Beiträge von Maximus Decimianus Verus

    Sie wollte mein Zimmer sehen. Und vermutlich noch viel mehr. Ich lächelte in mich hinein. Es lief besser, als ich erhofft hatte. Ach, Calliope, sie hatte mich schon am ersten Abend verrückt gemacht, damals im Garten, als sie nach meiner Hand gegriffen hatte.


    "Soll ich Dir beim Einkaufen helfen? Ich könnte die eine Hälfte der Liste übernehmen, Du die andere, dann geht es schneller und wir haben noch ein wenig mehr Zeit für uns..."

    Obst, Schinken, Gemüse und weitere Zutaten hatte ich sofort vergessen, als ich ihre großen Augen sah. Sie schien begeistert zu sein.


    "Es ist nichts großes..." sprach ich. "Einfach nur ein kleines Zimmer in einer Insula mit dem Nötigsten was man zum Leben braucht. Ich weiß, ich hätte auch ein Zimmer in der Casa Decima haben können, und vielleicht kriege ich ja auch noch eines, aber das erste eigene Zimmer, es war ein unglaubliches Gefühl von Freiheit. Mehr noch als der Erhalt der Freiheit selbst."


    Ich sah sie an. "Wenn Du willst können wir nachher dort vorbeisehen..."
    Hoffentlich würde sie ja sagen. Ich wollte mehr...

    "Was wird es denn leckeres geben?" fragte ich sie und legte in einem unbeobachteten Moment meine Hand für einen kurzen Moment auf ihren Hintern. Dann lachte ich und ging ein wenig auf Distanz. Schließlich waren wir auf dem Markt.


    "Du, Calliope..." fuhr ich fort. "Hab ich schon erzählt, dass ich ein eigenes Zimmer habe?"

    Sie schmiegte sich an mich und ich ließ es geschehen. Sie war so wunderbar. Einfälltig in gewisser weise, zutraulich und liebevoll. Ich blickte kurz nach links und nach rechts, ob uns jemand sehen würde, da die meisten Marktbesucher jedoch mit Einkaufen beschäftigt waren und wir nicht zentral standen, drücke ich ihr schnell einen Kuss auf die Nase.


    "Machen wir unsere Besrogunge, ja? Und um das andere kümmere ich mich." flüsterte ich und sah sie dann an. "Was brauchen wir denn alles?"

    Sie schien den Tränen nahe und es rührte mich.


    "Bitte wein nicht. Es wird eine Lösung geben" sprach ich und neigte mich nach vorne. "Wir können uns auch heimlich lieben. Oder ich rede erst mit Gallus. Wenn Gallus nichts dagegen hat, wird Meridius sicher auch nichts dagegen haben. Ich weiß es ja selbst nicht. Ich bin zwar kein Römer, aber Libertus. Wie sind die Dinge geregelt? Wie hat man sich zu benehmen? Als ich noch Sklave war, war vieles einfacher für uns beide..."

    "Das ist nicht das Problem, Calliope. Ich werde auch weiterhin für Meridius arbeiten. Nur bin ich eben kein Sklaven mehr von ihm." Ich hielt inne und überlegte, wie ich es ihr erklären sollte. "Voher war ich Sklave, wie Du. Jetzt bin ich frei. Aber gleichfalls entfernt von Dir. Ich ..." Wie sollte ich es sagen? Wir hatten noch nie darüber gesprochen und auch noch nicht miteinander geschlafen. Ich sah sie an und verstummte. Es fiel mir schwer.


    "Wenn ich mehr von Dir wollte, als nur in Deiner Nähe zu sein, wenn ich..." ich lief sicher rot an "... wenn ich Dich als Frau erfahren wollte, durch und durch... Man schläft nicht mit dem Besitz eines anderen. Oder doch?"


    Nun war es heraus. Es war vielleicht nicht romantisch gewesen, aber nun wusste sie, wieviel ich für sie empfand.

    Sie hatte Recht und ihre dunklen Augen stießen durch mich hindurch bis in mein Herz. Von einem Moment auf den anderen wurde ich etwas melancholisch und auch wenn ich zufrieden war endlich frei zu sein, wurde mir in diesem Moment schlagartig bewusst, dass sich einges verändern würde. Ich hatte es bisher gar nicht bedacht gehabt.


    "Was wird aus uns?" fragte ich sie und sah sie vielleicht etwas erschrocken an. Sie war Besitz meines Herrn, ich war nicht mehr sein Sklave und frei, an eine sorglose Beziehung wie vorher war nicht mehr zu denken und eine Heirat war ebenfalls ausgeschlossen. Ich konnte schlecht Meridius fragen, ob ich von ihm die Erlaubnis erhalten würde, mit seiner Sklavin ausgehen und schlafen zu dürfen.

    Ihre Hand lag sanft auf der meinen und ich war glücklich.


