Beiträge von Decima Lucilla

    Zitat

    Original von Claudia Antonia


    Lucilla schwankt zwischen Entsetzen und Mitleid. Wie alt mag Antonia wohl sein? Nicht viel jünger oder älter als sie selbst auf jeden Fall. Eine Frau in diesem Alter, die noch nie auf einen Gladiator gewettet hat, das ist ja wirklich furchtbar! Was machen diese Patrizier nur in ihrem Leben? Sie können doch nicht den ganzen Tag nur zuhause sitzen und Trübsal blasen. Es muss ein Geheimnis geben und Lucillas Neugier ist in diesem Moment geweckt, sie wird das noch herausfinden in ihrem Leben. Vielleicht wird sie Epicharis bei Gelegenheit ein wenig aushorchen, die scheint ihr nicht ganz so verklemmt.


    Dann der nächste Schock. Antonia weiß nichts, um was sie mit ihrem Mann wetten soll. Ja sind denn heut schon Saturnalia? Ist diese Frau denn wunschlos glücklich? Wieder streift Lucillas Blick Gracchus. Das hätte sie ihm dann doch nicht zugetraut. Aber vielleicht ist Antonia auch einfach nur genügsam.
    Nochmal flüsternd beugt sie sich zu der Patrizierin. "Ich werde um einen eigenen Gladiator wetten. Avarus wird in dieser Amtszeit immerhin auch noch Spiele ausrichten müssen. Gibt es denn nichts, was du dir von deinem Mann wünschen könntest? Einen Ausflug nach Baiae, einen Poeten aus Delphi, Stoffe aus Lutetia? Irgendwas, bei dem er sonst nur widerwillig mit den Augen rollt wird dir sicher einfallen."
    Die Wahrheit über seine Verwandtschaft würde Lucilla einfallen. Ob Antonia wohl über die Piratenbrut ihrer Familie Bescheid weiß?


    Lucilla schüttelt es für einen kurzen Augenblick. Sie kann trotz allem das Gefühl nie los werden, Quintus Tullius in Gracchus' Nähe zu spüren. Wenn sie ihn ansieht, dann sieht sie das selbstzufriedene Grinsen des Piraten, das kaltblütige Funkeln in seinen Augen, das Blut an seinen Händen - und das Blut an ihren Händen. Sie schluckt einen dicken Kloß ihren Hals hinunter und greift nach den Trauben. Hoffentlich kommen die Gladiatoren bald.


    Wenn Lucilla etwas ablenken kann, dann ist es das Plaudern. Deswegen stürzt sie sich nur allzu gern auf Antonias Frage.
    "Oh, das mit der Acta wurde mir einfach zu viel. Ich habe ja so schon kaum noch Zeit für irgendetwas gefunden, aber nun nach der Hochzeit kommt ja noch viel mehr auf mich zu. Bona Dea, man hat ja so viele Verpflichtungen als Senatorengattin, du kennst das sicherlich, na und von meinem eigenen Leben möchte ich ja dann doch auch noch ein Stück abhaben. Meine Tage sind dermaßen gefüllt, dass ich kaum noch weiß, wie ich jemals das Kinderkriegen darin unterbringen soll." Lucilla lacht über ihren eigenen kleinen Scherz und wirft sich grinsend eine Traube in den Mund. Da sie absolut kein Gefühl für Unverschämtheiten in dieser Hinsicht hat, fragt sie einfach mal ganz direkt.
    "Darf ich fragen, wie du das alles handhabst? Gerade wenn man die ganze Zeit hier in Rom ist, dann wird es doch schon irgendwie ein bisschen viel, oder?"

    Nach der Hochzeit der Decima Lucilla mit Germanicus Avarus ist erst einmal Ruhe eingekehrt im Hause Decima. Ein, zwei Tage verstreichen, bevor ein kleiner Trupp Sklaven sich an die Arbeit macht, die Habseligkeiten der frisch verheirateten Ehefrau aus ihrem Mädchenzimmer abzuholen und ins neue traute Heim zu tragen.


    Wer Lucilla schon einmal bei Reisen gesehen hat, der weiß, dass fünf Reisekisten nicht ausreichen, um ihre notwendigsten Güter zu transportieren. Entsprechend mehr Kisten werden an diesem Tag gepackt und spät am Abend, wenn die Wagen wieder durch Rom fahren dürfen, auf zwei große Karren geladen.


