Beiträge von Germanica Aelia

    "Coooooorvus... schau doch mal.", drängelte ich weiter. "Achja... zu dunkel... moment... "
    Den Zettel legte ich beiseite, eilte davon, um wenig später mit einem Leuchtmittel zurückzukehren. Erneut begann ich meinen Gatten zu stupsen.
    "Schau doch mal. Das Neueste aus der Provinz Noricum. Eine Art... äh... Körperertüchtigung. Wie Ringen, nur totaaaaaaaal 'in'! Kuck doch! Man braucht nur zwei... äh... Stecken oder so."
    Wenn ich wach war, war ich unerbittlich und gnadenlos. So schnell würde der PAeA keinen Schlaf mehr finden.
    "Los, hoch mit dir."

    Ein Schnarchen konnte mich natürlich nicht aufhalten. Schlaf war ohnehin überbewertet :]
    Ich kam also mit patschenden Lauten näher und ließ mich mit Schwung auf dem Bett nieder, in einer Hand die Anzeige, in der anderen Corvus' Schulter - ich rüttelte sie.
    "Cooooooorvus? Schläfst du schon?"

    Ungewöhnlicherweise schlich ich auf nackten Fußsohlen und bereits im Nachtgewand, durch die Flure der Regia. Kaum jemand sah mich, hatten sich doch die meisten Hausangestellten doch schon zur Ruhe begeben.
    Es war bereits dunkel geworden, vermutlich hatte sich Corvus auch schon hingelegt... doch seit ich jene Acta-Anzeige zur Korrektur in die Hände bekommen hatte, konnte ich nicht mehr schlafen. Das war genial. Einfach toll. Das musste er einfach sehen.
    So klopfte ich ungestüm und schob, ohne auf Antwort zu warten, die Tür auf.
    "Cooooorvus?", säuselte ich.

    Viele werdens schon kennen, aber für alle anderen:


    Was, wenn Weihnachten 2007 stattgefunden hätte ...



    Säugling in Stall gefunden.


    - Polizei und Jugendamt ermitteln, Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen.


    In den frühen Morgenstunden wurden die Behörden von einem besorgten Bürger alarmiert. Er hatte eine junge Familie entdeckt, die in einem Stall haust. Bei Ankunft fanden die Beamten des Sozialdienstes, die durch Polizeibeamte unterstützt wurden, einen Säugling, der von seiner erst 14-jährigen Mutter, einer gewissen Maria H. aus Nazareth, in Stoffstreifen gewickelt in eine Futterkrippe gelegt worden war.


    Bei der Festnahme von Mutter und Kind versuchte ein Mann, der später als Joseph H., ebenfalls aus Nazareth identifiziert wurde, die Sozialarbeiter abzuhalten.
    Joseph, unterstützt von anwesenden Hirten, sowie drei unidentifizierten Ausländern, wollte die Mitnahme des Kindes unterbinden, wurde aber von der Polizei daran gehindert.


    Festgenommen wurden auch die drei Ausländer, die sich als "weise Männer" eines östlichen Landes bezeichneten. Sowohl das Innenministerium als auch der Zoll sind auf der Suche nach Hinweisen über die Herkunft dieser drei Männer, die sich anscheinend illegal im Land aufhalten.
    Ein Sprecher der Polizei teilte mit, dass sie keinerlei Identifikation bei sich trugen, aber in Besitz von Gold, sowie von einigen möglicherweise verbotenen Substanzen waren. Sie widersetzten sich der Festnahme und behaupteten, Gott habe ihnen angetragen, sofort nach Hause zu gehen und jeden Kontakt mit offiziellen Stellen zu vermeiden.
    Die mitgeführten Chemikalien wurden zur weiteren Untersuchung in das Kriminallabor geschickt.


    Der Aufenthaltsort des Säuglings wird bis auf weiteres nicht bekannt gegeben. Eine schnelle Klärung des ganzen Falls scheint sehr zweifelhaft. Auf Rückfragen teilte eine Mitarbeiterin des Sozialamts mit: "Der Vater ist mittleren Alters und die Mutter ist definitiv noch nicht volljährig. Wir prüfen gerade mit den Behörden in Nazareth, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen."


