Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla zuckt nur mit den Schultern und ist froh, dass sie niemandes Erlaubnis einholen muss, wenn sie irgendwohin reisen will. Sie hält ihren Cousin zudem für alt und erfahren genug, als dass er um diese ganzen Dinge weiß.


    "Senator Germanicus geht es sehr gut. Zumindest, als ich ihn das letzte mal sah, was aber auch schon wieder eine ganze Weile her ist. Ich war vor Germania noch eine Weile bei Livianus in Mantua, eigentlich nur, um ihn auf dem Weg zu besuchen, aber dann hat sich das mit Magnus Hochzeit ergeben ... ich wusste das überhaupt nicht, der Brief muss in Rom angekommen sein, als ich schon weg war. Zum Glück habe ich es von Livianus erfahren, stell dir vor, ich wäre hier angekommen und wäre völlig unvorbereitet zu dieser Hochzeit gekommen." Sie blickt an sich herab. Glücklicherweise hat Mantua einen akzeptablen Markt, auf dem sich auch für besondere Anlässe Stoff finden lässt, und zudem einen guten Schneider. Dass dort so viele Patrizier wohnen hat also letztlich für Luculla nur Vorteile gehabt, anders hätte die Ankunft in Confluentes wirklich in einer Katastrophe enden können. Darauf noch ein Schlückchen Met.


    Sie schaut wieder auf. "Die Hochzeit ist schon so gut wie geplant. Wir müssen nur noch einen Termin finden, an dem die Braut mal zuhause ist." Sie lächelt verschmitzt. "Naja, du weißt ja wie das ist, als Frau von Welt..." Irritiert hält sie inne und grinst. "Nein, das weißt du natürlich nicht. Aber du weißt ja, wie es ist ein Decima zu sein, und ständig irgendwo die verstreute Familie ..." Wieder hält sie inne und lässt die Schultern sinken. "Ach nein, das weißt du auch nicht. Du kannst dein Kommando ja nicht verlassen." Ganz ohne es zu wollen, ist das Thema damit in ungute Gefilde abgedriftet. Lucilla dreht unschlüssig den Becher in ihrer Hand. Schlussendlich bemüht sie sich um ein Lächeln. "Ich habe euch versprochen, euch noch in diesem Jahr zu besuchen und du weißt, dass ich meine Versprechen halte." Auch wenn das ihre eigene Hochzeit weiter und weiter nach hinten verschiebt.

    Es ist also mal wieder das altbekannte Problem. Alle Decima an einen Tisch zu bekommen ist schon schwer genug, und es beruhigt Lucilla ein wenig, dass es bei den Duccia nicht anders zu sein scheint.


    Germanicus scheint am Vorabend tatsächlich nicht zu übertrieben haben mit dem Met. Ein Glück hatte er sie vorgewarnt, denn sehr viel verträgt Lucilla nicht unbedingt. Das alte Vorurteil, dass man um so weniger verträgt, je weiter man im Süden wohnt, scheint bei ihr ganz zu stimmen. (:P)


    Auf Britannias Aussage über die Cousins hin muss Lucilla lachen. "So schlimm waren meine Cousins zum Glück nie. Noch schlimmer als meine Brüder, nein, das geht überhaupt nicht."

    "Keine falschen Schlüsse!" Lucilla hebt vorwurfsvoll den Finger. "Ich habe es natürlich nicht zu schnell getunken! Ein sehr netter Duccius hat mich vorher darauf aufmerksam gemacht." Sie lächelt zu Britannia. "Dein Cousin Germanicus." Und wieder zu Magnus. "Wie arm dran wäre die Welt nur ohne Cousins."


    Sie schaut sich etwas suchend um. "Sind denn die anderen noch nicht wach? Ich habe mich extra beeilt, weil ich dachte, ich wäre wieder mal die letzte." Genau genommen war das Aufstehen, Waschen, Ankleiden und Herrichten in ziemlich panischer Eile geschehen. Aber zumindest macht so ein Adrenalinstoß am Morgen einigermaßen wach. Trotzdem würde sie am Abend wahrscheinlich wie ein Stein ins Bett fallen.

