Beiträge von Didia Lucia

    Fröhlich plaudernd ging ich mit Cato über den Markt. Für später hatte ich noch eine Überraschung geplant, ich freute mich jetzt schon auf sein Gesicht.


    "Wie habt ihr euch eigentlich früher versorgt, dein Lehrer und Du ? Seid ihr überhaupt einmal auf dem Markt gewesen ?"


    Ich hakte mich bei Cato unter und schaute ihn dann lächelnd an.

    Gut gelaunt klopfte ich an Cato's Zimmertür.


    *Klopf Klopf*


    Ich freute mich schon darauf den Tag mit ihm zu verbringen, öffnete die Tür und sah, das Cato schon auf mich wartete.


    "Guten Morgen Cato, wie war deine Arbeit heute morgen ? Hast du dir schon überlegt, was du besonders gerne sehen möchtest oder willst du dich ganz meiner Führung überlassen heute ?"


    Ich zwinkerte ihm zu.

    Ich umarmte Cato noch einmal liebevoll und sah ihm nach wie er ins Haus ging.


    Dann schaute ich hinauf zu den Sternen und träumte ein wenig vor mich hin.


    Nach einiger Zeit wurde ich müde und ging in mein Zimmer.

    Ich entzündete den Weihrauch in einer Schale und winkte dann den Sklaven zu, sie sollten den Widder noch näher zu mir bringen.


    Auch der Widder wehrte sich sehr heftig, so daß ich schnell mein Opfermesser nahm und ihm die Kehle durchschnitt. Das war geschafft.
    Crispina fing das Blut in der Opferschale auf.


    Mit einiger Mühe schaffte ich es den Widder so umzudrehen, das ich mit dem Bauchschnitt beginnen konnte.
    Ich setzte das Messer an, auch dieser Schnitt gelang gut.


    Herz, Leber und die Nieren sahen normal aus und hatten auch die richtige Farbe. Die Götter nahmen das Opfer an.


    Dies verkündete ich dann auch stolz den Trauergästen und nickte dann Crispina zu, diese wollte bestimmt noch etwas beifügen.

    "Das hört sich doch sehr schön an Cato. Sicher wirst Du Tenzin einmal wiedersehen können. Und an Rom wirst Du dich sicher bald gewöhnen"


    Ich mußte lachen.


    "Es ist schon recht hektisch hier, aber es gibt auch immer etwas Neues zu sehen und hören, es wird selten langweilig."


    Langsam trank ich noch einen Schluck Wein.


    "Schön, das Du schon eine Arbeit gefunden hast. Ich bin Priesterin, allerdings bin ich noch in der Ausbildung.
    Die Res Vulgares Prüfung habe ich auch erst vor kurzem abgelegt, Du wirst das schon schaffen."


    Liebevoll gab ich Cato einen Kuss auf die Wange. Dabei fiel mir auf, das er recht müde aussah.


    "Du siehst so müde aus, möchtest Du lieber hineingehen ?"

    Ich zeigte meinem Bruder den Weg in den Garten und führte ihn zu einer Bank, welche ein wenig versteckt lag. Hier war ein idealer Platz für eine Unterhaltung.


    Aus der Karaffe goß ich Wein in die Becher und reichte Cato einen davon.


    Dann setzte ich mich hin und schaute in den Himmel. Es fing bereits an dunkel zu werden, unser Garten war nur durch einige Fackeln beleuchtet.


    Vor wenigen Tagen, mir kamen es bereits wie Wochen vor, hatte ich hier mit Commodus gesessen. Wo er jetzt wohl war und wie es ihm ging ? Noch immer spürte ich seine Berührungen in meinem Haar und das herrliche Gefühl der Geborgenheit wenn ich bei ihm war. Hoffentlich war alles in Ordnung. Ich würde gleich morgen in den Tempel gehen und für ihn beten beschloß ich.


    Es fiel mir schwer meinen Bruder anzulächeln, doch die Freude über unser Wiedersehen überwog doch.


    "Bist Du denn all die Jahre nur mit deinem Lehrmeister zusammen gewesen ? Das muss doch sehr einsam gewesen sein. Soll ich Dir morgen ein wenig mehr von Rom zeigen ?"

    Gespannt hatte ich Cato's Geschichte gelauscht, brachte es mir doch auch die Erinnerung an meine Kindheit und an die meines Vaters zurück. Wenn ich mich sehr anstrengte meinte ich, Vaters Gesicht zu sehen, doch die Bilder verschwammen schnell.


    Bei den letzten Worten meines Bruders fiel mir erst auf, das wir noch immer im Flur standen. Wo sollten wir hingehen ? In eine Taverne mochte ich nicht gehen, dieses Gespräch zwischen Cato und mir sollte uns gehören und niemand anders.


    "Komm wir gehen ein wenig in den Garten"


    Unbewußt hatte ich meinen Lieblingsplatz genannt. Wir können uns ja etwas zu trinken mitnehmen. Warte doch einen Moment.


    Rasch holte ich eine Karaffe Wein und zwei Becher. Dann gingen wir nach draußen.

