ZitatOriginal von Claudia Antonia
Lucilla schwankt zwischen Entsetzen und Mitleid. Wie alt mag Antonia wohl sein? Nicht viel jünger oder älter als sie selbst auf jeden Fall. Eine Frau in diesem Alter, die noch nie auf einen Gladiator gewettet hat, das ist ja wirklich furchtbar! Was machen diese Patrizier nur in ihrem Leben? Sie können doch nicht den ganzen Tag nur zuhause sitzen und Trübsal blasen. Es muss ein Geheimnis geben und Lucillas Neugier ist in diesem Moment geweckt, sie wird das noch herausfinden in ihrem Leben. Vielleicht wird sie Epicharis bei Gelegenheit ein wenig aushorchen, die scheint ihr nicht ganz so verklemmt.
Dann der nächste Schock. Antonia weiß nichts, um was sie mit ihrem Mann wetten soll. Ja sind denn heut schon Saturnalia? Ist diese Frau denn wunschlos glücklich? Wieder streift Lucillas Blick Gracchus. Das hätte sie ihm dann doch nicht zugetraut. Aber vielleicht ist Antonia auch einfach nur genügsam.
Nochmal flüsternd beugt sie sich zu der Patrizierin. "Ich werde um einen eigenen Gladiator wetten. Avarus wird in dieser Amtszeit immerhin auch noch Spiele ausrichten müssen. Gibt es denn nichts, was du dir von deinem Mann wünschen könntest? Einen Ausflug nach Baiae, einen Poeten aus Delphi, Stoffe aus Lutetia? Irgendwas, bei dem er sonst nur widerwillig mit den Augen rollt wird dir sicher einfallen."
Die Wahrheit über seine Verwandtschaft würde Lucilla einfallen. Ob Antonia wohl über die Piratenbrut ihrer Familie Bescheid weiß?
Lucilla schüttelt es für einen kurzen Augenblick. Sie kann trotz allem das Gefühl nie los werden, Quintus Tullius in Gracchus' Nähe zu spüren. Wenn sie ihn ansieht, dann sieht sie das selbstzufriedene Grinsen des Piraten, das kaltblütige Funkeln in seinen Augen, das Blut an seinen Händen - und das Blut an ihren Händen. Sie schluckt einen dicken Kloß ihren Hals hinunter und greift nach den Trauben. Hoffentlich kommen die Gladiatoren bald.
Wenn Lucilla etwas ablenken kann, dann ist es das Plaudern. Deswegen stürzt sie sich nur allzu gern auf Antonias Frage.
"Oh, das mit der Acta wurde mir einfach zu viel. Ich habe ja so schon kaum noch Zeit für irgendetwas gefunden, aber nun nach der Hochzeit kommt ja noch viel mehr auf mich zu. Bona Dea, man hat ja so viele Verpflichtungen als Senatorengattin, du kennst das sicherlich, na und von meinem eigenen Leben möchte ich ja dann doch auch noch ein Stück abhaben. Meine Tage sind dermaßen gefüllt, dass ich kaum noch weiß, wie ich jemals das Kinderkriegen darin unterbringen soll." Lucilla lacht über ihren eigenen kleinen Scherz und wirft sich grinsend eine Traube in den Mund. Da sie absolut kein Gefühl für Unverschämtheiten in dieser Hinsicht hat, fragt sie einfach mal ganz direkt.
"Darf ich fragen, wie du das alles handhabst? Gerade wenn man die ganze Zeit hier in Rom ist, dann wird es doch schon irgendwie ein bisschen viel, oder?"