Beiträge von Aquilia Plinia Verina

    ... und ich erblickte jemanden den ich erkannte. Auf Anhieb. Ich war heute vom Dienst an der Vesta freigesprochen und mein Stirnband und den Schleier hatte ich im Atrium Vestae gelassen. Bald war meine Zeit auch um... Was würde ich danach tun? Ich wusste es nicht...


    Ich ging leise auf ihn zu und als ich hinter ihm stand, während er sich Waren an einem Stand besah sagte ich leise:


    "Buh"


    Ich grinste.

    Ich beschloss nach langer Zeit der Ruhe wieder einmal spazieren zu gehen. Ich mochte nicht mehr allein sein und so ging ich auf die Märkte. Es war Mittagszeit und es herrschte reges Treiben. Der eine erhoffte sich, noch schnell ein Gewürz zu ergattern, der nächste schlich herum und war von Beruf Dieb...

    Ich schluchzte. Wenn ich so wäre wie ich sein wollte, wäre ich vermutlich bereits hingerichtet worden. War das nicht sogar richtig...? Meine Gedanken begannen einen absurden Plan zu schmieden.... Sextus sollte wieder kommen... Ich würde ehrlich sein...


    "Ich habe aber zu keinem Quentchen das Blut einer Plinia! Und ich kann nicht mehr stark sein. Wenn ich stark wäre, hätte ich Alypia gerettet, dann hätte ich es wenigstens versucht. Doch ich habe zugesehen, wie sie entführt wurde. Das ist nicht stark und auch nicht mutig!"


    Ich starrte auf den Boden an meinen Füßen, noch immer in den Armen von Balbillus liegend. Ich wollte nicht mehr und diese Müdigkeit, des Lebens überdrüssig setze sich in meinem Kopf fest.

    Ja. es war vorbei. Ich zitterte unter den Tränen die ich mit meinen gsprochenen Worten nicht mehr zurückhalten konnte. Ich saß wie erstarrt da und weinte einfach nur. Ich befand mich in einer absoluten Tiefphase meines Lebens und hatte keine Kraft mehr. Sextus, komm doch her, zu mir. Oh Alypia, mögen sie dich doch endlich freilassen. Alexander, wäre das alles geschehen wenn ich dich nicht hätte gehen lassen? Vater...


    "Ich ertrage es einfach nicht mehr... Ich zerbreche unter den Lasten die ich zu tragen habe, es sind soviele und so schwere. Ich schaffe es nicht mehr eine Vertreterin des römischen Volkes zu sein, so schwer..."


    ... ist die Verantwortung. Und nun habe ich auch noch meine "Schwester" verschwinden lassen. Ohne Alypia wäre ich niemals in die Gens Plinia gekommen. Sie war damals meine beste Freundin gewesen und bald - nach dem Tod meiner Eltern - wurde ich eine Plinia.


    "Es ist nicht richtig. Sie ist doch eine Plinia. Nicht ich. Sie wurde in dieser Familie geboren. Ich war das Opfer dieser Entführung. Warum sollte man sie entführen? Ich verstehe das alles nicht... Ich sollte sterben, entführt werden, denn..."


    ... ich habe sie doch nicht aufgehalten, hatte es nicht einmal versucht. Ich hatte Sextus fortgeschickt und wer wusste nun was mit ihm war? Meinetwegen ist doch Alexander gestorben, weil er mich nicht anrühren durfte. Und Vesta, die Göttin des Endes hatte ihn letzten Endes zu sich gerufen...

    Ich kniff die Augen vor Qual zusammen und nun rann eine Träne meine Wange hinab. Wie oft hatte ich nun schon hier gestanden und geweint? Wegen Alexander, wegen Sextus, wegen Alypia...

    "Sie wurde vor meinen Augen entführt..."


    Ich knickte zusammen und landete auf meinen Knien. Oh ihr Götter, verzeiht mir meine Feigheit.

    Ich schüttelte mit dem Kopf und dachte kurz nach. Tot? Nein, ich schätzte eher nicht. Warum hätten sie sie dann nicht sofort getötet.

    "Nein, tot ist sie nicht. Glaube ich nicht."


    Ich musste an unser Gespräch denken. Es ging um Alexander, um die Männerwelt im Allgemeinen. Sie war die einzige gewesen der ich alles anvertrauen konnte.

