Beiträge von Pentesilea

    Ich nickte. "In Ordnung. Dann müssen wir hier weg." Ich sah mich um und entdeckte ihre zerfetzte Kleidung. Ein Seufzen entrang sich meiner Kehle und ich erhob michum mir das Desaster anzusehen. Dann zog ich meinen dünnen Umhang aus. "Nun gut, Deine Tunika können wir wohl nicht mehr nehmen. Aber ich kann Dir meinen Umhang geben. Wir müssen dann irgendwas von Deiner Tunika nehmen, das diesen zusammenhält." Ich legte ihn ihr vorsichtig aufs Bett. "Kannst Du laufen? Meinst Du es geht? Ich bring Dich von hier weg." Ich überlegte, wo ich sie hinbringen konnte. Wäre Helena da, hätte ich sie zu ihr gebracht, aber so beschloss ich, dass es wohl das Einfachste würde, wenn ich sie mit in die Casa Matinia, auf mein Cubiculum bringen würde. Durch den Dienstboteneingang würde es auch niemand mitbekommen. Und wenn nicht gerade der Proconsul oder sein Sohn es mitbekamen, konnte ich sie als Gast des Hauses ausgeben, wenn es um verschiedene Dinge ging. "Am Besten, ich bring Dich erst einmal zu mir. Da kannst Du Dich erholen und ich kann Dich verarzten, Deine Handgelenke und all das."

    Ich legte den Dolch zur Seite und wusste im ersten Moment nicht, was ich tun sollte. Wie konnte ich ihr helfen? Mir fiel plötzlich etwas ein, aus der Vergangenheit. Ich konnte es nicht genau zuordnen, aber ich wusste plötzlich, dass ich so etwas in der Art schon einmal erlebt hatte. Vorsichtig setzte ich mich auf das Fußende des Bettes. "Ich heisse Pentesilea. Ich weiss nicht, wer Dir das angetan hat, aber ich muss Dir eine Frage stellen: Besteht Gefahr, dass er zurückkehrt?" Ich sprach sanft und leise, wollte sie nicht noch mehr verschrecken.

    Erst jetzt fiel mir der Knebel auf und ich verfluchte mich, weil ich es nicht eher wahrgenommen hatte. Ich wollte ihr die Fesseln durchschneiden und plötzlich begann sie wie panisch dran zu ziehen. "Ruhig, bitte, sonst schneide ich Dich am Ende noch. Bitte, beruhige Dich," sprach ich sanft und flehend. Und dann machte es ratsch und die Fesseln waren an den Händen los. Ich nahm ihr den Knebel raus und durchschnitt schnell die Fesseln an den Beinen.

    Einen Moment war ich noch wie betäubt, als ich die Frau da sah, nackt, nur teilweise von einer Decke bedeckt und gefesselt. Ihr Gesicht sah übel zugerichtet aus und mit einem Mal schritt ich auf sie zu. "Keine Angst," sagte ich sanft. "Ich werde Dir nichts tun. Ich helfe Dir." Ich hatte keine Ahnung, wer sie war, aber die Spuren, auch jene getrockneten zwischen ihren Beinen, sprachen mehr als Bände und ich war der Meinung, dass niemand, aber auch wirklich niemand so etwas verdient hatte. "Kannst Du Dich auf die Seite rollen? Das ich an Deine Fesseln ran komme?" Ich nahm die Decke und legte sie über den Rest ihres Körpers, da ich sicher war, dass sie es peinlich empfinden könnte dass man sie so sah. Mein Blick ging durch das Zimmer und ich sah den Dolch da liegen, den wohl ihr Peiniger vegessen haben musste. Ich griff danach und machte mich dann an ihren Fesseln zu schaffen.

    Ich kam gerade vom Markt und wollte noch ein wenig spazieren gehen. Kaya kümmerte sich momentan um die Kinder. Ich war noch nicht mit in die neue Wohnung gezogen und schlief noch in der Casa Matinia. Heute hatte ich mir, weil ich nicht geschlafen hatte, fei genommen und Kaya gebeten auf die beiden Jungen aufzupassen. Minervina war ja anderweitig versorgt. Müde und doch frisch durch die Bewegung ging ich durch eine Seitenstraße und bemerkte ein kleines Kätzchen. Ich war erstaunt, denn ich hatte hier noch nie welche gesehen. Ich wusste von irgendwem, das die Ägypter mit Argusaugen über sie wachten. Und ich war neugierig, wollte mehr über dieses Tier wissen und folgte ihr vosichtig in das Haus. Die Insulae wirkte ziemlich verfallen und ich war vorsichtig, weil ich keine Lust hatte, dass mir etwas auf den Kopf fiel oder ich wo einstürzte. Die Katze lief wo lang und ich folgte ihr. Es schien ein scheues Tier zu sein. Dann kamen wir in einen Raum und ich blieb plötzlich stehen, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen. Was ich da auf einem Bett sah, liess mein Herz einen Moment stocken.

