Beiträge von Sextus Duccius Parfur

    Schwer war der Stoff auf seinen Schultern, doch schwerer wog die Frage. Wollte er sie sehen? Er wusste es nicht. Er wusste gar nichts mehr.
    Dennoch nickte er. Er musste sie einfach sehen. Musste sehen wie es ihr ging, irgendetwas trieb ihn dazu. Lies ihm keine Ruhe.
    So wurde er von dem Mann zurück zu ihrer Hütte geführt.
    Als Sextus diese betrat und Julia sah überkam ihn das Gefühl des unwirklich seins. Das konnte doch nicht wirklich geschehen sein. So friedlich wie sie da lag, wie schlafend, nur etwas blasser als gewöhnlich. Das musste doch alles nur ein böser Traum gewesen sein.
    Doch die Anwesenheit der Frau bei Julia und der Mann hinter ihm bewiesen ihm das Gegenteil.
    Langsam, zögernd und ängstlich ing er auf Julia zu, den Mantel fest um sich schlingend. Die nass gewordenen Haare tropften ihm auf die Schutern, während er mit zittriger Stimme fragte: "Wie.. wie geht es ihr?!"

    Setus nickte, nahm die Worte jedoch nicht wirklch wahr. Dann sah an sich runter. Seine Arme waren sauber, doch der Rest? Das Hemd hatte er nun aus, dennoch war er immer noch rot. Überall rot. Überall Blut.
    Ekel überkam Sextus. er wollte das Blut nicht an sich haben! Wollte es weg haben! Mach es doch jemand weg!
    Ohne lange nachzudenken ging er mit unsicheren Schritten in den kleinen Weiher. Bis zu der Hüfte stand er drinnen. In einem unregelmäßigen, entsetzten Rythmus schöpfte er Wasser, rieb sich damit ab.
    Das Blut sollte weg! Doch bald hatte er das Gefühl, dass der ganze Weiher aus Blut bestand. Alles war so rot.
    Entsetzt watete er so schneller konnte wieder aus dem Wasser, schüttelte sich, da ihn ein eiskalter Schauer durchlief.

    Sextus lies es geschehen, nahm es nicht wirklich wahr.
    Immer wieder spielte sich die grade erlebte Szene vor ihm ab. Das brechen der Augen des Mannes, die Gewissheit er war tot. Und dann Julias Anblick. Immer wieder. Immer wieder.
    Das Zittern wollte nicht aufhören, selbst als Sextus von allem Blut gereinigt war fühlte er sich noch schmutzig. Schmutzig und schlecht.
    Er war zu spät gewesen. Viel zu spät! warum war er denn nicht schon früher Julia suchen gegangen? Er war doch wach gewesen, hatte gesehen, dass sie nicht da war. Und doch hatte er gewartet!
    Eine stumme Träne rann aus seinem Augenwinkel, doch befreite er sich aus der haben Umarmung, stand zitternd auf.
    Zum ersten Mal blickte er den Mann, der bei ihm war an. Er wusste selbst nicht was er wollte,er blickte den Mann einfach nur an.

    Sextus stand den Blick stur auf Julia gerichtet immer noch wankend aus der Hocke wieder auf. Die Hand spürte er kaum, nahm sie eigentlich gar nicht wahr. Den Dolch hatte er noch immer fest in der Hand umklammert, doch diese begann langsam zu zittern.
    Er lies sich von dem Mann fort bringen, zu einem kleinen Weiher grade ma ein dutzend Meter entfernt, doch dort wollten Sextus seine Beine nicht mehr tragen. Sie knickten unter ihm weg, so dass er etwas unsanft auf den Knien vor dem Wasser landete.
    Wie betäubt steckte er die Hand mit dem Dolch ins Wasser, sah zu, wie sich das Blut langsam mit dem flüssigen Nass vermischte, es rot färbte. die kleinen Wirbel faszinierten ihn und er starrte wie betäubt darauf, ehe das zuerst nur leichte Zittern immer unkontrollierter wurde, sich in seinem ganzen Körper ausbreitete.
    Er hatte grade einen Menschen umgebracht und dem nicht genug war er auch noch zu spät gekommen, zu spät für Julia.

