Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla seufzt ergebens. "Nun, dann muss ich mich wohl noch eine Weile gedulden. Aber vielleicht gibt es ja bald wieder etwas besseres Wetter, dann kann ich mich auch in den Garten verziehen."


    Sie blickt zu Rufus hinauf, der in luftiger Höhe über die Bretter wandelt, als hätte er sein Leben nichts anderes getan.

    Lucilla ist gerade auf dem Weg zur Arbeit, als sie Martinus im Atrium stehen sieht.


    "Martinus, du könntest etwas mithelfen, das würde die Arbeit sicher beschleunigen." grinst sie schelmisch. "Ich habe den Eindruck, seit Maximian nicht mehr da ist und hilft, geht es nur schleppend vorran. Aber sag, wie lange wird es denn noch dauern, bis wir endlich wieder mit Ruhe in unserem Atrium sitzen können?" fragt sie nun etwas ernster.

    Als Livia sie vorstellt, nickt Lucilla den beiden Herren zu. Auf Agrippa bleibt ihr Blick länger ruhen, als ihr lieb ist, und als sie sich dessen bewusst wird, schlägt sie verschämt die Augen nieder. Hoffentlich hat Livia dies nicht bemerkt, wo sie doch eben noch über Männern und Heiraten gesprochen haben. Nicht, dass sie auf falsche Gedanken käme.


    Lucilla trinkt rasch einen Schluck Wein, um ihre Unsicherheit herunter zu spülen und schaut dann betont unauffällig auf den Tisch. Ihre Gedanken rasen, wie sie die Situation entschärfen könnte und sie entschließt sich dafür, einfach weiter zu reden.


    Sie versucht ungezwunge zu lächeln und fährt fort: "Wir haben festgestellt, dass wir sogar beide die gleiche Tätigkeit ausüben. Wir sind Scriba, Tiberia Livia in Carthago Nova, und ich in Tarraco."

    "Ja, unsere Vorfahren leben schon sehr lange in Tarraco. Vielleicht sogar schon immer, obwohl immer ja doch wirklich sehr lange ist." Lucilla schüttelt verwirrt den Kopf. "Was ich damit sagen will ist, dass unsere Familie schon so lange in Tarraco lebt, wie wir zurückblicken können. Und mein Vater, also dein Großvater, Decimus Hispanicus erwarb für sich und seine Familie, also auch für uns, das römische Bürgerrecht."


    Lucilla nickt. "Ja, so war das." Sie isst noch eine Olive. "So, genug Geschichten erzählt. Lass uns zurück ins Atrium gehen."

    Lucilla sitzt still an ihrem Platz und hört dem Ganzen mit gemischten Gefühlen zu. Hätte sie gewusst, dass ihre Einstellung solch eine Flutwelle an Emotionen auslösen würde, sie hätte sich vielleicht nie um diesen Posten beworben.


    Warum hatte Martinus nicht einfach darauf bestanden, dass sie sich noch irgendwo bewerben muss? Und warum hatte Commodus ihrer Einstellung so einfach zugestimmt, wenn er doch dagegen gewesen war? Lucilla hat das Gefühl, dass diese beiden Männer nicht zum ersten mal irgendwie aneinander vorbeireden.


    Dennoch ist es ihr unangenehm, einer der Anlässe dieser ganzen Sitzung zu sein. Und es ist ihr unangenehm, dass Commodus ihre Arbeit hier so öffentlich kritisiert, vor allem, nach dem sie geglaubt hatte, das sie dieses Kapitel in ihrem Büro vorest beendet hätten. Schon spielt Lucilla mit dem Gedanken, ihren Rücktritt vom Posten des Scriba zu verkünden, doch ihr Gefühl sagt ihr, dass die beiden ihr Problem dadurch nicht lösen würden. So beschließt sie, erst einmal den weiteren Verlauf des Gesprächs abzuwarten.

    Lucilla tritt aus dem Hintergrund und umarmt ihren Onkel Mercator: "Pass auf dich auf Onkel. Und nochmals alles Gute, wir sind alle so stolz auf dich. Und pass ein wenig auf Maximian auf." Sie löst sich wieder von ihm. "Und richtet Liva unsere Grüße aus. Ach, wir werden dich vermissen."