    Natürlich ist das Zimmer nicht leer, als die Sklaven sich auf den Weg machen. Das Mobiliar bleibt zurück. Doch von Lucillas bewegtem Leben in diesem Raum, in diesem Haus, kündet nur noch eine Haarspange, die versteckt unter einer Kommode von den Sklaven übersehen wurde.

    Lucillas Augen werden größer und größer als das komische Tier um die Ecke biegt. Natürlich hat die Frau von Welt so ein Vieh schon einmal im Zirkus gesehen, aus der Ferne, aber nicht zum berühren nahe vor sich. Es ist so riesig - breit - überdimensional. Mit einer großen Oberfläche, aus der man viel machen kann.


    Lucilla schlägt die Hände vor den Mund. "Bona Dea!" Dieses herrliche graue Leder, so ganz anders als das von Rindern oder Schweinen. Vorsichtig tut Lucilla einen Schritt nach vorn, streckt eine Hand aus und streicht über die Nase des gewaltigen Tieres, die andere Hand an ihrem Herz verharrend.
    "Oh, Medicus, das ist ja unglaublich! Aelia und ihr Mann sind aber auch immer für eine Überraschung gut! Bitte, bitte, ich möchte eine Tasche und ein Paar Schuhe davon! Meinst du, wir können es schnell genug verarbeiten, dass es noch für ein paar Winterschuhe reicht? Und ein paar Sandalen noch dazu für den Sommer! Die Mädels werden umfallen vor Neid! Den Rest kannst du verwerten, mit dem Fleisch könnten wir ein großes Fest schmeißen! Hippodingensnuss zum Genuss - und ich könnte meine neuen Schuhe dazu tragen, vielleicht magst du auch ein paar Stiefel? Oh, das wäre besser als beim Kaiser!"


    Fragend wendet sie sich zu Lyros. "Schmeckt es denn gut?"

    "Oh." Lucillas Augen werden groß. Was haben ihre Lieblings-Cousins nun ausgefressen?
    "Magnus betreibt sicherlich keine fünf Gewerbe. Bestimmt ist eines davon still gelegt und er konnte das letzte bisher noch nicht verkaufen. Aber ich werde es im schreiben, nicht dass er noch Schwierigkeiten bekommt."


    Lucilla überlegt angestrengt. Sie hat eigentlich keine Ahnung über die Betriebe der anderen Decimer. Von denen hat ja jeder allzu viele, dass man gar keinen Überblick darüber behalten kann. Deswegen zuckt sie mit den Schultern.
    "Was Mattiacus angeht, habe ich keine Ahnung. Es kann gut sein, dass er mal eine Goldschmiede hatte. Eine Mine glaube ich eher nicht, da hätte ich ja sonst irgendwann einmal Eisen von ihm bezogen. Magnus hat Anteile an einer Mine."
    Sie schaut Avarus fragend an.


    Zu Verkaufen:


      [*] Umfassende Anteile an Marmorbrüchen in Africa Prconsularis und Norditalia.
      (Marmorbruch Stufe IV)


      [*] Eigentümerschaft über eine gut gehende Werkzeugmanufaktur in Tarraco.
      (Schmied Stufe III)



    Interessenten können sich persönlich oder schriftlich melden bei:
    Decima Lucilla, Casa Germanica, Rom

    Zitat

    Original von Claudia Antonia


    Unauffällig beugt sich Lucilla ein bisschen vor, um einen Seitenblick auf Gracchus zu erhaschen. Wie ein typischer Spielegänger sieht er wirklich nicht aus, eher wie ein Langweiler. Diesen Eindruck hatte Lucilla auch bei ihrem Gespräch mit ihm. Nichtmal von den leckeren Speisen im Chez Pollux hat er etwas gegessen. Ob er wohl einer dieser verklemmten, philosophisch angehauchten Patrizier ist, die sich jede Freude versagen? Die arme Antonia! So ein Langweiler als Ehemann würde Lucilla natürlich von nichts abhalten, aber gerade in den patrizischen Kreisen sind Ehefrauen da wohl ein bisschen anders. Wobei die Claudia selbst schon auch ein bisschen verklemmt wirkt.


