Beiträge von Pentesilea

    .... schliefen die beiden Racker und ich hatte ein wenig Ruhe. Um diese zu geniessen, hatte ich eine Sklavin gebeten auf die beiden aufzupassen und mich in den Garten begeben. Ich fühlte mich der Natur mehr verbunden als den Häusern und so saß ich gerne hier und genuss den Duft der Blumen und das Gefühl von Freiheit. Manchmal hatte ich das Gefühl von Sand unter meinen Fingern, aber ich wusste nicht woher.
    Entspannt hielt ich das Gesicht in die immer noch angenehme HErbstsonne.

    Irgendwann verstand Tertius wohl, was ich meinte, denn er liess meine Haare los, aber dafür patschte er mir nun mit voller kindlicher Kraft im Gesicht herum.
    "Tertius..." sagte ich ein wenig genervt und vielleicht auch ein klitzekleines bisschen gereizt. "Hör auf damit, kleiner Mann!"
    Das Dumme war, ich konnte ihn noch nicht einmal davon abhalten, weil sein Bruder meinen anderen Arm voll beanspruchte und meinen Kopf konnte ich ihm nicht weit genug entziehen.

    Mit zweien davon kam ich gerade nach draussen. Tertius hatte sich gerade in meinem Haar verfangen und zog kräftig daran, was mich zu einem unterdrückten Schmerzenslaut verführte, während Maximus neugierig um sich blickte und scheinbar alles in sich aufsog.
    "Tertius, bitte lass das," murmelte ich leise leidend.

    Ich hob nur eine Augenbraue und schwieg lieber. Meine Augen gingen auf den kleinen Maximus und Tertius und ich musste lächeln, als der Kleine sich zum Schlafen begeben zu schien. Auch Maximus mit seiner Art entlockte mir ein Lächeln und ich strich ihm sanft über den Kopf.

    "Ja, das ist ja immer so," lächelte ich. "Die Männer haben das Vergnügen und die Frauen die Arbeit."
    Ich sah für einen Moment traurig drein, da ich mich nicht daran entsann, wie Minervina war, aber sogleich wirkte ich wieder entspannt und ausgeglichen.
    "Immerhin ist wohl Tertius nur der wirklich schlimme und sein Brüderchen lässt sich nicht unbedingt von ihm anstecken. Zumindest nicht vom Brüllen udn das kann der Kleine gut."

    Ich schmunzelte kurz und nickte Helena dankbar zu. Dann wandte ich mich an den Fremden.
    "Sei unbesorgt, beide sind satt und soweit zufrieden mit sich und der Welt. Nur etwas unwillig, was das Schlafen betrifft und sehr neugierig. Deshalb habe ich sie hergebracht, damit sie die Nähe der Mutter spüren und noch zufriedener und hoffentlich bald schlaffreudiger dadurch, werden."

    Ich betrat, mit den beiden Jungen auf dem Arm das Triclinium, sah, dass Helena Besuch hatte und entschuldigte mich.
    "Oh, verzeihung, ich störe. Dann bringe ich die Beiden später," lächelte ich und zog mich Richtung Tür wieder zurück.

    Als der kleine Schreihals satt war, übernahm ich ihn von der Amme und reichte ihr als Ersatz den zweiten, sehr viel leiseren Schreihals, der ebenfalls sobald zu saugen begann. Dann sorgte ich dafür, dass Tertius sein Bäuerchen machte, ehe ich ihn sanft in den Schlaf wog, aber irgendwie wollte er heute nicht so recht schlafen.

    "Natürlich meine Maus," lächelte ich. Ich setzte sie auf ihre Füße und erhob mich, reichte ihr meine Hand.
    "Na, auf was hast Du Lust?"
    Ich versuchte mich krampfhaft daran zu erinnern, worauf Minervina Lust hatte, schliesslich kannte ich sie ja angeblich schon seit ihrer Geburt, aber ich entsann mich nicht.

    Ich strich ihr sanft über den Kopf und sah sie eigentümlich an. Diese Frage wusste ich nicht zu beantworten. Ich hatte Helena nicht gefragt und ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung, wo das vorherige zu Hause war. Ich konnte nur raten.
    "Ich denke, sie hat sich dort einsam gefühlt und immer zu sehr an Deinen Papa erinnert.... weisst du, das fällt Erwachsenen manchmal sehr schwer." Und wohl nicht nur Erwachsenen dachte ich bedrückt.