    Lucilla schaut nun zu Maximian, geht auf ihn zu und umarmt auch ihn: "Und du, pass mir nur auf, dass du in der großen Stadt nicht verloren gehst." Sie grinst. "Und pass immer auf, wo du hin trittst. Nicht, dass du mit vor Staunen geöffneten Augen und Mund gegen eine der vielen Säulen läufst." Sie wuschelt ihm mit der Hand über den Kopf.


    Dann tritt sie zurück und schaut sich die zwei Reisenden an. Wenn sie weg wären, würde es leer werden im Hause der Gens Decima, stellt sie betrübt fest.

    "Also wenn du eine neutrale Meinung hören möchtest, dann solltest du vielleicht noch jemand anderen fragen." Lucilla lächelt wieder und nimmt ebenfalls noch eine Olive und schluckt sie nach kurzem Kauen herunter.


    Dann fährt sie fort: "Nach dem Tod unseres Vaters und später unserer Mutter war er für mich die wichtigste Bezugsperson. Eine Zeit lang habe ich ihn einfach nur vergöttert, so wie das mit großen Brüdern eben ist. Später war ich so manches mal wütend auf ihn, weil ich meinen eigenen Kopf durchsetzen wollte, was er nicht immer zugelassen hat. Im Nachhinein betrachtet, war das auch besser so." Lucilla lacht, als ihr die ein oder andere Szene durch den Kopf geht.


    "Aber bei allem, was er entschieden hat, war er immer fair. Er achtet darauf, was das beste für seine Familie ist, und er entscheidet nicht einfach grundlos über unsere Köpfe hinweg. In dieser Hinsicht ist er ein sehr fürsorglicher Mensch. Ich denke, du hättest es schlimmer treffen können."

    "Nein, dazu war ich noch zu wenig unterwegs. Der einzige, der seit meiner Ankunft hier mein Herz im Sturm erobert hat, ist mein Neffe Maximian." Lucilla muss bei dem Gedanken an ihren ungestümen Neffen schmunzeln.


    "Und auch sonst habe ich ebenfalls keine Eile. Es muss schon der Richtige sein. Und der will bekanntlich ersteinmal gefunden werden. Es ist schade, dass sich in Rom für mich nicht die Möglichkeit dazu geboten hat. Man sagt ja, dort wachsen die guten Männer wie Oliven an den Bäumen."

    "Verheiratet? Nein." antwortet Lucilla lächelnd. "Die Zeit in Rom stand ich unter der Fuchtel meiner Großtante. Sie hat mich wie ein Drache gehütet. Ich weiß nicht, was sie glaubt, was ein gutes Heiratsalter wäre, aber alles unter 30 gehört wohl nicht dazu."


    Lucilla trinkt einen Schluck aus ihrem Becher.


    "Und du?" fragt sie dann neugierig zurück.

    Lucilla senkt betrübt den Kopf.
    "Ich weiß es leider nicht. Ich hatte gehofft, er wäre schon wieder zurück, wenn ich hier ankomme. Aber so wie es aussieht, kann es noch eine ganze Weile dauern."


    Sie stibitzt sich eine Olive von Maximian und lächelt. "Aber wir sollten kein Trübsal blasen. Erzähl mir lieber, was ihr schon alles zusammen unternommen habt? Und was hälst du von ihm? So als Vater?"

    Lucilla nippt an ihrem Wein. Dann streicht sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinters Ohr und massiert kurz ihre Schläfe. Sie hat das Gefühl, dass das Leben in Tarraco um einiges hektischer ist, als das in Rom. Innerlich muss sie darüber lachen, wahrscheinlich kam es ihr nur so vor, weil sie so lange untätig bei Großtante Drusilla herumgesessen war.


    "Hoffentlich wird es bald wieder wärmer." wendet sie sich wieder zu Livia. "Diese Temperaturen um diese Jahreszeit sind doch nicht normal für Hispanien."

