Ich musste leise lachen. "Ja, da hast Du wohl Recht!" Sanft strich ich ihr über das Haar. "Besser?"
Beiträge von Pentesilea
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Ich überlegte und haderte noch einen Moment, ob ich ihn das wirklich fragen sollte, aber dann nahm ich mir ein Herz. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn direkt an. "Wir kennen uns eigentlich nicht, und doch haben wir in den letzten Stunden viel voneinander erfahren und Du hast mich viel gelehrt. Wärst Du bereit mich weiter zu lehren, mein Shi zu sein?"
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"Haben wir das?" fragte ich lächelnd und strich ihr kurz über die Wange. "Das auch Du Dich nicht an alles erinnern kannst? Ja, ich denke schon, wenn es auch bei mir noch weitreichender ist, aber das ist nicht wichtig. Das wir beide in der Fremde, fern von zu Hause sind und als Sklaven dienen mussten oder noch müssen? Ja auch das. Es gibt nur einen Unterschied: Man hat mich mittlerweile freigelassen. Und doch hat sich, von der Möglichkeit des frei bewegens, nicht viel geändert, denn ich weiss nicht, wo meine Heimat ist und kann deshalb nicht dorthin zurück."
Ich musterte sie eine Weile freundlich und meinte dann: "Und was haben wir noch gemeinsam?" -
"Shi?" wiederholte ich nachdenklich. Wieder schwieg ich und starrte auf das Meer. "Darf ich Dich noch etwas fragen?"
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Erstaunt lächelnd hielt ich sie in meinen Armen und streichelte ihr sachte über den Rücken. Lange schwieg ich, ehe ich dann leise und sanft auf sie einsprach. "Ist schon gut. Lass es ruhig raus. Danach wird es Dir bestimmt besser gehen." So sprach ich eine ganze Weile beruhigend auf sie ein.
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Ich dachte eine Weile schweigend nach und fragte dann noch einmal nach: "Wie nennt man in Deiner Sprache den Meister?"
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Ich liess den Löffel sinken und stand auf, trat zu ihr und kniete mich vor sie.
"He," lächelte ich sanft. "ist schon gut. Ich kann mir vorstellen, wie Du Dich gerade fühlst. Lass es ruhig raus." Sanft berührte ich ihre Schulter und drückte leicht zu. -
"Schnee," kam es nachdenklich über meine Lippen. "Du bist die Zweite, die ich darüber reden höre. Wie ist er?"
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Ich nickte nur schmunzelnd. "Solange man das noch kann, Kind sein, ist man nie zu alt, egal wie alt man wirklich ist."
ICh aß noch einen Bissen, ehe ich mich wieder an sie wendete. "Du sagtest, wenn ich mich recht entsinne, dass Du Keltin bin? Das ist Gallien, oder? Magst Du mir davon erzählen? Ich weiss, dass ich mal durch Gallien lief, aber ich erinnere mich an die Zeit nicht mehr." -
"Im Prinzip kannst Du das jetzt auch," schmunzelte ich leicht. "ODer fühlst Du Dich mittlerweile zu alt dafür?"
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"Prinzipiell alles, was Du mir erzählen möchtest. ICh bin neugierig," lächelte ich freundlich und schob mir einen Löffel Eintopf in den Mund, kaute genüsslich.
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"Mhm," kam es nachdenklich über meine Lippen. "Gestattest Du mir noch eine Frage? Du erwähntest jetzt schon mehrmals einen Meister. Wie muss ich den verstehen? Ist das so etwas wie ein Herr zu einem Sklaven? ODer eher so ewas wie ein Lehrer?"
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Wieder schwieg ich lange und meinte dann irgendwann seufzend. "Es tut mir leid. Aber ich glaube, dass alles verwirrt mich momentan mehr, als das ich es verstehe. Vielleicht bin ich nur zu müde und verstehe es deshalb nicht. Vielleicht bin ich auch einfach nicht schlau oder weise genug. Ich verstehe zum Beispiel nicht, wieso der Weg das Ziel sein sollte. Wenn ich einen Weg begehe, so doch nur um an das Ziel zu kommen."
