Beiträge von Aquilia Plinia Verina

    Ich sah ihn an, es schlich sich ein Lächeln auf mein Gesicht, mein Herz hingegen schmerzte bei seinen Worten als wenn in ihm tausend Dolche wären. Sie waren so ehrlich und das was ich nur halbwegs geahnt hatte bestätigte sich nun. Ich wusste, er liebte mich. Doch nun kannte ich seine Gefühle und sie schmerzten. Ich kannte nicht nur seine Worte, sondern auch sein Herz. Er sprach "Ironisch, nicht?" und ich lachte. Ich lachte leise und mit bebenden Lippen. Ich lachte verbittert. Doch mit diesem Lachen floss eine Träne. Es war als wenn ein Erdbeben eine Schale erschütterte, in der sich Wasser befand. Und bei jedem Beben - mit seinen Worten gleichzusetzen - vibrierte das Wasser. Bis es begann überzulaufen. Hoffentlich kippte die Schale nicht.


    Hör auf...


    sagte ich mit zitternder und brüchiger Stimme. Es schmerzte. Ich wollte nur glücklich sein, nur glücklich. Er drehte sich weg - war es wegen meiner Worte? Ich sammelte mich um das schwerste zu tun, was ich je getan hatte. Mit etwas sicherer Stimme und einer Stimme die mit jedem gesprochenen Wort ein wenig lauter wurde....:

    Sextus, du bedeutest mir etwas als Freund! Doch ich liebe dich nicht. Du kannst reden soviel du willst, doch ich liebe dich nicht! Geh, geh mir aus den Augen!"


    Meine letzten Worte waren schon beinahe geschrien und der Tränenfluss wurde immer stärker. Doch dieses Mal lief ich nicht weg, ich sah ihn an, würde stark bleiben.

    Vesta ist rein und wir als ihre Töchter und Vertreter auf dem irdischen Bereich müssen ihre Eigenschaften wahren. LIebe ist uns nicht verboten, nur die körperliche Liebe. Doch niemals darf es - und das ist nicht nur ihre Sicht - geschehen dass ein Mann vor sie gestellt wird, denn eine Vestalin ist für das gesamte römische Volk verantwortlich.


    Hätte ich nicht sagen dürfen, dass ich lieben darf? Er würde dennoch damit zurechtkommen müssen, dass ich unerreichbar war. Selbst wenn ich keine Vestalin war - Vaters Augen waren überall und niemals würde er mich weggeben. Und ich würde meinen Vater belügen, wenn ich meinen Gefühlen freien Lauf geben würde. Genauso wie ich auch Vesta gegenüber ein schlechtes Gewisen haben würde. Nun leise flüsterte ich...

    Kann ich nicht einfach deine ganz gewöhnliche Freundin sein? So wie du es mir damals versprochen hast? "Freunde für immer" waren also nur leere Worte die mich für den Moment in Sicherheit wiegen sollten..."

    Ich sah ihm unentwegt in die Augen. Wie braun, sanft und doch so schmerzerfüllt sie waren. In mir schlich sich ein Gedanke in den Hintergrund: Ich musste lernen die Trauer zu übersehen. Wenn ich das nicht schaffe muss ich lernen sie zu genießen. Waren diese Gedanken war? Wenn ich lernen würde ihn zurückzuweisen, ihm Hoffnungen nehmen würde, würde er dann auch nicht mehr leiden? Vollkommen ernst mein Blick, doch noch immer freundlich. Auch wenn diese Freundlichkeit langsam erstarrte während ich mir Worte zurechtlegte.

