sie jedoch anblickte, wurde mir klar, dass mehr hinter dem Ganzen stecken musste. Der Kauf eines Kleidungsstückes war nicht geeignet, jemanden derart bedrückt aussehen zu lassen.


    „Wir werden in der Villa ein Gespräch führen müssen“, entschied ich kurzerhand auf dem Weg zum Wagen. Aufmerksam beobachtete ich ihre Reaktion.

    "Eine gute Wahl", lobte ich.


    Ich zählte die Sesterzen ab und reichte sie der Marktfrau.


    "So, jetzt haben wir alles", sagte ich zufrieden.
    "Wir fahren jetzt in die Villa und du entledigst dich deines praktischen Hauskleides. Zukünftig wählst du die entsprechende Kleidung deiner Tätigkeit angemessen. Für die grobe Hausarbeit ein praktisches und wenn du die Herrschaften bedienst oder gar das Haus verlässt, ein besseres."

    Ich musste schon wieder schmunzeln. Mia kam mir vor, als käme sie aus einer anderen Welt. Offenbar traf das auch wirklich zu.


    "Such dir von diesem Stapel, den ich dir gezeigt habe, ein Kleid aus, welches dir in seiner Farbe gefällt. Wähle das, was DIR gefällt und nicht das, wo du glaubst, es ist passend aus der Sicht anderer. Tu es einfach, auch wenn es zum ersten Mal in deinem Leben ist."


    Ich bemühte mich absichtlich, eher freundlich als bestimmend zu wirken. Etwas Zuspruch konnte sie gut vertragen, fand ich.

    "In welchen Häusern hast du zuvor gedient?", fragte ich verwundert. "Dein Herr ist Patrizier, vergiss das nicht."


    Die Stoffe waren zwar fein, aber keineswegs übertrieben. Edle Ware eben. Klar, nicht jeder aus dem einfachen und doch freien Volk konnte sich diese Kleidung leisten.

    "Schon besser", sagte ich teilweise zufrieden, "... aber noch nicht perfekt. Etwas zu farblos wie ich meine. Zu dir würde eine lebendigere Farbe passen. Nichts kräftiges, eher dezent, aber nicht so fad wie diese hier. Dort drüben." Ich zeigte auf eine Reihe von pastellfarbenen Stoffen, die sich zurückhaltend und doch fein zwischen den anderen Kleidern ausmachten.

    „Ich gebe die Preisklasse vor und du suchst Farbe und Stoff aus“, entschied ich kurzerhand.


    Ich kannte längst Deandras Einstellungen. Sie legte Wert auf ein gehobenes Erscheinungsbild, ohne protzig zu wirken. In Rom erwähnte sie kurz, dass sie anstelle von Commodus handeln müsse, denn entweder besaß der keinen Geschmack oder sah sich derzeit nicht in der Lage, anständig für seine Sklavin zu sorgen. Nicht umsonst schickte er sie nach Ostia.


    Wir näherten uns einem solchen Verkaufsstand und ich war sehr gespannt… ;)

    Aufmunternd nickte ich Mia in ihren Anfängen zu und bald fühlte sie sich sicher und traf gute Entscheidungen.


    Nach und nach wurden meine Arme schwer und ich musste zurück zum Wagen. Als ich zurückkehrte hatte Mia erneut einen Berg an Vorräten zusammengetragen. :D Ich bezahlte und nahm Mia kurz zur Seite.


    „Es reicht langsam. Wir haben keine Notzeiten“, sagte ich todernst, musste aber bald grinsen.


    „Einen Stand nehmen wir noch mit. Du brauchst unbedingt eine bessere Tunika. Als Sklavin der Aurelier sollst du dich von den anderen Sklavinnen abheben. Commodus, dein Herr, ist auch nicht unvermögend zu nennen.“


    Erst nachdem ich es geäußert hatte, wurde mir bewusst, dass Mia allein Commodus unterstand. Er hatte sie zwar in Deandras Obhut gegeben, weil er im Feld weilte, aber das änderte nichts daran, dass er Mias Herr war. Eilig wischte ich den Gedanken weg.