    "Ja, es kam auch für mich überraschend. Ich hatte damit nicht gerechnet und ich weiß bis heute noch nicht, warum mich mein Herr freigelassen hat. Ich werde ihn in den nächsten Tagen einmal aufsuchen müssen und dann werde ich ihn fragen. Meinst Du, dass ich ihn fragen sollte? Ich muss es. Es lastet mir auf der Seele..."

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Etwas später, nachdem sich die beiden Sklaven auf den Weg zum Markt begeben hatten - denn Gallus hatte Calliope tatsächlich für Einkäufe vorgesehen gehabt ....


    Wir befanden uns also auf dem Markt und schlenderten vor uns hin. Ich sah dabei Calliope von der Seite an und bewunderte ihre Schönheit ein wenig. Ich hatte sie lange nicht gesehen gehabt und da unsere Liebe noch am Anfang stand, war sie für mich wie eine Göttin. Noch wusste ich nicht, was ich ihr alles sagen konnte und wo ich besser schwieg. Nach einem Anfang suchend, begann ich mit einem Kompliment.


    "Du siehst gut aus..." sprach ich und lächelte ihr freundlich zu.

    Ich hatte an diesem Tag einiges vor, folglich stand ich früh auf, wusch mich über einer Schale kalten Wassers, zog eine frische Tunika an, aß etwas Brot vom Vortag mit einer Handvoll Oliven und einem festen Käse und schnürte dann meine Sandalen. Nach einem Blick in ein blank poliertes Metallstück, welches als Spiegelersatz diente, warf ich mir den Mantel über und trat aus meinem Zimmer.

    Nachdem ich von meinem Herrn freigelassen worden war und nun für meine Tätigkeiten ein eigenes Gehalt bekommen sollte, beschloss ich mir eine eigene Wohnung in der Stadt zu besorgen. Auch wenn ich mich in der Casa Decima wohlfühlte und dort sicher ein Zimmer bekommen hätte, war er das erstemal, dass ich selbstständig handeln konnte. Und eine meiner ersten freien Aktionen bestand darin, in einer Insula ein kleines Zimmer besorgen.


    Es war nicht sehr groß, umfasste nur wenige Quadratmeter und befand sich direkt unter dem Dach. Auf engstem Raum waren ein altes Bettgestell, eine Truhe, ein Tischchen und ein Stuhl untergebracht. Ich verfügte darüberhinaus über mehrere Öllampen, ein Kohlebecken für den Winter und mehrere Tongefäße, in welche ich Lebensmittel lagern konnte. Alles in allem nicht viel, doch mein eigenes Reich.


    Da ich sowieso den ganzen Tag zu tun hatte und unterwegs war, hätte sich ein größeres Zimmer nicht gerechnet. Und eines mit einem anderen Römer zu teilen, stand nicht zur Diskussion.

    Ich betrat ebenfalls die Sklavenunterkunft um die neuen Sklaven einzuweisen. Ich zeigte ihnen, wo sie sie sich zum Schlafen hinlegen konnten und wo es Verstauungsmöglichkeiten für kleinere private Sachen gab. Dann wies ich Hraban an,sich am nächsten Tag bereit zu halten, da ich mit ihm vorhatte über seine zukünftige Arbeit zu reden. Um Niobe indess würde sich Gallus kümmern, da sie hier im Hause bleiben würde.

    Ich war viel zu beschäftigt gewesen. Erst nachdem ich alles geordnet und sortiert sah, entdeckte ich plötzlich SIE. War Calliope die ganze Zeit am Pier gestanden? Mit einem Lächeln trat ich auf sie zu.


    "Nanu, Du hier? Woher wusstest Du, dass wir kommen würden?"


    Ich zwinkerte ihr zu und drückte ihr kurz die Hand.


    "Wir reden nachher, ja?"


    Dann widmete ich mich wieder meiner Arbeit und verstaute das Reisegepäck der Herrschaften.

    Die Fahrt war - Poseidon sei Dank - gut verlaufen. Der Wind spielte uns der Jahreszeit entsprechend relativ gut mit und nachdem wir die Küste entlang gesegelt waren und der Kapitän mehrmals Halt gemacht hatte, kamen wir endlich aus Ostia kommend im Hafen von Tarraco an.


    Als ich von Bord ging und meine Heimat wiedersah,
    war ich froh hier zu sein.


    "Hraban! Niobe! Bewegung!" rief ich den beiden zu
    und kümmerte mich dann um das Gepäck der Herrschaften.


    Sim-Off:

    Passagierliste:


    Iulia Severa
    Decima Valeria
    Lucius Decimus Romanus
    Lucius Decimus Maximian
    Maximus Decimianus Verus
    Niobe
    Hraban

    Als die anderen eingetroffen waren, betrat ich als erster das Schiff und blickte mich um. Doch, dachte ich mir, die Reise würden wir überstehen, das Schiff war besser, als ich Anfangs vermutet hatte. So uns noch Poseidon gnädig war und einen guten Wind schenkte, konnten wir bald in Tarraco sein.


    Sim-Off:

    Und ab!