    Der Mann war tot! Tot. Tot.
    Sextus stand wankend auf, den Dolch noch immer in der Hand. Diese war voller Blut, genau wie sein Arm, was noch? Doch es war ihm egal. Alles was er denken konnte war:
    "Julia, nein.. Julia!"
    Er dreht sich stockend, zögernd zu ihr um. Und etwas in ihm brach, als er sie sah. Langsam wankte er auf sie zu, kniete sich bei ihr nieder.
    "Nein", flüsterte er, wolte ihr über die Wange streichen, wagte es jedoch nicht. Seine Hand schwebte, wie schon zuvor bei Valentin ein Stück über ihrer Haut.

    Zorn und Hass spiegelten sich in dessen Augen, als er den Dolch noch etwas tiefer zwischen die Rippen trieb. Sextus dachte nicht, daran, dass dieser Mann grade woh der ersten Menschen sein würde, den er getötet haben würde. Er dachte auch nicht daran, wie viel Glück er doch gehabt hatte, dass der Dolch seinen Weg in die Lunge des Mannes fand. Er dachte nur daran es diesem Schwein heimzuzahlen, ihn zu töten.
    Er zog den Dolch wieder heraus und stach noch ein zweites Mal zu und ein drittes.

    Die Schreie hatten aufgehört, doch Sextus wusste ncht, ob das unbedingt ein gutes Zeichen war. Schliddernd kam er um die letzte Ecke gestürmt, wo er den Urspung der Schreie vermutete.
    "Was?!", keuchte er entsetzt, als er die Gestalten dort sah. Eine Frau in zerissenen Kleidern, man konnte sie eigentlich nur noch Fetzen nennen und über ihr ein Mann, mit wahnsinnigem Gesichtsausdruck.
    "Nein",keuchte er nochmal, als er die Frau erkannte.
    "Julia!", rief er laut und ohne länger zu überlegen stürzte er auf den Mann los. Den Dolch in der selben Bewegung gezogen.
    "Du Schwein!", schrie er, bevor er den Mann ansprang und auf ihn einstach.

    Wo blieb sie nur?
    Langsam machte sich Sextus Sorgen. Vom entspannt zurücklegen konnte keinte Rede mehr sein, er tigerte nun schon seit einiger Zeit unruhig auf und ab.
    Wo war sie? Und warum war sie so lange weg?
    Sextus lief zum Eingang, schaute hinaus. Jedoch sah er nemanden. er schüttelte den Kopf ging wieder in die Hütte und lief wieder kurz auf und ab.
    Nochmal ging er zum Eingang, hiet es Drinnen einfach nicht mehr aus. Mit einem komischen gefüh im bauch blieb er draußen stehen und hiet in der Dunkelheit Ausschau nach Julia.
    Da waren aufeinmal Schreie in der Nacht zu hören, verzweifelte. Erschrocken blickte sich Sextus um, woher kamen sie? Ungefähr die Richtung bestimmend ging er erst zögernd, dann immer schneller auf diese zu.

    Die ganze Zeit hatte Sextus nicht wirklich realiesiert, was gewesen war. Vaentin blutete, wurde versorgt, in eine Hütte gebracht. Die ganze zeit war er bei ihm, hielt seine Hand versuchte für ihn da zu sein. Und dann kam Julia wieder! Seine Augen leuchtete kurz auf, ehe sie sich wieder auf das bleiche Gesicht seines Vaters richteten.
    Als dieser sprach, war es für Sextus wie ein Dämmern, das den Morgen ankündigte. Er lebte und er war wach! Er würde wieder gesund werden!
    Später, nachdem sie ihr Lager aufgebaut hatten lag Sextus erst eine Weile wach. Immer wieder schweiften seine Augen zu seinem schlafenden vater, hoffend, dass es ihm gut ging. Doch irgendwann siegte die Müdigkeit und die Wärme von Julia an seiner Seite und er schlief ein.


    Nach einer Weile wachte er auf und merkte, dass eben diese Wärme verschwunden war. Mit einem Ruck saß er aufrecht, ließ sich dann jedoch wieder zurück sinken. Sie würde sicher bald wieder da sein, vermutlich musste sie ihre Blase erleichtern oder so ähnlich. Kein Grund über zu reagieren. Das sagte er sich zumindest und beschloss erstmal zu warten, biss sie zurückkehrte.

