Prometheus
„Unter allen Göttern der Griechen hat Prometheus die merkwürdigste Beziehung zur Menschheit: eine Beziehung, die durch Ähnlichkeit und durch Gegensätzlickeit an die Auffassung des Christentums von seinem Erlöser erinnert.”
Prometheus ist in der griechischen Mythologie jener Titan, der den Menschen erschuf und ihnen das Feuer brachte. Weil er dessen Gesetze übertrat, wurde Prometheus von Zeus bestraft.
Eltern des Prometheus sind der Titan Iapetos und die Okeanine Klymene.
Brüder des Prometheus sind Atlas, Menoitios und Epimetheus, der im Gegensatz zu seinem listigen Bruder ein Tor war.
Verschiedene Gemahlinnen und Kinder werden Prometheus zugeschrieben. Die Asia, andere Hesione oder Axithea.
Als sein Sohn gilt Deukalion, Tochter soll jene Isis gewesen sein, welche von Zeus Mutter des Epaphos wurde. Auch die Pandora soll eigentlich von Prometheus stammen.
Als weitere Gattinnen werden Celaeno genannt, mit der er Vater von Lykus und Chimeräus sei, die Pyrrha, Mutter von Hellen sowie eine ungenannte Nymphe, von der die Thebe abstamme.
Prometheus schuf aus Lehm und Wasser den Menschen. Dazu soll er von allerlei Tieren eine Eigenschaft beigegeben haben, weshalb der Mensch furchtsam sei wie ein Hase, schlau wie ein Fuchs, stolz wie der Pfau usw. Weil sein erster Mensch noch stumpf und ohne Seele war, nahm ihn die Athene auf ihren Schild und hob ihn in den Himmel. Am Sonnenwagen des Helios entzündete sie eine Rute, mit der sie den Menschen zum Leben entflammte.
Seine List setzte Prometheus zugunsten seiner Menschen ein, als es um die Aufteilung der Opfertiere ging. Prometheus schlachtete zu Mekone einen Stier und teilte die Teile in zwei Haufen. Der eine waren die blanken Knochen, bedeckt von dem Fett, der andere das Fleisch und das gute Geweide, das er unter dem Magen verbarg. Zeus sollte nun einen Haufen für sich wählen. Der durchschaute die List, griff aber absichtlich nach dem Haufen mit den Knochen. Das war dem Zeus nun Vorwand, zur Bestrafung des Prometheus den Menschen das Feuer zu nehmen. Prometheus holte es aber dennoch wieder, indem er heimlich in einem hohlen Narthexrohr an der Sonne entzündete und den Menschen das himmlische Feuer brachte.
Ehe Zeus den Menschen das Feuer wegnahm, stand es offenbar allgemein an Eschen zur Verfügung.
Die Bestrafung des Frevels erfolgte wiederum am Menschen. Zeus sandte den Menschen eine unwiederstehliche Frau, die Hephaistos aus Erde gefertigt und mit Hilfe der Pallas Athene geschmückt hatte.
Für alle seine Taten ließ Zeus den Prometheus schwer büßen. Er band ihn mit schweren, unlösbaren Fesseln, durch deren Mitte er einen Pfahl trieb. Täglich kam ein Adler zu ihm und fraß von seiner Leber, welche in der Nacht wieder nachwuchs. Erst Herakles tötete den Adler und befreite Prometheus von dieser Qual.
Es heißt, Prometheus sei von Zeus selbst oder auf Befehl des Zeus von Hephaistos für 30.000 Jahre an den Kaukasus gekettet worden.
Diese Episode besang AISCHYLOS in seiner Tragödie „Der gefesselte Prometheus”. Laut beklagt Prometheus darin das Unrecht, das ihm durch die Ordnung des Zeus wiederfährt. Dabei habe er doch den Menschen so viel Gutes getan, ihnen beispielsweise Heilkunst, Prophezeiung oder Schmiedekunst gebracht.
Sein Leiden war auch darum so qualvoll, weil der Kentaur Chiron zugunsten seiner auf die Unsterblichkeit verzichtet hatte, eine Erlösung durch Tod für Prometheus mithin nicht zu erwarten war, wie er bei AISCHYLOS klagt.
Prometheus wußte (durch die Moiren) von seinem Schicksal und damit, daß dereinst die Thetis einen Sohn bekommen werde, der den Adler beseitigen und Zeus an Macht übertreffen werde. Dies teilte er dem Zeus mit, der ihm dafür die Freiheit gab, war die Erfüllung dieser Prophezeiung doch nicht im Interesse Gottvaters. Nur einen eingefaßten Stein vom Kaukasus hatte Prometheus als Ring zu tragen, ihm zu dauernder Mahnung. Hierher soll die Sitte rühren, einen Ring zu tragen, beispielsweise beim Eheschluß.
Nach abweichender Darstellung kam es hingegen dazu, daß wie prophezeit Herakles, in dreizehnter Generation Nachkomme der Io (die dann identisch mit der Thetis ist), den Adler erschoß. Prometheus teilte ihm dafür mit, wie er zum Garten der Hesperiden kommen solle. Dort, ganz im Westen der Welt, traf Herakles übrigens einen Verwandten des Prometheus, der dem gewissermaßen gegenüberstehend, ähnlich schwer zu leiden hatte, mußte dieser Atlas doch die ganze Welt stemmen.
In der Akademie zu Athen stand ein Altar des Prometheus. Bei den Feiern zu seinen Ehren, den Promethea, wurden an diesem Altar Fackeln entzündet. Damit lief man um die Wette, achtsam, daß die Glut nicht erlösche - wie Prometheus selbst einst am Wagen des Helios die Glut beschaffte und damit rasch zu den Menschen lief.
Ein weiteres Heiligtum teilte Prometheus in Athen mit dem Hephaistos. Ihnen beiden gemeinsam war die Nähe zum Feuer und die handwerkliche Geschicklichkeit, besonders in der Schmiedekunst. Auch sonst überschneidet sich in der Mythologie beider Gottheiten manches.