Beiträge von Tiberia Claudia

    "Gut. Wobei diese Wissenslücke in Bezug auf die Einweihung geschlossen werden sollte. Und damit hätten wir bereits deine neue Aufgabe. Ich möchte, dass du dich über die Einweihung informierst und mir morgen über deine Erkenntnisse berichtest."


    Sie stand auf und ging auf eines der Regale zu. Sie schaute darüber und zog dann eine extrem dicke Schriftrolle heraus.


    "Hier drin wirst du finden, was zu suchen ich dir aufgetragen habe. Aber ich möchte auf keinen Fall, dass du es mir einfach nur auswendig aufplapperst, sondern ich will es in deinen eigenen Worten hören."


    Sie ging auf ihn zu und gab ihm die Schriftrolle. Dann ging sie auf die Tür zu. "Morgen treffen wir uns im Marstempel. Sei pünktlich. Auf Wiedersehen." sagte sie und verliess die Bibliothek.

    Claudia begann zu lächeln.


    "Sehr gut, ich sehe, du bist durchaus in der Lage das, was in einer Schriftrolle, die du zu kopieren hast zu behalten und zu verstehen."


    Sie ging wieder zu dem Tisch und setzte sich.


    "Ausserdem erwarte ich von niemandem, dass er seine Herkunft verrät. Und noch ein Letztes: Ich hoffe, auch wenn du niemanden mit den Göttern auf eine Stufe stellst, dass du doch zumindest deinem Kaiser einen ähnlichen Respekt wie diesen entgegenbringen wirst, wenn du ihm einmal gegenüberstehst."


    Sie wies ihn mit einer Handbewegung sich zu setzen.


    "Jetzt aber genug über solche Dinge. Wir haben Wichtigeres zu tun, schliesslich bist du hier um ausgebildet zu werden, wenn auch nur von einer unperfekten Sacerdos." sie grinste.


    "Was weisst du über die Einweihung des Mercurius-Tempels in Rom am 15. Mai 495 v.Chr?"

    Sie musste innerlich plötzlich lachen.


    Sie stand auf und stellte sich ihm gegenüber, ihren Blick direkt in seine Augen gerichtet.
    So blieb sie einen Moment stehen und schaute ihn scharf an.


    "Du kannst dir die Drohungen mit dem Pontifex Maximus sparen. Es geht mir bei der ganzen Sache weder darum, dass ich aus dir einen anderen Menschen machen will, denn ich glaube daran, dass sich die Götter etwas dabei gedacht haben dich auszuwählen, noch geht es mir darum meine persönlichen Wünsche zu erfüllen, auch wenn es mir nur Recht wäre, wenn du mich nicht weiterhin mit deinem Gossendialekt ansprechen würdest. Es geht mir bei der ganzen Sache um zwei Dinge."


    Sie atmete tief ein.


    "Zum einen, ist wie bereits erwähnt Mercurius ein Repräsentant der Gewandtheit des Wortes und daher finde ich es angebracht, wenn auch seine Priester diesem Ideal wenigstens zum Teil entsprechen könnten."


    Sie ging zu einem Regal, holte eine lange Schriftrolle heraus, suchte darauf einen Abschnitt und hielt ihn ihm hin.
    "Zum anderen geht es mir um diesen Abschnitt des Codex."


    Codex Religiosus


    PARS PRIMA – Allgemeines
    Die meisten der sakralen Aufgaben gelten laut Gesetz des Imperium Romanum als Rang und schließen somit nichtreligiöse Zweitränge aus. Politische Ämter allerdings nur in einigen Fällen. Die Zugehörigkeit zu den Kultvereinen steht allerdings jedem götterfürchtigen Römischen Bürger frei, sofern die Statuten dieses Vereins dies zulassen.


    Bei Gebeten, Gelübden, Opfern und Weihen ist die korrekte Wortwahl ausschlaggebend dafür ist, ob die Handlung als korrekt gilt. Bei Formfehlern des zelebrierenden Priesters, sei es in Wort, Bewegung oder Geste, kann das für eine religiöse Handlung bedeuten, dass sie bis zu einem Dutzend Mal wiederholt werden muss. Im privaten Bereich sind die Auflagen nicht derart streng.


    "Ich hoffe du verstehst mein Anliegen nun etwas besser."

    Auch wenn sie innerlich brodelte blieb sie ruhig.


