Ad
Senatus Romae,
Curia Iulia,
Rom
Bericht aus der Provinz Hispania
vom KAL SEP DCCCLVII A.U.C. (1.9.2007/104 n.Chr.)
bis zum NON OCT DCCCLVII A.U.C. (7.10.2007/104 n.Chr.)
Allgemeines
Nach meiner Ankunft am Portus Tarraconensis zog ich es vor, ohne großen Aufwand und ohne große Begrüßungszeremonie meine Arbeit aufzunehmen. Dies im Hinblick darauf, weil es nicht abschätzbar war, wie die Bevölkerung Hispanias auf eine Parade reagieren würde, wenn man die letzten Ereignisse in Betracht zieht, die das Volk Hispanias seitens Rom schwer trafen. Mittlerweile habe ich meine täglichen Geschäfte, wie Bittschriften, Klagen, Berichte der Provinzen und Städte sowie der Magistrate, routiniert und kann mein Arbeitspensum wohl in den nächsten Wochen noch steigern, wenn ich eine Umkoordination der Verwaltungsebenen durchführe, die ich schon seit ein paar Tagen plane.
Zur allgemeinen Situation der Bevölkerung kann ich bis dato noch nicht viel sagen, auch wenn ich mich nicht in der Arx verstecke, kann man die Bevölkerung nicht aufgrund eines Spazierganges am Markt oder im Circus messen, doch aus den Gesprächen mit hiesigen Beamten und Honoratioren kann ich doch schlussfolgern, dass die Stimmung des Volkes ruhig ist. Mir sind auch keine Zwischenfälle im Hinblick auf die Rebellion oder die Rebellionsführer gemeldet, so dass ich die Hoffnung hege diesen Zustand der Ruhe durch Festivitäten auszubauen und das Vertrauen zu Rom wieder herzustellen, wo es durch die Zwischenfälle in der Acta Diurna und nun auch mit der Besetzung meines Amtes gestört wurde. Diese Absichten werden später noch erläutert.
Pars I. Provincia Hispania
Die allgemeinen Regionalberichte lassen mich zum Entschluss kommen, dass die Provinz Hispania wieder ruhig ist und die Menschen ihrer tagtäglichen Arbeit ohne besondere Vorkommnisse nachkommen. Derzeit beschäftigt mich jedoch die rezessive Handelslage, der ich mich in den nächsten Wochen vermehrt widmen werde und an geeigneten Stellen Nachforschungen zu betreiben gedenke, um Lösungen zu erarbeiten und zum Wohle der Provinz durchzusetzen - schließlich ist eine hohe Rate an Arbeitslosigkeit ein potenzieller Unruhefaktor, wenn die Menschen keiner Beschäftigung nachgehen, so steigt die Kriminalitätsrate.
Die Gerichtsfälle, die an mich heran getragen werden, halten sich in den Normen, so dass die Entsendung eines Iuridiculus zur Zeit nicht vonnöten wäre.
In den letzten Tagen habe ich vermehrt Provinzschreiber eingestellt, um die bisherigen zu entlasten und das Arbeitstempo der Verwaltung zu steigern, denn bei der bisherigen Situation musste selbst ich kostbare Minuten auf angefertigte Schreiben warten.
Vor einer Woche habe ich nach Prüfung der Berichte über Steuerschulden die allgemeine Steuererhebung durchgeführt, welche noch nicht ausgewertet wurde, weil einige Städte mich um Aufschub baten und andere schon seit Jahren in Verzug sind, so dass ich derzeit noch nicht weiß wie hoch die diesjährige Steuerzahlung an die Staatskasse sein werden, ich hoffe dies im nächsten Bericht mitteilen zu können.
Pars II. Regio Hispania Tarraconensis
Wie der Senat bereits aus der Acta Diurna erfahren haben sollte, habe ich einige personelle Änderung in der Regio durchführen lassen, dies wird hier ebenfalls zur Erläuterung kommen.
Die Verwaltung der Regio misst bis heute einen Comes, da ich den bisherigen sofort entlassen habe. Diese Entlassung ist besonders dadurch gerechtfertigt, dass der damalige Comes Caius Octavius Cato seiner Amts- und Bürgerpflicht schon seit Monaten nicht nachging und sogar der hiesige Duumvir Tarracos nichts um den Verbleib des Comes sagen sollte, sich später bestätigende Gerüchte kursierten, dass sich der Comes in Rom abgesetzt haben soll und immer noch sein Gehalt bezieht. Dieses höchst verwerfliche Vorgehen hat mich zu einer sofortigen Entlassung veranlasst, von einer Klage sehe ich jedoch ab. Das Amt des Comes ist seit jener Entlassung vakant und aufgrund der Ermangelung an geeigneten Kandidaten übernehme nun teilweise ich selbst dessen Aufgaben oder gebe einige an die erfahrenen Magistri Scriniorum ab. Kürzlich habe ich den sehr lange im Amt stehenden Lucius Didius Crassus seines Amtes als Magister Scriniorum enthoben, um diesen an anderer geeigneter Stelle einsetzen zu können, was noch später erläutert werden wird. Den dadurch entstehenden Bedarf nach einem erfahrenen Magister Scriniorum konnte ich durch die Ernennung von Quintus Matinius Valens decken, welcher zuvor als Duumvir Carthago Novas eine gute Arbeit geleistet hat und dieser Beförderung würdig war und ist.
