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Tiberius Duccius Lando
Casa Duccia
Mogontiacum
Germania
Mein lieber Freund!
Es tut mir Leid, dass ich Dir meinen letzten Brief erst so spät habe zugehen lassen. Und auch jetzt habe ich wieder einige Zeit verstreichen lassen. bis Du neue Zeilen von mir zu lesen kriegst.
Dass ich Deinen Brief fand, ist überhaupt eine sehr unwahrscheinliche und glückliche Tatsache, denn unbewusst gelenkt endete einer meiner Spaziergänge durch Rom bei meinem Geburtshaus. Ich entdeckte die Casa Petronia wieder und musste feststellen, dass sie unbewohnt ist. Doch es war mir möglich hineinzugelangen - die Tricks aus meiner Jugend habe ich natürlich nicht vergessen - und alles ist in erstaunlich guter Verfassung. Doch natürlich bedarf die Wohnung einer Renovierung, weshalb ich nun auf der Suche nach einem guten Bauunternehmer bin. Ich kann und will die Arbeit nicht allein machen, Sklaven habe ich nicht und das Ergebnis muss sich sehen lassen können. Immer wieder stürzen in Rom Insulae zusammen und wie oft wird beim Bau gepfuscht. Doch auch der Preis sollte nicht zu hoch sein. Nun ja, vor allem aber soll es schön werden, weil ich dort ein Gasthaus mit Taberna aufmachen möchte. Das sind grosse Neuigkeiten, nicht wahr? Nun, ich hoffe alles läuft nach Plan - wobei mir erst vor kurzem gesagt wurde: nichts passiert so, wie man es plant... Wie auch immer, ich würde mich freuen, wenn die Zeit reif ist, dich als einen meiner Ehrengäste begrüssen zu dürfen! Doch das dauert natürlich noch und bis dahin werden wir uns weiter mit gelegentlichen Briefen begnügen müssen.
Du erwähnst in Deinem Brief meine selbst mir etwas zweifelhaften Reitkenntnisse, die mir vermutlich das Leben gerettet haben. Auch für das Pferd ist im Garten der Casa genug Platz. Ausserdem kann ich es kaum abwarten, eine ordentliche Bibliothek aufzubauen. Das alles benötigt Geld, doch ich hoffe ich kann ein wenig durch die Taberna einnehmen.
Du sprichst die Toleranz der Kaiser gegenüber unseren Glaubens an. Es gab schlimme Verfolgungen und Tötungen von Glaubensbrüdern in den letzten Jahrzehnten. Zum Glück sind unser jetziger Kaiser und sein Vorgänger uns nicht allzu übel gesonnen. Sie verbieten uns zwar das öffentliche Ausleben und das Innehaben eines wichtigen Amtes, doch gleichzeitig garantiert das Decretum Christianorum, dass wir nicht allein aufgrund unseres Glaubens hingerichtet werden können, so wie es schon der Fall war. Doch ich hoffe, wir können mit der Zeit noch mehr erreichen.
Ach, wo ich Deinen Brief jetzt noch einmal vor Augen habe, so fällt mir meine damalige Situation wieder ein. Meine Brüder (in Christus d.h. die anderen Gläubigen) sind nicht mehr so abgeneigt, etwas zu unternehmen. Daher und wegen meines Fundes die Casa Petronia betreffend ist erst einmal keine Auswanderung meinerseits zu befürchten!
Ich habe an Furianus geschrieben, doch noch keine Antwort erhalten. Ich gehe nicht davon aus, dass er Christ oder einer unserer Freunde ist, doch man kann nie wissen und um ehrlich zu sein, kenne ich ihn kaum dafür dass er mein Patron ist. Vielleicht bräuchte ich einen neuen Patron. Wie ist das, wenn der eigene weit weg ist und sich nicht melden sollte, kann man sich dann jemand anderem unterstellen? Diese Sicherheit hätte ich sehr gerne!
Ich bin erschrocken über die letzten Verbrechen in deinem Hause zu hören und hoffe, mittlerweile hat sich nichts verschlimmert und vieles aufgeklärt. Ich hoffe, Du wirst weder das sprichwörtliche, noch das tatsächliche Schwert, welches Du nie aus der Hand legen willst zu benutzen gezwungen sein. Meine Gedanken und Gebete sind bei Dir!
Du schreibst von eurem wirtschaftlichen Erfolg und deinem Wandel in den letzten Jahren. Ich kann dazu gratulieren, weil ich weiss, dass Du deine Herkunft nicht vergessen wirst, doch frage ich mich, was Du mit all dem Reichtum tust. Hast Du eine Familie, einen Sohn der es einmal erben kann? Ich fürchte ich klinge wie Deine Mutter, wenn sie bei dir wäre und vor allem kann ich mich schlecht als Vorbild hinstellen. Doch so ist das nun einmal: Dein Freund in der Ferne vermisst dich und ist sentimental um dich besorgt!
Tatsächlich hat es mich überrascht, zu hören, dass Eila in der ewigen Stadt ist. Leider habe ich die Gelegenheit nicht wahrgenommen, sie zu besuchen. Doch ich werde mich auf der Via Lata einmal nach dem Haus der Duccier umsehen. Vielleicht finde ich sie ja dort.
"Til ars ok frisar." Was bedeutet das? Sicherlich eine germanische Grussformel. So gebe ich dir eine meinige, vielleicht tat ich das auch schon zuvor:
ICHTHYS
Es ist ein Erkennungszeichen der Christen heute und aus schlimmeren Zeiten, von denen ich oben schrieb: Jesus Christus, Gottes Sohn, der Erlöser. Es fasst unseren Glauben zusammen...
Der Frieden des Herrn sei mit Dir!
Dein Freund Glabrio