    Maria ist im Kreiskrankenhaus in Bethlehem zur medizinischen und psychiatrischen Untersuchungen. Sie kann mit einer Anklage rechnen. Weil sie behauptet, sie wäre noch Jungfrau und der Säugling stamme von Gott, wird ihr geistiger Zustand näher unter die Lupe genommen.
    In einer offiziellen Mitteilung des Leiters der Psychiatrie steht: "Mir steht nicht zu, den Leuten zu sagen, was sie glauben sollen, aber wenn dieser Glaube dazu führt, dass - wie in diesem Fall - ein Neugeborenes gefährdet wird, muss man diese Leute als gefährlich einstufen. Die Tatsache, dass Drogen, die vermutlich von den anwesenden Ausländern verteilt wurden, vor Ort waren, trägt nicht dazu bei, Vertrauen zu erwecken. Ich bin mir jedoch sicher, dass alle Beteiligten mit der nötigen Behandlung in ein paar Jahren wieder normale Mitglieder unserer Gesellschaft werden können."


    Zu guter Letzt erreicht uns noch diese Info: Die anwesenden Hirten behaupteten übereinstimmend, dass ihnen ein großer Mann in einem weißen Nachthemd mit Flügeln (!) auf dem Rücken befohlen hätte, den Stall aufzusuchen und das Neugeborene zu seinem Geburtstag „hoch leben“ zu lassen. Dazu meinte ein Sprecher der Drogenfahndung: "Das ist so ziemlich die dümmste Ausrede vollgekiffter Junkies, die ich je gehört habe."

    Ich vermute es hat den Sinn, das, nach einer Suche, der Platz dieser Navi gleich bleibt - es hat zwar vermutlich vorher auch niemand Probleme damit gehabt, sie zu finden, aber Kontinuität ist ja was Tolles im Internet, damit auch der deppatste User sich zurechtfindet :D

    Sehr zu meinem Unbill wurde unser Gezanke unterbrochen. Ah, das war Lyros. Ja, den hatte ich schonmal gesehen. Glaubte ich wenigstens. mit aller Mühe unterdrückte ich meine Wut und nickte ihm huldvoll zu.
    "Ich habe keinen Zweifel daran, dass Lyros diese Aufgabe hervorragend ausführen wird."
    'Schließlich war er schon Scriba, bevor du nach Alexandria gekommen bist', setzte ich grummelnd in Gedanken hinzu und grinste Corvus finster an.

    "Recht hatte er! Er hat vermutlich von Anfang an gewusst, dass ich nur eine Trophäe für dich bin, die du herumzeigen kannst.", zeterte ich.
    "Und was mache ich dumme Kuh? Verlasse meine Familie - für dich, mein Lieber, vergiss das nicht. Lasse mich adoptieren... was habe ich mir nur dabei gedacht?"

    Ebenso demonstrativ blieb ich zunächst stehen, würdigte den Abzug meines Gatten mit keinem Blick - auch wenn ich mich innerlich schwarz ärgerte. Sein Befehl "Komm jetzt!" wurmte mich jedoch noch mehr.
    "Ich bin keiner deiner Soldaten, dem du Befehle erteilen kannst!", schnauzte ich ihn an, streckte die Nase nach oben und zog hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei.
    "Alle haben mich gewarnt. Heirate ihn nicht, haben sie gesagt... "
    Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, genau zu erörtern wer was gesagt hatte. :]

    Vor Verblüffung stand mir nun noch der Mund offen.
    "ICH?" - Langsam begann auch meine Stimme ein wenig schriller zu werden.
    "Entschuldige, wenn man sich in deiner Gegenwart vor Ehrfurcht kaum regen kann!"
    Als das Tier sich jedoch unverhofft regte, hielt auch ich einen Moment inne. Es dauerte nicht lange.
    "Gekreische? Gekreische? Ich kreische hier so lange und so laut ich will! Schließlich ist mein Mann der Praefectus Aegypti! Huuuuuu!"
    Zur Untermalung gestikulierte ich wie eine übertrieben anbetende Priesterin.

    "Geist? Ach, da du es gerade erwähnst... ", gab ich süffisant grinsend zurück. Männer :rolleyes:
    "Darf ich dich daran erinnern, dass bei dieser Sache nicht Quantität, sondern Qualität wichtig sind? Wenn es schon bei den paar Mal nicht taugt, wie soll es dann besser werden, je öfter wir diese Schinderei auf uns nehmen?
    Und überhaupt, soll ich vielleicht den ganzen Tag rumsitzen und warten, dass der Herr und Gebieter, Vetreter des Kaisers in Ägypten, mir die Gunst seiner Aufmerksamkeit zuteil werden lässt? Wer bin ich denn? Ich war Magister Scriniorum in Italien! Ich war Comes in Germania! Und ich bin verdammt nochmal mehr als 'die Frau von Germanicus Corvus'!"
    Derart in Rage geredet begann ich die Fäuste zu ballen.
    "Und nein, bleib bloß nicht den ganzen Tag zu Hause, das wäre ja nicht auszuhalten! Meinetwegen kannst du auch in dein officium ziehen, wenn es dir dort so gut gefällt."