    Die Opferungsutensilien waren wieder gereinigt, insbesondere mein Opfermesser.


    Nun würde die Opferung für die Laren gleich beginnen. Inständig hoffte ich, das die Götter auch dieses Opfer annehmen würden, hatte meine Freundin und ihre Familie doch schon so viel Leid erfahren müssen.


    Wieder brachten einige Sklaven das Opfertier zu mir, diesmal war es ein Widder, welcher genauso wie das Schwein ein prächtiges Tier war.


    Alles lag bereit, ich nickte Crispina zu, sie wollte vor der Opferung noch einige Worte sprechen und würde mir dann wieder beim Auffangen des Blutes behilflich sein.

    Nachdenklich schaute ich einen Moment vor mich hin.


    "Ich weiß es gar nicht genau, ich war ja noch sehr jung damals, es müssen aber auf jeden Fall über zehn Jahre gewesen sein."


    Ich wollte Falco unbedingt noch etwas erzählen, wußte aber nicht genau, wie ich es anfangen sollte. Daher stand ich auf und holte eine Karaffe mit Wein.


    "Möchtest Du auch etwas trinken Falco ?" fragte ich ihn und goß mir schon mal einen Becher ein und trank einen Schluck Wein.


    "Falco, ich muß Dir noch etwas Wichtiges sagen."


    Eine leichte Röte überzog mein Gesicht.

    Eigentlich schon im Gehen, sah ich das sonst kein Priester da war, um die Opferungszeremonie durchzuführen und den bittenden Blick von Crispina, so kam ich wieder zurück.


    Nun fiel mir auch auf, das schon einige Sklaven mit den Opfertieren bereit standen.


    Crispina hatte die Trauergäste schon mit Wasser gereinigt, so konnte die Opferung gleich beginnen.


    In Gedanken ging ich schnell noch einmal die Zeremonie durch und schaute nach, ob ich auch alle Utensilien dabei hatte. Es war alles dar.
    Crispina kam zu mir und nahm die Opferschale um mir beim Auffangen des Blutes behilflich zu sein.


    Leise sprach ich ein Gebet und winkte dann den Sklaven zu, die ein prächtiges Schwein zu mir brachten. Dieses quiekte zwar sehr laut dabei und wehrte sich energisch, doch die Sklaven schafften es zu mir und hielten es fest.


    Dann zog ich mein Opfermesser, es blinkte hell in der Sonne. Innerlich war ich sehr nervös, jetzt kam es auf den richtigen Schnitt an, doch versuchte ich mir nichts davon anmerken zu lassen.


    Ich trat vor und schnitt dem Schwein mit einer schnellen Bewegung die Kehle durch. Der Schnitt war geglückt, das Blut floß gut heraus und wurde von Crispina in der Opferungsschale aufgefangen.


    Nach kurzer Zeit drehte ich das Schwein, um an die Eingeweide herankommen zu können. Ein weiterer Schnitt mit dem Opfermesser durch die Bauchdecke des Schweines und ich fand Herz, Leber und Nieren.


    Die Organe waren gut entwickelt, sie hatten die richtige Größe und Form und ich atmete erleichtert auf.


    "Liebe Vesuvia Crispina und Vesuvia Caecilia, verehrte Trauergäste,
    ich darf verkünden, das die Götter das Opfer annehmen und die Weihung des Grabes vollbracht ist."


    Dann drehte ich mich um und überwachte die Vorbereitungen für das Reinigungsopfer für die Familie Vesuvia.

    "Dafür war es wohl zu spät."


    Grinsend sah ich zu Falco hinüber und mußte dann lachen. In solchen Augenblicken kam ich mir vor, als wenn wir noch Kinder wären.


    "Ich bin auch sehr glücklich darüber, das ich meinen Bruder getroffen habe. Endlich habe ich Cato wieder gesehen. Wir sind viel zu lange getrennt gewesen."


    Ein glückliches Lächeln überzog mein Gesicht.

    Eine Weile hatte ich leise mitgesungen, meine Gedanken waren bei meiner Freundin und ihrer Schwester. Aber es schien mir, als würden sie sich wieder näher kommen in diesen schweren Stunden.


    Ob dies wirklich so war, würde sich zeigen. Ich schaute noch einmal in die Flammen, dann drehte ich mich um und ging. Dies war eine Familienangelegenheit, in den letzten Minuten wollte ich nicht stören.


    Ich würde am nächsten Tag meine Freundin besuchen.

    Herzlich erwiederte ich die Umarmung meines Bruders. Endlich hatte ich ihn gefunden.


    Liebevoll schaute ich ihn an.


    "Mir geht es gut, erst recht wo ich dich nun gefunden habe."


    Ich mußte Cato einfach noch einmal umarmen. Er hatte mir ja so gefehlt.


    "Seit kurzer Zeit bin ich hier in Rom. Ich mache eine Ausbildung zur Priesterin. Falco war so lieb mich aufzunehmen."


    Dann schaute ich ihn fragend an.


    "Wie ist es dir ergangen ? Lange Zeit dachte ich du wärst verschollen oder schlimmeres."


    Einige Tränen schossen mir in die Augen.