Beiträge von Decima Lucilla

    "Ja?" Sie beugt sich verschwörerisch ein Stück nach vorne und sagt dann leise. "Du wolltest vorhin noch etwas sagen, als Merdius kam?"


    Sie blickt forschend in seine Augen und für einen Augenblick denkt sie sich, dass sie dies ewig tun könnte.

    'Balbus!' schießt es Lucilla durch den Kopf. 'Was er wohl von Meridius will...' Sie hofft, dass ihr Bruder nicht auch noch Balbus anschleppt. Seine eigene Anwesenheit reicht Lucilla bereits.


    Lächelnd schaut sie wieder zu Agrippa. Dann blickt sie zu Gallus. Dann auf den Tisch mit der leeren Olivenschale.


    "Ach, Gallus, hol doch bitte noch mehr Oliven aus der Küche."

    Mit einer erhobenen Augenbraue und regem Interesse verfolgt Lucilla das Gespräch zwischen den beiden Herren, während sie dabei genüsslich das vorhandene Essen verdrückt. Die Mahlzeiten in den Mansiones und Mutationes sind nicht gerade das, was man als kulinarische Delikatessen bezeichnen würde, Lucilla könnte sich vorstellen, dass es bei der Legion Ähnliches gibt. Und da weder Agrippa noch Meridius sonderlich Hunger zu haben scheinen, bleibt mehr von dem köstlichen Brot, dem herrlichen Käse und den feinen Trauben für sie übrig. Es ist doch erstaunlich, welch sensiblen Geschmack man nach langer Einheitskost entwickelt. Und welchen Appetit.

    "Bedrängt nicht gerade, doch ich glaube selbst, dass es so langsam Zeit für mich wird. Andererseits sollte so eine Wahl ja gut bedacht sein. Arrangiert wurde bei uns noch nicht, mein Bruder lässt mir noch den Anschein einer Auswahl. Doch er hat natürlich feste Vorstellungen davon, mit wem ich eine Verbindung eingehen kann und mit wem nicht."


    Auf einmal kommt Lucilla ein unerhörter Gedanke. Vielleicht liegt sie falsch. Vielleicht ist alles schon längst arrangiert und Meridius hat nur deshalb solch einen Aufstand wegen Hungaricus gemacht. Vielleicht spielt er ihr eine Kommödie vor, weil er genau weiß, dass Lucilla ihm eine arrangierte Ehe ohne Liebe nie verzeihen würde. Sie nimmt sich fest vor, genau darauf zu achten, wen er an sie heranlassen würde, wen er vielleicht sogar in ihre Richtung schiebt.


    Lucilla könnte sich keine Ehe vorstellen, in der nicht wenigstens ein bisschen Liebe mitspielt. Mit einem Mann, der ihr vielleicht sogar gänzlich fremd ist. Ein wenig bedauert sie Livia, doch diese scheint dies alles eher gelassen zu sehen. Andererseits, würde Meridius auf so etwas wirklich bestehen, Lucilla glaubt nicht, dass sie dann wirklich eine Chance gegen ihn hätte, Vetorecht hin oder her.


    "Weißt du eigentlich, welche Gladiatoren noch im Rennen sind? Ich habe ganz vergessen auf den Aushang mit den ersten Ergebnissen zu achten, als ich gekommen bin."

    Luiclla trinkt einen Schluck von ihrem Wein und ärgert sich ein wenig, dass sie Meridius zum Bleiben angeregt hat. Sie wüsste zu gerne, was Agrippa ihr sagen wollte. Vielleicht würde sie später nochmal die Gelegenheit haben, mit ihm alleine zu sprechen.


    Als Agrippa dann sein Kompliment so offen vor Meridius ausspricht, fühlt Lucilla sich geschmeichelt, schaut aber ein wenig verschämt zu ihrem Bruder um seine Reaktion zu sehen. Hoffentlich würde es nicht gleich wieder wie auf dem Empfang in der Casa in Rom enden, als Hungi es gewagt hatte, ihr Komplimente zu machen...

    Lucilla lächelt Agrippa an und lächelt um jedem Lachen vorzubeugen. Wenn seine Worte schon solch einer Ankündigung bedürfen...


    Dann jedoch kommt Meridius herein.


    "Salve Bruder. Hast du schon gegessen? Agrippa und ich..." sie überlegt eine Sekunde, "...sind gerade dabei über den Cursus Publicus und die allgemeine Situation in Hispania zu sprechen."

    Also doch. Lucillas Träumereien in Bezug auf sich und Hungaricus werden jäh zerstört. Zwar hatte sie nie ernsthaft geglaubt, dass zwischen ihnen mehr entstehen könnte, nicht, nachdem Meridius Hungi so von ihr abgehalten hatte. Und dennoch... Und dass ausgerechnet Tiberia Livia nun Hungis Gattin wurde. Sie kannte sie zwar nicht so gut, aber das passt einfach nicht. Was Hungi bräuchte, wäre eine nette, liebevolle Frau...