    "Mir ist es egal, ob du der Meinung bist, dass du hier nur eine Zwischenstation machst, solange du dem Kult des Mercurius angehörst und vor Allem, solange du mein Schüler bist, dienst du Mercurius und niemandem sonst. Und was ich an deiner Sprache auszusetzen habe ist ganz einfach. Es heisst 'DAS' und nicht 'DAT', es heisst 'NICHT' und nicht 'NICH'. Und auch wenn du bisher gut durchs Leben gestolpert bist, ohne eine vernünftige Sprache zu haben, so werde ich dafür sorgen, dass du niemals mehr als ein einfacher Schüler wirst, solange du mir und unserem Herrn Mercurius nicht den nötigen Respekt entgegenbringst indem du dich in vernünftiger Art und Weise ausdrückst."


    Sie holte Luft.


    "Du kannst von mir aus in der Taverne mit deinen Kumpanen von der Legion soviel rumpöbeln wie du willst, aber in meiner Gegenwart erwarte ich, dass du dich in einer vernünftigen Sprache ausdrückst. Wenn du das nicht kannst, sehe ich mich auch nicht in der Lage dich auszubilden."

    Sie schaute ihn recht vorwurfsvoll an.


    "Ich möchte, dass du an deiner Sprache arbeitest. Einem Priester des Mercurius, wenn er auch noch nicht ausgebildet ist, ist eine solche Ausdrucksweise nicht würdig. Denn wie du hoffentlich weisst, repräsentiert Mercurius facundus die Gewandheit des Wortes. Und ich möchte nicht, dass einer seiner Priester nicht in der Lage ist sich in adäquater Weise zu artikulieren. Haben wir uns verstanden?"

    Sim-Off:

    Ist ok. Bis Montag und schönes Wochenende.


    Sie nahm das Schriftstück entgegen und setzte sich damit an den Tisch um es zu lesen. "Lege die Schriftrolle bitte wieder zurück in das Regal."


    Dann machte sie sich daran es zu lesen.
    Sie musste leicht schmunzeln über den Versuch des jungen Schülers, auch wenn sie zugeben musste, dass er seine Arbeit gut gemacht hatte. Sie nickte anerkennend, als sie die Lektüre beendet hatte.


    "Das hast du gut gemacht. Ich muss sagen, du hast es geschafft viele wichtige Dinge in eine recht gute Kurzform zu bringen."


    "Aber ich hoffe du weisst, dass solche Wissensaufgaben nur ein Teil deiner Ausbildung sind. Der größere und wichtigere Teil wird sich darum drehen, dass du im Dienst an den Göttern assistierst, sobald der Tempel endlich bereit ist."

    Sie sah mit einer gewissen Genugtuung, dass er scheinbar etwas erschlagen war von der Länge der Rolle.


    "Du wirst diese Rolle mitnehmen, sie dir kopieren und mir dann das Original wiederzurückbringen. Desweiteren möchte ich, dass du mir einen kurzen Text schreibst. Und zwar soll dieser Text Informationen über Merkur enthalten. Dieser Text wird 70 Wörter enthalten und du wirst in ihn möglichst viele Informationen hineinpacken. Verstanden?"

    Sie nimmt die Rolle entgegen, schaut ob er auch die richtige gebracht hat und rollt sie dann auf dem Tisch aus.



    Religions-Fibel




    Religiöses Handeln kann sich auf vielerlei Wege ausdrücken.



    Berührung:


    Das Ritual der Berührung stellt eine Übertragung von göttlicher Macht dar. Als Beispiel sei hier das Ritual bei den Lupercalien zu nennen, wo die Luperci Frauen mit Zweigen berühren um so Fruchtbarkeit zu übertragen. Auch bei der Tempelweihe findet dieses Ritual Anwendung. Die Berührung des Türpfosten des zu entstehenden Tempels stellt neben der Besti8mmung des Grundstücks durch den Augur den wichtigsten Aspekt dieses Rituals dar.
    Auch das Berühren und Küssen von Kultstatuen durch Gläubige stellt ein Ritual dar, wo durch ein enger Kontakt zwischen dem Menschen und der Gottheit hergestellt wird. Dies vermittelt Wohlwollen und Vertrauen.


    Ostentation:


    Mit Ostentation ist die Zurschaustellung von Kultstatuen und anderen religiösen Artefakten gemeint. Manche Tempel haben nur an bestimmten Tagen geöffnet und bei manchen Kulten findet regelmäßig (jährlich) eine Prozession statt, bei der die Kultstatue zur Schau gestellt wird. Diese Mittel schaffen bei den Gläubigen ein reges Interesse durch die Seltenheit.


    Prozession:


    Jede Prozession hat einen klar definierten Start- und Endpunkt und der Prozessionsweg ist allen klar bekannt. Die Teilnehmenden (Gruppen) haben Festtagskleidung (Toga) zu tragen und in der Regel mit einem anschließenden Ritual zutun, welches auf die Prozession folgt.