    Ich atmete tief und schwer ein und aus. Ich dachte an das was damals vorgefallen ist. Ich dachte an die Schreie. Seitdem war ich nicht mehr ohne meinen Lictoren weggegangen. Ich sah meinen Onkel wieder an.


    "Ich fürchte ich bringe es nicht fertig dir das zu sagen..!"


    Nein, das würde ich wahrlich nicht schaffen und anlügen mochte ich ihn nicht.

    Ich sah aus müden Augen zu ihm auf. Ich musste an die grausamen Momente denken und bis mir auf die Lippen um nicht doch zu weinen. Ich hätte schon längst darüber sprechen sollen. Aber konnte ich ihm die Antworten auf seine Fragen ins Gesicht sprechen? Ich war feige gewesen.

    "Ich.."


    Nun drehte ich mich mit vor den Mund geschlagener Hand weg und sah tief durchatmend zum Tempel der Vesta, danach zum Atrium Vestae. Ich konnte es nicht sagen...



    Sim-Off:

    Da sie in Elysio gestellt ist hol ich die Geschichte jetzt mal sehr weit her, ok? Ich vermute ohnehin nicht dass sie zurückkehrt, auch wenns für mich was tolles wär da ich sehr gut mit ihr auskam. Auch sim:off. Naja.

    Sah ich ihm eben noch in die Augen so wurde mein Blick und stumpf und blieb irgendwo zwischen unseren Gesichtern hängen. Sein Brief. Eigentlich hätte ich wissen müssen dass es nicht abgehandelt werden könnte wie ich es getan habe.

    "Ja, ich erinnere mich...!"


    Meine Augen schimmerten wieder einmal verdächtig doch ich sprach nicht darüber. Ich weinte auch nicht.

    Ich sah meinen Onkel voller Überraschung an. iIt ihm hatte ich nun gar nicht gerechnet. Ich lächelte, doch schnell wurde mein Blick um einiges besorgter:

    "Onkel! Wie schön dich wiederzusehen! Wie geht es dir?"


    Die Frage hatte sich mit einem genaueren Blick in sein Gesicht eigentlich erübrigt. Ich sah zu ihm auf.

    Ich kniete vor dem Altar und sah bittend zu Vesta, während ich ein stummes Gebet murmelte. Dieses Gebet galt nur ihr und mir und ich hoffte sie würde meine Worte erhören. Ich schloss kurz meine Augen und dann stand ich auf. Ich blieb noch einige Zeit stehen bevor ich dann heraustrat und...

    Ich nickte bei seinen Worten nur, vorerst und ging nun seitlich an das Ufer des Tiberis. Ich sah mich zu ihm um und deutete ihm an, ob er nicht neben mir Platz nehmen wollte. Dann zog ich meine Knie an und sah auf das Wasser.

    "Ja.. Es gibt viele Arten der Liebe und ich bin wahrlich verpflichtet einem jeden Bürger mit Liebe zu begegnen, ich stelle schließlich Vestas und des Imperators Tochter dar. Doch ich möchte mich dennoch auf eine Sache konzentrieren können, denn ich habe Angst auch körperliche Liebe zu spüren. Und ich würde auf diesem Wege 2 Tote und viele Geschädigte zurücklassen."


    Ich pflückte einen Grashalm und fuhr damit durch die anderen Halme die sich unter dem leichten Druck leicht beugten. Genau wie ich mich bei den kleinsten Lasten beugte und auf jedermann hörte der gut auf mich einzureden wusste.


    "Ich versuche meinen eigenen Weg zu gehen. Ich werde ehrlich zu dir sprechen du scheinst ja ohnehin in mir zu lesen wie in einer offenen Pergamentrolle. Ja, ich habe Sextus verdammt gern, aber ich weiß nicht ob es Liebe ist und dies ist die Wahrheit. Ich weiß es nicht genau was ich für Sextus fühle. Und ich weiß auch nicht ob es richtig ist mit dir darüber zu sprechen weil du mit ihm verwandt bist..."


    Ich seufzte tief und versuchte Sextus trauriges Gesicht aus meinen Gedanken zu verbannen um es gegen ein fröhliches Gesicht auszutauschen. Und ich verdrängte das Gefühl ihn küssen zu wollen, meinen Sextus zu umarmen. Am liebsten würde ich in Sextus Armen liegen und weinen. Doch ich wusste wirklich nicht wie ernst die Liebe zu ihm war...