    "Ach ja, seufzt Lucilla. Den Weisungen seines Pater Familias kann man natürlich nichts entgegensetzten."


    Sie könnte selbst ein Lied davon singen, auch wenn es bei ihr nicht so ist, dass Meridius ihr sagte, wen sie heiraten sollte, sondern eher wen nicht.

    Lucilla schluckt die Olive herunter und greift nach einer weiteren. Sie schaut Agrippa nachdenklich an. Etwas scheint ihm auf dem Herzen zu liegen.


    "Ja?" fragt sie ein wenig irrtiert.

    Zitat

    Original von Lucius Sabbatius Sebastianus
    Wie gesagt! Schade... wäre da bestimmt lustig geworden wenn da ne Frau Die Führung übernehmen würde.(Hät mal sehen wollen wie die nen Streitwagen parken :D) *scherz*


    :patsch:

    Um sie herum brechen die Zuschauer in lautes Jubeln aus, soeben werden zwei Löwen in die Arena geführt. Daher versteht Lucilla von dem Namen, den Livia nennt nur noch Hungaricus.


    Lucilla kennt nur einen Hungaricus und zuckt ein wenig zusammen. Andererseits kann das doch gar nicht möglich sein, so gut könnten die Vorteile gar nicht sein, dass ausgerechnet Tiberia Livia in eine plebejische Gens einheiraten würde. Und Hungaricusse gibt es in Rom bestimmt haufenweise.


    Dennoch muss sie nachfragen. "Den Praetorianerpraefekten?"

    Lucilla erreicht eilig das Forum. Die Aufarbeitung ihrer Notizen hatte ein wenig länger gedauert und sie hofft, dass Hungi nicht all zu lange warten musste.


    Auf dem Forum ist einiges los. Viele nutzen den kühlen Abend für Einkäufe und Besorgungen, außerdem sind natürlich viele Gäste wegen der Spiele in Tarraco, die in der Stadt herumwusel und auf der Suche nach Vergnügungsmöglichkeiten für den Abend sind.


    Lucilla drängt sich durch die Menge und hält nach Hungaricus ausschau. Als sie in einen Bereich kommt, in dem etwas weniger los ist, findet sie ihn schließlich. Er macht einen etwas orientierungslosen Eindruck. Lucilla tritt lächelnd an ihn heran.


    "Salve Hungi. Ich hoffe, du wartest noch nicht lange?"

    Ein verträumtes Lächeln huscht über Lucillas Gesicht, als Livia den Namen Agrippas erwähnt.


    "Ja, ich sehe ihn noch ab und zu, wenn er in Hispania weilt. Er ist ja immer viel im Imperium unterwegs."


    Sie verschweigt, dass er sie sogar zuhause besucht hat. Mit Meridius im Nacken will Lucilla jedes Aufkeimen irgendwelcher Gerüchte vermeiden. Auch wenn sie nicht glaubt, dass Livia Gerüchte in die Welt setzen würde, doch die Zuschauer bei öffentlichen Spielen hatten schon immer große Ohren.


    "Verlobung sagst du? Meine Glückwünsche! Wer ist denn der Glückliche?"

    "Da stimme ich dir voll und ganz zu."


    Lucilla hatte noch nie ein Problem damit gehabt, sich als Ibererin und römische Bürgerin zugleich fühlen. Vielleicht war dies durch die Zeit bei Großtante Drusilla so gekommen, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen wie auch jemand, der sein leben lang in Hispania wohne, nicht Teil des Imperiums sein wollte.


    "Ich verstehe nicht, warum jemand man nicht Teil des Imperiums sein will, der schon seit so langer Zeit die Vorzüge dessen geniest. Was sind das nur für Menschen? Ich meine, ich habe während meiner Reise gesehen, dass nicht alle Städte so prächtig sind wie Tarraco oder Carthago Nova, aber trotzdem... Ich verstehe es nicht."


    Sie schüttelt irritiert den Kopf und greift nach einer Olive

    Zitat

    Original von Tiberia Livia
    "Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Wie ist es dir seither ergangen? Ich hörte, du seist Praefectus Vehiculorum unserer schönen Provinz geworden?"


    "Das ist richtig." antwortet Lucilla und lächelt "Die offizielle Post Hispanias muss an mir vorbei."


    Sie wirft einen Blick in die Arena, doch dort findet nur eine Hetzjagd statt.


    "Hast du nach deiner Quaestur wieder ein Amt angenommen?" fragt sie, wieder an Livia gewand. Sie wüsste nichts entsprechendes, doch in der Zeit ihrer Abwesenheit kann ja einiges passiert sein. Immerhin ist sie sich nichteinmal sicher, ob sie vom Cursus Publicus mittlerweile alles weiß, was in dieser Zeit passiert ist.

    "Nun, für dich könnte ich mir immer Zeit nehmen." lächelt Lucilla und denkt besser nicht darüber nach, was sie sagt, sonst endet es nur wieder in einem hochroten Kopf. ;)


    "Aber um meine Arbeit nicht aufzuhalten sollten wir uns vielleicht heute gegen Nachmittag, Abend treffen?"