    "Och ..." Lucilla winkt auf die Frage ihres Cousins schelmisch ab. "Das willst du lieber gar nicht so genau wissen. Denn wenn ich sage, ich weiß es nicht, dann müsste ich lügen und wenn ich dir sage, wie lange, dann wüsstest du, dass ich bald bis zum Ende dagewesen bin und du müsstest das Bild von deiner kleinen Lieblingscousine überdenken." Sie grinst. "Das war jetzt schon viel zu viel verraten. Es war auf jeden Fall noch sehr ... amüsant."


    Fragen über Fragen liegen ihr auf der Zunge über die Nacht des Brautpaares, aber alle würden merkwürdig klingen: 'Habt ihr gut geschlafen?' 'Hattet ihr Spaß?' 'Ist alles gut gelaufen?' 'Ehe vollzogen?' 'Kann ich schon anfangen Babysöckchen zu stricken?' Aus diesem Grund lässt sie all diese Fragen so schnell wieder aus ihren Gedanken verschwinden, wie sie auftauchen.


    Sie nickt Britannia bestätigend zu. "Oh ja, gestern habe ich schon sehr interessante Dinge über dieses Land gelernt. Beispielsweise, dass Met den Magen wärmt und man Äpfel darin einlegen kann ... oder war es etwas andres? Naja, auf jeden Fall scheint es für eine Menge gut zu sein und gut schmecken tut es auch noch." Sie senkt ihre Stimme etwas und wendet sich verschwörerisch an Magnus. "Allerdings sollte man es nicht zu schnell trinken."



    /edit: Rechtschreibung ...

    Der letzte Abend ist nicht ganz spurlos an Lucilla vorüber gegangen. Trotzdem ist ihr fast nichts davon anzusehen, denn Ambrosius hat ganze Arbeit geleistet auch nur die winzigsten Spuren mit dem entsprechenden Makeup zu überdecken. Bevor sie das Atrium betritt unterdrückt sie ein Gähnen, strafft die Schultern und hebt den Kopf an.


    Anscheinend ist sie eine der ersten. Kein Wunder, so wie am Vorabend noch gefeiert wurde.
    "Britannia, Magnus!" Mit einem strahlenden Lächeln tritt sie auf das Ehepaar zu (zumindest geht Lucilla davon aus, dass sie den Vollzug der Ehe geschafft haben :D), nicht ohne eine gewisse Neugier im Sinn. Sie blickt Magnus forschend in die Augen, dann umarmt sie ihn glücklich, denn wenn irgendetwas schief gegangen wäre, dann würde er sicher nicht so zufrieden aussehen. Anschließend umarmt sie auch Britannia.
    "War das eine bewegende Feier gestern. Ich bin so froh, dass ich nach Germania gekommen bin."

    Da Lucilla die Nacht nach der Hochzeit ihres Cousins Magnus wieder in der örtlichen Mansio verbracht hat - immerhin ist ihr ganzes Gepäck dort und so übel sind die Räume nicht, kommt sie am nächsten Tag zum Tor des Castellums der Ala, um um Einlass zu beten. Am Vorabend hatte sie nicht wirklich viel von dem Lager gesehen und so ist sie doch etwas neugierig, ob es wohl sehr anders ist als das Legionslager von Livianus. Die Mietsänfte hält also vor dem Tor und ein Sklave tritt an die Wache heran.


    "Salve. Die Dame Decima Lucilla möchte zu ihrem Cousin, dem Praefectus Decimus Magnus. Sie kommt wegen des Familienessens der Gens Decima."


    Neugierig wirft Lucilla einen Blick aus der Sänfte hinaus und tippelt ungeduldig mit den Fingern auf ihrem Oberschenkel herum.

