Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla kichert spitzbübisch. "Das wäre natürlich eine Idee. Ich bin sicher, Magnus kann uns keinen Gefallen abschlagen, vor allem nicht, wenn wir beide auf einmal kommen." Bei Meridius ist sie sich da nicht so sicher. Das Verhältnis zu ihrem Bruder ist seit einiger Zeit nicht mehr ganz so wie früher, wo ein einziger Blick aus ihren Augen gereicht hatte um ihn dazu zu bringen, vor dem Zubettgehen haarsträubende Geschichten zu erfinden und sie ihr zu erzählen. Aber sie ist ja auch nicht mehr das kleine Mädchen, welches sich mit wundersamen Worten bestechen und ins Bett schicken lässt. Wenn sie so darüber nachdenkt, dann ist sie wohl eine ziemlich nervige kleine Schwester gewesen und eigentlich kann Meridius nur froh sein, dass ihr Dickkopf mittlerweile genaus groß ist wie der aller anderen Decima. Trotzdem seufzt sie einmal tief. Warum müssen Männer, und vor allem Brüder, hinsichtlich anderer Männer aber auch so kompliziert sein, wo sie doch sonst so einfach gestrickt sind? Zum Glück sehen Cousins das alles nicht so eng, denn dann wäre Lucilla sicher längst ins wilde Germania ausgewandert oder ihrer Schwester zu den Vestalinnen gefolgt.


    Über die Problematik der fremden und doch eigenen Götter muss Lucilla noch etwas nachdenken. Sie ist seit jeher mit den römischen Göttern aufgewachsen und es wäre sicherlich merkwürdig, sich nun an andere zu gewöhnen, obwohl Lucilla die aus dem Osten eingewanderten Götter schon auch sehr interessant findet. Aber diese könnten niemals das römische Götterpantheon ersetzen. Trotzdem nimmt sie sich vor, auf ihrem weiteren Weg durch Germania auf Heiligtümer außerhalb der Städte zu achten.


    "Wir können ruhig weitergehen. Kommen wir auch noch an den Flüssen vorbei? Und können wir auf einen von den Hügeln hinauf? Man hat sicherlich eine wunderbare Aussicht von dort oben auf den Zusammenfluss der beiden Flüsse. Oder ist es zu gefährlich?"

    Lucilla tritt ein Stück zurück und sucht verstohlen wieder ihr Taschentuch heraus. Dieses ganze Geschniefe ist ihr schon ein wenig peinlich, aber was soll sie dagegen tun? Vielleicht hätte sie beim Essen doch lieber nicht den Met trinken sollen, zumindest nicht schon am Anfang nachdem sie nur das Obst gegessen hat. Aber nun ist es für diese Überlegungen zu spät. Die Übergabe der Fackel und des Bechers an die neue Hausherrin, das alles kommt Lucilla auf einmal so furchtbar bewegend vor und sie hebt unauffällig das Tuch und wischt sich eilig die Freudentränen aus den Augen. Hoffentlich ist Britannia auch wirklich eine gute Frau für Magnus. Noch einmal schnieft sie, dann stellt sich Lucilla vorsichtig auf die Zehen um zu sehen, ob es schon weitergeht.

    "Das wird es wohl sein, aber du hast Recht, es ist müßig darüber nachzudenken. Auf der anderen Seite ist es so wie bei allem, die größte Hoffnung ist die Zeit. Man denke nur an Iberia oder Gallia, vor ein paar Jahrhunderten war der Krieg noch dort und heute sind es reiche, wohlhabende Provinzen und die Menschen dort leben sehr gut. Die meisten von ihnen sind Römer und trotzdem bewahren sie sich ihre Kultur, ihre Götter und Traditionen. Vielleicht kann es in Germania auch irgendwann einmal so sein." Bestimmt wird es irgendwann einmal so sein.


    "Dann sollten wir Magnus oder Meridius fragen, oder beide, was sie von der Idee halten, das Fest der Pomona zu feiern. Auch wenn die Organisation und die eigentliche Arbeit natürlich gerne an die Frauen des Hauses abgegeben werden, die eigentliche Ausrichtung und Verantwortung über die kultischen Handlungen obliegt den römischen Männern." Die das natürlich nur allzu gerne vergessen, um sich dann hinterher bei ihren Ehefrauen zu beklagen, dass sie sie ja mal hätten daran erinnern können. Bei Avarus würde Lucilla auch noch sehr viel Erziehungsarbeit in dieser Hinsicht zu leisten haben.


    Sie denkt über Britannias Worte nach, stellt aber fest, dass die germanische Hochzeit doch eigentlich recht ähnlich zur römischen ist. "So viel Unterschied scheint mir zwischen den Hochzeitsarten tatsächlich nicht zu sein. Also doch kein doppeltes Feiern." Sie lacht fröhlich. "Wäre ja auch zu schön gewesen. Aber hier in Germania werden sich euch sicher viele Möglichkeiten bieten, das beste aus beiden Kulturen zu feiern, auch wenn die Soldaten bei der Ala bestimmt das ein oder andere mal etwas doof schauen werden." Im Prinzip reichen die römischen Feiertage zwar aus, um das Jahr zu füllen, aber hauptsächlich nur in Rom. Dort werden immerhin in feiertagsarmen Monaten sogar extra säkulare Spiele veranstaltet um die fehlenden Feste auszugleichen, mal von den übrigen Ludi ganz abgesehen, welche gewonnene Schlachten, Kaisergeburtstage oder sonstige Ereignisse zum Anlass haben. Zusätzlich dann noch private Gastmähler und sonstige Feierlichkeiten, die ständig irgendwo abgehalten werden, da hat man schon zu tun. In den Provinzen sieht das aber natürlich anders aus, Lucilla kennt das noch aus Hispania. Dort muss man als Frau schon sehen, wie man an gesellschaftliche Ereignisse kommt. Wenn Britannia da die germanischen Feste mitnehmen kann, dann ist das sicher nur von Vorteil.


