Beiträge von Decima Lucilla

    Agrippa und Lucilla kommen aus Richtung der Taverne und nähern sich langsam der Casa Decima.


    Lucilla zieht die frische Luft ein und blickt zum klaren Sternenhimmel hinauf. Doch trotz der Tatsache, dass es recht kühl ist, friert sie nicht. Und selbst wenn, würde sie es nicht bemerken, denn mit ihren Gedanken ist sie ganz woanders, genauer gesagt etwa zwei Schritt neben ihr. Ungefähr dort, wo Agrippa neben ihr läuft. :D

    Lucilla war Martinus im Atrium über den Weg gelaufen und hatte von ihm den Brief von Maximian aus Rom erhalten. Samt diesem hatte sie sich darauf hin in das Peristylium zurückgezogen um die Sonne und die Neuigkeiten aus Rom zu genießen.


    Während sie den Brief liest, muss sie immer wieder leise Lachen. Sie kann sich nur allzu gut vorstellen, wie Maximian staunend durch die ewige Stadt streift. Wahrscheinlich wird er wochenlang von nichts anderem mehr reden können, wenn er erst wieder in Tarraco ist.
    Bei den letzten Zeilen erscheint ein breites Grinsen auf Lucillas Gesicht. Ihr Neffe hatte den kleinen Beutel also bereits entdeckt. Zwar hatte sie ihm die paar Münzen eher dafür eigepackt, dass er vor den vielen verlockenden Angeboten nicht mit leeren Händen dastehen musste, doch wenn er tatsäclich mit Hungaricus durch die Stadt streifte, dann würde er damit wohl sowieso keine Probleme haben. :D


    Lucilla lehnt sich auf der Liege zurück und blickt in den blauen Himmel, der sich über Tarraco gelegt hat. Sie verspürte tatsächlich ein wenig Sehnsucht nach Rom, obwohl sie doch erst vor so kurzer Zeit wieder nach Hispania gekommen war...

    "Nein, natürlich nicht." Lucilla lächelt erfreut. "Im Gegenteil, zu dieser späten Abendzeit weiß man ja nie, welche Gestalten sich in den Straßen tummeln, da ist es besser, nicht alleine unterwegs zu sein."


    Lucilla verabschiedet sich von Anton und Livia und steht dann auf, um klopfenden Herzens auf Agrippa zu warten.

    Lucilla hat das Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Und so schlecht wäre das auch gar nicht. Könnte die Zeit in diesem Augenblick stehen bleiben und sie einfach nur so dasitzen und Agrippa ansehen.


    Doch das Leben um sie herum geht weiter und auf einmal fällt Lucilla auf, wie spät es schon ist und wie lange sie schon in der Taverne sitzen.


    "Ich denke, ich sollte mich so langsam verabschieden. Es ist schon spät."


    Sie schaut Agrippa an und hat das Gefühl, dass sie noch irgend etwas zu ihm sagen sollte, doch es fällt ihr nichts ein. Sie kennt ihn erst seit diesem Abend, und es will ihr nichts in den Sinn kommen, was unverbindlich, doch gleichzeitig unmissverständlich ausdrücken könnte, was in ihr vorgeht.

    Lucilla betrachtet derweil Agrippa genauer, ohne sich wirklich dessen bewusst zu sein, dass er sie ebenfalls anblickt.


    Wie alt mochte er wohl sein. Vielleicht in Meridius Alter? Ein wenig jünger? Ein wenig älter?


    Als sie ihm in die Augen blickt und versucht, die genaue Farbe derselben zu erkennen, wird ihr sein Blick bewusst. Sie lächelt.

    Durch Livias Worte wird sich Lucilla gewahr, dass ja tatsächlich auch noch andere Personen mit am Tisch sitzen. Einerseits ist sie froh, über diese kleine Ablenkung, andererseits...


    Sie hat nicht wirklich zugehört, was die Patrizierin gesagt hat, doch da diese nun Agrippa anvisiert, scheint sie auf eine Antwort seinerseits zu warten. Lucilla ist dies nur Recht. So hat sie ebenfalls einen Vorwand, wieder zu ihm zu blicken. Und da seine Aufmerksamkeit nun anderweitig gefragt ist, mustert sie ihn verstohlen ein wenig genauer.

    "Ach, das wird so wunderbar, wenn ersteinmal alles fertig ist. Ich sehe schon die vielen Schriftrollen vor mir. Die Bürger Tarracos werden in die Bibliothek kommen um von fernen Ländern und neuen Erkenntnissen zu lesen. Und wäre es nicht wunderbar, wenn wir einige Abschriften der Werke großer griechischer Philosophen bekommen könnten. Menschen aus ganz Hispania würden nach Tarraco strömen, um sie zu lesen. Vielleicht würde dieser Anreiz sogar über Hispania hinaus gehen."