    "Ach, das ist aber schade. Weißt du, richtig spannend werden die Kämpfe ja erst, wenn man die Karrieren der Gladiatoren mitverfolgt. Bei den Wagenrennen, da schwenkt jeder für eine Factio sein Fähnchen und wenn da ein Neuling auftaucht, dann gehört er halt irgendwo dazu. Aber bei den Kämpfen kann man noch auf die wirklich Guten setzen. Wettest du?" Bevor Antonia antworten kann, fährt Lucilla schon fort mit ihrem Geplapper. "Ohne das Wetten ist es ja eigentlich fast langweilig." Sie beugt sich verschwörerisch näher an die Patrizierin heran und flüstert grinsend. "Du kannst gegen deinen Ehemann wetten, ich gebe dir einen guten Tipp, dann bekommst du alles von ihm, was du willst. Wettschulden sind Ehrenschulden, da kann sich kein Mann herausreden."
    Kichernd lehnt sie sich zurück und streift Avarus mit einem unschuldigen Lächeln. Sie weiß schon genau, um was sie heute wetten wird, denn Avarus wird in dieser Amtszeit auch noch mit Spielen dran sein.


    Unten in der Arena stürzen sich gerade die Löwinnen auf die Huftiere und Lucilla zuckt vor Spannung kurz zusammen als eine Raubkatze den Hals des Zebras nur knapp verfehlt. Lucilla mag keine Zebras. Sie erinnern sie zu sehr an Pferde, die jemand mit Streifen bemalt hat und sie würde wetten, wenn sie eine weiße Stute mit schwarzen Streifen bemalt, dann würde in Rom auch keiner den Unterschied bemerken. Vielleicht sind das sogar Pferde da unten, wer weiß, woran Durus sparen musste, nachdem er schon Barbatus verpflichtet hat.


    Da die Tierhatz aber ersteinmal etwas zum aufwärmen ist und man dabei mühelos weiterplaudern kann, weil man ja nicht jemanden lauthals anfeuern muss, tut Lucilla genau das - weiterplaudern.
    "Wegen der Acta Diurna war ich nur selten bei Spielen. Als Auctrix braucht man ja nichts mehr selbst schreiben, das machen alles die Subauctores. Aber die Spiele, hach, das gehört doch zum Leben in Rom wie die farblich passenden Schuhe zum Kleid. Man muss sie einfach mitnehmen, wann immer sich die Gelegenheit bietet."

    "Wegen der Schaulustigen?" fragt Lucilla und schaut dabei mehr als nur ein bisschen blöde.


    Zum Glück kommt Avarus in diesem Moment, so dass Lucillas Gesichtsausdruck sich wieder in Form bringt. "Oh Medicus, wir bekommen ein Geschenk!" Aufgeregt streckt sie die Arme in die Höhe, so hoch es geht, breitet sie dann zur Seite aus, so weit sie kann. "Soooo groß mindestens. Vom Statthalter von Aegyptus, ist das nicht nett? Das ist der Mann von Aelia."
    Sie erwähnt das, nur für den Fall, dass Avarus es vergessen hat. Für Lucilla ist Aelia in diesem Gespann natürlich viel wichtiger als Corvus. Es könnte sein, dass sie ihn irgendwann mal irgendwo kennengelernt hat, aber recht erinnern kann sie sich nicht an ihn. Auch nicht daran, dass er der Cousin von Avarus ist. Aber das ist wie bereits erwähnt eh nebensächlich, denn Lucilla weiß ja ganz genau, dass bei solchen Konstellationen sowieso immer die Frauen das Geschenk auswählen.


    Lucilla schaut Avarus mit großen Augen an. "Und Schaulustige kommen auch mit! Hoffentlich bleiben sie nicht zu lange, ich bin auf Besuch überhaupt nicht vorbereitet! Und wo sollen wir das nur unterstellen? Wir brauchen ein großes Zelt oder so etwas, damit es nicht nass wird." Sie hat zwar keine Ahnung, wovon sie redet, aber sie platzt schon bald vor Neugier.

    Hinter dem Türsklaven steht Lucilla auf ihren Zehenspitzen und versucht, einen Blick auf den Besucher zu erhaschen. Bei ihrer Größe ist das leider nicht immer so einfach. Als sie aber ihren Namen in Verbindung mit einem Geschenk hört, ist vornehme Zurückhaltung eh nicht mehr angebracht. Sie stumpt den Ianitor bei Seite und drängt sich aufgeregt nach vorn.


    "Salve, ich bin Decima Lucilla."
    Und zum Türsklaven gewandt: "Schnell, hol Avarus." Missmutig stapft der Ianitor davon, um seinen Herrn zu benachrichtigen.