    "Das hört sich sehr aufregend an. Wirst du auch in Zukunft weiterarbeiten? Ich meine, jetzt wo du verheiratet bist und dich um einen Haushalt sorgen musst?" Zusätzlich in nicht allzu ferner Zukunft dann sicherlich auch um den Nachwuchs. Es ist zu schade, dass Magnus und Britannia so weit fort von Rom in Germania wohnen, ein paar Kinder in der Casa Decima würden dem Leben dort auch nicht schaden. Andererseits würde sie selbst ja auch nicht mehr allzu lange in der Casa Decima wohnen und bald darauf selbst für eigenen Nachwuchs sorgen. Ein freudiges Lächeln legt sich bei dieser Aussicht über ihr Gesicht.


    Schließlich grinst sie. "Du stehst also in ständigem Kontakt mit dem Legatus Augusti? Wie ist er so als Legatus Augusti? Anfangs schien er ja nicht unumstritten gewesen zu sein in Germania und ehrlich gesagt, ich hätte nicht gedacht, dass er es so lange hier oben aushält. Naja, da habe ich auch noch gedacht, dass es hier ständig kalt und dunkel ist und regnet oder schneit. Auf der anderen Seite hat er schon immer das getan, was das Militär und der Kaiser von ihm verlangt hat, wenn er den Befehl dazu hätte, würde er auch Legatus des Hades werden." Sie zuckt mit den Schultern. Das ist einfach etwas, was sie nie im Leben verstehen wird, egal wie oft es ihr ihre Brüder und Cousins versuchen verständlich zu machen. "In dieser Hinsicht sind alle Decima-Männer gleich." Sie lässt unbestimmt, ob das nun gut oder schlecht ist.


    "Dann freue ich mich schon auf Mogontiacum. Auf der Herreise hatten wir gar keine Zeit mehr, schon dort vorbeizusehen. Wir hatten uns ein wenig mit der Strecke verschätzt, Livianus kannte sie zwar, aber er hat natürlich die Verzögerung des Wagens nicht einberechnet. Ich bin nur froh, dass wir noch rechtzeitig zu eurer Hochzeit gekommen sind!"

    Im Gegensatz zu den Komplimenten anderer Männer lassen die ihres Bruders Lucilla nicht erröten. Im Gegenteil, sie hebt stolz und zufrieden ein wenig den Kopf. Natürlich würde Meridius in Gegenwart anderer wohl nie etwas anderes behaupten, als dass sie gut aussieht, andererseits ist er wohl der einzige Mann, der sich trauen dürfte, schonungslos ehrlich zu ihr zu sein und ihr etwas anders sagen dürfte, ohne dass sie für den Rest ihres Lebens deswegen sauer wäre.


    "Dann solltest du öfter mal Inspektionsreisen unternehmen. Überhaupt sind Inspektionsreisen eine wundervolle Angelegenheit. Es ist unglaublich, was die Welt zu bieten hat. Wenn ich ersteinmal verheiratet bin, dann werde ich Avarus drängen, dass er viel öfter den Cursus Publicus der Provinzen kontrolliert und natürlich werde ich ihn als gute Ehefrau begleiten. Oder ich muss doch dafür sorgen, dass meine Cousins öfter heiraten, so sicher, wie mit meiner Verwandtschaft reise ich selten." Die letzte Alternative wäre es, einen hochrangigen Soldaten zu heiraten, welcher auf Reisen seine halbe Legion mit sich nimmt. Doch dafür ist es zu spät und zudem wäre dieses Opfer dann doch zu groß.
    "Und genau deswegen solltest du dich bei deinem Cousin bedanken. Denn genau als das ist er hier, als dein Cousin und Magnus Bruder, und hätte er nicht deine Schwester vor wilden Germanen und herumstrolchenden Räubern schützen müssen, dann hätte er die halbe Legion zuhause lassen können." Natürlich ist der gespielte Vorwurf für Lucilla zu durchschauen, doch wie üblich reagiert sie ein wenig allergisch auf irgendwelche militärischen Vorschriften-Geschichten.


