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Consular
Spurius Purgitius Macer
Casa Purgitia
Roma - Italia
Allseits gerühmter Patron, meinn Gruß voran.
Ich bin nun von meiner Reise zurückgekehrt und berichte dir gern über meinen Eindruck, der wahrlich vielfältig ausfällt.
Zunächst ist mir wohl nun mit eigenen Augen klar geworden, dass Germania sich in seiner Bevölkerungsstruktur und in ihren kulturellen Eigenschaften deutlich von den östlichen Provinzen, derer ich das griechische Mutterland in meiner Studienzeit bereisen und erleben durfte, unterscheidet.
Die Menschen hier sprechen eine rauhe Sprache, zu der ich bisher nicht im Geringsten Zugang finden mochte. Die Provinzreise wurde dennoch nicht von Kommunikationsschwierigkeiten beeinflusst, da ich beruhigt feststellen konnte, dass die Honoratioren der diversen Civitates zu gut neunzig vom Hundert das römische Bürgerrecht inne haben und das Lateinische meist schon seit ein oder zwei Generationen muttersprachlich beherrschen.
Dementsprechend ist die Oberschicht der Civitates fast ausschließlich von römischen Bürgern - wenn auch nicht italischer, sondern überwiegend provinzieller Abkunft - bestimmt. Dieser Umstand ist auch in einem Großteil der Leges Civitatis festgeschrieben worden, wie Mogontiacum es beispielsweise vorgemacht hat. Anbei schicke ich dir eine Abschrift jener Lex Civitatis Mogontiaci, um dir einen besseren Einblick zu gewähren.
Meine Beobachtungen zeigten des Weiteren starke wirtschaftliche Gefälle auf. Borbetomagus beispielsweise ist spätestens seit dem vergangenen Aufstand in der Gegend noch immer recht arm. Die Nachwirkungen der Verwüstungen sind noch zu spüren, wobei auch der unglücklich trockene Maius in nächster Zeit beitragen wird, indem die Ernte wohl eher kläglich ausfallen wird.
Augusta Raurica dagegen blüht weiterhin auf. Die Großstadt kommt den Ausmaßen der - mir nur aus Schriften und Erzählungen bekannten - Colonia Claudia Ara Agrippinensium ziemlich nahe. Nicht zuletzt wird dadurch natürlich auch die Umgebung der Stadt positiv beeinflußt.
Überdies kann ich berichten, dass die Civitates die Provinzreform motiviert aufgenommen und die Bestimmungen der Lex Provincialis gern in ihre Satzungen übernommen haben. Probleme gab es schließlich nur bei der Verteilung der Fachkräfte der Regionalverwaltung aus dem Bereich der Aquarii und Agrimensores. Offensichtlich müssen hier erst noch jüngere Kräfte ausgebildet werden, um den Bedarf der Städte nun weitgehend decken zu können. Unmöglich für mich zu ergründen, wie die Regio ihren Aufgabenbereich zuvor ausreichend zu erfüllen vermochte, aber das sei nun dahingestellt. Spätestens in den nächsten drei Jahren sollte dieses Loch gestopft sein.
Insgesamt verlief die Provinzreise also fast schon zu ruhig. Doch bin ich guter Gewissheit, dass sich etwaige Probleme ohnehin erst in Zukunft offenbaren werden. Bis es dazu kommt beschränke ich mich auf die Erteilung juristischer Gutachten zu diversen stadt- oder privatrechtlichen Fragestellungen und erwarte was da kommen mag.
Ich danke dir im Übrigen für die Unterstützung, die du Duccius Vala hast zukommen lassen. Neben des Ducciers Wahlerfolg wunderte es mich jedoch keinen Mann aus den Reihen deiner Klienten auf der Kandidatenliste vorzufinden. Umso erfreulicher kann man dagegen wohl die Ernennung des Terentius zum Praefectus Praetorio betrachten. Er ist einer derer, die mir zum Vorbild gereichen mögen und denen es nachzustreben sich lohnt. Wie steht es um den Rest deiner Klientenschar? Gibt es nicht mehr junge Männer, die allmählich das öffentliche Interesse wecken sollten?
Mein Dank geht weiters an dich ob der Opfer für meine Familie. Umso mehr, da mir kürzlich nun auch meine liebe Schwester Melina durch Krankheit genommen wurde. Möge sie ihren Frieden im Elysium finden.
So scheint wohl auch der Princeps nicht vor Siechtum gefeit. Trotz der Versöhnung mit den Göttern ist er noch immer nicht wohlauf? Kein Wunder, dass sein Stellvertreter sich wohl immer mehr herauszunehmen wagt. Wird solch ein Verhalten nicht bald allmählich den neuerlichen Zorn der Götter auf sich ziehen? Wollen wir es nicht hoffen.
Wie dem auch sei, ich will doch noch kurz etwas ansprechen, das mich nun doch einige Tage beschäftigt. So kam mir der Gedanke, dass es allmählich womöglich an der Zeit wäre die erste Stufe der Ritterlaufbahn zu verlassen zugunsten der nächsten. Meinst du es ist an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun? Falls ja, so wisse folgendes. Das Examen Primum der Academia Militaris konnte ich hier in Mogontiacum bereits erfolgreich ablegen. Das aus dem Grund, dass es mich reizen würde von der puren Verwaltungsstelle einmal abzukommen und die zweite Stufe der Militia Equestris als Tribunus Angusticlavius abzuleisten. Mein Vater war bereits Tribun, dessen Fußstapfen ich nun ausfüllen oder, so mir die Götter hold sind, noch vergrößern möchte. Wäre das Bestehen des Examen Secundum Voraussetzung für das Tribunat? Wenn ja wäre es selbstverständlich kein Umstand, auch dieses alsbald anzugehen.
Nun denn, ich verbleibe mit den besten Grüßen und wünsche dir den Segen der Götter, dass sie deine Familie und dich immer vor Krankheit und Unglück schützen mögen.
I. QVINTILIVS SERMO
CASA QUINTILIA - MOGONTIACUM - GERMANIA SUPERIOR
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KAL IUL DCCCLXI A.U.C. (1.7.2011/108 n.Chr.)