An Messalina
Villa Gratitudo
Corduba, Hispania
Liebe Messalina!
Mein eigenes Herz blutet bei dem Gedanken an das Leid, welches Du zuletzt ertragen musstest, meine Freundin.
Vom Tode Deines lieben Catus hörte ich. Du hast Deinen Liebsten verloren, ich habe einen sehr guten Freund verloren und das Imperium hat einen wahrhaft großen Römer verloren. Laß mich Dir mein allertiefstes Beileid ausdrücken.
Dann hörte ich im Senat, wie Du dem Kaiser das Leben rettetest, indem Du Deinen eigenen Sohn tötetest, um ein Attentat durch ihn zu verhindern. Ich war nicht dabei und ich kenne nicht alle Details wie es sich zugetragen haben mag. Aber eine Mutter die das Leben des Imperators und damit das Wohl des Reiches über ihr eigen Fleisch und Blut stellt, so wie Du es tatest, handelte in meinen Augen wie eine wahrhafte Römerin. Du hast zweifellos die richtige Entscheidung getroffen, aber ich weiß das Dein Herz trotzdem blutet über den Tod Deines Sohnes.
Den „Lohn“, den Du für Deine heldenhafte Tat erhieltest, den kann ich nicht verstehen. Es steht mir nicht an den Imperator zu kritisieren und ich tue das auch nicht. Er ist oftmals auf seine Berater angewiesen und ich befürchte, dass ihm nicht alle guten Rat zukommen lassen.
Im Senat ergriff ich das Wort, als der Kaiser uns Senatoren von dem Vorfall berichtete, und sprach für Dich. Du gabst mir niemals Anlaß an Deiner Treue und Liebe gegenüber unserem Imperator und dem Imperium zu zweifeln.Ob meine Worte etwas auszurichten vermögen, ich weiß es nicht. Jedenfalls gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass Dein Ruf eines Tages wieder hergestellt wird und Du nach Rom zurückkehren kannst. Gib auch Du die Hoffnung bitte nicht auf!
Meine liebe Freundin, am Ende meines Schreiben muß ich Dir nun noch weiteres Leid zu fügen. Mein eigenes Herz ist voll von Trauer, denn Deine beste Freundin und meine liebe Schwester, Didia Sinona, sie weilt nicht mehr unter den Lebenden. Du weißt sie brach vor einiger Zeit im Interesse des Venuskultes per Schiff nach Cypros auf. Jetzt erreichte uns die schreckliche Kunde, dass sie das Ziel ihrer Reise niemals erreichte. Ein Augenzeuge sah, wie sie über Bord ins Meer fiel. Er versuchte sie unter Einsatz seines Lebens zu retten, allein es gelang ihm nicht. So wie er es schilderte, obwohl ich die Nachricht auch nur über Dritte vernahm, war es so als ob Neptun sie ob ihrer Schönheit als Gefährtin zu sich holte.
Trösten kann uns dies nicht, denn der Verlust von Sinona ist einfach zu schmerzlich. Neben Dir und mir hat es Aventurinus sehr schwer getroffen, ihren Verlobten. Du weißt, wie verliebt und glücklich die beiden waren und nach Sinonas Rückkehr von der Reise wollten sie heiraten… Der Ärmste hatte schon die Ringe gekauft. Anstatt den für sie bestimmten Ring ihr bei der Hochzeit überzustreifen, legte er ihr ihn jetzt tränenüberströmt als Geschenk auf die Totenbahre. Da Neptun Sinonas Körper nicht mehr hergab, gab ich das Bild Sinonas aus meinem Arbeitszimmer her damit es anstelle des Leichnams bei der pompa funebris durch die Straßen Roms getragen werden und anschließend verbrannt werden kann.
Den Vorschlag machte Didia Fausta, die sich in sehr rührender und aufopferungsvoller Art und Weise um alle Einzelheiten der Trauerfeier kümmert. Ich bin ihr zu großem Dank verpflichtet und sie nahm mir damit eine große Last von den Schultern.
Sinonas Beisetzung im Familiengrabmal der Didier vor den Toren Roms findet NON IAN DCCCLVI A.U.C. (5.1.2006/103 n.Chr.) statt. Leider war es mir nicht eher möglich, Dir davon Kunde zu geben, da ich erst jetzt Deine neue Adresse erfuhr.
Liebste Freundin, warum bürden uns die Götter solch unerhörtes Leid auf, obwohl wir alle stets treu dem Kaiser, dem Imperium und ihnen, den Göttern dienten. Diese Frage quält mich und ich vermag sie nicht zu beantworten.
Meine Freundin, ich wünsche Dir trotz Deines schweren Schicksals alles Gute. Mögest auch Du bald wieder Glück finden.
Fühle Dich in tiefer Freundschaft umarmt.
Alles Liebe
Falco