    "Es gibt viele Gründe Vesta zu opfern: Um um Schutz zu bitten, dem römischen Imperium helfen, Vesta ehren. Sie ist eine sehr wichtige Gottheit. Und wenn du davon sprichst, dass sie mich dir genommen haben soll, dann irrst du dich. Du versuchtest ihr, eine ihrer 7 Töchter zu nehmen, nicht umgekehrt. Und noch nie war ich ein Teil von dir, wenn ich es auch gerne wäre. Wir teilen vielleicht die gleichen Gefühle, den gleichen Schmerz und die gleichen Gedanken, doch gehöre ich Vesta. "


    Warum musste ich ihm wieder verdeutlichen, dass ich ihn liebte? Wieso brachte er mich wieder aus der Fassance? Ich sah an ihm vorbei, der Blick in seine Augen ließ mich schwach werden. In seine wunderschönen, braunen Augen. Ich musste lernen von ihm wegzukommen. Ich wollte in seine Arme. Ich musste lernen ihn zu vergessen. Er schweißte sich mit jedem Augenblick tiefer in mein Herz. Ich musste lernen ihn abzuweisen. Ein Kuss wäre so schön. Eine innere Stimme mahnte mich, doch dass mein Blick verloren zu Boden ging konnte ich nicht verhindern.

    Es dauerte nicht lange bis sich meine Augen wieder an das helle Sonnenlicht gewöhnt hatten. Ich schloss sie wieder, da mich der Drang des Gähnens überkam. Ich hasste Muße, doch was sollte ich grioß noch tun? Schnell hielt ich mir die Hand vor den Mund. Als ich diesen mich überkommenden Drang bewältigt hatte sah ich - nun entspannter - um mich und sogleich meine Augen aufgeschlagen waren sah ich Sextus.


    Beinahe wäre ich aus der Fassung geraten und ich kam ins hektische Überlegen. Ich hatte mir vorgenommen, hart zu sein. Für Vesta, für Sextus, Für Vater und nicht letztendlich für mich. Ich stand auf und sah ihn ohne bestimmten Blick an. Nun lächelte ich, würde ich einfach meine Rolle als Vestalin spielen. Ich ging auf ihn zu.


    "Salve, was kann ich für dich tun, Sextus? Bist du hier um der Vesta zu opfern? Oder führt dich etwas anderes zu ihrem Tempel?"


    Meine Worte fielen mir so unendlich schwer, doch Emotionen durften mich nicht mehr überrennen. Mein Lächeln war unbeholfen distanziert - wie sollte ich mich verhalten? Vorallem wenn ich fühlte, wie mein Herz heftiger schlug. Oh, auch das würde aufhören...

    Es lief mir ein Schaudern über den Rücken, als der Wind sanft über meine Haut fuhr, es war eine solch schöne Berührung. War es eine Berührung der Götter? Meinem Wohlbefinden nach schon und ich sog tief die frische Luft ein. Es roch ein wenig würzig und nach Leben.


    Ich spürte wie eine leichte Bö mein Haar hochnahm und sanft meinen Hals kitzelte, sich wieder auf meinen Rücken legte um wieder zu wehen. Mir bereitete es fast keine Schwierigkeiten und derzeit nicht eine, eine Vestalin zu sein. Ich schminkte mich nie gerne - da mache ich also durch das Verbot keine Abstriche. Momentan keine Männerprobleme, Keuschheit wollte ich ohnehin immer beibehalten. Ich war pflichtbewusst und liebte den Dienst an Vesta.


    Wie es jetzt gerade wohl am Tiber war? Zu gerne würde ich dort hin gehen, doch mir war nicht danach nach meinen Lictor zu rufen und auch könnten Leute nach mir verlangen. Ich musste hier bleiben, es würde noch häufiger so schön sein. Ich sehnte mich schon jetzt nach der Nacht und beschloss mit meinem Lictor zur Abenddämmerung einen Spaziergang zu machen.


    Ich träumte vom Meer, dass ich einmal gesehen hatte. Es war so weit und es ergriff einen im tiefsten Inneren diese Unendlichkeit zu sehen. Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte in die Sonne, konnte erst wegen der Helligkeit kaum etwas erkennen.

    Ich saß auf den Stufen zum Tempel, war heute vollkommen im Arbeitseifer. Der Tempel war picobello und auch meinen Dienst an die Göttin hatte ich gut gemacht. Hoffte ich zumindest, doch dass lag nicht an mir dies zu enstcheiden. Nun saß ich halt hier, mit geschlossenen Augen um die Sonne zu genießen. Wir hatten wunderbares Wetter, es war warm und ein laues Lüftchen wehte. Ich lächelte.

    Es platzte aus mir heraus...

