Beiträge von Decima Lucilla

    Obwohl Lucilla der Mittelpunkt ihres Lebens ist, entgeht ihr die Welt um sich herum nicht. Es fällt ihr auf, dass es Medeia nicht so gut zu gehen scheint und auch wenn Lucilla selten Hemmungen hat, irgendetwas auszusprechen, so traut sie sich nicht richtig zu fragen. Noch nicht.


    Sie setzt sich, nimmt den bald gefüllten Becher in die Hand und lauscht Medeias Worten über Ägypten.
    "Du hast eine Villa dort?" fragt sie schließlich erstaunt mit großen Augen. "Oh, das ist ja wundervoll!"
    Einer der größte Fehler, den man bei Lucilla machen kann, ist sie aus vordergründiger Nettigkeit einzuladen. Denn Lucilla nimmt jede Einladung ernst und kommt ihr auch nach, früher oder später. Seit sie durch den Cursus Publicus bedingt gewagt hat über die Grenzen ihrer kleinen Welt hinaus zu schauen, kann sich Lucilla kaum mehr etwas schöneres vorstellen, als das Reisen. Die unendlich vielen neuen Eindrücke, die zu sehen und zu erleben sind, die herrlichen Landschaften, die es zu entdecken gilt, die verschiedenen Menschen, die es kennenzulernen gibt, all das wirkt seinen Bann auf sie.
    "Da werde ich dich ganz bestimmt einmal besuchen. Ich wollte mit Avarus doch vor einiger Zeit schon den Cursus Publicus in Ägypten inspizieren, allerdings ist da nichts daraus geworden, der Rest von Africa hatte schon zu viel Zeit in Anspruch genommen. Aber ich brenne darauf, irgendwann einmal diese Pyramiden zu besuchen und diese alten Tempel und die Bibliothek und die Märkte. Das soll ja alles todschick sein."
    Eigentlich kommt es Lucilla nur auf die Märkte an.


    "Aus Parthia hört man nur noch sehr wenig. Wahrscheinlich werden die Briefe noch genauer zensiert, seitdem durch uns bekannt wurde, dass immer noch genug Information durchkommt." Lucilla verdreht die Augen.
    Natürlich ist die andere Wahrscheinlichkeit, dass der Krieg nun richtig tobt und die römischen Legionen bis zum letzten Mann aufgerieben sind und bis zu den Knien in Blut waten, so dass kaum Zeit für das Briefeschreiben bleibt. Aber das möchte Lucilla dann doch nicht laut äußern, immerhin ist Medeias Mann dort mitten drin. Und Faustus. Und Livianus.
    "Und außerdem ist sicherlich eh auch gerade Kampfpause. Wegen des Endes der Kriegszeit und des Winters und so." Ein bisschen Flunkern zur eigenen und fremden Beruhigung ist schließlich erlaubt. Je öfter man so etwas laut erwähnt, desto mehr glaubt man es auch.


    Lucilla seufzt, obwohl sie es eigentlich vermeiden wollte. "Oh, ja, die Hochzeit ... ich freue mich schon sehr." Richtig überzeugt klinges nicht, das merkt sogar Lucilla selbst. "Naja, also ehrlich gesagt bereitet mir der Gedanke schon ein bisschen Kopfzerbrechen. Nicht wegen Avarus aber es ist einfach ... so ein großer Schritt. Mein ganzes Leben wird über einen Haufen geworfen, zumindest kommt es mir so vor. Der Tag rückt näher und näher, aber ich schiebe es irgendwie einfach alles vor mir weg. Am schlimmsten ist diese Standesänderung. Nicht, dass es mir nicht gefallen würde, Senatorengattin zu sein, aber kein Mensch denkt dabei ja an die wirtschaftlichen Veränderungen. Natürlich bin ich nicht auf den Gewinn meiner Betriebe angewiesen, aber ich liebe die Kalkulation, außerdem ist es eine der wenigen Möglichkeiten für eine Frau, sich noch ein bisschen öffentlich an der Welt zu beteiligen und gerade mein Marmor ist etwas Besonderes. Und was soll ich jetzt damit machen? Ihn einfach an irgendwen verscherbeln, der ihn zu Grunde wirtschaftet oder noch schlimmeres? Ich habe doch eine Verpflichtung, ich kann doch nicht einfach meine Stammkundschaft hängen lassen!" Lucilla seufzt nochmal und gönnt sich einen Schluck Wein. Sehr süffig, perfekt.

    Noch nie in ihrem Leben war Lucilla so aufgeregt. Zumindest glaubt sie das. Zum Glück bleibt auch der bange Gesichtsausdruck unter dem Schleier ein bisschen verborgen. So ein Schleier ist überhaupt sehr praktisch, stell Lucilla nicht zum ersten Mal an diesem Tag fest.


    Das Opfer kommt ihr unendlich lange vor. Bis der Priester endlich den Kuchen auf dem Opfertisch hat, hätte Lucilla ihn schon längst drei mal frisch gebacken und aufgegessen. Bis er dann endlich noch das Schwein opfert, hätte Lucilla schon fünf Schweine aufgeschlitzt, ausgeweidet und zu Pastete verarbeitet. Dann schaut er sich auch noch die Organe an mit einer Ruhe, dass Lucilla fast ausrastet und ihm die eigenen Eingeweide im Leib umdrehen möchte. Aber als er dann endlich die erhofften Worte ausspricht, dass alle Götter zufrieden sind und Iuno ganz besonders der Hochzeit ihren Segen gibt, da ist Lucilla so erfreut, dass sie gar nicht mehr weiß, was im Anschluss überhaupt noch zu tun ist.


