Lucilla läuft im hinteren Teil der Trauergäste hinter der Bahre Violas her. Trotz dessen, dass Viola keine Familie in Tarraco hatte, waren doch einige Trauergäste zum Trauerzug und der anschließenden Verbrennung gekommen.
Das Wetter ist trüb, doch wenigstens schneit es nicht wieder.
Lucilla fühlt sich an die Bestattung ihrer Mutter erinnert. Sie war damals noch ein kleines Kind gewesen und wie in Trance zwischen ihrem Bruder Meridius und ihrer Schwester Livia hinter der Bahre hergelaufen. Bis zu dem Augenblick, in dem das Feuer der Fackeln auf den Holzstoß und den Leichnahm ihrer Mutter übergriff, hatte die kleine Lucilla fest daran geglaubt, dass ihre Mutter nur tief schlafe, obwohl ihnen ihr Onkel Proximus schon in den Tagen der Aufbahrung erklärt hatte, was mit den Seelen der Toten geschehe. Dann jedoch zu sehen, wie die Asche, die Überreste ihrer Mutter in eine Urne gefüllt wurden, hatte in Lucilla die Erkenntnis ausgelöst, dass diese nie wieder so da sein würde, wie vorher. Naiv, wie sie damals noch gewesen war, hatte sie sich geschworen, dass sie niemals zulassen würde, dass ein weiteres Mitglied ihrer Familie starb.
Lucilla muss bei diesem Gedanken schmunzeln. Wenn die Welt doch nur so einfach wäre, wie in den Augen einer Siebenjährigen. Sie blickt auf und sieht schon den Holzstoß, auf welchem Viola verbrannt werden würde. Ein Stich fährt durch ihr Herz und wieder muss sie daran denken, wie jung Viola und wie sinnlos ihr Tod gewesen war.