    Lucillas Augenbrauen schieben sich nach oben. Noch in dem Augenblick, als ihr dies bewusst wird, senken sie sich wieder. "Ich werde daran denken. Und ich versichere dir, dass ich die Curie nicht verlassen werde, ohne vorher alle Schriftstücke abzulegen. Was ich bis her ja auch nicht getan habe. Aber," kommt sie jedem Einwand zuvor, "ich werde die Schriftstücke in Zukunft direkt nach Erhalt noch vor der Beantwortung im Archiv ablegen. Ich hoffe, das wird genügen, denn noch bevor ich sie geschrieben habe, ist dies leider schlecht zu..." Lucilla bricht ihren Satz ab.


    Sie atmet tief durch, schluckt ihren Ärger herunter und fragt: "Ich hoffe, das ist nun kein Kündigungsgrund, Magistratus? Doch es ist noch kein Scriba vom Himmel gefallen."


    Sie konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, dass Commodus sie vom ersten Augenblick an da er sie gesehen hatte, nicht leiden konnte und mit allen Mitteln versuchte, einen Fehler in ihrer Arbeit zu finden. Auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, womit sie seinen Groll erregt haben sollte.

    Lucilla schaut etwas irritiert. "Ich habe sie dort abgelegt, nachdem der Schriftwechsel vonstatten ging und noch bevor ich die Curie verlassen habe. Zudem ist der einzige, der mit der Aufgabe der Bestattung vertraut wurde, Martinus. Er hat einige der Aufgaben an mich weitergegeben und ich habe ihn nach jedem meiner Schritte über alles informiert. Ich sehe also nicht, wo hier ein großes Versäumnis vorliegen soll."



    Sim-Off:

    Im Archiv habe ich als Archivier-Datum das heutige benutzt, weil ich nicht weiß, welcher Tag nun tastsächlich sim-on sein soll und welches Datum sonst benutzt werden sollte.

    Lucilla schaut sich neugierig in der Taverne um, nachdem der verdünnte Wein auf dem Tisch steht. Sie nickt dem Herrn, der gerade herrüberschaut, freundlich zu.


    "Ach, ich war viel zu lange fort." sagt sie zu Livia. "Ich kenne all die Gesichter Tarracos gar nicht mehr."

    "Nun," beginnt Lucilla, "nachdem ich mir einen ersten Überblick verschafft hatte, kam der Magistratus Martinus auch schon mit Aufgaben. Ich habe bereits die Archive durchforstet nach dem Familiengrab der Annaea, da wir uns ja um die Bestattung der Viola Annaea kümmern und konnte mich dabei sogleich mit dem Ordnungssystem der Akten vertraut machen. Außerdem setzte ich mich mit dem einzig uns bekannten Verwandten, Lucius Annaeus Florus, in Verbindung um die Riten abzustimmen. Der Schriftwechsel ist bereits im Archiv der Curia abgelegt. Desweiteren habe ich die Überführung des Leichnams in unsere Casa veranlasst, Viola wohnte dort zuletzt, und mich selbst um die Aufbahrung gekümmert."


    Lucilla schaut Commodus lächelnd an. "Ich kann mich nicht über mangelnde Aufgaben beklagen. Doch ich komme mit allem sehr gut zurecht."

    Traurig schaut Lucilla auf das blasse Gesicht der Viola Annaea und eine Träne rollt ihre Wange hinab.


    'Sie war so schön gewesen. Und so jung.'


    Lucilla hatte veranlasst, dass der Leichnam aus dem Valetudinarium in die Casa gebracht und auf einem Totenbett aufgebahrt worden war. Kurz danach hatte sie auch Klageweiber und Musikanten bestellt, die den Tod in den nächsten Tagen beklagen würden.


    Gedankenverloren rückt Lucilla einen Blumenkranz zurecht. Sie war froh darüber, dass sie Viola nicht näher gekannt hatte, denn dann wäre der Schmerz noch größer. Und dennoch betrübte sie diese Sache so sehr.


    Nach einem letzten Blick, der Lucilla bestätigte, dass alles wunderbar arrangiert war, nimmt sie die grünen Zweige und verlässt den Raum. Sie braucht nun ein wenig frische Luft.