    Zu ihrem Glück weiß es Jocasta, ihre Freundin, die an diesem Tag die Rolle der pronuba übernimmt, sehr gut. Schließlich hat Jocasta als verheiratete Frau das alles auch schon einmal hinter sich gebracht. Sie tritt also an das Brautpaar heran, grinst beinahe ein bisschen schadenfroh, und greift dann, höchst zeremoniell und betont langsam, jeweils die rechte Hand von Braut und Bräutigam, um sie ineinander zu legen.


    Warm ist Avarus Hand, im Gegensatz zu der wegen der Aufregung eiskalten Lucillas. Die Berührung reißt Lucilla wieder aus ihrer unsicheren Starre und sie lächelt Avarus - ihren Ehemann - unter dem Schleier hervor an. Wie oft hat sie den consensus, die wechselseitige Erklärung der Einigkeit, vor dem Spiegel geübt. Kein Räuspern braucht es mehr, keine Tonfindung, kein heimliches oder inneres Zeichen. Mit sicherer Stimme, mit einem Strahlen in den Augen begibt sich Lucilla in den Stand der Ehe.
    "Wo und wann Du Gaius bist, dort und dann bin ich Gaia!"

    Lucilla glaubt, einen eisigen Atem in ihrem Nacken zu spüren und ein leises Flüstern in ihren Ohren zu hören. Doch es wird schnell wieder wärmer und das Flüstern entfernt sich. Dann verstummt es. Für immer. Quintus Tullius ist tot und Lucilla ist am Leben.


    Lucilla muss breit und zufrieden grinsen. Natürlich ist das nicht sehr angemessen, immerhin war Quintus Tullius wohl Gracchus' Bruder, aber wahrscheinlich ist der selbst froh, dass er ihn los ist. Mit mehr Appetit langt Lucilla zu, nimmt sich ein Oliven-Käse-Spießchen, verdrückt danach ein kleines Knoblauchbrot und denkt darüber nach, was für ein Mensch Quintus Tullius war.
    "Er war ein merkwürdiger Mensch," antwortet sie schließlich. "Der sich nicht einordnen lässt." Das war er tatsächlich. Auf der einen Seite ein widerliches Ungeheuer, das Schiffe versenkte, auf der anderen Seite fast so etwas wie galant, als er sie in seiner Kabine mit Speisen verwöhnte, ein harter Kerl, der ohne mit der Wimper zu zucken Römer um Römer tötet, nur um sie danach zu Küssen. Abscheulich, ja, das war er ganz bestimmt, aber das will sie dann doch nicht sagen. Denn wenn man schlecht über Tote spricht, dann kann es gerade jetzt im Herbst schnell passieren, dass ein toter Geist einen heimsucht.


    "Aber so genau habe ich ihn wohl auch nicht kennen gelernt. Unser Verhältnis war doch recht reserviert." Das ist nicht unbedingt die Wahrheit, aber der Wahrheit ist Lucilla nicht unbedingt immer verbunden. Ihre Story ist geplatzt, sobald die Platte leer gefuttert ist, gibt es für sie keinen Grund, länger mit Flavius Gracchus an einem Tisch zu verweilen, denn sie fürchtet, Gracchus allein taugt überhaupt nicht für eine Klatschgeschichte. 8)

    Lucillas Hochzeit steht kurz bevor, bald würde sie nun endlich ein echtes Eheweibchen sein. Natürlich freut sie sich darauf, aber irgendwo bleibt dieser kleine Wehmutstropfen in ihr zurück. Sie war in ihrem Leben immer stolz darauf gewesen, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten, doch nach der Hochzeit würde ihr die gewinnbringendeste Möglichkeit dazu genommen werden - ihr geliebter Marmor. Natürlich ist Geld allein nicht alles, aber wenn man schon so verrückt ist, und freiwillig Auctrix der Acta Diurna ist ohne ein einziges As dafür zu sehen, dann muss man schließlich schauen, wie man sonst über die Runden kommt. Diese und ähnliche Gedanken beschäftigen Lucilla doch sehr in diesen Tagen vor der Hochzeit. Und es macht sie unruhig. Sie hat schon darüber nachgedacht, ob sie was an dieser Ehrenamtssache ändern sollte und Avarus, Hungi und Meridius für ein Auctoren-Gehalt im Senat vorschicken sollte. Aber irgendwie scheint ihr das auch nicht das Wahre.


    Die nächste Ausgabe der Acta Diurna ist ebenfalls noch einige Tage entfernt, doch Lucillas Unruhe wirkt sich auch auf ihre Arbeit aus. Sie streift durch das Redaktionsgebäude, hält die Scribae von ihrer Arbeit ab, scheucht die Sklaven durch die Gegend und findet kein rechtes Thema, über das es sich zu schreiben lohnt. Irgendwann steht sie in Medeias Raum, ohne genau zu wissen, wieso überhaupt. Vielleicht weil Medeia doch auch verheiratet ist, weil Medeia nicht wie Lucillas Freundinnen ist, die sich alles von ihren Männern schenken lassen, sondern auch eine von diesen Frauen, die ihr Leben selbst anpacken? Vielleicht um zu sehen, wie Medeia das nach der Hochzeit so alles macht? Sie sieht gar nicht glücklich und zufrieden aus.