    Dann lächelt sie wieder und winkt ab. "Wahrscheinlich wärt ihr überhaupt nicht mehr in Mogontiacum gewesen, wenn wir dort angekommen wären. Wir sind direkt von Borbetomagus über Altiaiensium nach Bingium gereist, das ist zwar keine Heerstraße, aber trotzdem eine gut befestigte Straße. Zum Glück haben wir das so gemacht, sonst wären wir nie rechtzeitig angekommen. Wir sind erst seit gestern Abend hier und die Strecke über Mogontiacum wäre immerhin gut 10 Doppelmeilen länger gewesen."

    Wirklich verleidet wurde Lucilla das Reiten zwar nicht, es hat durchaus ausgereicht, sie ein einziges mal auf ein schwankendes Pferd zu setzen, auf dem der Boden so unendlich weit Weg ist, aber das erwähnt sie nicht mehr. Zudem ist es für eine römische Frau glücklicherweise auch gar nicht schicklich zu reiten, vor allem eine Strecke wie sie Rom-Germania darstellt wäre unvorstellbar. Aber auch das erwähnt sie nicht, denn sie möchte Britannia nicht vor den Kopf stoßen. "Ein weiterer Vorteil des Wagens ist es, dass man die ganze Zeit in der Gegend herumschauen kann, sogar nach hinten raus, denn es lenkt ja immer irgendwer anders die Tiere."


    Erstaunt blickt Lucilla auf. "Oh, du bist Comes? Das wusste ich noch gar nicht. Da hast du sicherlich viel zu tun, oder? Ich war früher Praefecta Vehiculorum von Hispania und dann von Italia. Eine Provinz unter sich zu koordinieren ist ja wirklich nicht immer einfach. Was machst du als Comes alles?"

    Sie lässt sich den genannten Fluss durch den Kopf gehen. "Amisia, das ist ganz im Norden an der Küste, nicht wahr? Wie gesagt, ich war mal Praefecta Vehiculorum. Auch wenn man nur auf seinem Hintern in seinem Officium sitzt, mit dem Finger über die Landkarten kommt man ziemlich weit." Lucilla lächelt breit. Dann jedoch vergeht das Lächeln ein wenig, denn sie denkt an Britannia. Aemilia ist dorthin gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Ein wenig wird ihr das Herz schwer. Um sich abzulenken stellt sie noch eine Frage. "Wie ist Mogontiacum so? Ist es größer als Confluentes?"

    Fasziniert lauscht Lucilla der Beschreibung des Feiertages und ihre Augen werden bei der Erwähnung von Wesen, die Kinder rauben, und dem Reich der Toten ein wenig größer. "Das ist wirklich ein Fest, welches in das düstere Germania passt." Sie lacht fröhlich, denn eigentlich ist es bisher das einzig düstere, was sie in Germania gefunden hat. "Es hört sich an wie eine Mischung aus dem Fest der Proserpina, den Parentalia und den Lemuria, wobei gegen die römischen bösen Geister ja bekanntlich schwarze Bohnen helfen."


