Beiträge von Tiberius Corvius Cadior

    „Na bitte! Geht doch“, erwiderte ich schmunzelnd und meinte ihr Lächeln. Dann wurde ich wieder ernst.


    „Tja, nun beginnt deine Arbeit. Mit Einkaufen habe ich nichts zu schaffen. Ich bezahle und bringe die Waren zum Gespann, du suchst sie aus. Was die Aurelier bevorzugen, hast du das eine oder andere Mal schon erlebt. Also? Dann los, Kleines.“

    Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich sah, wie beeindruckt Mia von den verschiedenen Ständen war. Beständig hatte sie Schwierigkeiten, mir zu folgen. Abrupt blieb ich deswegen stehen und weil sie nicht aufpasste, prallte sie fast auf mich.


    Ich lachte. Der Spaß war geglückt.

    „Ich werde Aurelia Deandra davon in Kenntnis setzen, dass die Übergabe der Einrichtungen in zwei Tagen stattfinden kann“, verabschiedete ich mich von dem Handwerker.


    Ich ging Richtung Ausgang. Als ich Mia erreicht hatte, warf ich einen kurzen Blick auf sie, um aber sofort wieder wegzusehen. Im Laufen sagte ich knapp: „Wir gehen.“

    Verwundert nahm ich meinen Kopf ein Stück zurück. Ich war verwirrt. Es bestand überhaupt kein Grund, vor mir Angst zu haben und dann auch noch die Tränen…
    Das alles überstieg derzeit meine Möglichkeit zu helfen. Ich ließ ihr Gesicht los und ging wieder auf den Handwerker zu. Geschäftig redete ich mit ihm. Mir war klar, ich floh vor ihren Tränen…

    Ich hatte vorhin genau verstanden, was sie gesagt hatte und rechnete ihr jetzt hoch an, dass sie ihre Worte wahrheitsgemäß wiederholte.


    Mein prüfender Blick verschwand und machte einem wohlwollenden Ausdruck in meinen Augen Platz. Ich nahm ihr Kinn und drehte ihren Kopf so, dass sie nicht mehr an mir vorbeisehen konnte.


    „Warum, bei den Göttern, hast du Angst? Doch nicht etwa vor mir?“ Verwundert blickte ich sie an.

    Für wie blind hielt sie mich eigentlich? Zwar würde ich mich nie als Frauenkenner bezeichnen, aber durch meine Arbeit mit Pferden war mein Blick selbst für kleinste Anzeichen von Gemütsveränderungen geschult. Pferde waren mit Abstand noch schwieriger zu durchschauen als sie.


    Musternd glitten meine Augen wieder über ihre Gestalt. Ich war unschlüssig in dem, was ich tun sollte. Ihr Zittern und ihre Unsicherheit irritierten mich. Ich schüttelte kurz den Kopf, sah zur Seite und sie danach wieder an.


    „Das sehe ich anders, aber gut, wenn du nicht willst“, sagte ich schließlich und wandte mich wieder den hantierenden Handwerkern zu.

    "Mehr als zuvor glaube ich, dass du mit deinen Problemen genau in diese Stätte gehörst. Ich werde mit Deandra sprechen. Mir kommt gerade so eine Idee und noch ist es nicht zu spät für Umbaumaßnahmen.“


    Entschlossen lief ich durch den großen Raum und erkundete die angrenzenden Zimmer. Ganz klar, dass sich Adlige auch hier von den einfachen Bürgern abgrenzen und separate Winkel beanspruchen würden. Was Mia betraf: An ihrer Stirn stand nicht dran, dass sie Sklavin war und an ihrer Kleidung würde man sie als solche nicht erkennen, wenn Deandra sie erst einmal eingekleidet hatte. Eine Sklavin aus dem Hause Aurelia konnte gut und gerne mit so mancher Bürgerlichen rein äußerlich mithalten.


    Ich ging wieder zu Mia zurück und blieb dicht vor ihr stehen. Aufmerksam betrachtete ich ihre Augen.

    Ich verstand nicht was in ihr vorging, aber etwas wenig Erfreuliches musste es sein. Der Ausdruck in ihrem Gesicht wurde hart und stand in einem sonderbaren Kontrast zu ihren sanften Zügen. Die Veränderung berührte mich auf gewisse Art.


    Zögerlich hob ich meine Hand und berührte sie an der Stirn. Sanft glitt ich über ihre Schläfen bis zum Kinn hinab. Angestrengt versuchte ich in ihren Augen zu lesen.

    Ich drückte die Tür zum „Rettungsanker“ auf und staunte nicht schlecht. Die Innenarbeiten waren so gut wie abgeschlossen und sogar viele der georderten Möbel standen bereits an Ort und Stelle. Ich trat ein und drehte mich zu Mia um.