    "Salve Medeia, wie geht es dir? Wie war es in Ägypten? Ist es so fantastisch dort, wie man sagt?" Nur nicht über Hochzeiten und Ehe sprechen, bloß nicht das eigentliche Thema anschneiden.

    Zitat

    Original von Germanica Paulina


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    Und natürlich wird Paulina der Einlass nicht verwehrt. Schon allein der Name Germanica öffnet heute Tür und Tor, doch Paulina steht zusätzlich auch noch auf der Liste der geladenen Gäste, deswegen hält nichts den Ianitor ab, die junge Frau herein zu bitten.


    "Salve, junge Dame. Die Zeremonie dürfte soeben begonnen haben, aber das Fest ist noch lange nicht vorbei. Bitte tritt ein."

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus und Aelia Adria


    Wie viele Gedanken sich Avarus auch macht, die größte Acta-Klatschtante steht natürlich neben ihm und die wird er an diesem Abend vermutlich auch nicht mehr los - im Gegenteil. Mittlerweile ist die Aufregung auch ein bisschen abgeflaut. Schon so viele Leute haben Lucilla gratuliert, dass sie gar nicht mehr über die Aufregung nachdenken kann. Und da fallen ihr Adria und Hungi schon sehr auf. Dass Livia nicht kommen würde, damit hat sie schon gerechnet. Quarto kann natürlich nicht kommen, der ist ja mit dem Kaiser unterwegs. Aber dass das ehemalige Paar deswegen gemeinsam kommt, das findet Lucilla unglaublich aufregend. Ob da wohl wieder etwas läuft? Bei Hungi kann man schließlich nie wissen und wer wollte es Adria schon verdenken?


    Dass Avarus dann aber sie den beiden noch vorstellt, das bringt Lucilla fast dazu, die Augen zu verdrehen. Pah. Wer in Rom kennt sie denn bitte nicht? Und auch noch Hungi...garicus und Adria! Pah. Zum Glück für Avarus wird Lucilla gleich von Adria abgelenkt. Spricht Adria etwa tatsächlich für sich und Hungi?
    "Oh, vielen Dank," entgegnet sie auf das Kompliment, wieder ein bisschen errötetend, sich aber über Adrias Herzlichkeit freuend. "Wir haben ja auch lange genug gewartet."
    Das grinsende Lächeln friert für einen Moment ein. Nach der Hochzeitsnacht? Hat nicht Epaphrodita auch solche merkwürdigen Andeutungen gemacht? Gut, Epaphrodita lebt auch nicht in einer glücklichen Ehe, aber hat sie nicht steif und fest behauptet, die Hochzeitsnacht wäre das schlimmste von allem?


    Glücklicherweise stören Hungis Worte Lucillas weitere Überlegungen. Sie will schon irgendetwas wegen der Einladung und guten alten Freunden der Familie erwidern, lässt es aber. Hungis Anwesenheit reicht eh schon aus, um sie ein klein bisschen erröten zu lassen.
    "Wir freuen uns um so mehr, dass ihr gekommen seid."
    War das jetzt ein bisschen dick aufgetragen? Dass Hungi aber auch immer alles so durcheinander bringen muss.



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    Original von Claudia Aureliana Deandra


    Einige Gäste kennt Lucilla nur vom Sehen und Hörensagen, hauptsächlich Avarus Senatorenkollegen, wobei sie meist mit deren Ehefrauen bekannt ist. Die Person, die nun zum Gratulieren vor ihnen steht, ist kein Senator, sondern eine Dame Roms und trotzdem kennt Lucilla sie nur vom Hörensagen. Fast hätte sie sie nicht erkannt unter der Perücke und der blass geschminkten Haut und an ihrem Namen weist ja nicht mehr viel auf ihren Ursprung hin. Aber Lucilla ist natürlich informiert im Klatsch und Tratsch der Hauptstadt. Als sie gerade erst wieder nach Rom zurückgekehrt war, hatte Deandra in dieser Frauen-in-der-Politik-Geschichte ein bisschen mit rumgerührt, seitdem hatte man - abgesehen von dem Rumoren wegen der Adoption - wenig von ihr gehört. Müsste sie nicht eigentlich in Lucillas Alter sein? Schön sieht sie aus mit ihrer hellen Haut, eine echte Patrizierin. Ein bisschen neidisch ist Lucilla schon, denn egal wie viel Gesichtsweiß sie auch aufträgt, ihre bronzene, hispanische Haut schimmert immer durch und wird immer dafür sorgen, dass sie niemals diesem wunderschönen blassen Ideal der perfekten Römerin entsprechen wird.
    "Vielen Dank," entgegnet Lucilla auch hier mit einem freundlichen Lächeln auf den Glückwunsch. Auf die Geschenke hin dann gleich noch einen Dank. "Oh, aber das wäre doch nicht nötig gewesen. Danke schön." Und dann muss sie doch noch nachhaken, denn so genau weiß sie das mit der Adoption dann doch nicht. "Ist Epicharis deine Schwester?"
    Wer sonst, immerhin ist Epicharis die einzige patrizische Claudia, die eingeladen ist. Sie ist überhaupt so ziemlich die einzige Patrizierin, die eingeladen ist, denn irgendwie gibt es trotz allem außerhalb der Politik immer noch eine unsichtbare Grenze zwischen Plebejern - und mögen es Equites und Senatoren sein - und Patriziern. Lucilla hätte liebend gern viel mehr Patrizier eingeladen, das bringt so einen Hauch von Glanz in ein Fest, aber bei genauer Betrachtung hat sie ein bisschen deprimiert feststellen müssen, dass sie fast überhaupt keine Patrizier näher kennt.