    "Doch, es hing bestimmt mit mir zusammen... Entweder war es, weil es zwischen uns niemals geklappt hätte und er hat deshalb auf nichts geachtet... Oder vielleicht war er unachtsam weil er mit seinen Gedanken bei mir war. Er hat nie erfahren, dass ich seine Gefühle erwiederte, das tut mir so leid für ihn..."

    Ich hätte ihn nicht erwähnen sollen, mein Blick sprach bände von schlechtem Gewissen, denn wieder gab ich mir die Schuld an seinem Tod. Ich kämpfte den Anflug einer ersten träne zurück und antwortete:

    Ja.. Lucius Tiberius Alexander...


    Meine Stimme war leise und ich hoffte, ihn nicht verletzt zu haben, wusste ich doch nicht wie sie zueinander standen.

    Ich dachte einen Augenblick nach, ob ich ihm eine ehrliche Antwort geben sollte und ich beschloss dies zu tun. Stets habe ich nie gelogen und auch jetzt sollte es sich nicht ändern.


    "Es ist einst sehr hart für mich gewesen, denn noch kurz bevor ich in den Kult der Vesta eingestiegen bin habe... ich... mich verliebt, wie es für junge Mädchen nun üblich ist. Ein Tiberier übrigens... Allerdings..."


    Ich setzte mein strahlendstes Lächeln auf, damit meine Trauer nicht hervorkam. Mein lächeln sah zwar nun ein wenig gewungen aus,, doch durchaus nicht künstlich.

    "Ist es wunderbar, nachdem ich mich erst eingelebt habe. Man braucht keine Angst haben. Auch wenn man sich immer sehr beobachtet fühlt und einen jeder kennt... Ich bin gerne eine Vestalin! Vorallem brauche ich nicht befürchten an irgendjemanden verheiratet zu werden!"


    Musste ich grinsend anmerken.

    Zitat

    Original von Publius Tiberius Maximus
    "Ja, nur bekomme ich sie wegen meinen Pflichten kaum zu Gesicht.. Leider! Und wenn ich wieder in Hispania bin, werde ich wohl auch mehr Zeit im Castellum verbringen, als in meiner Villa! So ist das halt.
    Nun, ich denke, er wird trotzdem nicht die Finger vom CD lassen können, oder?"


    *ich zwinkerte ihr lächelnd zu*


    Ich schüttelte lachend den Kopf.


    "Nein, er wird dann die dunkle Stimme auf dem Hintergrund sein, und besonders auf mich aufpassen... 'Aquilia, sei vorsichtig', 'Aquilia, du weißt du bist mir sehr wichtig', 'Aquilia, es lastet große Verantwortung auf dir...'"


    Ich biss mir auf die Lippen um mein Lachen etwas zu dämpfen. War Vater auch noch so stur, ein lieber und Achtung verdienender Mensch ist er alle Mal.

    "Nein, er wird die Finger bestimmt nicht vom CD lassen. Und wenn man ihn anketten und einsperren würde, dann würde er sich geistige Notizen machen. Doch ich finde gerade solche Leute werden gebraucht!"

    Ich lächelte.


    "In Ordnung, das ist wirklich eine ganze Menge. Aber Du hast eine Tochter? Das ist ja süß! Ich bin froh, dass ich nicht Drang nach eigenen Kindern verspüre, so erspare ich mir einiges Leiden..."


    Zwinkerte ich ihm fröhlich zu. Kinder? Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, aber wirklich Verlangen danach habe ich auch nicht.


    "Vermutlich in der Legio IX? Achso... ja, mein Vater stellt sich zur Wahl. Für diese Zeit wird das Cultus Deorum einen fähigen Mann verlieren, aber es wird ja sicherlich nicht für lange sein!"

    Ich lächelte - Na das war wieder typisch. Alexander damals wurde halbwegs akzeptiert und Maximus auch. Vater traute auch nur Leuten über den Weg, die er kannte. Aber vermutlich war alles so wie es war ohnehin am Besten.


    Ich winkte lächelnd zurück.

    Zitat

    Original von Publius Tiberius Maximus
    "Glaubt mir, er ist stolz auf euch!"