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Ich starrte weiter uaf das Wasser und spielte gedankenverloren mit dem Sand. "Wenn ich den einen Weg wähle, eröffne ich mir vielleicht Möglichkeiten mich selbst zu finden, in dem ich meine Vergangenheit ignoriere und nicht mehr versuche sie zu erhaschen. Ich bekomme die Möglichkeit unvoreingenommen an Sachen heranzugehen und somit neu zu entdecken. Aber ich verbaue mir damit auch die Möglichkeiten auf Erfahrungen und Wissen zurück zu greifen. Zwinge ich mich aber mich zu erinnern oder arbeite zumindest immer wieder und weiter darauf hin, dann kann es passieren, das ich zwar auf Wissen und Erfahrungen zurückgreife, dabei aber neue Wege übersehe," kam es nach einer Weile langsam und nachdenklich über meine Lippen. "Das ist eine Komplizierte und gelinde gesagt ungerecht. Egal welchen Weg ich eingehe, ich werde sowohl gewinnen als auch verlieren. Die Frage ist nur, wo wird der größere Gewinn oder VErlust zu finden sein?"
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Ein leises und nachdenkliches "Mhm," kam nur über meine Lippen und ich grübelte weiter. "Was aber, wenn ich es nur kann, wenn ich mich erinnere? Wer kann mir sagen, welches der bessere Weg ist?"
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Es war verwirrend, mehr als das und so schwieg ich wieder eine ganze Weile, ehe ich meinte:
"Wenn ich mich also auf das Wesentliche konzentriere, dann erlange ich Weisheit, während ich, wenn ich mich in alle Möglichen Dinge verzettele und mal hierin und mal dahin wandere, irgendwann die Übersicht verliere.
Das heisst, je mehr ich versuche mich in der Vergangenheit festzubeissen, desto mehr verliere ich den Blick für die Zukunft?"
Ich wusste nicht, ob ich es auch nur ansatzweise richtig gedeutet hatte. Es hatte mich eigentlich nur verwirrt, was daran auch ersichtlich war, dass ich sehr lange geschwiegen und nachgedacht hatte. Der Mond war bereits, wenn man ihn mal hinter den Wolken sehen konnte, ein ganzes Stück weiter gewandert, ehe ich diese Sätze von mir gab. -
Ich verstand es auch nicht, aber ich dachte darüber nach und fragte nach einer Weile. "Was bedeutet Tao des Himmels?"
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"Wenn ich mir manch verliebten Menschen anschaue, wäre ich mir da nicht so sicher," lächelte ich sanft und schaute auf das Meer hinaus. "Es ist schwer sich selber zu vertrauen, wenn man nichts über sich weiss und sich selber nicht einzuschätzen weiss. ICh kann auch nicht einfach jemanden anderen trauen. Gut, hin und wieder geschieht es. So mit Helena, vielleicht gar mit Dir. Aber in der Regel ist es eher Naivität, die mich dazu verleitet etwas zu erzählen oder nicht. ICh frage mich, ob ich früher auch so war oder eher zurückhaltender, vorsichtiger, vielleicht gar kämpferischer. Die Narben scheinen ihre eigene Sprache zu sprechen und davon habe ich vieler."
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Ich sah ihn ernst an und schüttelte den Kopf. "Wie kann ich mir vertrauen, wenn ich dem hier drinnen," ich deutete auf meinen Kopf," nicht einmal trauen kann?"
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Ich schüttelte bedauernd den Kopf. "Nicht mehr als vorher. Ich weiss schon länger, dass ich das war oder bin. Die Kräuterkunde habe ich erstaunlicherweise nie verlernt. Ich sehe eine Pflanze und weiss fast sofort wofür ich sie benutzen kann. ICh untersuche jemanden und kann sagen, welche Pflanzen ich brauche um ihn oder ihr vielelicht zu helfen. Das habe ich scheinbar nie verloren, auch wenn es mir nie bewusst ist, denn ich kann das Wissen nicht heraufzwingen, zumindest nicht beim ersten Mal. Das mit der Nomadin, ja, das ist etwas, was sich mir heute Abend erschlossen hat: Wüste, Sand, Kamele und Bilder, die nur kurz und schemenhaft waren und doch deutlich genug um mich an einzelne Worte zu erinnern. Es ist fast so wie mit dem Wort Nabataei, welches ich in dem Moment im Kopf hatte, als Helena mir das erzählte, was sie über mich wusste."