    Sie überlegt, ob sie fragen soll, ob er sie in der Casa abholen möchte, doch mit Meridius im Hinterkopf verwirft sie diesen Gedanken schnell wieder.


    "Am Abend ist Tarraco sowieso am schönsten. Wenn das Licht der Sonne schräg einfällt und die Schatten länger werden, zeigt die Stadt erst ihre wahren Reize. Wir könnten uns am Forum treffen und von dort aus weiterziehen?"


    Lucilla legt sich schon genau zurecht, dass man sich ja rein zufällig am Forum über den Weg laufen könnte und niemand könnte etwas sagen... vor allem nicht ihr Bruder.

    Zitat

    Original von Tiberia Livia
    Nach den ganzen neuen Entwicklungen braucht Livia erst einmal ein wenig Abstand von allem. Die Villa hat sie schon eine ganze Weile ruhelos durchstriffen, als sie sich schließlich entschließt, den Gladiatorenkämpfen einen Besuch abzustatten. Von ihrer Sklavin fein säuberlich zurecht gemacht, betritt sie nun das Amphitheater und sucht sich einen ruhigen Platz. In der Arena findet gerade eine Tierhetze statt und amüsiert verfolgt Livia die kleine Jagd.


    Gut gelaunt kommt Lucilla in das Amphitheater. Sie hätte nicht gedacht, dass sie noch rechtzeitig zu den Spielen wieder in Tarraco wäre und um so mehr freut sie sich, dass es doch noch geklappt hat. Zwar sind die ersten Kämpfe und Rennen bereits vorbei, doch Lucilla findet sowieso, dass Spannung erst in den späteren Veranstaltungen aufkommt.


    Sie sucht nach einem freien Platz auf den Zuschauerrängen und findet einen in einer ruhige Ecke. Als sie näher kommt, sieht sie, dass Tiberia Livia direkt neben diesem freien Platz sitzt.


    "Salve Tiberia Livia." begrüßt sie die ehemalige Quästorin. "Ist dieser Platz noch frei?" Sie deutet auf die freie Sitzgelegenheit neben Livia.

    Es bleibt nicht aus, dass Lucilla ob dieses Komplimentes die Röte ins Gesicht steigt. Sie lächelt schüchtern.


    "Du bist und bleibst eine Charmeur, Hungi." Sie muss an die Nacht in Rom denken und ihr Lächeln wird noch ein wenig breiter.


    "Die Reise war schon anstrengend, vor allem mit diesem rumpeligen Wagen. Aber ich wäre keine Decima, wenn mich das gleich aus der Fassung bringen würde. Trotzdem bin ich froh, dass ich nun wieder hier bin. Vor allem, weil ich so netten Besuch empfangen kann. Und natürlich habe ich nicht vergessen, dass ich dir noch einen Rundgang durch Tarraco schulde. Wie lange wirst du noch hier sein?"


    In Gedanken sieht sie sich schon mit Hungi durch den Stadtpark wandeln, über das Forum, am Hafen vorbei bis zum Strand.

    Lucilla greift zum Käse und beißt ein Stück davon ab, während Agrippa spricht.


    "Ach das..." seufzt sie schießlich, als er geendet hat. "Die Legatin hat einen Brief an sich genommen, irgendwie war sie der Ansicht, dass es darin um sie ginge. Ich habe nicht ganz verstanden, wie sie darauf kommt, aber der Brief hat sich mittlerweile sowieso erledigt. Die übrige Post muss noch dieser Moderator Communitas in Carthago Nova haben. Ich warte noch darauf."


    Sie weist auf das Essen und den Wein. "Aber lass uns nicht mehr von diesem Durcheinander reden. Greife lieber zu."


    Sie schenkt Agrippa und sich selbst je ein Glas Wein ein und trinkt einen Schluck.


    "Ich denke, mit der Situation des Cursus Publicus im übrigen Hispania können wir zufrieden sein. In den Regionen, in denen der Aufstand tobte, wird es noch etwas dauern, bis wieder alles aufgebaut ist, die Mansiones und Mutationes wurden ebenso in Mittleidenschaft gezogen, wie alles andere. Doch die Menschen dort sind begierig darauf, ihre Städte und Dörfer wieder aufzubauen und dem Imperium zu beweisen, dass auch sie stolze römische Bürger sind und Sertorius nicht nachtrauern."

    Lucilla lächelt verschmitzt.


    "Nun, mir geht es auch gut. Meine Dienstreise war anstrengend, aber doch auch sehr interessant. Ich habe jetzt den vollen Überblick über die Stationen des Cursus Publicus in Hispania. Nur in Tarraco habe ich ihn verloren." Sie grinst. "Du hast sicher schon davon gehört, allerdings ist es alles nicht so schlimm wie ich befürchtet habe."


    Ein Sklave kommt herein, bringt Wein, Brot, Käse, Oliven und etwas Obst und verschwindet dann wieder.