Beiträge von Paulus

    "Für einen aufgeweckten Jungen bist du recht still. Doch glaube mir, dein Schicksal hätte bei weiten schlimmer enden können. Der Herr ist ein gerechter Mann und er droht es zwar manchmal an, doch gibt es keine Schläge von ihm. Ich hoffe du wirst dich unter uns Sklaven einleben und irgendwann einmal genau den Traum erfüllt bekommen, den ich seit Jahren träume.... Freiheit."


    Sie überquerten wieder eine dieser Straßen, die für Sklaven und Tagelöhner passe waren und schritten auf der anderen Seite in eine Gasse ein.


    "Es ist nicht mehr weit, du kannst die Kannen noch halten?"

    Sie erreichten die Schenke und traten ein, einer der Bediensteten erkannte Paulus sofort und eilte nach dem Wein. Währenddessen schaute der Sklave sich um. Kein gutes Clientel was sich hier versammelte, aber der Honigwein war einmalig in der Stadt Rom.


    Wenige Augenblicke später standen sie wieder draußen. Paulus mit den Reisigästen und dem geschlagenen, nebst abgelagerten Holz auf dem Rücken. Vincento mit den beiden Krügen in den Armen.

    "Lass uns in die Casa zurückkehren. Du hast sicher noch einiges an Tageswerk zu erledigen und ich muß mich noch um die Pferde des Herren in einem Schuppen vor der Stadt kümmern."

    "Komm lass uns zu dem Händler da drüben gehen und nach Preis und Qualität des Holzes sehen. Wichtig ist vorallem, das du dir kein zu nasses Holz andrehen läßt, sonst stinkt es nur im Ofen und die Hypoklausenheizung bleibt kalt. Sei dir sicher, der Herr mag es eher warm..."


    Sie gingen an den Stand, der eigentlich vielmehr ein durch Holzpfosten eingerahmtes Gatter war. Gute Qualität war hier zu finden und so kauften sie einige Stämme für den Abend. Die größere Lieferung würde der Händler dann zu späterer Stunde, wenn sein Gespann wieder rollen durfte in die Casa bringen.


    Um unsere Aufgabe abzuschließen, sollten wir uns um den Honigwein kümmern. Ein arg dickes Gebräu mit unberechenbaren Auswirkungen. Eigentlich dürfte ich es ja nicht nehmen, aber es fiel bisher nie auf..."


    *grinst*


    Sie gehen die Straße wieder hinauf, um dann seitwärts in eine kleine vom Licht verpöhnte Gasse abzubiegen. Zwei Ecken weiter steht eine Taberna und Paulus steuert genau auf diese zu.

    " Mogontiacum meinst du vielleicht? Ein Kaff gegen diese Stadt. Hier hast du dich schneller verlaufen, als du denken kannst. Wollen wir zusehen, das dies nicht passiert. Also bleib immer in meiner Nähe."


    Erblickt den ersten Holzhändler unweit ihrer jetzigen Position auf der gegenüberliegenden Straßenseite.


    "Weißt du eigentlich, das in Rom zur Tageszeit weder geritten noch mit einem Gespann gefahren werden darf?"

    Der Weg hinunter in die Stadt war für ihn noch immer eindrucksvoll.


    "Du mußt in der Stadt vorallem auf Dich aufpassen. Keiner wird dich darauf hin weisen, solltest du etwas verlieren oder einem Händler im Weg stehen. Außerdem gibt es verschiedene Straßen, wo wir Sklaven nicht lang gehen sollten, diese sind den reicheren vorenthalten und werden von den Cohorten der Stadt rigeros frei gehalten. Aber auf Nebenstraßen erreichen wir auch den Markt.


    Pass aber auf, das du keine Abfälle abbekommst. Es ist zwar verboten, viele kippen ihren Müll aber einfach hinaus auf die Straße."


    Schaut sich um, bevor sie die Straße queren, welche sie gerade nahmen.


    "Warst du überhaupt schonmal in so einer großen Stadt wie Rom?"

    Packt die Riemen zusammen und schnallt sie sich auf den Rücken.


    "Komm jetzt und nimm noch die leeren zwei Kannen Honigwein mit."


    Drückt sie ihm in die Hand und verbeugt sich kurz vor seinem Herren. Wenig später treten sie gemeinsam vor die Türe der Casa Germanica.


    "Warst du schon einmal in Rom unterwegs, Vincento?"

    Hier würden sie mich nie suchen, ich hatte die Stadtmauer an einer mir bekannten leicht beschädigten Stelle gefahrenlos überwunden und war hinter den Speichern der Stadt zum Haus gelaufen. Leise bewegte ich mich in das kleine Loch, was einst einem armen Schmied gehörte. Nun da er schon lange tot war, diente es für meine und die gestohlenen Habseeligkeiten als Aufbewahrungsort.


    Wenige Minuten später war ich wieder aus der Stadt heraus, auf dem Weg nach Süden. Das heißt die Straßen mied ich, streunerte durchs Gestrüpp immer auf der Hut und immer in Deckung. Keiner sollte mich sehen, keiner der später mit einem Verdacht in die Stadt rennen konnte.


    Ich mußte weg und brauchte Hilfe. Doch wer konnte mir hier draußen noch helfen. Die Dienste des Banditenhauptmannes hatten die meisten Vorräte an Geldmünzen, in deren Besitz ich weder legal noch so oft gekommen war, aufgebraucht.