    Lucilla bemerkt, dass sie anfängt, ihre Gedanken schweifen zu lassen. Doch nur durch Gedankenkraft wird die Bibliothek nicht gebaut werden.


    "Ich werde am besten gleich zu Commodus gehen."


    Sie steht auf und sieht Martinus an: "Oder gibt es noch etwas anderes zu besprechen?"

    Auch die übrigen anwesenden Zuschauer spenden Beifall. Einige verfallen sogar in ein regelrechtes Jubeln und ruf laut "Für Merkur! Für Rom!".


    Lucilla jedoch meint, dass zu ausgelassenem Jubeln noch genug Gelegenheit sein wird, wenn der Tempel erst einmal eingeweiht wird. So beschränkt sie sich darauf, nur zu klatschen und sieht sich neugierig den Plan, welchen Martinus aufgehängt hat, an.

    Lucillas Augen weiten sich und sie wird tiefrot ob dieser unerwarteten Antwort. Sie blickt schnell in ihr Weinglas um dies zu verbergen.


    Als sie sich wieder einigermaßen gefasst hat, blickt sie wieder auf und Agrippa tief in die Augen. Sie antwortet schüchtern: "Ich denke, die Götter sollten als Anlass reichen."

    Ein Leuchten erscheint in Lucillas Augen. Ein Tempel wie das Pantheon in Tarraco!


    Verschwörerisch beugt sie sich leicht über den Tisch und senkt ein wenig ihre Stimme: "Vielleicht könnte man es sogar ein kleines bisschen größer als das in Rom bauen."


    Sie lehnt sich wieder zurück und lächelt hintergründig.

    "Prima, dann werde ich mir das Modell ansehen und einen geeigenten Platz auswählen. Und anschließend? Wende ich mich an den werten Herrn Stadtbaumeister?"


    Lucilla merkt, dass es wohl noch eniges an Verwaltung bedarf, bis die Bibliothek so weit sein würde, dass die ersten Schriftrollen eingelagert werden könnten.

    "Wo finde ich das Modell? Und wer ist dafür zuständig, welche Grundstücke zur Verfügung stehen?" Wieder erscheint ein hintergründiges Lächeln auf ihrem Gesicht. "Ach, und bist du nicht der Stadtbaumeister von Tarraco?" Es ist eher eine Feststellung, denn eine Frage.

    "Nun, auch nicht viel anderes, als als Scriba. Obwohl es natürlich seinen Reiz hat, selbst verantwortlich zu arbeiten, und nicht nur die zugeteilten Aufgaben zu erledigen. Ich werde mich um den Bau und die Einrichtung der Bibliothek kümmern. Und wo du schon einmal hier bist," Lucilla grinst, "bei dir werde ich mit der Arbeit anfangen. Du kennst dich doch aus, in diesen Dingen. Welche Schritte sind notwendig bis das Gebäude steht?"

    Freude erfüllt Lucilla. Vor ihrem Inneren Auge sieht sie schon die neue Bibliothek. Vielleicht würde sie nicht ganz so groß werden, wie die berühmte Bibliothek in Alexandria, aber sicherlich würde die Bibliothek von Tarraco noch besucht werden, wenn diejenige in Alexandria längst vollkommen zerstört war. :D


    Sie ritzt eine Notiz in ihr Wachstäfelchen und schaut wieder auf. "Ja, das werde ich tun."

    "Und, hast du dich schon in Arbeit gestürzt?"


    Wie Lucilla ihren Cousin kannte, hatte er das bestimmt. Irgendwie schaffte er es immer, sich von allen Seiten Arbeit aufzuhäufen. Erstaunlich, dass er es auch immer wieder schaffte irgendwie alles zu erledigen.

    Lucilla nickt bestätigend. Ohne festgelegten Aufgabenbereich hörte sich in ihren Ohren sehr gut an. Dies bedeutet immerhin, dass ihr so gut wie jeder Aufgabenbereich offensteht.


    "Was die Sache mit der Bibliothek angehet," wendet sie sich an Commodus, "ich würde mich freiwillig dafür melden, die Pflege derjenigen zu übernehmen, sobald ein Gebäude errichtet ist. Meinetwegen kann ich auch die Aufsicht über den Bau übernehmen, was mir in diesem Bereich an entsprechendem Wissen fehlt, kann ich mir aneignen."

    "Soweit ich weiß, ist der weitere Magistrat, mein Cousin Marcus Decimus Mattiacus, noch in Italia bei irgendeinem Prozess." antwortet Lucilla erstaunt. "Es wäre mir zumindest eine Neuigkeit, wenn er wieder im Land wäre."