    Sextus war ein ganz kleines Stück beiseite gegangen, als der Gode begann sich um Valentin zu kümmern. Er schaute ängstlich in die Richtung, wo vorhin noch Julia gewesen war, doch da stand niemand. Wo war sie? Warum ist sie weg gegangen?
    Valentin stöhnte und sofort war Sextus wieder bei ihm.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, als er dessen Worte hörte. Das hörte sich so an, als würde er, Valentin, selbst schon mit dem Tod rechnen. Sextus griff nach dessen unverletzten Hand, drückte sie an seine Brust. Eine Träne lief nun über seine Wange, gefolgt von weiteren.
    "Vater, nicht sterben!... Ich bin hier. Hier... Valentin, Vater. Bleib bei uns,... bleib bei mir! Bitte!", stammelte er. Verzweifelt blickte er in das bleiche Gesicht, hielt die Hand seines Vaters fest umklammert.
    "Wird er... wird er überleben?", fragte er den Goden, stur auf seinen Vater blickend. Er unterdrückte einen Schluchzer, er sah so schwach aus, als wäre kaum noch Leben in ihm.

    Sextus wollte sich zu Julia drehen, sah, wie sie wegging. "Julia... Alrun! bleib...", rief er noch, ehe er ein dumpfes Geräusch neben sich hörte und den leichten Druck auf seiner Schulter nicht mehr spürte.
    "Vater!", flüsterte er erschrocken, kniete sich zu ihm.
    Blut überal Blut. Lebte er überhaupt noch? Er atmete, ja er atmete ncoh! Sextus tastete über den Körper von Valentin. Seine eigenen Hände färbten sich dabei ebenfalls blutrot. So viel Blut, zu viel Blut.
    Er musste es irgendwie stoppen. Er tastete nach seiner Kleidung, riss einen Streifen ab. Versuchte damit zuerst die Blutung des Schnitts am Oberarm zu stillen.
    "Alrun, Julia, bitte hilf mir, hilf ihm!"

    Die Männer liesen von ihnen ab, Sextus blickte wie geschockt auf die Szene. Valentin hatte gewonnen. Sprach mit gut verständlicher Stimme, doch Sextus begriff die Worte nicht, er seh nur seinen Vater auf sich zukommen.
    Sofort stürzte er ihm entgegen, ohne auf Julia oder wen sonst zu achten.
    "Vater", flüsterte er, knapp vor ihm stehend. "Ich bin so froh. Du lebst."
    Dennoch traute er sich nicht seinen Vater anzufassen, hatte angst ihm wehzu tun. Und doch wollte er ihn umarmen, festhalten. So schwebten seine Hände kurz über ihm, knapp davor ihn zu umarmen.

    "Nein, nein! Valentin, Vater!", murmelte Sextus, wehrte sich erst nur halbherzig gegen die Krieger. Dann schlug er kurz heftig um sich, wollte zu seinem Vater gelangen, was jedoch sofort unterbunden wurde. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Brach komplett durch.
    "Vater! Tu was! Tu doch was!", schrie er nun laut.

    "Vater!", schrie Sextus nun doch laut aus. Er konnte es nicht ertragen, wollte es nicht mehr. Er wollte zu ihm, diesen Barbaren von ihm stoßen, die Verletzungen verhindern!
    Julia dachte wohl gleich, sie machte sich von seiner Hand los, wollte auch zu ihm. Sextus war zwiegespalten, so entzweigerissen. Valentin hatte ihn eindringlichst gebeten Julia zurück zu halten, doch er wollte auch zu ihm! Wollte ihm helfen.
    Was sollte er tun, was sollte er nur tun? Innerhalb von Sekundenbruchteilen entschied er sich, wusste nicht, warum so, doch er tat es.
    Er griff nach Julia, hielt sie fest umklammert, ein Schluchzen schüttelte ihn. "Vater!"
    Fest umarmte er sie. Hielt sie zurück.

    Vor dem Kampf hatte Sextus seinen Vater angesehen:
    er konnte sich noch immer nicht damit abfinden, dass dieser nun sein Leben riskieren würde. Doch alles Reden inder Nacht zuvor, das laut werden und schließlich das frustrierte Schweigen hatten nichts gebracht. Sextus hatte Angst, große Angst um seinen Vater. Doch es konnte ihn nichts von diesem Vorhaben abbringen, wirklich nichts. Sextus hatte eigentlich alles versucht.
    Und so wollte Sextus seinem Vater wenigstens Glück wünschen, doch als er ihn ansah brachte er nichts von diesen Worten heraus. Verbittert und traurig blickte er zu ihm, zeigte all seine Sorge, seine Angst.
    Schließlich sagte er leise, ohne seinem Vater mehr in die Augen schauen zu können: "Ich werd auf sie aufpassen. Ihr wird nichts geschehen. ... Ich will meinen Vater nicht verlieren."