    Sie nimmt lächelnd noch einen Schluck Met und will gerade noch etwas fragen, als sich ihr Bruder zu ihnen gesellt.
    "Meridius!" Ihr Augen leuchten ein wenig auf, womöglich ist es Freude, womöglich spiegelt sich das durch den Met angefachte innere Feuer darin. "Gar nicht so richtig? Wie üblich bist du ein Meister der Untertreibung. Überhaupt noch gar nicht trifft es wohl eher!" Vorsichtig, um nicht den Inhalt des Bechers in ihrer Hand zu verschütten tritt sie auf ihn zu, umarmt ihn und drückt ihn fest. Dann tritt sie wieder zurück und mustert ihn. Natürlich hat sie das schon im Laufe des Abends, aber noch nicht richtig von Nahem. Ein sanftes Lächeln tritt auf ihr Gesicht.
    "Gut schaust du aus. Hast du meinen Brief bekommen? Wir haben etwas lang für die Reise gebraucht, daher sind wir direkt nach Confluentes und nicht über Mogontiacum, wie eigentlich geplant. Aber ich werde euch schon noch heimsuc... ähm, besuchen in den nächsten Wochen. Germania ist ja so eine herrliche Provinz! Warum hast du mir das nie erzählt? Warum hat mir das überhaupt nie jemand erzählt? Die Reise am Rhenus enlang war so wundervoll, die Hügel, die Wälder, der Fluss, einfach wunderschön! Alles ist so herrlich grün und je näher wir Confluentes kamen, desto bunter wurde alles. Rote und Gelbe Blätter gesellten sich zu den unglaublich vielen Grüntönen und in der Sonne funkelt alles wie ein buntes Mosaik. Und die Leute sind unglaublich nett und ich finde es einfach wundervoll hier!" Darauf noch ein Schlückchen Met.

    Lucilla nickt zustimmend, Britannia versteht sie eben. Kein Wunder, sie ist immerhin auch mindestens Cousine und bestimmt auch Schwester, und weiß sicherlich genau, wie doof Brüder und Cousins manchmal sein können, zumindest wenn ihre Opfer noch nicht halb so groß sind, wie sie selbst. Denn mittlerweile würde kein Decima mehr versuchen, Lucilla auf ein Pferd zu zwingen, dafür hat sie längst zu lange, schmerzhafte Fingernägel und ein schlimmeres Temperament als so manche hispanische Zuchtstute.
    "Ich reise fast immer mit dem Wagen. Sänften sind so unkomfortabel was längere Strecken angeht. Wägen sind zwar auch nicht immer bequem, aber was solls. Wenn man auf einem bequemen Kissen gebettet werden will, dann kann man eben nicht die Welt sehen. Früher bin ich nie viel herumgekommen, Tarraco-Rom und zurück, das war alles. Aber durch den Cursus Publicus hat es sich ergeben und ehrlich gesagt, ich habe wirklich Gefallen daran gefunden, auch wenn es nicht immer ungefährlich ist. Für die Reise nach Germania hat sich glücklicherweise Livianus mit seiner halben Legion angeboten, das ist der Vorteil, wenn die halbe Familie im Militär ist. Ansonsten kann man mit einem Wagen ja eh nur auf den breiten Straßen reisen und da ist es dann auch nicht mehr so gefährlich." Sie lächelt. "Wir können ja im Anschluss an den Spaziergang immer noch entscheiden, ob wir ihn mit einem Wagen fortsetzen. Ansonsten muss es ja auch nicht gleich heute sein, ich bin sicher noch ein paar Tage da. Was hälst du davon?"


    Grinsend schaut Lucilla zur anderen Seite des Flusses. "Jetzt flunkerst du aber. Ich sehe ganz deutlich, dass dort drüben auch noch die Sonne scheint, also kann es überhaupt nicht das dunkle Germania sein." Es ist tatsächlich unglaublich, dass dort drüben hinter den Hügeln alles anders sein soll. Dass die Menschen dort ganz anders sind, dass die Götter dort nicht mehr existieren, dass hinter einer imagiären Linie der Krieg wartet, der Römerinnen wie Germaninnen die Brüder, die Cousins, die Männer, Söhne und Väter raubt.
    "Wie lange lebst du schon in Confluentes? Und wo hast du vorher gelebt?"

