Ad
Titus Aurelius Ursus
legio II Germanica in Mogontiacum
Germania
Sei mir gegrüßt, Titus,
eine so rasche Antwort hatte ich nicht erwartet. Umso mehr freut es mich, dass du dich so bald meldest.
Dir sei versichert, dass es uns gut geht. Ganz überraschend sind auch Tiberius und Gaius angekommen. Sie lassen dich herzlich grüßen und senden dir die besten Wünsche. Camilla ist auf dem Weg der Besserung, von Appius habe ich lange nichts mehr gehört. Helenas Lebensgester scheinen zu neuem Leben erwacht, auch wenn ich gestehen muss, unser Gespräch wohl in den Sand gesetzt zu haben. Ich sprach zuerst mit Prisca, dann suchte ich Helena auf, musst du wissen. Ich glaube nicht, dass unser Verhältnis sich jemals wieder zum Guten wenden wird. Ihre Worte waren wie Salz, das in eine Wunde gelangt. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie ich ihr unbefangen begegnen soll, wo doch die Befürchtung stets präsent ist, dass sie erneut versuchen könnte, das zu vollenden, was sie zuvor nicht geschafft hat. Und ich scheine machtlos zu sein, dies zu verhindern.
Du schriebst, dass Merit-Amun einer Krankheit anheim gefallen ist? Vermutlich ist es der Götter Verdienst, denn zweifelsohne verdient sie es, für ihr Verhalten zu leiden. Nichtsdestotrotz ist der Verlust einer Sklavin natürlich wenig wünschenswert. Ich gehe davon aus, dass du entsprechende Maßnahmen bereits getroffen hast, damit sie genesen kann. Wenn du mir die Summe nennst, die ich dir darob schuldig bin, werde ich veranlassen, dass dir das Geld zukommt.
Nicht ganz klar ist mir, wie in dem Haus nicht alles zum Besten sein kann. Schließlich wurde eigens ein vilicus eingestellt, um zu gewährleisten, dass das Haus jederzeit bewohnbar bleibt. Ich bitte dich, mit diesem Mann, sein Name ist Harlif Phelanson, in Kontakt zu treten und ihn ggf. zu entlassen, wenn er seinen Aufgaben nicht vereinbarungsgemäß nachgekommen sein sollte. Da du vor Ort bist, wirst du dies besser beurteilen können als ich von Rom aus. Matho soll sich mit mir in Verbindung setzen, was die Auslagen für die notwendigen Reparaturen anbelangt.
Die Reiterei haben sie dir anvertraut? Nun, ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich selbst wohl gescheitert wäre, hätte man mich mit dieser Aufgabe bedacht. Aber ich bin mir sicher, dass du sie zu jedweder Zufriedenheit erfüllen wirst.
Meine Quaestur verläuft bisherig eher ruhig. Nur selten findet jemand den Weg in die villa, um eine Transportgenehmigung zu erbitten. Demnächst habe ich einen Termin mit der Stadtwache zwecks Koordination der Straßen- und Passwegkontrolle, die offiziellen Kaisersiegel für Valerianus sind derzeit ebenso in Arbeit. Insgesamt betrachtet, hat wohl ein vigintivir während seiner Amtszeit weitaus mehr zu tun als ein quaestor.
Ich war vor einigen Tagen übrigens bei Aelius Callidus, einerseits, um eine Erhebung zum eques betreffend Artorius Reatinus vorzuschlagen, andererseits, um den geplanten Anbau zu konkretisieren. Aelius Callidus genießt einen guten Ruf als Architekt, ich bin mir sicher, dass wir zu einer einvernehmlichen Einigung kommen werden. Mir ist nur noch nicht ganz klar, in welchem Stil die exedra erbaut werden sollte, ob griechisch oder ägyptisch. Beides hat seinen eigenen Reiz, ganz ohne Frage. Welches Ambiente würdest du präferieren?
Du fragtest nach aktuellen Geschehnissen in Rom. Nun, derzeit gibt es kaum Interessantes zu berichten, abgesehen von dem recht amüsanten Theaterstück, das Flavius Gracchus ausgerichtet hat. Es scheint ganz so, als hätte er damit dem aufstrebenden Autor die Tore weit geöffnet, halb Rom spricht begeistert von dem ganz außergewöhnlichen Stück, und ich teile diese Meinung. Sonst gibt es nicht viel, abgesehen davon, dass man den Kaiser voller Ungeduld erwartet. Viele Informationen kannst du zudem der Acta entnehmen, was mich sogleich zum nächsten Punkt bringt. Übersende deine Artikel in die domus der Acta, damit unsere lectrix sich ihrer annehmen kann. Der Redaktionsschluss ist stets der zweite Tag der zweiten Woche, denn die Acta erscheint zweiwöchentlich. Nach ein paar Artikeln werde ich dich nach Abstimmung mit meiner Stellvertreterin, so du es dann noch möchtest, als subauctor in die Redaktion aufnehmen.
So schließe ich nun in Erwartung deines nächsten Briefes. Lasse es dir gut ergehen, Titus. Mögen die Unsterblichen auf dich achten.
Vale.
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ROMA, PRIDIE ID APR DCCCLVIII A.U.C. (12.4.2008/105 n.Chr.)