    Es gibt verschiedene Arten von Prozessionen, z.B. welche, die von verschiedenen Orten ausgehen. Des weiteren unterscheidet man die, welche räumliche Figuren beschreiben, wie einen Kreis um eine Gruppe oder Ort, welches als Reinigungszeremonie zu verstehen ist. (Innen – Außen, Rein – Unrein).


    „Lustratio exercitus“ – Die Umkreisung des Heeres
    „Lustratio urbis“ – Umkreisung der Stadt


    Musik:


    Musik spielt auch eine große Rolle bei religiösen Handlungen. So kann das Spielen der Tibia störende Geräusche bei einem Ritual übertönen. Auch ist es nicht selten, dass Hymnen bei öffentlichen Ritualen und Prozessionen gespielt werden. Für dies Aufgaben gibt es spez. Kultmusiker. Auch Chöre von Frauen und Kindern sind bekannt.


    Tanz:


    Auch der Tanz stellt ein Ritual dar. Erinnert sei hier an den Tänzen der Salier im März. Auch bei anderen Zeremonien kann ein Tanz vorkommen. Am weitesten ist mit der Dreischritt („tripudium“) bekannt. Meistens ist er Tanz Jugendlichen vorbehalten, doch auch ältere Tänzer sind bekannt, wie z.B. die Arvalbrüder. Gerade in Kulten die aus dem Osten des Imperiums stammen, sind Tänze bekannt, wie z.B. im Isiskult.


    Wettkampf:


    Auch eine Reihe von Wettkämpfen sind den Göttern gewidmet. Erinnert sei hier an den Lauf der Luperci, welcher als Wettkampf ausgetragen wird oder die Wagenrennen zum Oktoberfest oder die Equirria zu Ehren des Mars. Auch Gladiatorenkämpfe zählen hierzu, welche häufig zu Totenfesten abgehalten wurden und als „munus“ – Geschenk bezeichnet wurden.


    Gabe


    Die Gabe ist ein Geschenk (an die Götter). Ziel ist es ein langfristige Balance zwischen den Gaben der Götter und der Gläubigen zu erreichen. Von den meisten Gaben bekommen die Gläubigen etwas zurück, was zeigen soll, wie huldvoll und überlegen die Götter sind.
    Man unterscheidet „blutige“ und „unblutige“ Opfer.


    Blutige Opfer


    Bei der Opferung von Tieren gibt es einige zu beachten. Jede Gottheit hat eigene Vorstellungen von ihren Opfertieren, welche der zu Opfernde beachten muss. Zu unterscheiden sind das Alter des Opfertieres, ob es noch am säugen ist, ob es noch trächtig ist etc. Auch das Geschlecht ist von Bedeutung, genauso wie die Farbe des Tieres. So opfert man Himmelsgottheiten weiße Tiere, Feuergottheiten rote Tiere und Unterweltgottheiten schwarze Tiere. Vor der Opferung muss das Tier gereinigt werden, es wird mit Wasser besprenkelt und mit einer Salzlake („mola salza“) eingerieben. Der Opferleiter streicht dem Tier mit dem Messer über den Rücken. Dann fragt der Opferdiener: „Agene?“ (Soll ich handeln?) und der Opferleiter spricht „Age!“. Nach der Schlachtung des Tieres und wenn es ausgeblutet ist, wird die Eingeweideschau veranstaltet. Sind diese in einem akzeptablen Zustand, heißt es „litatio“ – „das Opfer ist angenommen“. Ist dem nicht so, muss das Opfer so lange wiederholt werden, bis dieser Zustand erreicht ist. Fehler sind bei der nicht korrekten Durchführung des Opfers und/oder des à Gebetes zu suchen. Auch kann es nach mehrmaligen Durchführen des Opfers sein, dass die Gottheit dieses Opfer nicht annehmen möchte. Blutige Opfer sind ausschließlich am Altar vor dem Tempel durchzuführen. Oft schließt sich nach der Opferung ein à Mahl an.


    Unblutige Opfer - „Libation“


    Mit der Libation sind unblutige Opfer gemeint. Dies können sein: Das ausgießen (spenden) von Wein aus einer flachen Schale („patera“), das Verbrennen von Weihrauch auf einen Altar oder Herd, das Opfern von Kuchen, Blumen oder auch Geld. Diese Opfer können dargebracht, vergossen oder verbrannt werden. Werden diese Gaben im Tempel dargereicht, so geschieht dies in der Regel auf einen tragbaren Altar („foculus“). Unblutige Opfer gibt es auch häufig als Voropfer von blutigen Opferungen.