    *ich blickte mich um und sah ihren Vater bei einigen hochrangigen Persönlichkeiten stehen*


    "Es ist schön, dass ihr der Gens Tiberia in die Veneta gefolgt seid. Welcher Platz ist auch besser für einen Pontifex Minor, der eng mit dem Kaiser zusammen arbeitet?"


    Ich lächelte, als ich meinen Vater erblickte, doch erkaltete mein Blick, als ich dann Caecilia dachte, die mir meinen Vater wegnehmen wollte...


    Ja, ich als Vestalin bin auch froh in der Partei des Kaisers zu sein. Doch politisch habe ich ohnehin nicht vor aktiv zu werden, ich werde mich ganz den Göttern widmen, so oft ich auch schon abgekommen sein mag! Darf man fragen was Du außerhalb des Cursus Honorum machst?

    War mein Vater stolz auf mich? Ich hatte ihm lange Zeit Grund gegeben, dies nicht zu sein und daran arbeitete ich mühsam. Alexander konnte mir nicht mehr gefährlich werden und Sextus... von ihm würde ich mich fernhalten, inzwischen schmerzte der Gedanke nicht mehr. Ich lächelte.


    "Soweit ich weiß... meine Cousine, Mein Onkel, Vater... Doch, jeder Plinier von dem ich weiß ist im Cultus Deorum tätig! Ich hoffe, dass mein Vater stolz auf mich ist, das wäre für mich nach dem Dienst an Rom der schönste Lohn!"


    Meine Worte hörten sich einstudiert an, wie jene Worte die auf der Rostra gesprochen wurden. Aber es war ehrlich gesagt und dies konnte mir mein Herz mit leichtem Zweifel bestätigen.

    Ich sah ihn mit gemischten Gefühlen an, ich hatte doch richtig gehört? Zweimal vernahm ich den Namen "Tiberia"? Ich würde ihn nicht auf Alexander ansprechen, sicher betrübte es ihn auch noch... Und doch...


    So, meinen Vater kennt ja ohnehin fast jeder! Er ist ein wunderbarer Mensch, nur leider manchmal ZU pflichtbewusst. Manchmal frage ich mich, ob er noch lacht!


    Ich lächelte bei dem Gedanken an meinen Vater und zwinkerte, um den Spaß in meinen Worten zu unterstreichen.


    Nun, Tiberia ist mir allerdings auch kein Fremdwort mehr, mein Vater hält sehr viel auf die Gens. Und wen ich bisher kannte... Ich auch! Ich denke, bald lerne ich jeden Tiberia kennen ;)

    Ich schluckte kurz und brummte etwas vor mich hin wie in etwa "ich kann auch nie normal einen Raum durchqueren", doch ergriff ich dankbar die Hand und ließ mir aufhelfen. Noch immer einn wenig ärgerlich über mich, erkannte ich einen äußerst edel aussehenden Mann - war er Patrizier?

    Verzeihung, meine Füße tragen mich ohne Vorwarnung überall hin. Ich bin Aquilia Plinia Verina!


    Ich lächelte entschuldigend, inzwischen dürfte sich jeder des Nomen Gentiles "Plinius" entsinnen, schließlich war Vater eine hochgestellte Person. Ich sah mich um, doch Tertia war verschwunden - hatte ich es mir nur eingebildet?

    Ich sah mich um und da sah ich Tertia: Endlich. Ich lächelte dem Herrscher und Aurelia entschuldigend zu und lief schnellen Schrittes auf sie zu, winkte, doch sie schien mich noch nicht zu sehen, als ich plötzlich mit jemanden zusammenstieß und mit einem "Aua" zu Boden fiel. Was war geschehen? Ich sah mich fragend um..

    Der Herrscher schien in Begleitung zu sein und ich nickte beiden zu.


    Salvete, hoffe doch wir stören nicht?!


    Ich lächelte und betrachtete ihn mir genau. Er sah wirklich aus wie ein Römer.


    Mein Name ist Aquilia Plinia Verina...


    Was ich war brauchte ich wohl in Anbetracht meiner Kleidung nicht erwähnen.