    Lucilla wendet sich wieder dem Treiber zu. "Wie groß? So groß?" Sie breitet die Arme aus. "Oder noch größer?" Parallel werden ihre Augen immer größer. "Aber durch das Tor zum Hof passt es schon, oder? Verträgt es Regen?" Vielleicht eine Skulptur. "Oder sollten wir es besser unterstellen?" Ein marmornes Möbelstück? Immerhin ist Marmor in Aegyptus keine Mangelware. Dann müsste man im Hof vorübergehend irgend eine Art Zelt schaffen, in diesen Tagen kann es schließlich ständig anfangen zu regnen. "Wann kommt es?"
    Es scheint Lucilla, dass man schon einen gewissen Geräuschpegel von der Straße her hören kann. Aber sie weiß ja nicht, ob das hier in der Gegend normal ist, dafür wohnt sie noch nicht lange genug in der Casa Germanica.

    Zitat

    Original von Claudia Antonia


    Lucilla errötet ein ganz kleines bisschen wegen der berühmten Auctrix. Aber vielleicht ist es auch nur die Hitze, die trotz der Kälte irgendwie herrscht.
    "Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, Claudia Antonia." Forschend schaut Lucilla die schöne Frau an. Diese Blässe ist einfach beneidenswert. So römisch Lucilla auch jemals werden wird, ihre hispanische Herkunft wird es niemals zulasssen, dass sie so wunderschön bleich wird. Da hilft auch noch so viel Gesichtsweiß nicht.
    Und wie gerade Antonia da sitzt, so erhaben. Ob die anderen Gerüchte wohl auch wahr sind? Die über die Fruchtbarkeit der claudischen Frauen? Offiziell haben Gracchus und sie keine Kinder, aber Lucilla hat gehört, dass Antonia schon fünf Mal schwanger gewesen ist und die Kinder direkt aufs Land gekommen sind. Wegen der patrizischen Erziehung oder irgendwelcher anderer abstruser Gründe, bei den Patriziern kann man das ja nie so genau sagen. Wenn aber tatsächlich aus diesem perfekten Körper schon fünf Kinder entsprungen sind, dann braucht sich Lucilla keine Sorgen mehr um ihre Röte zu machen, auch nicht um ihre Bräune, denn dann würde sie neidlos bis zur Durchsichtigkeit erblassen.
    Nur bei der Kleidung, da scheint Antonia ein bisschen altbacken zu sein. Aber in Sachen Mode kann wohl eh keine Frau in Rom mit Lucilla mithalten. Glaubt sie zumindest.


    "Hast du einen Favoriten unter den Gladiatoren?" fängt Lucilla direkt ein Gespräch mit Antonia an. Sie kennt weder bei Patriziern, noch bei Senatoren Hemmungen, auch nicht bei patrizischen Senatoren und schon gar nicht bei deren Ehefrauen, noch dazu, wenn sie schon passender Weise neben ihr sitzen.
    "Barbatus vielleicht? Ich glaube, es gibt derzeit keinen, der ihm das Wasser reichen kann. Er steht ja kurz davor, das hölzerne Schwert zu erhalten. Nubius, den Murmillo habe ich auch schon gesehen, und Phalax aus Numidien. Hast du Phalax schon einmal Kämpfen gesehen? Er ist der neue Stern am Himmel, da bin ich mir ganz sicher. Bei einem der letzten Kämpfe während der Ludi Sullani hat er sich einen heftigen Schwerthieb in den Oberschenkel eingefangen. Ich dachte schon, er würde es nicht überleben. Aber sie ziert ihn wirklich prächtig und er soll sich wieder völlig erholt haben und mit noch mehr Kampfeslust einziehen als zuvor. Und dabei ist er noch ein ganz junger Kerl, noch keine zwanzig Jahre. Wobei das natürlich nicht unbedingt stimmen muss, da wird ja durchaus ab und zu das ein oder andere so hin gebogen, wie die Zuschauer es gerne haben. Aber einen knackigen Körper hat er allemal."
    Nur der Umstand, dass Lucilla Luft holen muss, verhindert, dass sie in einem fort weiter redet. Bei der Gelegenheit greift sie nach der Schüssel neben sich und hält sie Antonia vor die Nase.
    "Möchtest du ein paar eingelegte Trauben? Sie sind herrlich süß."

    Lucilla zieht skeptisch die Augenbrauen zusammen. Das ist ja wieder typisch. Sie hat schon erwartet, dass sie sich vor jedem Mann rechtfertigen werden muss, weil sie als verheiratete Frau sich einen Patron sucht. Aber gerade Hungi hätte sie mehr Grips zugetraut. Sonst wäre sie mit diesem Anliegen ja auch gar nicht zu ihm gekommen.