    „Falls dir irgendwann dein Herz schwer ist, kannst auch du diesen Ort aufsuchen und in Gesprächen mit anderen Betroffenen Erleichterung finden. Als Sklavin der Gens Aurelia und ich bin mir sicher, Deandra wird dich noch gut einkleiden, hast auch du hier freien Zugang.“


    Forschend glitten meine Augen über das Gesicht von Mia.

    "Mein Name ist Tiberius Cadior. Es wäre mir recht, wenn du mich, so wie fast alle, Cadior nennen würdest.


    Es ist wirklich ein beeindruckendes Gebäude, das Kapitol", bemerkte ich ganz nebenbei und betrachtete das Bauwerk zum wiederholten Male. Danach wandte ich mich wieder Seia zu.


    "Wird dein Auffenthalt von längerer Natur sein oder befindest du dich nur auf der Durchreise?" Ostia zog in jedem Fall die unterschiedlichsten Besucher an.

    Wir passierten die Stadtgrenze von Ostia und ich zügelte die Pferde, so dass sie gemächlich durch die Straßen Ostias trabten. Mein Ziel war als erstes das neue Bauvorhaben von Deandra. Vor dem Treffpunkt Rettungsanker stoppte ich das Gespann und stieg aus.
    Ich warf einen Blick auf Mia. Sie wirkte nicht nur müde, sondern auch merkwürdig nachdenklich.


    "Möchtest du mitkommen?", fragte ich sie.

    Ich wollte die Rückreise von Rom nach Ostia dazu nutzen, einige Wege zu erledigen. Auf Mias Müdigkeit konnte ich wenig Rücksicht nehmen. Ich hoffte, sie würde durchhalten, denn neben einigen geschäftlichen Erledigungen für mich, blieb es ihr vorbehalten, auf dem Markt einkaufen zu gehen.


    Zügig galoppierten die Pferde Richtung Hafenstadt.

    Ich half Mia beim Einsteigen. Als sie sich setzen wollte, war ich erneut überrascht, aber ich ließ sie gewähren.


    Ich griff nach den Leinen und straffte sie. Sofort nahmen die Hengste Fühlung mit den Gebissstücken auf und reagierten prompt, als ich mit den Leinen nachgab. Sie suchten den Kontakt wieder herzustellen und zogen damit gleichzeitig an. Ich lenkte die Biga vom Anwesen der Aurelier und ließ die Pferde auf der Straße zügig antraben. Außerhalb Roms reisten wir in fliegendem Galopp und die Rösser genossen die Möglichkeit des Dahinjagens.

    Sim-Off:

    Verletzen ist nicht meine Absicht, nur ein bisschen ablästern


    Ich seufzte und griff nach ihrem Gepäck. Schnell hatte ich es verstaut. Ich stieg auf den Wagen und hielt ihr wieder die Hand hin.

    Ich ging zu Deandra und setzte sie von meinen Plänen, nach Ostia zurückzureisen, in Kenntnis. Sie wollte noch in Rom bleiben, weil sich einerseits ein Besucher angekündigt hatte und sie andererseits noch den Praefectus Vigilum sprechen wollte.


    Ich verabschiedete mich, ging zu den Stallungen und schirrte die beiden Rappen an. Da ich Mia nirgends entdecken konnte, blieb mir nichts anderes übrig, als das Gespann bis zum Haupteingang der Villa zu führen.


    Von weitem sah ich sie auch schon. Ich schüttelte mit dem Kopf. Warum Frauen bloß immer so kurz dachten? Sie wusste doch, wo wir bei unserer Ankunft ausgestiegen waren. Warum stand sie nicht am selben Ort, sondern vor der Villa? Als ich heran war, blickte ich ihr teils amüsiert, teils vorwurfsvoll in die Augen.



    Sim-Off:

    Tut mir leid, dass du derzeit stellvertretend für alle Frauen so viele Seitenhiebe abbekommst. Ich kann's mir nicht verkneifen. Schrei mich per Pn an, wenn du Entlastung brauchst.

    „Vermutlich wird dich Eirene unter ihre Fittiche nehmen. Sie ist zwar mitunter etwas kantig, aber sonst eine nette Frau.“


    ‚Na ja’, dachte ich, ‚jedenfalls dann, wenn man auf so kantige Frauen steht und von denen wimmelte es nur so in Rom.’


    Ich erhob mich. Da das Badefest offenbar abgesagt wurde, war meine Anwesenheit hier nicht mehr vonnöten. Ich wollte nach Ostia zurückkehren, mich um die Pferde kümmern und den Stand der geplanten Vigillesstation in Erfahrung bringen.


    Kurz vor der Tür verhielt ich den Schritt.


    „Pack deine Sachen, wir fahren noch heute nach Ostia zurück“, sagte ich zu Mia, betrachtete sie kurz und verließ dann den Raum.



    Sim-Off:

    Du hättest dich auch schlafen legen sollen, als Deandra ins Bett gegangen ist. Jetzt hast du eine durchwachte Nacht am Hals. ;)