    Ich zog sie sanft auf meinen Schoß und sah ihr freundlich in die Augen.
    "Ja, mein Schatz, sie ist traurig wegen Deinem Papa. Sie liebt ihn sehr, weisst Du? Und sie vermisst ihn unheimlich."
    Ich musterte sie.
    "Und Du? Was ist mit Dir, mh?"

    Als alles bereit war und wir wussten, wo Helena und Minervina unterkamen, kümmerte ich mich um den Transport des Gepäcks und nahm wie gebeten die Kleine mit zu der Casa.
    Wo ich bleiben würde, wusste ich noch nicht so genau, aber das würde sich schon noch herausstellen. Ich schuldete Helena einiges, nachdem, was sie die letzte Zeit für mich getan hatte.
    Das ich faktisch ihre Sklavin war, hatte sie mir noch nicht erzählt und so dachte ich immer noch, dass ich ihr als Dienerin oder Freundin diente, nicht als Leibeigene.

    Ich brachte wie gebeten das Gepäck und die kleine Minervina in das Cubiculum von Helena und lächelte diese aufmunternd an, als sie sich erstaunt umsah.
    "Du wirst Dich hier bestimmt bald eingelebt haben, sei unbesorgt. Und Deine Mama kommt auch bald."
    Ich stellte die Dinge, die ich selber getragen hatte ab und gab Anweisungen, wo die anderen Sachen hingestellt werden sollten.
    "Hilfst Du mir beim auspacken?"

    Wir hatten uns auf der Fahrt ein wenig angenähert, Helena und ich. Sie hatte mir jedoch viel weniger über mich erzählen können, als ich gehofft hatte. Und mich mit mehr Fragen zurückgelassen, als ich befürchtete. Nun saß ich vor der Regia und wartete mit dem Gepäck auf sie, da sie mit dem Proconsul sprechen wollte. Wohl sowas wie ein Onkel oder so, ich war mir nicht mehr ganz sicher.
    ICh hatte zu viele Informationen in den letzten Tagen erhalten. Zu viele Dinge, über die ich nachdenken musste. Und dann diese Schifffahrt, sie war ein Graus gewesen. Ich hatte mich anfnags fast ständig übergeben. Aber Helena hatte sich um mich gekümmert, was ich mehr als freundlich von ihr fand. Auch hatte sie mir sehr gute neue Kleidung gegeben, wo drin ich mich vom ersten Augenblick an besser gefühlt hatte. Gegen Ende, als man kaum noch merkte, dass wir auf einem Schiff waren, weil die See sehr sehr ruhig war, war es auch besser gewesen und ich hatte sogar ein wenig Essen können. Obwohl mir immer noch schwindelig war. Aber, und das war das Wichtigste, rückblickend auf die letzten Tage und Wochen, an die ich mich immer noch nur erinnern konnte, ich hatte nur noch selten Kopfweh, die Wunde am Kopf verheilte sehr gut und an meinen Handgelenken sah man nur noch alte und frische Narben.
    Wobei mir die Alten da besondere Rätsel aufgaben.
    Nun saß ich aber vor der Tür, hielt das Gesicht in die Sonne und versuchte mich ein wenig zu entspannen.

    Ich folgte ihr und fühlte mich zum ersten Mal seit ein paar Tagen nicht mehr so schlimm, so alleine und so hilflos. Die Verwirrung würde wohl noch eine ganze Weile bleiben, besonders wenn ich mich nicht erinnern konnte.

    "Ein paar Wochen.." murmelte ich. "Ich erinnere mich an gar nichts..."
    Eine Träne rann aus meinen Augen wo ich dachte schon nach dem ersten Tag herumirren keine mehr zu haben. Dennoch, obwohl ich mich so komisch und einsam und verwirrt fühlte, sogar irgendwie ängstlich, nahm ich ihre Hand und ich fühlte mich sogar wie ein kleines Kind in diesem Moment, dass verzweifelt nach einem Strohhalm griff, oder wie ein Ertrinkender.

    Noch verwirrter sah ich sie an. Konnte ich mit einer Fremden mitgehen? Aber war sie denn wirklich fremd? Ich entsann mich ihrer nicht. Aber irgendwie dann doch. Zumindest war mir da dieses Gefühl der Vertrautheit, welches ich nicht verstand. Aber seit ich aufgewacht war, verstand ich gar nichts mehr.
    "Wann war das?"
    Ich erhob mich leicht schwankend.