    "Natürlich meine ich das ernst!" erwidert sie ein bisschen schnippisch und kommt überhaupt nicht auf die Gedanken, bei denen Hungi schon ist. "Gerade als verheiratete Frau muss ich mir meine Unabhängigkeit bewahren und das geht nur mit einem Patron." Ganz davon zu schweigen, dass es doppelte Macht und ein Stück Sicherheit bedeuten würde.
    "Schau, es ist doch so, Avarus ist nicht unbedingt unumstritten. Kannst du dich noch dran erinnern, wie das Volk seinen Kopf gefordert hat? Ich mag nicht eines Tages nach Hause kommen und ihn kopflos vorfinden. Du bist der mächtigste Mann im Senat. Wenn einer einen mäßigenden Einfluss haben kann, dann du. Versteh mich nicht falsch, ich will nicht, dass du ihn irgendwie schützt. Nur eben wenn es dicke kommt ihn aus der Schusslinie ziehst. Im Gegenzug dazu werde ich dir als deine Klientin ab und zu seine Stimme sichern können."


    Sie schaut Hungi prüfend an und wedelt mit ihren Händen vor sich in der Luft herum. "Dazu das übliche Patronats-Klientel-Verhältnis."
    il das Wort Verhältnis so merkwürdig im Raum nachklingt sieht sich Lucilla bemüßigt, die Vorteile genauer zu beschreiben. "Unterschätze nicht den Einfluss, den Frauen auf ihre Ehemänner haben. Jede der Damen aus meinem Rudel, die du heute Abend bewirtet hast, haben einen einflussreichen Eques hinter sich. Und nicht nur meine Freundinnen, andere Frauen haben andere Männer hinter sich. Die mögen die Klienten von anderen Männern sein, doch sie hören auch auf das, was ihre Frauen ihnen sagen, die einen mehr, die anderen weniger. Und was Frauen sagen, das lässt sich durchaus von der Meinung einer anderen Frau beeinflussen." Sie drückt ihren Rücken durch und rück sich in Pose. Jetzt fehlt nur noch der Sonnenstrahl, der von oben durch das compluvium auf Lucilla hinab fällt und sie in ein goldenes Licht taucht, um keinen Zweifel daran zu lassen, dass sie diese andere Frau ist.

    Weil die wilde Löwenjagd noch gar nicht so wild ihren Anfang nimmt, nimmt Lucilla die Gelegenheit wahr, sich ein bisschen umzuschauen. Es ist ja nicht nur wichtig, dass man sieht, wer alles da ist, sondern ganz besonders, dass alle sehen, dass sie da ist - Decima Lucilla, Ehefrau von Senator Germanicus Avarus. Immerhin hat das lange genug gedauert, dass sie da nun ein bisschen Wert darauf legen muss.


    Senator Purgitius Macer ist gar nicht weit entfernt und Lucilla winkt ihm lächelnd zu. Macer weiß natürlich schon, dass Lucilla ganz richtig da sitzt, wo sie sitzt, immerhin war er einer der Hochzeitsgäste. Deswegen ist er nicht ganz so interessant. Zwischen ihm und sich selbst erblickt Lucilla allerdings noch einen Senator, bei dessen Anblick ihr ein wenig Röte ins Gesicht schießt. Flavius Gracchus - ausgerechnet. Als wäre dieses Amphitheater nicht groß genug, als dass er am anderen Ende sitzen könnte. Natürlich sieht sich Lucilla völlig in Unschuld - was kann sie dafür, dass er aussieht wie sein Piratenbruder? Da muss er auch damit rechnen, eine Ohrfeige für diesen einzukassieren. Zum Glück war er an diesem Tag noch nicht Senator. Und Pontifex auch nicht. Außerdem würde er das Thema hoffentlich nie wieder zur Sprache bringen, schließlich ist es für ihn nicht weniger peinlich als für Lucilla. Noch viel peinlicher sogar, wenn Lucilla erst die Wahrheit über seine Verwandtschaft auspackt.


    Da Lucilla allerdings dann schon zu lange in die Richtung starrt, als dass sie nun noch schweigen könnte, lächelt sie auch dem Flavier adrett zu und ringt sich ein höflichkeitsbedingtes "Salve, Senator." ab, das bei der Lautstärke in der Arena aber auch gut untergehen könnte.
    Die Frau neben Gracchus muss wohl seine Ehefrau sein - Claudia Antonia. Über diese Ehe gibt es ja einige Gerüchte und natürlich kennt sie Lucilla alle. Und die beiden sehen tatsächlich so glücklich aus, wie man sagt, dass sie es sind. Den Mann, der das Ehepaar gerade begrüßt, kann Lucilla allerdings nicht zuordnen. Was zu schade ist, denn er ist nicht von schlechten Eltern, so dass Lucilla einfach mal auch ihm ein freundliches Lächeln schenkt. Immerhin trägt er die toga praetexta, ist also wichtig. Und wichtige Menschen kann man gar nicht genug kennen.