    "Ja," lächelte ich, auch wenn die Erinnerung aus einer Mischung aus Schmerz und angenehmer Dinge war. "Es ist eine schöne Bucht. Und ich hoffe für Dich, dass Du die Genehmigung erhälst." Ich musterte ihn. "Du wirkst ein wenig erschöpft?" Das sagte die Richtige, dachte ich in diesem Moment, war mir aber sicher, dass ich sowohl meine Erschöpfung als auch meine in letzter Zeit immer öfter auftauchenden Kopfschmerzen gut zu verbergen wusste.
    "Wo möchtest Du, das wir hingehen? Hast Du einen Wunsch? Und wie war das Gespräch mit dem Proconsul für Dich? Wir haben uns da noch gar nicht drüber unterhalten."

    Ich musste leicht schmunzeln und nickte letztlich . "Sicher kann ich das. Mhm,mal sehen." Ich wandte mich kurz an den Händler und nannte ihn ein paar Kräuter, die er zusammenstellen sollte. "Equisetum arvense, auch Zinnkraut genannt wirk blutstillend. Alraunen wirkt betäubend. Aber vorsichtig in der Anwendung, denn zu viel kann töten. Artischocke, sehr gut bei Appetitlosigkeit oder Verdauungsproblemen. Auch Andorn wirkt appetitanregend, regelfördernd übrigens auch und bei Husten schleimlösend. Anis ist auch gut, als Öl, um Schleim zu lösen und es hilft auch bei Blähungen, Koliken und anderer Arten von Darmkrämpfen. Die Kamille ist gut bei äusserlichen und auch teilweise bei innerlichen Entzündungen. Kamillesude und -umschläge helfen da sehr. Baldrian ist gut bei zu großer Aufregung. Bärlauch ist magen- und blutreinigend und kann auch gut in der Küche eingesetzt werden," zwinkerte ich und fuhr dann fort. Das ging noch ein paar Kräuter weiter so, bis ein schöner kleiner Korb zusammen gekommen war. in dem lauter kleine Säckchen lagen. Ich handelte eine Weile mit dem Händler und konnte ihn bei den meisten Sachen immerhin auf die Hälfte reduzieren, so dass sie nicht viel zahlen musste. Auch ein Mittel für meine Kopfschmerzen hatte ich gefunden und bedankte mich dann letztlich bei dem Mann.

    "Sicher kann ich das," lächelte ich leicht, als er vom Zeigen der Casa sprach um dann einen Moment nachzudenken bei seiner nächsten Frage. Ich rieb mir leicht die Stirn um das Pochen dahinter zu vertreiben und meinte dann nachdenklich: "Das sollte beim Duumvir oder dem Magistratus drin sein, denke ich. Zumindest wird er Dir sonst helfen können um zu sagen, wo Du das herausfinden kannst."

    "Salve Sun Cheng," begrüßte ich ihn lächelnd. "Nein, nur ein paar Momente. Allerdings werden wir uns wohl bald woanders treffen müssen," meinte ich nachdenklich. "Helena ist mit den Kindern gerade dabei zu ihren Bruder zu ziehen und da ich für die Kinder mit verantwortlich bin, werde ich wohl mit ziehen. Aber wir bleiben hier in der Gegend," fügte ich lächelnd an. "Nur wird dann der Treffpunkt wohl vor der Casa Rediviva werden, sei denn, Du bevorzugst einen Anderen."

    "Wenn Du etwas Zeit hast," schmunzelte ich am Ende ihrer Worte, nicht definierend ob ich damit die Geschichte oder nur den Einkauf meinte. "Nun, dann sehen wir mal. Fangen wir mit den Kopfschmerzen an." Dann würde ich auch wieder etwas für mich holen können, was ich ja sowieso vorgehabt hatte. "Also hier hätte er ligusticum apium (Liebstöckel), eine Pflanze aus irgendwo Persien." Ich hielt einen Moment inne und sah Petra vor mir. Auch in der Stadt hatten wir diese Pflanze finden können. "Die Wurzel eignet sich als Mittel gegen Bronchitis, Mandelentzündung, Blasenleiden und Menstruationsbeschwerden. Ein Absud aus Samen, Blättern und insbesondere der Wurzel fördert die Entwässerung, was auf die ätherischen Öle zurückzuführen ist. Liebstöckel ist auch ein ausgezeichnetes Mittel gegen Heiserkeit. Es soll Regionen im Norden der Provinz geben, da schätzen sie Liebstöckel als Mittel gegen Unwetter, Hexerei und andere üble Zauberkräfte. Ob man daran glauben will, bleibt jedem selbst überlassen," lächelte ich. "Es hilft auch gegen Kopfschmerzen, aber nur wenn es welche aus dem oben genannten Gründen sind. Mhm, mal sehen, was er noch so hat."