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    Original von Spurius Purgitius Macer und Medicus Germanicus Avarus
    "Selbstverständlich", erwiderte Macer und meinte das völlig ernst, bevor er kaum weniger ernst aber dafür deutlich lockerer fortfuhr. "Doch leider war eine der besten Damen Roms seit geraumer Zeit zwar nicht verheiratet, aber dennoch vergeben."


    Der Bräutigam erlaubte sich für einen Moment den Senator Macer zur Seite zu nehmen.
    ...
    Mit einer Drehung standen sie alle wieder so, wie vor der kleinen Heimlichtuerei.


    Lucilla ist so aufgeregt, dass sie das Kompliment erst überhaupt nicht bemerkt. Macer hat es ja auch wirklich geschickt verpackt. Zum Glück ist Lucilla so aufgeregt, denn als Avarus und Macer sich zur Seite drehen, kommt auch sie endlich dahinter. Und es passiert, was passieren muss, Lucilla fühlt eine gewaltige Hitze in sich aufsteigen. Selbst der zarte rote Schleier kann nun nicht mehr die pralle rote Farbe auf Lucillas Wangen kaschieren. Zum Glück sind noch nicht so viele Gäste da und vermutlich ist die Färbung schon wieder verblasst, wenn sich Macer und Avarus wieder umdrehen, so dass niemand es bemerkt. :]

    Lucillas Mund steht einen Augenblick lang offen, dann klopft es an der Türe und Rusticalix bringt ein Tablett mit Getränken und einer Platte mit kalten Speisen herein. Er stellt es auf dem kleinen Tisch ab, schenkt Gracchus und Lucilla verdünnten Wein ein und verlässt den Raum dann wieder. Lucilla schluckt ihr Erstaunen runter.


    "Quintus Tullius ist tot? Bist du dir da ganz sicher?" Ein bisschen erstaunt klingt es doch. Sie schaut kurz an sich herab. Ohne Zweifel ist sie noch am Leben, Tullius Fluch war also kein halbes As wert. Denn bevor er vom Schiff der Classis geflohen ist, hatte er ihre Leben miteinander verknüpft, dass mit seinem Tod auch Lucillas Leben ein Ende finden solte. So wie sie auch sein Wohl an ihr Leben gebunden hatte, damit er sie nicht am Grund des Meeres versenken konnte. 'Stümper, das hätte ich mir ja gleich denken können!' denkt Lucilla bei sich.


    "Wann ist das passiert? Und wie?" Nach ihren Fragen dämmert Lucilla die Erkenntnis, dass damit ihre Sensation geplatzt ist. Wenn Quintus Tullius tot ist, dann gibt es keinen Beweis für seine Existenz. Menschen, die sich an ihn erinnern würden, kämen aus der Unterschicht - Piratenkumpanen und Hafengesindel. Kein Mensch würde die Gesichte einer Verbindung der Flavier zur Piraterie glauben, wenn nicht die Aussicht darauf besteht, dass sie irgendwann bewiesen werden könnte. Man würde ihr vorwerfen, dass sie willentlich versucht der Karriere von Flavius Gracchus zu schaden. Gründe dafür würden sich immer finden und wenn es nur ihre Verlobung mit Avarus ist. Und Gracchus könnte alles abstreiten. Die ganzen Flavier würden alles abstreiten, so wie sie sogar den letzten flavischen Kaiser manchmal abstreiten. Lustlos greift Lucilla zu einer Olive. Dabei hat der Tag so gut angefangen.

    So ein dummes Gerede, denkt sich Lucilla über das Geplapper ihrer Freundinnen. Obwohl man sie natürlich auch bei den tiefen Wurzeln der verborgenen Furcht vor dem Übernatürlichen packen kann ist sich Lucilla ganz sicher, dass dieser Brauch nichts mit Göttern oder sonstigen Geistern zu tun hat. Es sei denn, man rechnet ihre Freundinnen zu den Furien. Auf der anderen Seite ist Vorsicht immer besser als Nachsicht, weshalb sie nicht anfängt zu protestieren, wie sie es sonst vielleicht tun würde. Man weiß ja nie ...


    Und dann geht sowieso alles viel zu schnell, als dass Lucilla noch irgend etwas denken würde oder denken wollte. Auf einmal ist Hungi ganz nah, auf einmal hält er ihre Hand in seiner Hand. Heißt das nun ...? Schon spürt Lucilla das Bitzeln auf ihrem Handrücken, doch es kommt alles noch viel schlimmer. Plötzlich fühlt sie sich in die Landschaft versetzt, die auf dem ländlichen Mosaik dargestellt und doch ganz anders ist. Hungi und sie stehen im Weizenfeld, der Wind rauscht durch die Ähren und lässt sie sanft hin und her wiegen. Um sie herum zwitschern die Vögel, ein Schmetterling fliegt von links nach rechts durch die Szenerie und ein Karnickel hoppelt am Feldrand vorbei. Vor dem fernen Wald grast eine Rehfamilie, im Hintergrund leuchten die Berge mit ihren schneebedeckten Gipfeln, am blassblauen Himmel glänzen rosa Schäfchenwolken und Lucillas Freundinnen sind nur noch Schatten am Feldrand, freundlich im Wind wogende Vogelscheuchen vielleicht. Die goldene Sonne geht hinter Hungi unter, so dass er von einem heroischen Schein umgeben ist. Von irgendwoher spielt eine Melodie, die Lucilla mal bei einem Theaterstück aufgeschnappt hat, aus der Szene, wenn Paris von Troja die schöne Helena nach Hause führt und in einem umschlungenen Kuss die Szene beendet. Es ist eine sanfte Melodie, die die Liebenden hinfort trägt, ihre endlose Sehnsucht charakterisiert und doch gleichzeitig auf das düstere Ende der Geschichte weist.
    "Natürlich," haucht sie und bemerkt nicht, wie ihr eigener Mund dem von Hungi langsam entgegen strebt, sich in stillem Einvernehmen mit ihrem Wunsch langsam öffnet.