    Dass er sich nicht vorgestellt hat, war Lucilla tatsächlich gar nicht mehr aufgefallen, da ihre Gedanken ganz um die kulinarischen Genüsse Germanias und den Wintereinbruch kreisten, zwei immerhin äußerst wichtige Themen. Sie schmunzelt etwas über seinen Cognomen, mit Germanici hat sie immerhin bisher nur gute Erfahrungen, wenn auch eher mit denen mit diesem Gensnamen.


    Doch ihre Gedanken kreisen recht schnell wieder um den Met, den sie in ihrer Hand im Becher kreisen läst. Met zum Einlegen, und eingelegte Äpfel - oh ja, das gibt sicherlich eine sehr feine Kombination.
    "Ich hoffe ja, dass mir meine Familie ein paar der hiesigen Spezialitäten auftischen wird und nicht glaubt, dass sie mir etwas Gutes tun müsste und nur traditionelle römische oder iberische Küche auffährt. Gerade über den Magen bleibt eine Provinz sehr lebendig in Gedanken haften. Zumindest bei mir ist das so." Und zumindest auf die paar Provinzen bezogen, die Lucilla bisher bereist hat. Strauß und Krokodil, Geparden und Schlangen das hat sie aus Mauretania und Afirca in Erinnerung behalten - Speisen, die man zwar auch in Rom bekommt, allerdings nur völlig überteuert und zu seltenen, besonderen Anlässen. In Gallia war sie zwar noch nie, aber bei dieser Provinz muss sie vor allem anderen immer an Pollux Spezialitäten denken. Und sogar bei Nicht-Provinzen denkt sie zuerst an das Essen, so beispielsweise bei Tylus an die Gewürze, welche man auf den Mercatus kaufen kann, auch völlig überteuert.


    Die Erläuterungen zum germanischen Wetter hört Lucilla mit gemischten Gefühlen an, allerdings wird ihre Aufmerksamkeit schon wieder auf viel interessantere Dinge gelenkt. "Blo-ta-i-mo... herrje, da verknotet man sich ja die Zunge." Sie lacht fröhlich. "Ist das Germanisch? In Borbetomagus konnte ich zwei Germanen am Markt zuhören, eine herrliche Sprache. Leider bin ich völlig unbegabt in solchen Dingen." Sie zuckt bedauernd mit den Schultern. "Und was ist Samhain? Ist das ein Fest?"

    Lucilla schüttelt den Kopf. Schon beim Gedanken an ein Pferd dreht es ihr den Magen um. "Nein ... ich reite nicht gern." Sie zuckt die Schultern. Natürlich ist es immer äußerst peinlich, dies als Decima zu gestehen, da alle Welt von ihnen erwartet, dass sie gerne und oft und viel über die Prärie Iberias reiten und dabei soviel Spaß haben, wie sonst an nichts. Allerdings befinden sie sich nicht in Hispania, wahrscheinlich kommt Britannia diese Verknüpfung zwischen der Gens Decima und dem Reiten nichteinmal in den Sinn. Außerdem gehört sie nun zur Familie und früher oder später würde ihr Magnus sicherlich sowieso irgendwelche 'lustigen' Geschichten über Lucilla und Pferde erzählen.
    "Ich hasse es, um genau zu sein." Eigentlich fürchtet sie es vielmehr, aber so genau muss sie nun auch wieder nicht werden. "Ein jeder Decima muss reiten können, das liegt uns angeblich im Blut. Nur wegen dieser blöden Pferdezucht, als würde das bedeuten, dass wir Pferdeblut in den Adern haben." Sie schüttelt verärgert den Kopf. Natürlich sind die Decima-Männer wilde Hengste, aber ganz so wörtlich ist das doch auch nicht gemeint. (:D)
    "Natürlich gehörte es deswegen auch zu meiner Pflicht, Reiten zu lernen. Und nachdem meine Brüder und Cousins herausgefunden hatten, dass ich es nicht mag, war es ihnen immer eine besonders große Freude mich auf den Rücken eines Gauls zu heben. Brüder und Cousins eben. Manchmal habe ich sie dafür noch mehr gehasst als die Pferde. Naja, auf jeden Fall versuche ich es zu vermeiden." Auch das ist untertrieben, da sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehren würde, sich auf ein Pferd zu setzen.