Mit Caius Furius Helios, einem ehemaligen Praefectus Castrorum der Stadtvigilen, konnte ich einen mehr als würdigen Regionarius gewinnen, von dem ich mir gute Leistungen im Hinblick auf die Sicherheit der Infrastruktur wie auch der Bevölkerung verspreche. Die Vigiles finden in letzter Zeit besonderen Zulauf, was ich selbstverständlich sehr begrüße, schon alleine meiner Sicherheit wegen.
Die vorhin angesprochenen Festivitäten beschränken sich nicht nur auf die hiesigen und allgemeinen religiösen Festakte, sie werden wohl durch einen Dichterwettbewerb erweitert werden. Diese Idee stammt vom Magister Scriniorum der Regio, um auch im Hinblick auf ganz Hispanien, das Gesicht dieser Provinz als kultur- und kunstinteressiert zu fördern. Die Schirmherrschaft über diesen Dichterwettbewerb gedenke ich zu übernehmen, um mich der Bevölkerung endlich im positiven Sinne zu präsentieren, ohne viel Pomp und einer Parade. Dadurch gedenke ich als der Proconsul zu erscheinen, der sich nicht in das Alltagsleben drängt, sondern im Hintergrund um das Wohl der Provinz bestrebt ist.
Die regionale Wasserqualität ist gut und ich hoffe, dass diese auch mit dem kürzlich ernannten Lucius Didius Crassus zum Procurator Aquarum diesen Qualitätszustand halten kann. Die hiesigen Wasseranlagen gedenke ich, falls es mir die Zeit erlaubt, ebenfalls zu inspizieren, schließlich habe ich vor einigen Jahren selbst als Architectus Provincialis einiges erbauen können.
Die allgemeinen Steuererhebungen haben einige Städte der Region in ein weniger helles Licht gehüllt, welches ich erwartet hatte, denn besonders die westlichen Städte haben noch seit Jahren ausstehende Verbindlichkeiten an die Region und damit an die Provinz und den Staat. Nach eingehender Prüfung habe ich die Forderung der Provinz angespasst und entsendet. Die Summe muss, wie bei anderen Regionen, noch genauer ermittelt werden, doch bisher sind schon zahlreiche Zahlung eingegangen, wie zum Beispiel von Numantia, Barcino und Cathago Nova. Die allgemeinen Zahlungsaufforderung kann der Senat im Anhang finden.
Pars III. Urbs Tarraco
Tarraco ist eine blühende Stadt, welches sich nicht nur durch architektonische Besonderheiten hervorhebt, sondern auch durch ihre Lage und das Klima. Schwere Brände, wie vor ein paar Jahren, bei denen ich selbst noch als Architectus Provincialis anwesend war, fanden glücklicherweise nicht statt. Die Kriminalitätsrate ist selbstverständlich niedriger als die Roms und unter dem Durchschnitt anderer vergleichsweise großer Städte, was natürlich der gut organisierten Vigiles zu verdanken wäre. Ich hoffe, dass dieser Zustand erhalten bleibt. Besonders positiv ist die Stadt bei den allgemeinen Steuererhebungen aufgefallen, da sie schon im Vorjahr ihre jetzige Steuerlast entrichtet hat und die Provinz der Stadt gegenüber keinerlei Forderungen aufzuweisen hatte.
Die Stadtverwaltung scheint mir ein wenig Träge zu sein, auch wenn der hiesige Duumvir Publius Annaeus Domitianus ein guter Mann ist, so fehlt es an geeigneten Magistraten. Diesen Missstand hoffe ich in nächster Zeit beheben zu können.
Mein Augenmerk fiel auch auf die verwaiste Gladiatorenschule Gloria et Honor, so dass ich meinen Privatsekretär damit betraut habe einige Aushänge in den jeweiligen Provinzen auszuhängen. Ich hoffe damit einen neuen Lanista, sowie auch Interessenten für die Ausbildung in der Schule finden zu können. Auf Ergebnisse kann ich bis dato noch nicht verweisen, schließlich ist mein Sekretär erst einige Wochen unterwegs.
Spiele wurden keine abgehalten, doch ich gedenke dies zu ändern. Ich denke als Proconsul habe ich auch die Pflicht der Bevölkerung gotium wie negotium bieten zu müssen.
Nachwort
Ich hoffe den Erwartungen des Senates in diesen ersten Monaten gerecht geworden zu sein und das Vertrauen der patres conscripti nicht verloren zu haben.
Meine Erwartungen an das Amt des Proconsuls wurden voll erfüllt und ich hoffe dieser Ehre und eurem Vertrauen auch in den nächsten Monaten entsprechen zu können und nach bestem Wissen und Gewissen für die Provinz und Kaiserreich gehandelt zu haben und auch in Zukunft zu handeln.
gez.
Lucius Flavius Furianus
Tarraco, NON OCT DCCCLVII A.U.C. (7.10.2007/104 n.Chr.)