    Stille herrscht im Raum. Sechs Augenpaare sind starr auf den Freiraum zwischen Hungis und Lucillas Gesicht gerichtet. Zwei, drei Münder stehen erwartungsvoll leicht offen. Die Spannung könnte man mit einem Messer durchschneiden, sogar Euhemera hat aufgehört zu kauen.

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Meinen herzlichsten Glückwunsch dem Brautpaar", begrüßte Macer die beiden. "Ich glaube, ganz Rom freut sich heute mit euch, dass ihr endlich heiratet." Die kleine Anspielung auf die lange Zeitspanne zwischen Verlobung und Hochzeit konnte er einfach nicht bleiben lassen.


    Schon beim ersten Gast hat Lucilla das Gefühl, langsam den Überblick zu verlieren. Aber das ist natürlich nur ein Gefühl, denn außer Macer sind ja noch keine auswärtigen Gäste da. (:D)
    "Salve, Senator Purgitius Macer. Vielen Dank für die Glückwünsche. Du kannst uns glauben, niemand freut sich mehr als wir, dass wir endlich heiraten." Lucilla grinst ein bisschen hintergründig. Denn die genauen Gründe, warum das mit der Hochzeit so lange gedauert hat, kennt Rom immer noch nicht und sie wird tunlichst dafür sorgen, dass das auch so bleibt.



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    Original von Lucius Decimus Subrius
    "Salvete, Lucilla et Avarus. Ich möchte euch herzlich zur Hochzeit gratulieren und euch auch weiter alles Gute wünschen."


    "Vielen Dank ..."
    Zwischen die nicht-familiären Gäste schleicht sich auch immer mal wieder ein Decimus-Gesicht ein, obwohl Lucilla durchaus ein bisschen überlegen muss, wer das eigentlich ist. Natürlich kennt sie alle Decima, aber im letzen Jahr ist so viel Verwandtschaft aus Griechenland angereist und gleich wieder in irgendeine Einheit getreten, dass sie manchmal ein paar Namen durcheinander wirft.
    "... Subrius." Hoffentlich ist das der richtige Name, aber ihn mit 'Decimus' anzusprechen wäre doch ein bisschen peinlich gewesen.
    "Es freut mich, dass du dir die Zeit nehmen konntest, heute hier zu sein." Als Angehöriger einer Militäreinheit ist das ja immer nicht ganz so leicht. Und dass er zu irgendeiner Militäreinheit gehört, da ist sich Lucilla sicher, denn die Decima, die täglich in der Casa ein und ausgehen kennt sie dann doch.



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    Original von Claudia Epicharis
    "Liebe Lucilla, hab herzlichen Dank für deine unerwartete Einladung", bedankte sich Epicharis und konnte sich doch glatt nicht verkneifen, das "Unerwartet" mit einzubringen.
    ...
    "Welch schöner Stoff", fügte sie an und fühlte ganz kurz den Ärmel des roten Gewandes, das Lucilla trug. Sie musste nach dem Händler fragen und sich dort umsehen, wenn ihre eigene Hochzeit bevorstand....


    "Unerwartet?" Das versteht Lucilla erst nicht ganz, dann aber geht ihr förmlich ein Licht auf. "Oh, ach so." Sie grinst ein bisschen verlegen und kichert. "Das Leben muss immer unerwartete Überraschungen bieten, berechenbar wäre es doch langweilig." Ein fürchterlicher Gedanke.
    Lucilla blickt auf den weißen(?) Stoff der tunica recta hinab und hebt ihren Arm. "Oh ja, es ist eine ganz besondere ägyptische Wolle. Sündhaft teuer, aber bei der tunica recta kann man sich das schonmal erlauben, nicht wahr? Man heiratet schließlich nur einmal."
    Oder achtmal, aber das hat Lucilla nicht vor, außerdem kann man da das Hochzeitskleid ja wieder verwenden. Obwohl Lucilla bezweifelt, dass ihre Großtante Drusilla noch in ihr erstes Kleid hinein passt.



    Um den anwesenden Gästen die Zeit bis zur Zeremonie ein bisschen angenehmer zu machen, mischen sich ein paar Sklaven unter sie und teilen verdünnten Wein und verdünnte Säfte aus. So ist natürlich auch gewährleistet, dass nach der Zeremonie jeder mit einem Becher ausgestattet ist und dem Hoch auf das Brautpaar nichts im Weg stehen wird.

    Zwei Mal aufgefordert ist endlich genug und Euhemera greift freudestrahlend zu einer dulcia. Ihr Glück ist dabei, dass Peducaeana von Lucilla abgelenkt ist.