    Unaufhaltsam kommt der Fluss den beiden Frauen näher - oder doch eher umgekehrt. Einige Schiffe liegen vertäut an dem kleinen Hafen und schaukeln friedlich auf dem Wasser. Von einem wird gerade die Ladung gelöscht, hauptsächlich sind es Kisten und Körbe, welche vermutlich die verschiedensten Waren für die Händler in der Stadt beinhalten. Der Rhenus glitzert in der Sonne und auf der anderen Seite des Wassers erhebt sich ein felsiger Hügel.
    "Ist das schön hier. Ich liebe es, nah am Wasser zu sein. Leider fehlt so ein großer Fluss oder das Meer in Rom. Gegen den Rhenus ist der Tiber nur ein armseliges Rinnsal, vor allem im Sommer." Lucilla blickt über den Fluss zur anderen Seite. Sie deutet auf den Hügel und grinst. "Da oben könnte man perfekt eine Villa hinsetzen, oder gleich einen ganzen Landsitz. Das wäre mal eine schicke Wohlage."

    Lucilla nickt. "Oh ja, ich habe die Weinreben an den Rhenushängen gesehen. Eine wirklich herrliche Gegend." Sie schaut in den Becher hinein und dann wieder auf. "Also dieser Met hier ist recht süß. Da kann ich mir gut vorstellen, dass er sich sehr gut zum Feiern eignet und dazu, um ihn einfach so wegzutrinken." Sie grinst verschämt. "Was dann aber für mich sicherlich nicht so gut wäre. Trinkt man ihn auch verdünnt?" Trotz allem trinkt sie wieder einen Schluck und lässt die Flüssigkeit erst etwas um die Zunge spülen, bevor sie den Met hinunterschluckt. Ein wirklich angenehmer Geschmack und so langsam wird ihr auch wärmer.


    "Das Bier habe ich noch nicht getestet, das muss ich später unbedingt noch tun. Man hat mir unterwegs versichert, dass es sich auf jeden Fall lohnt, auch wenn ich bei den Zutaten etwas skeptisch bin. Aber wer nicht probiert, der verliert. Außerdem habe ich es nun endlich nach Germania geschafft, da kann ich nicht wieder nach Hause reisen ohne wenigstens die wichtigsten lokalen Spezialitäten getestet zu haben. Wer weiß, vielleicht eignet sich einiges davon auch für Rom." Immerhin braucht es in Rom immer Außergewöhnliches um aufzufallen. Zwar kann sich Lucilla nicht vorstellen, dass ein 'germanisches Gastmahl' viel Anklang finden würde, aber ein paar außergewöhnliche Speisen und Getränke unter das Übliche mischen käme sicherlich sehr gut an.


    "Hast du das eigentlich ernst gemeint, dass der Winter vor der Tür steht? Ich meine, es dauert doch sicher noch eine ganze Weile, bis es hier schneien wird, oder nicht?" Die Rückreise ohne Livianus würde Lucilla zwar eh nicht über die Alpen, sondern über Gallia tun, doch wenn halb Germania zuschneit, würde ihr auch das nichts nutzen. Sie hat sich ursprünglich sowieso darauf eingestellt, nicht allzulange zu bleiben, aber damals hatte sie auch noch nicht geahnt, wie viel es zu sehen gibt.

    "Oh ja, dass er gut wärmt, das merke ich." grinst Lucilla etwas peinlich berührt. Wahrscheinlich glühen ihre Wangen schon wieder und es ist nur gut, dass Meridius nicht in der Nähe ist, sonst würde er beim Anblick seiner Schwester mit roten Wangen in Gegenwart eines Mannes sicherlich gleich wieder falsche Schlussfolgerungen ziehen. "Aber ich werde mich etwas zurückhalten. Ich habe schon mit dem germanischen Wein schlechte Erfahrungen gemacht. Also nicht, dass er nicht sehr gut wäre, das nicht, aber der Becher wird schneller leer, als es gut für mich ist."