    "Sextus tut mir einfach leid, ich habe ihm derart wehgetan. Mir habe ich auch wehgetan, wie du es schon richtig erkannt hast. Doch ich schätze es ist so besser. Irgendwann werden wir beide - er und ich - lernen mit diesen Schmerzen auszukommen. Und dann werden wir beide einsehen, dass dies der beste Weg war."


    Ich spürte wie etwas in mir drückte und dieses Mal fühlte sich der Fluss auf meiner Wange eisig an. Es war als würde klares Quellwasser über meine Wange rinnen. Die eine Träne schmerzte und sie schien meine Fassung mit sich fortzuspülen. Es durfte nicht sein, dass ich so vollkommen ehrlich mit einem Fremden über meine Gefühle sprach. Mit etwas erstickter Stimme fuhr ich fort.


    "Ständig überlege ich, was Sextus wohl gerade macht, obwohl ich das eigentlich nicht dürfte. Ich frage mich ob er auch immer an mich denkt und ich fürchte immer dass er eine andere lieben könnte. Dabei habe ich ihm doch selbst gesagt er solle mich vergessen, er würde lernen eine andere zu lieben. Es ist verrückt. Doch andererseits..."


    Ich fühlte wie sich die zweite Träne aus meinen Augenwinkeln stahl und ihre Bahn an meiner Schläfe fortsetzte und sich an einem Haar vor meinem Ohr festklammerte, es an meine Haut befestigte. Ich fühlte mich so verloren und alles war ohne ihn so einsam. Dabei hatte ich doch mit meinen eigenen Worten seine Nähe aus meiner Umgebung gebannt. Es waren nicht die Götter gewesen, es war nicht mein Vater gewesen...


    "... andererseits wollte ich doch dass er geht. Ich wollte dass er seines und mein Leben nicht mehr so durcheinander wirft. Die Liebe hätte jetzt noch keine Chance gehabt, sie wäre auf die Art wie wir sie empfanden und wohl beide noch empfinden falsch gewesen. Alle hätten uns versucht daran zu hindern und spätestens die Todesstrafe hätte uns wieder voneinander getrennt. Und ich hoffe auf ein Wiedersehen nach meiner Zeit als Vestalin, doch ich glaube nicht daran. Bis dahin wird die Welt komplett anders aussehen. Vermutlich für ihn..."


    Ich wischte mir Träne 3 und 4 trotzig schon am Ansatz weg. Ich wollte nicht mehr weinen, doch diese Tränen galten allein Sextus. Ich wünschte ich könnte jedem ehrlich sagen was ich fühlte, was ich dachte. Und mir war es egal was nach diesem Gespräch geschehen würde, hauptsache ich konnte jemanden erzählen was mich zu meinen Beweggründen geführt hatte.


    "Denn ich habe ihn so verletzt, dass ich bezweifle dass er mich für immer lieben wird. Und die Liebe wird auch nie wieder die Gleiche sein. Ich weiß nicht ob der Schmerz des Verlustes oder die Einsamkeit stärker wird während er weg ist. Ich weiß noch als wir uns das erste Mal gesehen hatten. Damals hatte ich ihn und Furus vor einer Horde der Cohortes Urbanae gerettet und lange haben wir uns in einem verlassenen Hause unterhalten. Wir hatten uns eine ewige und unzertrennbare Freundschaft geschworen..."


    Ein bitteres Lächeln brachte ich zustande während die Tränen flossen. Ich versuchte gar nicht mehr sie aufzuhalten, es war ohnehin sinnlos. Meine Wangen waren bereits genässt. Wie gern würde ich nun Sextus Hand auf meinem gefrorenen Gesicht fühlen, seine warme Hand die die Tränen wegwischte. Sein Lächeln was die Trauer wegfegte und alle Zweifel beseitigte. Sein Lachen was mir hinauf auf die Füße half. Seine Umarmung die mir Schutz spendete...


    "Doch wir brachen diesen Schwur. Das ahnte ich schon den Tag darauf als er einer Marktfrau die Amphore zerhauen hatte und sich dabei die Hand aufriss. Ich gab ihm damals mein Tuch und ich hoffe er hält es noch immer an seinem Herzen. Es ist schlimm, ich kann nicht auf seine Treue bauen, denn zwischen uns existiert keine Liebe, keine öffentliche. Nur unsere Seelen sind einander verbunden und nichtmal da bin ich mir sicher..."