    Lucilla liebt Hungi. Am liebsten würde sie ihn auf der Stelle umarmen! Er ist ja so ein Kavalier. Natürlich kann sie keinen Kuss anbieten. Leider. Aber ein Gedicht wird Lucilla leicht von den Lippen kommen, vielleicht wird sie sogar eines wählen, das Hungi umschmeichelt. Schon öffnet sie den Mund, um ihre Entscheidung kund zu tun ...
    "Nein, das geht ganz und gar nicht!" fällt Peducaeana Lucilla ins noch nicht ausgesprochene Wort. "Da wäre ja der ganze Brauch dahin! Soetwas erzürnt die Götter und führt zu Unglück!"
    "Oh ja, groooßes Unglück!" springt Fabulla ihr hilfreich zur Seite und unterstreicht ihre Aussage, indem sie Augen weit öffnet. "Vinicius Hungaricus, du willst doch nicht etwa zulassen, dass groooßes Unglück über Lucilla hereinbricht?" Sie versucht das überaus ernst zu sagen. Wie eine Schicksalsgöttin kommt sie sich schon vor, was nicht zuletzt am Wein liegt.
    "Grooooßes Unglück ... oh nein ..." reiht sich Jocasta perfekt in das Spiel.
    "Außerordentlich!" mampft Euhemera, doch es bleibt fraglich, ob sie vom drohenden Unglück spricht oder der leckeren Süßspeise zwischen ihren Backen.
    "Schrecklich, das wäre ja schrecklich!" Auch Epaphrodita ist ganz in ihrem Element. "Manches mal ist es schon eine Bürde mit diesen Bräuchen, aber die Überirdischen sollte man besser nicht erzürnen."
    "Und vor allem nicht die Unterirdischen!"
    "Nicht so kurz vor einer Hochzeit. Immerhin ist der Tag nicht weit, wenn das Loch der Unterwelt auf dem Palatin geöffnet wird und die wilden Geister durch die römischen Straßen streifen."


    Ohne einen Ton herauszubringen klappt Lucilla ihren Mund wieder zu. Alles was recht ist, aber mit Über- oder Unterirdischen will sie sich nicht anlegen. So ganz genau weiß sie zwar nicht, wo Peducaeana den Brauch ausgegraben hat, aber die dazugehörigen verärgerten Geister sollte man besser unter der Erde lassen.

    Crassus Anblick löst auch in Lucilla einen Schwall Erinnerungen aus. Schöne Erinnerungen vor allem, aber auch ein bisschen Wehmut. Sie hat befürchtet, dass er nicht kommen würde, um so mehr freut es sie, dass er doch gekommen ist. Gut sieht er aus in seiner Toga, so ganz anders als sonst, wenn man ihn öffentlich in seiner Rüstung sieht.
    "Salve, Crassus, wie schön, dass du gekommen bist. Und danke für die Glückwünsche. Noch ist es ja nicht soweit." Lucilla grinst zu Avarus. "Aber jetzt kann vermutlich kaum noch etwas schief gehen."


    Natürlich kann noch mehr als genug schief gehen. Avarus und Meridius könnten sich in die Wolle bekommen und die Hochzeit in einer Schlägerei enden, noch bevor sie richtig begonnen hat. Das Opfer könnte schief gehen. Hoffentlich hat Avarus an die Bestechung des Priesters gedacht. Lucilla könnte auf dem Brautzug verloren gehen. Ob Avarus sie wohl suchen würde? Beim Versuch sie über die Türschwelle zu tragen könnte Avarus zusammen brechen. Gut, so schwer ist sie nicht, obwohl sie sich einbildet, dass sie zum Herbst hin schon ein bisschen zugenommen hat. Warum sonst liegt die tunica recta so eng um ihre Hüften? Außerdem ist Avarus ja nicht mehr der Jüngste, natürlich ist er nicht alt, aber eben nicht mehr der Jüngste und ein Officiums-Sitzer noch dazu. Und dann, dann kommt noch der Vollzug der Ehe. Bona Dea, Lucilla hat jetzt schon Panik davor. Ihre Erwartungen sind überdimensional, exorbitant gewaltig. Ihre Freundinnen haben so viel darüber erzählt, leider nur jede etwas anderes, so dass Lucilla nun gar nicht mehr weiß, was sie davon halten soll.

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    Junge Damen zu Begrüßen bereitet dem Ianitor Marcus natürlich wie allen Männern extrem große Freude. Dass junge Damen an diesem Tag so zahlreich erscheinen, erfreut sein altes Herz um so mehr, obwohl dieser Tag ja bedeutet, dass künftig eine junge Dame weniger ständig im Haus aus und eingehen würde. Immerhin ist Lucilla viel unterwegs und ihr Auszug aus der Casa würde sich sicherlich bemerkbar machen.


    "Salve, Germanica Caia, tritt ein, um dieses wunderbare Fest deines Verwandten mit deiner Anwesenheit zu bereichern. Folge nur dem Blumenmädchen, es wird dich ins Atrium zur Feier geleiten."


    Eine junge Sklavin, fast so alt wie Caia selbst, aber für den Ianitor natürlich ein halbes Kind, tritt heran, um die Germanica mit freundlichem Lächeln ins Haus zu führen.

