Beiträge von Tiberia Claudia

    Claudia hörte sich die unerfreuliche Nachricht an und war tatsächlich leicht betroffen, denn sie fand ihren Neffen durchaus sympatisch. Sie wartete ab, bis die anderen ihr Beileid bekundet hatten und fragte dann: "Hat man sich bei der Legio den Traditionen entsprechend um seinen Leichnam gekümmert?"


    Sicherlich würde dies auf die anderen kalt wirken, doch war es an dieser Stelle nicht an der Zeit für Gefühlsausbrüche, sondern es gab wichtige Dinge zu regeln.

    Claudia hasste es, wenn Quintus sich als grosser Befehlshaber aufspielte und so hatte sie den Sklaven, der sie aus ihren Zimmern holen wollte, mit sehr unfreundlichen Worten weggeschickt. Sie war sich sicher, dass dieser das sofort melden würde, denn er war ja ein Sklave und zu Gehorsam verpflichtet, doch war ihr das egal. Sie war Streits mit ihrem 'Bruder' nie aus dem Weg gegangen und so hatte sie nicht vor, ihm gegenüber jetzt klein bei zu geben.


    Da sie allerdings trotzdem ein gewisses Interesse an dem hatte, was er mitzuteilen hatte, ging sie, nachdem sie ihre vorherige Beschäftigung beendet hatte, in Richtung Atrium. Sie war sicher, dass er mittlerweile innerlich kochen würde, weil sie seine Anweisung missachtet und den Gehorsam verweigert hatte, doch war ihr auch dies recht egal.
    So betrat sie, lange Zeit nach den anderen das Atrium. Sie hatte nicht wirklich Lust mit irgendwem zu sprechen, denn in letzter Zeit wurde ihr die hiesige Familie immer mehr zuwider und sie sehnte sich nach Tarraco.
    Sie begrüsste alle Anwesenden mit einem offensichtlich als gekünstelt erkennbaren Lächeln und hielt zielstrebig auf die nächste Sitzgelegenheit zu, auf der sie dann auch Platz nahm. Dass ihr 'Bruder' noch nicht da war, verwunderte sie ein wenig, doch hatte er dafür sicherlich seine Gründe.

    Claudia liess das Gespräch zwischen Durus und ihrem Bruder an sich vorbeiziehen und versuchte nebenher gegen die Abwesenheit ihres Hungers zu kämpfen. Sie zwang sich dazu etwas zu essen und widmete ihre offensichtliche Aufmerksamkeit dieser Tätigkeit.
    Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie jedoch die junge Albina, die Iuvenalis' Abgang sicherlich nicht sehr positiv aufgenommen hatte.

    Claudia hatte Albinas Begrüssung auf ähnlich herzliche Weise erwidert und auch Valerias Vorstellung verfolgt. Danach widmete sie sich einem kurzen, nichtssagenden Gespräch mit einer jungen Amica.


    Als die Kaiserin eintrat, begrüsste sie diese mit aller gebotenen Höflichkeit und Ehrerbietung. Anschliessend nahm sie Platz und folgte dann auch interessiert und aufmerksam Valerias Einführung und Begrüssung.

    Claudia zuckte leicht zusammen. Sie schaute Iuvenalis an und ihre Gedanken lösten sich auf um neuen Platz zu machen.


    "Misenum.. Nun, die dortige Stadtverwaltung schien mir etwas verschlafen und sehr unkooperativ." sagte sie.


    "Lucius hatte dort, im Rahmen dieses grossen Villenbauprojekts, ihr habt sicherlich davon gehört, eine Villa erstanden. Da er schon länger nichts mehr von dort gehört hatte, sind wir hin gereist um nach dem Rechten zu sehen, schliesslich muss eine solche Investition geschützt werden." berichtete sie.


    Sie trank einen Schluck.


    "Allerdings zeigte sich der Duumvir sehr uneinsichtig und bestand darauf, dass die Villa noch nicht fertiggestellt sei und er noch auf irgendetwas von der Verwaltung hier in Rom wartete. Man stelle sich vor, in fast zwei Jahren hat man es nicht geschafft eine Villa zu bauen."

    Auch Claudia begab sich, nachdem die Skavin zurückgekehrt war und ihr einen Becher übergeben hatte, zu Tisch. Sie beanspruchte, ihrem Status entsprechend, den Platz der Hausherrin fpr sich und liess sich dort nieder. Sie hatte keinen sonderlich grossen Appetit, betrachtete dennoch die servierten Vorspeisen mit einigem Interesse.


    Aus den Gesprächen hielt sie sich vornehm zurück und schüttelte ob des Ungestüm der jungen Albina nur leicht den Kopf. Sie hoffte, dass sie sich nur jetzt so gab und in Anwesenheit anderer etwas zurückhaltender war.


    Als Quintus über den Senat sprach und dabei den Namen ihres Verlobten erwähnte, lächelte sie ein Wenig mehr.

    Als ältestes weibliches Familienmitglied, das noch im Schoss der Familie lebte, fiel Claudia rein faktisch die Rolle der Hausherrin zu. Und in dieser Rolle missfiel es ihr sehr, dass sie, kaum von ihrer Reise zurück, von ihrem Adoptivbruder zu einem Familienessen zitiert zu wurde. Doch sie war, auch durch die Zeit mit Lucius in Misenum, in einer versöhnlichen Stimmung und folgte der Aufforderung daher mit einem leicht gespielten Lächeln.


    Sie betrat, in schlichter aber doch eleganter Kleidung, das Triclinium und begrüsste die Anwesenden mit einem mehr oder minder freundlichen
    Lächeln.


    Sie ging zu ihrem Bruder und nickte auf dem Weg dorthin ihrem Cousin Durus freundlich zu. Das anwesende Mädchen betrachtete sie skeptisch und fragte an ihren Bruder gerichtet: "Wer ist unser Gast?"

    Claudia verzichtete auf ein Wort des Abschieds in Richtung des Duumvir und verliess mit Furianus das Officium.


    "Wenn es dir recht ist, würde ich mich gern erst einmal in der Casa ein wenig ausruhen."