    Ein paar Tage nach der Hochzeit ist das Leben als Ehefrau natürlich noch unglaublich spannend. Lucilla steckt in alles und jedes ihre Nase hinein und bringt so manchen Sklaven damit schon zur Verzweiflung. Da sie vorerst das Atrium zu ihrem Hauptquartier in der Villa auserkoren hat, entgeht ihr natürlich auch das Klopfen an der Porta nicht.


    Noch während der Ianitor die Türe öffnet, rauscht Lucilla schon von hinten heran, um zu sehen, welche Leute so alles an Avarus Tür klopfen. Immerhin ist das jetzt auch ihre Tür.


    Trotzdem ignoriert der Ianitor sie vorerst und wendet sich dem Treiber vor der Porta zu.
    "Salve, was kann ich für dich tun?"

    Lucilla kichert in sich hinein als Avarus die Caecilier erwähnt. Sie glaubt kaum, dass diese sich für ihre Betriebe interessieren würden, denn sie sind bereits fest im Geschäft.
    "Kein Caecilier, du hast mein Wort." besänftig sie ihn trotzdem vorsorglich.


    Dann schaut sie ihren Ehemann merkwürdig von der Seite an. "Natürlich kenne ich sie, sie sind beide meine Lieblingscousins ... äh, also jeder von ihnen ... ist ja auch egal, sie sind meine Cousins auf jeden Fall. Was ist mit ihnen, stecken sie in Schwierigkeiten?"
    Lucilla kann sich das kaum vorstellen, die Decima sind alle so völlig untadelig, dass sie manchmal schon fast langweilig erscheinen. Von ein paar Ausnahmen und Fehltritten natürlich abgesehen.
    "Du willst sie doch nicht verklagen?!" Ihre Augen werden groß.

    Fantastisch. Unglaublich. Phänomenal. Atemberaubend. Überwältigend. Grandios. Sagenhaft. Traumhaft. Großartig. Wundervoll.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben bedauert Lucilla ihre mangelnde Bildung, denn mehr Wörter für die herrliche Aussicht wollen ihr nicht einfallen. Natürlich sitzt sie nicht zum ersten Mal vorne bei den Senatoren, aber heute ist alles anders und das mit Recht. Denn mit dem (dem Recht) sitzt es sich besonders gut. Die Auflösung ist brillant - jedes Sandkorn kann Lucilla am Boden des Amphitheaters erkennen, und die Farben bestechend lebensecht - Lucilla fühlt sich jetzt schon wie mittendrin, statt nur dabei. Die Bewirtung ist auch nicht schlecht, natürlich hat sich Avarus nicht lumpen lassen und lässt allerlei Kleinigkeiten herbeitragen.


    Es dauert nicht lange, bis sich die Hochzeit lohnt, spätestens bei der pompa. Fast fällt Lucilla eine Traube aus dem Mund, gerade noch rechtzeitig kann sie die Frucht hinunter schlucken. Sie stumpt Avarus in die Seite und verdreht aufgeregt die Augen.
    "Bona Dea! Ist er das ...? Oh Mater Magna ..." Lucilla schüttelt aufgekratzt die Hände vor sich und hebt dann eine zum Mund, die andere zum Herz und kann gerade noch verhindern, dass sie anfängt zu Hyperventilieren. "Oh.. ich glaube es nicht... Barbatus! Bei allen Göttern, er ist es!" Alles in Lucilla drängt danach ihm zu zu winken, doch sie beherrscht sich. Natürlich kann Barbatus nicht mit dem großen Spartakuss mithalten, aber er ist nah dran. Ein Hühne von Mann, ein heroisches Ungetüm, ein unbezwingbarer Kämpfer, der jeden Gegner gnadenlos in den Boden rammt - was könnte man mehr von einem Gladiator wollen? Leider muss Barbatus vorerst den Löwen weichen, aber allein der Gedanke daran, dass er später die Arena betreten wird, lässt Lucillas Herz flattern. Tiberius Durus muss ein Vermögen in diese Spiele investiert haben.