    Es bleibt nicht aus, dass auch bald die ersten nicht-familiären Gäste eintreffen. Lucilla ist sich ein bisschen unschlüssig, ob das gut ist oder nicht. Eigentlich ist sie wegen der Hochzeit so aufgeregt, dass es ihr am liebsten wäre, wenn überhaupt niemand kommt, Avarus und sie schnell heiraten und alles vorbei ist. Aber natürlich wäre Lucilla nicht Lucilla, wenn sie sich nicht ebenso im strahlenden Licht der Aufmerksamkeit suhlen wollte. Ein Fest soll es sein, ein rauschendes Fest und sie im Mittelpunkt. Bona Dea, wie lange hat sie auf diesen Augenblick gewartet? Fast scheint es ihr verständlich, dass Großtante Drusilla mehr als einmal heiraten wollte. Und gerade weil Lucilla doch nicht vorhat, noch einmal zu heiraten, muss sie dieses Fest nutzen.


    Wie gewand Artoria Medeia doch ihre Begrüßung ausdrückt. Lucilla liebt ihren Schreibstil, es ist ihr immer eine überaus große Freude, die Berichte und Artikel der Subauctrix zu lesen. Vor allem die Artikel aus dem fernen Ägypten lesen sich dazu noch so abenteuerlich wie aus einer anderen Welt. Ob sie wohl extra nur wegen der Hochzeit aus Ägypten angereist ist? Lucilla kommt sich unglaublich wichtig vor, was ihre Laune noch mehr steigert.
    "Oh, danke, Medeia." Das leichte Erröten auf das Kompliment wird auch dieses Mal von dem hauchdünnen, roten Schleier über Lucillas Kopf kompensiert. Vermutlich sind die Hochzeitsschleier aus diesem Grund rot, damit man das Erröten der Braut nicht sieht. Am Ende ist der ganze Ritus eben doch durchaus pragmatisch - wahrscheinlich hat ihn eine Frau begründet.
    "Es ist schön, dass du kommen konntest. Ich hoffe, die Überfahrt war nicht ganz so schlimm?" Noch hat Lucilla nichts von den Herbststürmen vernommen, aber vermutlich kann es jederzeit so weit sein.


    Epicharis, die Lectrix der Acta Diurna, ist auch schon da, fast scheint es, als wäre sie mit Medeia angekommen. Da Lucilla nicht weiß, ob sie schon mit Avarus bekannt ist, oder umgekehrt, fängt sie einfach nochmal mit der Vorstellerei an.
    "Und salve, Epicharis. Auch über dein Kommen freue ich mich, auch ohne lange Anreise." Lucilla lächelt breit und ehrlich. "Kennst du meinen Verlobten denn schon?" Da es unschwer zu erkennen ist, welcher der Herren der Bräutigam ist, spart sich Lucilla die Benennung und fügt nur die umgekehrte Richtung an. "Medicus, das ist Claudia Epicharis, die Lectrix der Acta Diurna. Sie ist sozusagen die Person, die dafür sorgt, dass unser Geschriebenes immer perfekt aussieht. Fehler, die beim Leser ankommen, sind dann höchstens noch durch die Abschriften möglich."

    Die Dame von ihrer Herkunft und ihrem Stand geht Lucilla hinunter wie Öl die Kehle. Vielleicht hat Gracchus das natürlich gar nicht so ernst gemeint, aber er hat es gesagt. Und in Rom ist nur wichtig, was gesagt wird.


    "Die Bekanntschaft war auch nicht freiwillig," beeilt sie sich daher freimütig zuzugeben. Nicht, dass ihr Ansehen wegen dieser Sache noch in Mitleidenschaft gezogen wird.
    "Wir haben uns auf dem Mare Internum kennen gelernt. Ich war Gast auf seinem Schiff." Der Vorwurf trieft aus Lucillas Stimme. Sie muss an all die netten Menschen denken, die untergegangen sind, Schiffsleute und andere Passagiere. Gut, ein paar nicht nette sind auch dabei gewesen, aber nicht so unnett, dass sie dafür den Tod verdient hätten. Sie muss an Gavia Minor denken, eine Dame von Welt, mit der sie in Rom sicherlich noch viele nette Einkaufstunden hätte verbringen können. Sie muss an den kleinen gallischen Jungen Aeddan denken, der auf Tullius Schiff verreckt war wie ein Stück Vieh. An die Schreie muss sie denken. An Tullius Fratze, als er in die Kabine stürmte, um sie zu töten. An den Fluch, der ihre Leben aneinander bindet.
    Natürlich trägt Flavius Gracchus an all dem keine Schuld. Aber er sieht haarscharf aus wie Quintus Tullius und sein Bruder zu sein bürdet ihm mindestens eine kollektive Teilschuld auf!


    "Wie kommt es, dass du so wenig von ihm weißt? Hat er sich von der Familie abgewandt oder wurde er verstoßen?" Bei den Flaviern ist das immerhin nicht unüblich. Wer weiß, was Tullius angestellt hatte, vielleicht ein Attentat auf den Imperator wie es bei den Flavia schon des Öfteren vorgekommen ist? Vielleicht hatte er sich auch auf die Rostra gestellt und öffentlich seine Piratenkarriere verkündet, das reicht sicherlich aus, um ihn aus einer Patrizierfamilie zu verstoßen. Oder vielleicht noch viel Schlimmeres? Lucilla erschauert wohlig bei dem Gedanken, was sie womöglich gleich erfahren würde.

    "Meridius!" Auch Lucillas Bruder wird mit einer herzlichen Umarmung begrüßt. Noch ist immerhin außer der Familie niemand da, da kann sie mit Drücken und Umarmen noch sehr freigiebig sein. Und immerhin ist Meridius ihr großer Bruder, Vaterersatz und Mittelpunkt glühender Verehrung ihrer Jugend. Würde das Ritual einen Brautvater benötigen, dann würde ihm dieser Posten zukommen. Aber Väter sind für die römische Hochzeit nicht wichtig, nur vorher um eine Verbindung zu arrangieren und hinterher um das Festmahl auszurichten - und bei diesen Punkten ist er dann doch nur der Bruder.