    Sie befestigt die immergrünen Zweige, die zeigen, dass das Haus in Trauer ist, an der Eingangstüre und geht in Richtung des Stadtparkes davon.

    Decima Lucilla Lucio Annaeo Floro salutem.


    Die Verwaltung von Tarraco konnte kein Familengrab der Gens Annea im Imperium Romanum ausfindig machen. Daher werden wir uns darum kümmern, dass ein entsprechendes Grab in Tarraco bereit gestellt wird, sofern du nicht einen anderen Ort wünschst.
    Da Viola zuletzt Gast in der Casa Decima war, werden wir sie zur Aufbahrung aus dem Valetudinarium in unser Haus holen. Natürlich nur, mit deinem Einverständnis. Doch auch, wenn sie außer dir keine weiteren Verwandte hatte, sollte allen, die es wünschen, die Möglichkeit gegeben werden sich von ihr zu verabschieden.
    Um die Organisatin des Trauerzuges und die Verbrennung werden wir uns ebenfalls kümmern. Eine Beschreibung der Riten während der Feier liegt diesem Brief bei.


    Als Mitglied der Gens Decima möchte ich dir auch persönlich nochmals mein tiefes Beileid aussprechen.


    Vale bene in pace deorum!


    Decima Lucilla, Scriba Tarraco



    Lucius Annaeus Florus Decima Lucilla salutem,


    Euer Brief hat mich etwas entsetzt, werteste Decima. Das Familiengrab der Gens Annaea liegt in Alba Longa, dem Ursprungsort der römischen Grösse durch Aeneas, dem Urvater unserer Gens. Natürlich ist mir klar, dass ihr von Hispania aus, diese Abklärungen vermutlich nicht bis nach Italia getroffen habt, aber das Grab existiert und ich werde nicht gutheissen, dass eine Verwandte an einem anderen Ort begraben wird.


    Der Ablauf der Riten erscheint mir korrekt und auch der Zug ist soweit in Ordnung. Gegen die Aufbahrung in der Casa Decima habe ich nichts einzuwenden. Da sie scheinbar dort gewohnt hat, erscheint es mir nur logisch, dies dort zu tun.


    Nach der Aufbahrung und der Verbrennung kann die Urne versiegelt und an mich übergeben werden. Sobald ich die Möglichkeit habe, werde ich die Riten in Italia am Familiengrab vollenden. Bis dahin werde ich täglich die vorgeschriebenen Rituale begehen, damit ihr Geist auch ohne festes Grab seinen Frieden im Elysium finden kann.
    Solltet ihr jedoch einen Weg finden, das Grab und einen Priester zu finden, der die Riten in Italia beendet, so erteile ich dazu mein 'placet'.


    Für euer Beileid danke ich herzlich und entschuldige mich für den eventuell etwas rauhen Ton am Anfang. Die Neuigkeit, doch eine Verwandte zu haben, welche aber schon wieder verstorben sei, hat mir in den letzten Tagen fast den Verstand geraubt.


    Ich hoffe, ihr versteht das. Vale bene in pace deorum!

    Auch Livia erzählt, dass sie erst sei kurzem wieder zurück in Hispanien ist und berichtet Lucilla ein wenig von dem Leben auf Rhodos. Lucilla erzählt im Gegenzug vom ihrem Leben in Rom.


    Lucilla bemerkt, wie gut es ihr tut, beinahe ungezwungen mit einer fast völlig Fremden über dies und das zu plaudern. Dies ist wirklich die Ablenkung, die sie heute abend gebraucht hat.


    Nachdem es bald jedoch reichlich kühl wird, beschießen sie das Gespräch im Warmen weiter zu führen. Sie schlagen den Weg Richtung Taverne ein.

    Lucilla blickte erstaunt auf. Etwas Unsicherheit schwang in ihrer Stimme mit: "Gerne. Um was geht es genau?"


    Sie hoffte, dass sie nichts falsch gemacht hatte. Doch bisher hatte sie alle Anweisungen von Martinus ausgeführt und zwar, wie sie glaubte, auch alles zu seiner Zufriedenheit.