    Nun stand er hier, hielt mit aller Kraft Julias Hand umklammert und er hätte befürchten müssen ihre Hand zu zerquetschen, wenn sie nicht mindest eben so stark zudrücken würde.
    Ich will meinen Vater nicht verlieren! Valentin! Sarolf!
    Irgendjemand muss ihm helfen!
    Seine Kieferknochen knackten schon, so sehr biss er die Zäne zusammen, um nicht laut auszurufen, um seinen Vater nicht abzulenken. So große Angst hatte er um ihn. Und die Verletzungen, die dieser Bisher davongetragen hatte machten alles nur noch schlimmer. Sextus wollte nicht mehr hinsehen, konnte jedoch nciht anders. die Angst trieb ihn dazu. Er wollte hin und seinem Vater helfen, doch hielten Julia und er sich gegenseitig fest.

    Sextus gefiel es hier in dem Kreis von fremden Kriegern nicht. Genau so wenig gefiel es ihm, dass er von den beiden quasi ausgeschlossen wurde, obwohl er es irgendwo verstehen konnte. Doch am allerwenigsten gefiel ihm, dass Valentin, seine Vater, morgen kämpfen würde, kämpfen und sein Leben damit aufs Spiel setzten.
    Sextus presste die Zähne zusammen, starrte zu den beiden, versuchte aus der Körpersprache zu lesen, was gesprochen wurde. Er wurde nicht wirklich daraus schlau. Doch, was er sah beunrhigte ihn auf eine seltsame Weise. Als Julia dann auch noch wegzurennen versuchte wollte er ihr hinterher, doch sie wurde von zwei der Krieger aufgehalten. Grummelnd trat Sextus wieder zurück, wollte ihnen ihr persänliches Gespräch lassen. Irgendwas schien passiert zu sein, doch was?
    Missmutig ging Sextus auf und ab, stierte weiterhin zu den beiden. Valentin hielt Julia umklammert, fast so als wollte er verhindern, dass sie weiter weglief. Was bei den Göttern war da los?
    Warum bekam er nie mit, wenn etwas, wie es doch schien, wichtiges besprochen wurde? Und warum hatte Valentin ihm nicht gesagt, dass er, so einer blöden germanischen Tradition folgend, kämpfen würde? Warum hatte er es Sextus nicht erzählt?
    Sextus wollte seinen Vater nicht verlieren, verdammt!
    Warum tat dieser dann so was?

    Sextus blinzelte nochmal, Julia? Sie war es?!
    Ja, sie musste es sein!
    Leise, fast unhörbar kam der Name "Julia", über seine Lippen, ehe er sie fest aufeinander presste und ein lauteres aber immer noch geflüstertes "Alrun!" hervor brachte.
    Noch immer konnte er nur Schemen erkennen, aber sie musste es sein.

    Sextus dachte nicht daran seine Zunge zu zügeln und wollte grad wieder aufbrausen, als er aus den Augenwinkeln eine Gestalt bemerkte, die die Hütte betrat.
    Irgendetwas brachte ihn dazu während Valentins folgenden Worten zu der Gestalt zu schauen. Erst konnte er sie nicht richtig erkennen, war die Sonne, die von draußen hereinfiel doch zu hell und blendete ihn. Doch es schien von der Statur her eine Frau zu sein.
    Sextus kniff die Augen zusammen, um sie besser sehen zu können, doch konnte er nicht mehr als Umrisse wahrnehmen.

    Sextus wandte sich entgeistert an Valentin, als der Krieger hinausging.
    Zuerst bewegte er nur stumm, entsetzt den Mund, ehe es aus ihm herausbrach:
    Grade so erinnerte er sich noch daran den germanischen Namen von Valentin zu gebrauchen, doch alles andere vergas er.
    Die Wut aber auch die Angst um seinen Vater brach aus ihm heraus, als diesen mit den folgenden Worten anschrie:
    "Sarolf, bist du verrückt geworden!?"