    "Oh, das ist aber schade." Tatsächlich ist Lucilla ehrlich betrübt darüber, dass Iulia Severa nicht mitkommen konnte. Sie hat immer das Gefühl, dass Meridius Frau ein bisschen zu zurückgezogen lebt und so ein Fest ihr durchaus ab und zu mal gut tun würde. Aber natürlich versteht sie auch, dass Severa hochschwanger nicht durch die Gegend reist. Gut, Lucilla hätte es wahrscheinlich trotzdem getan - bildet sie sich zumindest ein, aber Lucilla ist in dieser Hinsicht auch nicht vernünftig und erstmal mit einem dicken Bauch ausgestattet würde sie vermutlich schneller bemerken als ihr lieb ist, dass so ein Kind schon vor der Geburt das Leben ein wenig einschränkt.
    "Aber ich freue mich natürlich schon, wenn ich dafür bald wieder Tante bin. Auch wenn ich fürchte, dass ich bald keine so gute Tante mehr sein werde, denn dann werde ich mich ja um den eigenen Nachwuchs kümmern müssen." Sie grinst breit. Einen ganzen Stall voller Kinder wird sie in die Welt setzen, da ist sich Lucilla schon sicher.


    "Ich danke dir, Bruderherz. Und du weißt ja, ich bin nicht aus dem Leben der Decima hinaus." Sie muss das extra nochmal erwähnen, weil sie manchmal das Gefühl hat, dass Meridius davon ausgeht. "Ich werde auch als Germanica immer eine Decima bleiben."

    Zitat

    Original von Claudia Epicharis
    Bei Lucilla habe ich selbst beispielsweise immer Probleme, wenn ich den Text nur überfliege. Dann "muss" ich ihn entweder ganz oder gar nicht lesen, weil sie ja nur die Anführungszeichen setzt.


    Das ist ja auch der Sinn der Texte, dass man sie liest. ;) :P


    ... dachte ich zumindest bisher und da mit Lucilla niemand aufgrund eines Amts spielen muss, ist ja auch niemand gezwungen das Zeug zu lesen, das ich schreibe, so dass man es entweder sowieso liest, weil man das will, oder es eben bleiben lässt. :D


    Aber vielleicht werde ich über eine Formatierung nachdenken ...
    R e g e n b o g e n b u n tw ü r d e m i c hr e i z e n , allerdings kommt das Forum nicht mit mehreren Color-Blöcken direkt nacheinander klar und ich bezweifle, dass es zur Lesbarkeit beitragen würde. ;)

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    [Blockierte Grafik: http://img184.imageshack.us/img184/4884/sklaveianitorfr0.jpg]
    Bei den ersten Gästen ist der Ianitor natürlich noch begierig auf die Begrüßung. Obwohl er das ja auch sonst den lieben langen Tag lang macht, ist so eine geballte Ladung an Begrüßungen natürlich etwas Besonderes, doch naturgemäß geht auch einem Ianitor nach den ersten Dutzend langsam die Puste aus. Doch Macer ist nach dem Bräutigam der erste Ankömmling, so dass Marcus noch sehr gut gelaunt ist.


    "Salve, Senator, Willkommen im Heim der Decima an diesem wunderschönen Tag! Mögest du die Freude des feierndes Paares an diesem Tag teilen und dich des Festes erfreuen. Bitte folge dem kleinen Hochzeitsgeist, sie wird dich zur Feier geleiten."


    Eine junge Sklavin mit blumengeschmücktem Haar und einer bunten Tunika tippelt heran, lächelt kokett und bedeutet Macer ihr zu folgen.

    Avarus schafft es tatsächlich, die aufgeregte Lucilla ein bisschen zu beruhigen. Sie seuft und nickt und schweigt für einige Augenblicke.


    Aber dann betritt Mattiacus die Bildfläche und schon ist alle Ruhe dahin.
    "Mattiacus, mein Lieblingscousin!" Schon sieht sich jener in einer drückenden Umarmung gefangen. "Ich bin ja so aufgeregt, kannst du das glauben? Jetzt hatte ich so lange Zeit, mich darauf vorzubereiten und trotzdem bin ich so aufgeregt. Ich bin so froh, dass du da bist. Nachdem meine ganzen anderen Cousins schon in der Weltgeschichte herumgondeln ist es natürlich noch am schönsten, dass ausgerechnet mein Liebingscousin hier sein kann." Das spitzbübische Grinsen wird fast von dem Schleier über Lucillas Gesicht verdeckt, aber Mattiacus würde sicher trotzdem wissen, dass es da ist.


    "Aaaaber," Lucilla tippt ihrem Cousin mit dem Zeigefinger auf die Brust. "Du solltest heute nicht mit Avarus tauschen wollen. Cousin und Cousine, wo gibts denn sowas? Bei den Decima auf jeden Fall nicht." Zum Glück ist Lucilla in dieser Hinsicht ein bisschen naiv. "Hast du Meridius schon gesehen? Er ist doch hier, oder nicht? Hoffentlich sind sie nicht im Schnee stecken geblieben, er war doch mit Iulia auf dem Land und angeblich ist irgendwo in den Bergen schon der erste Schnee gefallen."