Beiträge von Pentesilea

    Der Mann nickte und hob seinen Becher. "Auf ein gutes Geschäft! Ich werde Dir hier in einer Stunde einen Jungen vorbeischicken, der Dir erzählen wird, wie Du die Frau erkennst." Dann erhob er sich. "Ach und iss und trink ruhig ausgiebig. Die Rechnung wird beglichen werden, doch solltest Du nüchtern bleiben für die Aufgabe." Dann wandte er sich ab und ging.


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    Eine Stunde später kam tatsächlich ein Junge und erklärte ihm wie sein Opfer aussah. Blond und schön und vieles mehr. Alltäglich und doch was Besonderes.

    Er musterte ihn scharf als er bedenken äusserte, entspannte sich aber nur gering, als er schliesslich zustimmte. "Ihr werdet erwartet werden. Das Schiff wird an einem bestimmten, nicht zu nennenden Ort anlegen und Dir wird die Ware abgenommen werden, im Gegenzug erhälst Du den Rest der Bezahlung. Aus guten Informationskreisen weiss ich, das besagte Person heute Abend, auf dem Rückweg zur Casa Decima durch den Stadtpark muss. Man wird dafür sorgen, dass es spät genug wird, das Du in der Dunkelheit agieren kannst. Du kannst die Möglichkeit nutzen oder Dir eine andere wählen, aber bedenke, in drei Tagen läuft das Schiff spätestens aus. bist Du mit der Ware nicht an Bord, solltest Du Dich nie wieder in Hispania blicken lassen!"

    Er lachte kurz auf. "Hundert ist nichts im Vergleich dazu," sagte er wieder leise. "Die Ware ist menschliche Ware und heisst Iulia Severa. Geliefert wird sie nach Corsica, von Dir. Allerdings wird Dich im Hafen ein Schiff, die Esperanza, erwarten. Sie wissen Bescheid." Er kramte einen Beutel aus seiner Tasche und dschob diesen verstohlen über den Tisch. "200 für den Anfang. Das wird bei erfolgreicher Ablieferung zu einer vierstelligen Summe ausgeweitet. MIt Ablieferung der Ware bist Du von Deinem Auftrag befreit." Er sah ihn ernst und mit zusammengekniffenen Augen an. "Noch Fragen?"

    Gefiel ihm, doch gefiel ihm der Kerl.
    "Der Preis wird Dir Gefallen, sei unbesorgt. Es gibt jedoch ein paar Bedingungen: Die Sache muss innerhalb von drei Tagen laufen, weil sonst das Transportmittel weg ist, mit dem diese Ware von hier fortgebracht werden soll. Ausserdem ist es, wie Du Dir sicher denken kannst, eine Nachtaktion. Unkosten und einen kleinen Anteil erhälst Du vorab, Rest bei Ablieferung vor Ort. Keine Zeugen, keine Mitwisser. Läuft was schief ist es Dein persönliches Pech. Ach und natürlich, wir kennen uns nicht," sagte er noch in einem gefährlichen Tonfall.

    "Hör zu, ich brauch wen, der ein kleines Geschäft ohne großartig zu fragen zur Zufriedenheit aller erledigen kann. Es handelt sich dabei nur um das Abholen von Ware und Befördern dieser zu einem bestimmten, derzeit nicht näher zu nennenden Ort." Er musterte ihn eindringlich, ja, das war sein Mann, da war er sicher. "Traust Du Dir das zu?"

    Eine ganze Weile schwieg er noch, ehe er sich der Bedienung zuwandte und zwei Becher des Besten bestellte. Als endlich einer vor jedem von ihnen stand, begann er.
    "Du sihest aus, als wärst Du auf der Suche nach etwas. Und ich glaube, ich kann Dir dabei helfen," sagte er entspannt, ließ den Becher aber unberührt.

    Es gab Dinge, die waren ihm ein Dorn im Auge. Dinge, da musste man einfach was gegen tun. Und Dinge, da musste man Gelegenheiten nutzen. Und es gab Menschen, die hasste er abgrundtief. Und denen musste eins ausgewischt werden. Etwas, was sie mehr leiden lassen würde als der eigene Tod. Etwas fieses, gemeines, tief ins Herz schneidende.
    Er wusste auch schon was. Oh ja, der Plan stand schon länger, nur fehlte jetzt noch ein skrupelloser Mitstreiter, der keine Bedenken dabei hätte ihn auszuführen, trotz der Gefahren.
    So betrat er einmal mehr die Taverna und sah sich um. Alles immer nur die selben Gesichter, grummelte er in sich hinein. Aber halt, da, der, den kannte er nicht. Zwielichtig genug sah er aus. Sollte er ihn testen? Ja, vielleicht! Oder lieber doch wo anders noch einmal schauen? Nein! Nein, er hatte so das Gefühl, dass er genau den Richtigen gefunden hatte. Er grinste kurz und ging dann auf den Fremden zu.
    "Salve," sagte er lakonisch. "Was dagegen, wenn ich mich hierhin setze?" Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich auch schon und taxierte sein Gegenüber.