    Sie lächelt freundlich. "Ich bin übrigens Decima Lucilla, Magnus Cousine. Du gehörst zu Britannias Verwandten, nicht wahr?" Das zu Erkennen war während der Feier nicht wirklich schwer gewesen.

    Ein glückliches Seufzen später verschwindet das Brautpaar im Inneren der Casa. Lucilla schaut lächelnd auf die Weißdornfackel in ihrer Hand und schaudert dann kurz. Die Porta steht immer noch auf und Lucilla mehr draußen als drinnen. Sie zieht ihren Mantel enger um sich, und beschließt sich direkt den ersten Gästen anzuschließen, die zurück zur Casa Duccia ziehen. Ein paar Trauben wären jetzt genau richtig. Und vielleicht auch noch etwas von dem Met. Und das Bier hat sie ja noch gar nicht versucht. Was für ein aufregender Abend!

    Nach dem Brautzug und dem Abliefern des glücklichen Paares im neuen gemeinsamen Heim kehren die meisten Gäste der Hochzeit zurück in die Casa Duccia um noch ein wenig zu feiern und das restliche Buffet zu plündern. Unter ihnen ist natürlich auch Lucilla, die sich erst einmal die Hände über einer der Feuerschalen wärmt. Im Vergleich mit Rom ist Germania schon ein wenig kalt, vor allem so spät am Abend. Danach nimmt sie von einem aufmerksamen Sklaven einen Becher Met entgegen, weil der angeblich gut wärmen soll. Sie trinkt einen großen Schluck und zieht ersteinmal scharf die Luft ein. Sofort ist die Wärme zu spüren, die durch ihren Körper bis in den Kopf hinauf zieht. "Hui." Am besten wäre es wohl, das Getränk langsam zu genießen, wie ein gutes Glas Mulsum auch. Ein bisschen schmeckt es sogar wie Mulsum, aber doch irgendwie anders.

    "Oh ja, den Hafen würde ich mir gerne ansehen. Während meiner Reise habe ich oft die flachen Transportschiffe auf dem Rhenus beobachtet. Da geht wirklich eine Menge Stein Germania hinauf und hinunter. Wobei das natürlich nicht verwunderlich ist, der Tansport auf dem Wasser ist ja immer einfacher als über Land." Damit kennt sich Lucilla natürlich aus. Sie ist froh, dass der Marmorbruch, den sie von Aemilia geerbt hatte nah an der Küste liegt, und auch der Stein aus Mauretania nur über das Mare Internum schippern muss , denn trotz der Gefahr, dass mal ein Schiff untergeht ist der Transport immer noch einfacher und damit kostengünstiger, als über Land. Falls sie jemals mit Avarus nach Germania ziehen würde, dann würde sie in den lokalen Tuffsteinmarkt einsteigen. Gerade bei Confluentes soll es davon ja recht viel geben.


    Auf einmal wird Lucilla etwas blass um die Nase. "Ach, also, nein, nein, so wichtig ist es nicht. Wenn es zu weit ist, dann lassen wir es besser. Wahrscheinlich lohnt sich die Aussicht sowieso nicht und das wäre ja auch alles viel zu aufwendig. Und wenn ich den Rhenus gesehen habe, dann reicht das schon. Schließlich werde ich in Mogontiacum noch den Moenus zu sehen bekommen und ein Fluss ist doch wie der andere, nicht wahr?" Sie lacht unsicher und blickt durch die Straße. "Was für eine schöne kleine Stadt. Sie sieht von unten sicherlich viel schöner aus, als von oben. Ja, wirklich sehr schön ..."