    Lucilla schaut grübelnd auf die Zahlen auf der Wachstafel. Die Betriebe sind viel wert, obwohl sie selbst damals fast nichts investiert hat. Nachdem Avarus selbst auch seinen Architekturbetrieb eingestellt hat und Valeria anklingen lassen hat, dass sie ihren Bildhauer ebenfalls bald verkaufen will, ist auch Lucillas Verpflichtung gegenüber der Stammkundschaft nicht mehr so groß.


    "Ich werde einen Aushang auf die Mercatus hängen." Lucilla seufzt nochmal. "Wenn sich dann niemand meldet, werde ich sie wohl oder übel schließen müssen." Auf Avarus Vorschlag geht sie nicht ein. Auch wenn sie ihre besten Einkommensquellen abgeben muss, wird sie sich noch lange nicht in die Abhängigkeit einer Ehe begeben.
    "Wenn nur Faustus alt genug wäre, einen Betrieb zu übernehmen." sinniert sie vor sich hin und lächelt dann verlegen. "Ich meine, wenn er nicht bei der Legio wäre ..."


    In dem Moment fängt Corvinus, der grüne Sittich an zu krächzen: "Germani-Kussikussikussi!"
    Lucilla pickt eine Rosine aus einer Schale vom Tisch und wirft sie nach dem Käfig. "Sei ruhig, Corvi!" Erst sieht es so aus, als würde sie versuchen, den Vogel zu treffen, doch die Rosine fliegt in hohem Bogen, fliegt durch das Gitter und bleibt mit einem Plöpp auf dem Käfigboden liegen. Der Vogel hüpft von seiner Stange und pickt die Frucht auf. Fürs erste scheint er damit zufrieden.


    Noch ganz beim eigentlichen Thema zuckt Lucilla schicksalsergeben mit den Schultern. "Na was solls. Du wolltest noch etwas fragen?" In dem Moment, als sich Lucilla bewusst wird, dass da noch etwas war, überkommt sie die Neugier.

    So, die Wettgelder dürfen nun ihre Besitzer wechseln, wir haben es ganz offiziell abgeschlossen: Medicus Germanicus Avarus und Decima Lucilla haben es tatsächlich noch in diesem Jahr geschafft, zu heiraten:
    "Nuptiae Lucilla et Avarus - Was lange währt ..."


    Ich bitte darum, dass das auch im Tabularium eingetragen wird. Danke schön. :)



    Die Hälfte der an Avarus zu begleichenden Wettschulden gehen dann übrigens bitte direkt auf mein Konto, für ausstehende Forderungen könnt ihr euch dagegen weiterhin direkt an ihn weden. 8)

    Lucilla kann ihm gerade nochein "Vale, Flavius Gracchus" hinter werfen, dann ist der Flavier auch schon durch die Tür verschwunden.
    "Merkwürdig." murmelt sie und nimmt sich noch etwas von dem Essen, denn warum sollte es schlecht werden, nur weil Gracchus jetzt weg ist? Dann schiebt sie die Platte zu Ambrosius rüber, der immer noch im Hintergrund sitzt. "Magst auch was?"


    Erst als die Platte und auch der Weinkelch geleert sind, machen sich Lucilla und ihr Sklave auf den Nachhauseweg.

    Tatsächlich lebt Lucilla noch immer. Die Gäste, die nach der Hochzeitsnacht am nächsten Morgen gekommen sind, um Lucilla in ihrer neuen Rolle als Hausherrin zu begutachten, haben das natürlich längst neugierigen, besorgten Mitbürgern bestätigen können. Für alle anderen sei die Ungewissheit nun endlich vorbei. Lucilla lebt und es geht ihr noch sehr gut. Die Hochzeitsnacht war gar nicht so schlimm. Natürlich war alles etwas seltsam. Aber letztlich hat Lucilla sogar Gefallen daran gefunden - wundern braucht das niemanden, schließlich entstammt sie der Karnickelgens und diese würde sich nicht so rasch vermehren, wenn nicht auch die Decima-Frauen ihren Teil dazu beitragen würden.


    Lucillas Cubiculum in ihrem neuen Heim ist noch ein bisschen dürftig eingerichtet. Dürftig heißt in diesem Fall natürlich, dass jede einfache Bauersfrau sich wie in einem Palast vorkommen würde. Aber für Lucilla fehlt noch etwas. Das Problem ist, dass sie noch nicht genau weiß, was. Bis dahin, da dieses etwas endlich auch eingetroffen ist, hat sie das Atrium als ihren Raum heraus erkoren. Es gibt ja eh niemanden in diesem Haus, der es ihr streitig machen würde. Ihr kleiner Corvi-Piepmatz hüpft in seinem Käfig auf einem Säulensockel fröhlich herum, während Lucilla ihren Kopf in eine Wachstafel gesteckt hat. Eine von vielen Wachstafeln, die in kleinen Türmchen auf dem Boden aufgebaut sind.


