Lucilla kichert spitzbübisch. "Das wäre natürlich eine Idee. Ich bin sicher, Magnus kann uns keinen Gefallen abschlagen, vor allem nicht, wenn wir beide auf einmal kommen." Bei Meridius ist sie sich da nicht so sicher. Das Verhältnis zu ihrem Bruder ist seit einiger Zeit nicht mehr ganz so wie früher, wo ein einziger Blick aus ihren Augen gereicht hatte um ihn dazu zu bringen, vor dem Zubettgehen haarsträubende Geschichten zu erfinden und sie ihr zu erzählen. Aber sie ist ja auch nicht mehr das kleine Mädchen, welches sich mit wundersamen Worten bestechen und ins Bett schicken lässt. Wenn sie so darüber nachdenkt, dann ist sie wohl eine ziemlich nervige kleine Schwester gewesen und eigentlich kann Meridius nur froh sein, dass ihr Dickkopf mittlerweile genaus groß ist wie der aller anderen Decima. Trotzdem seufzt sie einmal tief. Warum müssen Männer, und vor allem Brüder, hinsichtlich anderer Männer aber auch so kompliziert sein, wo sie doch sonst so einfach gestrickt sind? Zum Glück sehen Cousins das alles nicht so eng, denn dann wäre Lucilla sicher längst ins wilde Germania ausgewandert oder ihrer Schwester zu den Vestalinnen gefolgt.
Über die Problematik der fremden und doch eigenen Götter muss Lucilla noch etwas nachdenken. Sie ist seit jeher mit den römischen Göttern aufgewachsen und es wäre sicherlich merkwürdig, sich nun an andere zu gewöhnen, obwohl Lucilla die aus dem Osten eingewanderten Götter schon auch sehr interessant findet. Aber diese könnten niemals das römische Götterpantheon ersetzen. Trotzdem nimmt sie sich vor, auf ihrem weiteren Weg durch Germania auf Heiligtümer außerhalb der Städte zu achten.
"Wir können ruhig weitergehen. Kommen wir auch noch an den Flüssen vorbei? Und können wir auf einen von den Hügeln hinauf? Man hat sicherlich eine wunderbare Aussicht von dort oben auf den Zusammenfluss der beiden Flüsse. Oder ist es zu gefährlich?"