    "Ach, findest du? Aber die Frau eines Hunger leidenden Operarius bekommt ihren Mann sicher öfter zu Gesicht als ich, die Glückliche, die sich ja um nichts sorgen muss.", blaffte ich zurück. Im Gegensatz zu Corvus wurde ich zwar nicht zornesrot, dafür aber zog ich die Augenbrauen derart zusammen, dass sie sich fast schon berührten.
    "Vestalin? Ich? Pah! Was kann ich dafür, wenn mir dieses Wetter hier andauernd Kopfschmerzen bereitet? Und was kann ich dafür, wenn ich immer dann gerade eine Beschäftigung gefunden habe, wenn der Herr zu erscheinen geruht, hm?"
    Wie jede Durchschnittsrömerin, die in meinem Viertel aufgewachsen war, blendete ich sämtliche Umstehenden aus und schimpfte wie ein Rohrspatz. Kein Zweifel, das hier würde bald Palastgespräch sein... naja, zumindest eine Erwähnung in der Acta ließ sich verhindern. 8)

    "Die Acta-", begann ich hochaufgereckt (was immer noch sehr klein war) zu rezitieren, "-ist, als Zeitung des Kaisers, natürlich jederzeit neutral. Nur weil du mit der stellvertretenden Auctrix schläfst ist da nicht mit positiven Meldungen zu rechnen. Zumal es auch nicht sooooooo toll ist."
    Muahaha. Ich war ja so gemein 8)


    "Wenn du 'wir' sagst, meinst du wohl wie immer 'Du'?!"
    Diese Mutmaßung in den Raum gestellt grinste ich schief.
    "Ich könnte mit 'Die Frau des Praefectus Aegypti' unterschreiben. Wie klingt das?"

    Die Gewitterwolke über meinem Kopf (die wohl nur mir selbst bewusst war) verfinsterte sich zunehmend. Ehefrau von... Schwester von...
    Sfz. Ich war von der "Schwester von Didius Falco" zur "Frau von Germanicus Corvus" mutiert. Perfekt.
    So grummelte ich leise ein zustimmendes "Mhm", das zukünftige Hippopotamus "von Germanicus Avarus" betrachtend.
    "Noch niemand.", antwortete ich auf seine Frage, die Acta betreffend. "Soweit ich weiß zumindest. Der Senat lässt sich mit so etwas erfahrungsgemäß ja viel Zeit... und da diesmal die Auctrix P.P.A. - die bin ich, falls dus vergessen hast :P - nicht zur Nachfolge bereit stand, müssen sie auch noch darüber beraten wer denn nun geeignet ist, als Nachfolger."

    Noch immer beleidigt verschränkte ich die Arme.
    "Lucilla. Decima Lucilla heißt seine Frau. Bis vor Kurzem Auctrix der Acta Diurna.", gab ich steif zurück. Pff, also ob man nach der Heirat die eigene Identität verlor und nur die Frau von diesem und jenem war. Pff.
    Wieder streifte mein Blick das Hippopotamus. Es schien beinahe unmöglich, einen solchen Berg aus Fleisch und Gebiss "feierlich" zu übergeben. Ich ertappte mich allerdings beim Gedanken, wie wohl eine rote Schleife aus Seidenstoff um den Kopf des Tieres wirken würde. 8)
    "Lyros?", wiederholte ich. Ich hatte keine Ahnung, welcher der zwölfundreißig Schreiber in der Regia nun dieser Lyros sein sollte... die Beschreibung "steif und würdevoll" passte zumindest auf jeden, den ich bislang gesehen hatte.
    "Äh... jaja, Lyros... der kann so etwas sicher."

    Ich klappte den Mund auf - und geräuschvoll wieder zu.
    "Deine Sorge rührt mich.", entgegnete ich schließlich trocken.
    Immer leiser werdend begann ich jedoch zu grummeln. "Wie sieht das aus? Pff... Frau mit nur einem Arm... ich geb dir gleich Frau mit nur einem Arm... tse... wie sieht das aus... dillo."
    Trotzig schob ich das Kinn nach vorne. Hätte das Mistvieh nicht tatsächlich ein so riesiges Maul, ich hätte wohl rein aus Prinzip meine Hand nach ihm ausgestreckt. :]