    Vernichtung:


    Stellt zum einem die Übergabe von Gaben an die Götter dar, indem sie in eine Grube eingelassen wurden. (Dies geschieht, nachdem die Tempelräume voll mit Opfergaben sind, sie werden dann auf dem Tempelgrundstück „templum“ eingegraben), es kann aber auch eine Art Selbstverfluchung darstellen, wo durch das Schicksal des Eidbrüchigen symbolisch vorweggenommen wird, z.B. durch das vollkommene Verbrennen eines Opfertieres, zerstückeln eines Tieres oder durch das Wegwerfen eines Steins.


    Mahl:


    Das Mahl schließt sich meistens an eine Tieropferung an. Dazu wird das Tier nach der Opferung auf Kochtöpfe verteilt. So zählen Küchen und Sitzgelegenheiten neben dem eigentlichen „aedes“ mit der „cella“ zur Einrichtung eines Tempels. Auch das gemeinsame einnehmen eines „daps“ – Breis ist aus landwirtschaftlichen Ritualen bekannt.


    Pflegerituale:


    Pflegerituale spielen auch eine wichtige Rolle und sind in zwei Arten zu unterscheiden. Zum einem das waschen, ölen, ausschwefeln und bekleiden von Kultbildern, welches als Symbol für die Anwesenheit der Gottheit darstellt.
    Zum anderen verlangt ein religiöses Ritual auch Reinheit vom Teilnehmer. Das besprengen des Kopfes mit Wassers und das waschen der Hände sind hier Minimum. Hervorgegangener Geschlechtsverkehr verlangt mehr.


    Gebet:


    Bei jedem Ritual gibt es mindestens ein Gebet. Genauso setzt ein Gebet mind. eine hervorgegangene Gabe voraus, um die Aufmerksamkeit der Götter zu erregen. Oberstes Gebot beim Gebet sind Ruhe und Konzentration der Teilnehmer. Jede Störung kann das gebet unwirksam machen. Um dies zu vermeiden ist es ratsam, einen Flötenspieler bei dem Ritual zu haben, welcher mit seinem Gespiele störende Laute übertönt. (à Musik)
    Die Person, die das Gebet spricht (Ritualleiter), kann sich auch den Zipfel der Toga über den Kopf ziehen um so maximale Störungsfreiheit zu erlangen („ritus patrius“). Es ist auch von entscheidender Bedeutung, das der genaue Wortlaut der Formel eingehalten wird, da sonst das Gebet nicht wirksam ist. Beten Nicht-CD-Mitglieder bei einem (privaten) Ritual ist es daher ratsam, einen Sacerdos als Vorsprecher zu haben. Bei einem Gemeinschaftsgebet, welches eine abschließende Bestätigungsformel enthält, ist es ratsam, diese schriftlich unter den Teilnehmenden zu verteilen.
    Der Ritualleiter steht bei dem gebet, evt. mit geneigtem Kopf (auch kniend ist möglich als Form des Flehens) die Hände zum Himmel oder zur Statue bzw. Altar gerichtet. Er spricht mit erhobener Stimme und schließt das Gebet mit einer Wendung nach Rechts ab.


    "Das ist das Religionshandbuch, dass der Pontifex Minor erstellt hat um Schülern im Dienst der Götter ihre Ausbildung etwas zu erleichtern. Ich möchte, dass du es ausführlich studierst und jeder Zeit dazu bereit bist Fragen zum Inhalt beantworten zu können."

    Claudia betritt leise die Bibliothek und beobachtet Victor einen Moment lang. Als er an einer Stelle des Regals stehen bleibt sagt sie in sehr herrischem Ton: "Nimm bitte die Schriftrolle direkt vor dir aus dem Regal!"

    "Sehr gut. Dann werde ich mich mal um ihn kümmern." antwortete Claudia und nahm eines der Schriftstücke, die auf dem Tisch lagen in die Hand.


    "Du kannst gehen." sagte sie zu Ftatateeta und nachdem diese gegangen war machte sie sich auf den Weg in die Bibliothek.

    Zitat

    Original von Decima Lucilla
    Lucilla ist gerade auf dem Weg aus der Casa, als das Klopfen an der Tür ertönt. Da sie sowieso aus der Tür hinaus muss und auch keiner der Sklaven in der Nähe ist, öffnet sie.


    "Ja bitte?"


    Sie betrachtet die junge Frau, die ihr öffnete etwas skeptisch und überlegte, ob es sich bei dieser wohl um eine Sklavin oder ein Familienmitglied handelte. Sie schien sie irgendwo schon einmal gesehen zu haben, konnte sie jedoch nicht einordnen.


    "Ich bin die Sacerdos Mercuris Tiberia Claudia und ich suche den Senator Decimus Meridius, der sich angeblich hier aufhalten soll."