    Ich erhob mich kurz vom Bett und holte ihr einen Becher mit Wasser aus der Kanne vom Beistelltisch, reichte ihn ihr und strich ihr zart über den Kopf. "Trink ein wenig. Dann suche ich währenddessen Dir eine neue Tunika raus. ICh weiss nicht, ob sie Dir passen wird, aber fürs Erste muss es reichen. Möchtest Du Dich waschen?" ICh konnte mir das zumindest gut vorstellen. "Dann besorge ich alles und Du kannst es hier machen."

    Ich nahm meine Kräuter und sah zu Ilaria, die ihre Kräuter entgegen nahm. Dann schaute ich zum Himmel um festzustellen, wie spät es wohl in etwa war und lächelte. "Ja, ein wenig Zeit habe ich auf alle Fälle noch," sagte ich. "Aber wir sollten dann woanders hingehen," meinte ich auf die Menge deutend. "Weisst Du wohin?"

    Es versetzte mir einen Stich sie so zu sehen und ich beschloß es einfach zu wagen. Vorsichtig setzte ich mich neben sie und zog sie in meine Arme, sprach leise auf sie ein und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Weine ruhig, lass alles raus," sagte ich sanft. "Ich weiss nicht, warum er es getan hat, aber er wird seine Strafe noch bekommen, das verspreche ich Dir." Ich hatte zwar keine Ahnung, wie das der Fall sein sollte, aber wenn das Schicksal auch nur ein klein wenig gerecht war, würde es so sein. "Hier wirst Du in Sicherheit sein," sagte ich noch einmal. ICh fragte mich, wie ich ihr noch würde helfen können, aber ausser das, was ich gesagt hatte, fiel mir nichts ein. Aber vielleicht sollte ich mit Agrippa reden, ihn bitten, dass sie offiziell eine Weile hier bleiben dürfte. Nein, noch nicht jetzt. Erst einmal sehen, wie sie selber mit sich zurecht kam und mit all der Situation, aber ich würde bei ihr bleiben. Kaya würde sicher ein paar Tage auch ohne meine Hilfe mit den Kindern zurecht kommen. "Komm," sagte ich sanft. "Leg Dich erst einmal hin. "Möchtest Du ein wenig trinken?"

    Ich schüttelte den Kopf. "Ich weiss nicht, vielleicht an den Strand?" Zum Thema Proconsul konnte ich nicht viel sagen, es war mir zu viel Politik und davon hatte ich keine Ahnung. "Ich weiss nicht. Es ging um viele Dinge, mit denen ich nichts anfangen konnte, tut mir leid."

    Sanft wischte sie ihr mit einem der Fetzen der Tunikay übers Gesicht und half ihr dann sich anzuziehen. Es sah nicht gut aus, aber es verdeckte, was verdeckt werden musste und das war das wichtigste. Ich setzte ihr auch die Kapuze auf, damit sie sich vor den Menschen verstecken konnte und diese ihr zerschundenes Gesicht nicht sahen. Dann reichte ich ihr meinen Arm und umschlang sie sachte aber fest, so dass ich einen Großteil ihres Gewichtes Tragen konnte. "Wenn Du nicht mehr kannst, dann sag Bescheid, dann machen wir eine Pause," sagte ich sachte und führte sie dann aus dem Haus zur Casa Matinia.

    Irgendwie hatte ich die fremde Frau heile durch die Straßen und dann heimlich durch den Dienstboteneingang gebracht. Auch waren wir unbehelligt in mein zimmer gelangt und da hatte ich ihr geholfen sich auf mein Bett zu setzen.
    "Leg Dich hin und ruh Dich aus. Ich nehme an, Du würdest gerne ein Bad nehmen, mhm? Ich sehe, was ich machen kann. Vielleicht nur hier einen Trog erst einmal. Und ich bringe Dir etwas, damit Du traumlos schlafen kannst." Ich kniete mich vor sie und sah sie sanft an. "Hier wird Dir nichts passieren, das verspreche ich Dir. Aber wenn Du Dich sicherer damit fühlst, dann schließ das Zimmer gleich ab, wenn ich schnell die Sachen holen gehe und öffne sie nur, wenn ich da bin." Ich musterte sie und mein Blick war freundlich fragend, als ich sagte: "Wie heisst Du eigentlich?"

    Ich wartete geduldig, bis sie sich erhob und war dann doch sofort bei ihr, als sie sich übergeben musste. Vorichtig hielt ich sie an den Schultern und stützte sie und sprach leise und beruhigend auf sie ein. "Sht, ist schon gut. Versuch ruhig zu atmen. Ganz ruhig." Ich hielt leicht ihre Stirn dabei und sprach so lange auf sie ein, bis alles raus zu sein schien. Dann wartete ich, bis es ihr ein wenig besser ging. "Der Umhang hat eine Kapuze," Sagte ich sanft. Ich schaute mich um ob ich noch etwas finden konnte, aber dem war nicht so. "Wenn Du Dich etwas besser fühlst, bringe ich Dich hier raus. Wir werden ein kleines Stück durch eine belebte Straße müssen, aber dann kenne ich ein paar Schleichwege zu der Casa, wo ich wohne. Meinst Du, Du schaffst das?" Sanft strich ich ihr ein paar verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht. Wenn ich mich um wen kümmern konnte, dann schienen meine Kopfschmerzen mit einem Mal wie weg, zumindest nicht mehr so brutal.