    Ich ballte meine Hand zu einer Faust und zerknüllte dabei den Grashalm um ihn auf den Boden fallen zu lassen. Ohja, so zerbrochen wie der Grashalm war auch ich, war auch Sextus. Mein Herz schien zu zerbersten solange ich Sextus sah, doch es würde gefrieren wenn er verschwand. War das Liebe? Es schien alles so hoffnungslos, auch wenn die Götter diesen Weg für uns vorgesehen hatten. Was für ein grausames Spiel. Ob wir da in einen Machtkampf Vestas und Venus' hineingeraten waren?


    "Ich schätze er hat eine sehr gute Familie. Wie auch ich. Doch der Unterschied wird sein, dass ich Vater niemals die Ohren zuweinen dürfte. Er hat Verständnis für diese Dinge und er ist ein wunderbarer Mensch. Doch ist er auch sehr streng und hält sich sehr eng an die alten Bräuche und Sitten, wie es sich für einen hohen Priester gehört!"


    Ich hoffte sehr Sextus konnte sich bei seiner Familie besser aussprechen. Ich sah nun kurz zu Flavius, meine letzten Worte waren gesprochen. Dann wanderte mein Blick wieder zu den reißenden Fluten des Tiberis. Meine Gedanken schienen mit ihm mitgerissen zu werden. Mein Lächeln war verschwunden, mein Schluchzen verstummt. Nur noch entferntes Gelächter der Menschen und das Rauschen der Fluten war zu vernehmen. Eine unheimliche Stille.

    Nun würde ich wieder lügen müssen, doch es ging nicht anders. Ich musste mich klar von Sextus distanzieren, sonst würde ich es niemals völlig schaffen mich von ihm zu lösen.


    "Liebe ist keine Lüge. Doch ich liebe Sextus nicht. Ich liebe meine Göttin und meine Familie. Und selbst wenn ich anders fühlen würde so dürfte ich ihn nicht einmal lieben, es ist mir strikt untersagt. Und dagegen weigere ich mich nicht nur aus Angst vor dem Tod sondern auch weil ich meiner Familie keine Schande bereiten will, ebenso möchte ich den Imperator und Vesta nicht enttäuschen!"


    Meine Gedanken schweiften ab, schweiften ab zu Sextus. Er hatte mich geküsst und ich wollte es. Ich will es immer noch. Doch ich würde mich dagegen wehren müssen, gleich was geschieht.

    Meine Fassung erzitterte einen Moment und es wolte sich eine Träne aus den Augenwinkeln drücken, die mit Mühe und Not zurückgehalten werden konnte.

    "Woher weißt du davon....?"


    Ich sah ihn nicht an, blieb stehen. Mit gesenktem Kopf betrachtete ich die Wellen des Tibers.


    "Ich denke schon dass ich taktlos bin. Langweilig weil ich nach den Regeln spiele. Unfair dass ich Sextus verletzt habe. Verlogen weil ich ihn an mich heranließ...!"

    Ich nickte.


    "Ja, die Heimat wird einem immer am meisten am Herzen liegen, habe ich Recht? Ich habe früher auch in einem winzig kleinen Dörfchen gelebt, nicht weit von Rom. Doch mein Herz hängt auch noch ein wenig an der alten Heimat!"

    Ich legte schmunzelnd den Kopf ein wenig schief.


    "Naja, staubtrocken würde ich Italia nicht nennen, das trifft dann doch eher auf die südlichen Regionen zu. Ich finde es hier eigentlich recht angenehm aber ich kenne es auch gar nicht anders!"

    Ich schüttelte leicht den Kopf und verfluchte mich in Gedanken, dass ich mich bei dieser Frage an Sextus erinnert fühlte. Auch er hatte es mich gefragt und mir danach von Schnee erzählt. Ich kannte zwar Schnee aber nur flüchtig und karg.


    "Nein, war ich noch nicht und langsam glaube ich dass es ein Frevel ist!"


    Während wir gemächlich nebeneinander herschritten sah ich zu ihm auf.

    Nachdem wir die lärmenden Straßen Roms bis zum Tiber überlebt hatten war nun endlich der Tiber in Sicht. Nicht, dass es hier unbedingt leiser war, aber hier wirkte die ganze Atmopshäre ruhiger.


    "Da wären wir!"