    Ich lächelte matt. "Ja, eine lange Geschichte. Ich glaube nicht, dass Du sie hören willst, weil eigentlich ist sie nicht so interessant." Sie wusste auch nicht, ob sie sie einer völlig Fremden erzählen wollte. "Nur solltest Du bedenken, das es viele unterschiedliche Kräuter für die einzelnen Gebrechen gibt. Gegen Kopfschmerzen gibt es zum Beispiel Anis, Zitronenmelisse, Engelstrompete und noch viele mehr." Ich sah kurz auf die Auslagen. "Aber alles wirst Du nicht finden. Wenn Du willst, helfe ich Dir aber gerne."

    Ich lächelte und meinte trotz amüsiertem Unterton ernst: "Mach Dir nichts drauss, ich hab sogar mein ganzen Leben vergessen, da ist das bisschen nicht schlimm," zwinkerte ich ihr zu. "Nun, was nie verkehrt ist ist etwas gegen Kopfschmerzen, Übelkeit und Völle, besonders bei den Römern," meinte ich leicht grinsend. "Dann noch etwas gegen Verbrennungen, damit man Pasten machen kann, Bauchweh und Husten und Schnupfen. Mhm, hab ich was vergessen?"

    "gern geschehen," erwiederte ich lächelnd. "Ich bin sicher, der Händler hat alles, was Du Dir erhoffst. Sollte dies nicht der Fall sein, kann ich Dir dort vorne," ich deutete in die Richtung. "Noch einen weiteren Stand empfehlen. Dieser hat noch eine größere Auswahl aus Tylus und Indien. Sicherlich wirst Du spätestens da fündig."

    Zitat

    Original von Ilaria
    Das war eigentlich eine gute Frage, denn in der Küche hatte sie ja nie viel verloren, da sich Nyla immer um alles kümmerte, aber wenn sie ihr vielleicht ein paar Kräuter mitbringen würde, dann würde diese sich vielleicht darüber freuen. Jedoch musste ihre Antwort einen Moment noch warten, da eine andere Frau zu ihnen trat. "Salve" sagte auch Ilaria und grüßte die Frau. SIe ließ die beiden sich erst einmal unterhalten bevor sie Pentesilea antwortete. "Ich weiß es auch nicht so genau. Aber ich denke ich suche für beides, sowohl in der Heilung als auch für die Küche, so kann ich jemanden noch eine Freude machen." Sie lächelte. "Achso ja ich heiße Ilaria."


    Ich erwiederte das Lächeln und nickte kurz. "Ich bin Pentesilea. Nun, was die Küche betrifft, sollte man auf die typischen zurückgreifen, wozu gehören: Petersilie, Liebstöckel, Rosmarin und Dill. Die Ausgefalleneren, naja, eigentlich nicht, aber Teureren sind dann: Pfeffer, Zimt, Ingwer, Kümmel, Kardamom, Muskat und Nelken. Und für die Heilung, nun da kommt es wahrlich drauf an, in welche Richtung," schmunzelte ich.

    "Also sowas wie Lavendel? Nun, ich denke, da wirst Du den Händler fragen müsen, ob er so etwas hat. Wobei, mhm, ja, dort vorne habe ich Lavendel gesehen. Ansonsten, mhm, müsstest Du sehen, was Du an Geruch am Liebsten haben möchtest, da gibt es viel."

    Ich lächelte die junge Frau dennoch entschuldigend an und meinte: "Nun, das kommt darauf an, in welchem Rahmen. In der Küche? Oder eher im Gesundheitlichen?" Kaum hatte ich fertig gesprochen, war noch eine Frau auf sie zugetreten. "Salve, ähm ja. Ich denke, dass Du dann hier richtig bist," meinte ich amüsiert. "Je nachdem, welche Du suchst, kann Dir sicher der Standbesitzer helfen. Wenn Du jedoch das selbe Problem wie diese junge Frau, verzeih, ich weiss Deinen Namen nicht," lächelte ich meine Anrempelpartnerin an, "hast, kann ich eventuell auch behilflich sein."

    Ich schaute gerade gedankenversunken auf ein paar Auslagen und ging langsamen Schrittes an dieser entlang, auf der Suche nach dem richtigen Mittel, als ich gegen wen stieß, den ich vorher nicht bemerkt hatte. "Oh," machte ich kurz. "Entschuldigung, ich habe nicht aufgepasst." Vor mir stand eine junge Frau, die ebenfalls auf die Auslagen sah. "Ich hoffe, ich habe Dir nicht weh getan?"

    Auch wenn ich mehr und mehr zum kindermädchen der Mäuse von Helena mutiert war, war ich in der behandlung von kleinen und größeren Leiden, so es meine Kenntnisse nicht überstieg immer noch aktiv. Im Moment suchte ich nach ein paar Kräutern für eine Kopfschmerz- und Schlaflosigkeitspatientin, nämlich mich. Da es immer noch Winter war, hatte ich nicht die Illusion irgendetwas dieser Art in der Natur zu finden und so führte mich mein Weg heute zum Markt, wo ich erhoffte mit dem Geld, welches ich mittlerweile bei Helena verdiente, die nötigen Waren erstehen zu können.