    Mit einem Bündel über die Schulter streifte ich weiter.... nur weg von hier. Sie würden mich jagen, doch ich würde diesen dreckigen Römerpack entkommen.

    Er hatte abgewartet hinter der Mauer sich versteckt nun kam er überheblich daher geschritten. Nahm ihr die Kette und die Armreifen ab. Zwickte die Haarspangen aus ihren blonden Strähnen und glaubte ihre wenigen Sesterzen heraus.


    Fast tat sie ihm leid und doch sah er jetzt die Chance gekommen endlich wieder frei zu sein. Paulus scheuchte die restlichen Sklaven vom Hof. Einige würden ihn begleiten, andere ihr eigenes Glück versuchen.


    Er jedoch wandte sich zu Fuß nach Südosten.

    Als er mit dem Wasser zurückkehrte, wartete er seine Herrin nur mit schlechten Mitteilungen auf. Die wenigen älteren Tiere waren abgeschlachtet. Alles andere Vieh geraubt. Wenigstens die Pferde waren von den Flammen geflohen, würden aber lange Zeit beanspruchen wieder eingefangen zu werden.


    "Herrin wir sollten nach Mogontiacum zurück fahren. Hier gibt es nichts mehr zu erretten und es wird Nacht. Wer weiß welche Mitläufer diese Feuersbrunst sonst noch anzieht."

    Keiner von uns Sklaven konnte in diesem Augenblick auf die Herrin sehen, keiner von uns hatte eine Hand frei oder verstand etwas von ihrem Schluchzten. Wir hofften darauf, die Flammen zu bändigen und taten alles dafür wenigstens einen Teil zu retten. Auch unsere Heimat war es geworden. Wir liebten diesen Hof, er gab uns immer etwas Freiheit in Gefangenschaft, dieser Traum sollte wohl an diesem Tage zerstört werden. Noch immer kam keine Hoffnung auf, denn die Brandherde weiteten sich aus....

    Er half ihr auf den Wagen und gab den Knechten Instruktionen, die ihre Reise beschleunigten.


    Dann wandte er sich seiner Herrin zu: "Ich habe keine Ahnung und doch befürchte ich das Schlimmste. Germanen räumen keinen Speicher leer, um später wieder zu kommen und selbige Aktion erneut zu fröhnen. Germanen plündern, morden und verbrennen. Hoffen wir, das sie von den Feldsklaven im rechten Moment überrascht wurden..."

    Er nickte seinen Mitsklaven zu, ein jeder beförderte seinen Dolch etwas aus der Scheide. Dann trat ich näher an den Reiter heran.


    "Du forderst hier Dinge, die du auf deinen agressiven Weg nicht bekommen wirst. Geh wieder hinüber über den Limes, wir haben die friedlichen Absichten eures Volkes schon lange durchschaut. Sie bestehen nur aus Verrat und Hinterlist. Glaubst du wirklich wir schenken dir Leben, damit du es den unseren nehmen kannst? Nein, also nimm deine Brüder und geh!"


    Der Mann stieg vom Pferd und nahm es bei den Zügeln.


    "Bin ich euch so weniger bedrohlich?" Ein Grienen huschte über sein Gesicht, als er einige Jungen im Augenwinkel erkannte.

    "Wir haben auch nicht damit gerechnet, das ihr uns etwas abgeben würdet, drum haben wir es uns genommen. Ihr ward ja so kooperativ und habt euch lange genug aufhalten lassen."


    Schneller als er unten war, stieg er wieder auf sein Pferd. Mit einem Wink sammelte er die Männer und verließ den Weg.... ihre Gestalten verschwanden im Dunkel des Waldes.

    "Lass micht das klären Herrin." Er ritt hinauf. Einige der Hilfsarbeiter diskutierten schon angestrengt, doch der Reiter bewegte sich nicht. Nein wie angewurzelt stand er da, machte keine Anstalten zu weichen.


    "Was ist mit dir los, lass uns passieren. Das ist das Land meines Herren. Du hast hier keine Rechte." sprach Paulus und sah den Knaben bösartig an.


    Dieser zuckte nur mit den Schultern um wenig später ein dickes Grienen aufzusetzen. Sein Lachen hallte wenig später durch die Nacht und seine Schergen hatten die Wagen bereits eingekreist.

    "Dein Land? Du Narr! Geh, fliehe wie der Wind, doch lasse Hab und Gut hier. Auch die Senatorsfrau wirst du für unsere gierigen wie gierigsten Männer da lassen, sie haben schon lang nicht mehr von solch einem gut gewaschenen Weib gekostet. Lauf endlich, sei schlau und tue was ich sage."

    Langsam erhob sich der Weg wieder in eine Steigung. Noch ein paar wenige Kurven und der höchste Punkt war erreicht. Bis es soweit war, hatten die Ochsen nochmal eine ziemliche Kraftanstrengung zu bewältigen.


    Ich ritt ein wenig vor, um die Ochsenführer anzutreiben. Keiner der beiden Wagen durfte stehen bleiben.

    Ihr fröstelte und Paulus tat seine Pflicht.


    "Soll ich euch noch eine zusätzliche Decke bringen lassen, Herrin?"


    Sie nickte nur und so ließ er sich etwas zurück fallen. Auf einem Lastenesel hob er eine Decke ab und brachte sie zu ihr. Dann folgte er dem Gespann weiter zur Linken.