    Als sie die Stimme ihres Ehemannes hört, schaut sie auf und lächelt. Eigentlich ist ihr nicht nach Lächeln zumute, aber wenn der Ehemann kommt, dann muss eine Ehefrau lächeln, glaubt sie.
    "Medicus, salve. Och, ich überprüfe gerade meine Bilanzen. Setzt dich dich doch zu mir, ich muss eh noch mit dir sprechen." Sie rückt ein Stück zurück und tätschelt neben sich auf die Kline.
    "Ich habe meine Betriebe immer noch nicht verkauft." gesteht sie und senkt schuldbewusst den Blick. "Eigentlich wollte Medeia sie übernehmen, du weißt schon, Artoria Medeia. Für ihren Ehemann, der ist nicht im Ordo Senatorius. Wir hatten schon alles unter Dach und Fach, aber nun ist sie so überstürzt nach Ägyptus abgereist. Irgendetwas stimmte nicht ... ich hoffe, es geht ihr gut. Auf jeden Fall hat sie mir eine ganz kurze, ominöse Nachricht geschickt, dass sie die Betriebe nicht übernehmen kann. Herrje, ich hoffe nur, sie hat nicht die Nachricht bekommen, dass ihr Mann gefallen ist." Lucilla seufzt. "Auf jeden Fall hab ich nun doch wieder keinen Käufer und muss mich noch um den Verkauf kümmern." Mit ihrem unschuldigsten Blick blinzelt sie zu Avarus auf. "Wie lange mag der Aedil wohl noch ein Auge zudrücken? Eine Woche, zwei?"

    Natürlich ist auch die Lex Mercatus eine rechtliche Angelegenheit, die Lucillas Ehe mehr betrifft als ihr dies lieb ist, aber heute liegt ihr der Gedanke daran fern. Obwohl sie sich natürlich jederzeit maßlos darüber aufregen könnte. Lucilla blickt zu ihren Freundinnen. "Wir waren ja eh schon im letzten Haus hier, nicht wahr? Ich finde doch, dass ich langsam genug verabschiedet habe. So schlimm ist eine Ehe ja dann doch auch nicht, dass man vorher so exzessiv nochmal zulangen müsste, oder?" Hilfesuchend blickt sie zu Hungi, aber Jocasta springt ihr schon bei.
    "Nein, eh nicht. Außerdem sollten wir Fabulla so langsam nach Hause bringen." Sie kichert albern. Sie selbst sollte auch bald nach Hause, bevor sie umkippt. "Wir sehen uns dann morgen, viel Spaß noch, Süße." Sie grinst anzüglich.
    "Hoffentlich werden dir die Rechtlichkeiten nicht zu öde." grinst auch Peducaeana anzüglich.
    "Hat sowas nicht bis morgen Zeit? Dieser ganze Iuristenkrams verdirbt dir doch noch den Abend!"
    "Du weißt doch, wie Lucilla auf Papierkram steht."
    "Ach ja?"
    "Ja, Euhemi, das weißt du doch. Papierkram und so." Sie hebt verschwörerisch die Lider.
    "Ach so! Papierkram! Ja!" Albernes Gekicher aus allen Mündern folgt. "Ja, dann, Lucilla, viel Spaß noch beim Papierkram."
    Endlich schiebt Peducaeana Euhemera in Richtung Ausgang. "Vielen Dank, Senator Hungaricus, für die Wahrung der Tradition."
    "Pass auf dich auf, Lucilla ... auf dem Nachhauseweg, später dann, meine ich."
    Kichern und Abgang der jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Damen folgt, dann kehrt endlich wieder Stille ein.


    Lucilla blickt ihren Freundinnen nach und seufzt dann hörbar auf. "Manchmal frage ich mich wirklich, was diese Mädels einwerfen, wenn ich nicht dabei bin."
    Lächelnd schaut sie zu Hungi und grinst hintergründig. "Nachdem sie eh fort sind können wir uns auch das Arbeitszimmer sparen, oder?" Sie greift nach den letzten Traubenresten auf der Platte und wirft eine runde Frucht in ihren Mund. "Ich brauche einen Patron wenn ich verheiratet bin. Und du wärst genau der Richtige."