    Das Militär und Soldatenleben geht tatsächlich als Thema unter. Denn Lucilla blickt interessiert zum Tempeleingang hin. Natürlich verrät ein Blick zum Tempelgiebel, welche Gottheit im Inneren wohnt. Sie deutet zum Giebel hinauf.
    "Für Gewöhnlich findet sich die Darstellung des Gottes, welchem der Tempel geweiht ist an der mittleren Position. Ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, wer die beiden ihn umgebenden Götter sind, vielleicht sind es sogar lokale Gottheiten, die Linke sieht aus wie eine Flussgöttin. Derjenige der hier wohnt ist aber ganz unverkennbar Mercurius. Er trägt den Heroldsstab und wenn du genau hinschaust, dann siehst du die Flügel, die aus seinem Kopf wachsen. Ich bin sicher, wenn wir in den Tempel hineinschauen, dann würden sich an der Statue noch mehr typische Merkmale finden lassen, aber wegen mir brauchen wir nicht hinein. Ich habe schließlich vor, noch eine Weile hier zu bleiben, bevor ich weiterreise und um seine Gunst bitten muss." Lächelnd schaut sich Lucilla weiter um und entdeckt neben dem Tempel eine Iuppitersäule und einen Schrein für Ceres.
    "Werden hier in Confluentes denn auch germanische Götter verehrt?"

    Zum Glück sind viele Gäste entweder mit den römischen Bräuchen nicht ganz so vertraut oder aber durch den Ort des Geschehens, das Castellum der Ala, etwas eingeschüchtert. Auf Lucilla jedoch trifft beides nicht zu und so ist es ein leichtes für sie, eine der begehrten Weißdornholzfackeln zu ergattern. Sie sieht das als gutes Zeichen der Göttin Ceres für ihre eigene ausstehende Hochzeit und schaut mit leuchtenden Augen dem Ritual an der Türpforte zu.

    Mit einem sehr verstohlenen Blick mustert Lucilla Britannia nochmals genauer. Sie sieht überhaupt nicht nach einer 'wilden Germanin' aus. Im Prinzip könnte man sie so nehmen, wie sie ist, und sie mitten in ein Gastmahl in Rom stellen, sie würde kaum auffallen. Gut, etwas mehr Schmuck bräuchte sie, ein wenig mehr Schminke und auf jeden Fall ein paar schickere Sandalen, aber im Grund wäre es das. Sie kichert leise. "Also bei uns geht ja das Gerücht um, dass die Germanen ihren Göttern nichteinmal Häuser zur Verfügung stellen, sondern sie draußen im Dreck wohnen lassen." Sie schüttelt lächelnd den Kopf, wird dann jedoch etwas ernster. "Ist das nicht verrückt? Wer weiß schon, was daran richtig ist und was nicht? Wenn es den germanischen Göttern in der Natur gefällt, warum sollten sie nicht da wohnen, so wie die römischen in ihren Tempeln wohnen? Warum muss man über so etwas streiten und Kriege darum führen? Ich verstehe es nicht." Sie zuckt die Schultern. Expansionspolitik wird ihr ein ewiges Rätsel bleiben.


    Der Gedanke an das Fest der Pomonia zaubert ein Lächeln zurück auf ihr Gesicht. "Richtig, Pomonia ist eine Fruchtbarkeitsgöttin, genauer die Göttin des Obstsegens. Sie ist die Frau des Vertumnus, der über die Jahreszeiten und die Vegetation wacht. Zum Fest der Pomonia wird ihr für den Obstsegen des zurückliegenden Jahres gedankt und um ihre reichhaltige Gunst im nächten Jahr gebeten. Es ist ein Familienfest bei dem lustigen Spiele mit Äpfeln und Nüssen stattfinden. Das war früher in Tarraco immer sehr lustig." Ihr Lächeln geht in ein hintergründiges Schmunzeln über, als ihr die ein oder andere Szene in den Sinn kommt.


    "Hättet ihr nicht auch zusätzlich nach germanischem Brauch heiraten können? Also ich hätte nichts dagegen, wenn ich so ein wundervolles Ereignis zweimal feiern müsste." fragt sie dann unvermittelt.


    Das Thema Militär ringt ihr ein Seufzen ab. "Von den Decima, die ins Militär gezogen sind, ist noch keiner lebend zurück gekommen. Entweder sie sind noch dort oder aber ... naja ... sie sind eben nicht leben zurück gekommen." Ihr Herz wird schwer, doch sie ringt sich zu einem ehrlichen Lächeln durch und blickt Britannia an. "Aber ich hege die Hoffnung, dass sie irgendwann doch noch das Militär lebend verlassen. Immerhin, mittelerweile sind sie alle auf einem guten Weg, Legaten und Praefecten stehen selten im direkten Kampf, sondern meistens weit hinter den Schlachtlinien. Da braucht man sich keine Sorgen mehr machen." Trotzdem macht sich Lucilla noch immer Sorgen, wenn irgendwo eine Schlacht tobt. "Ja, manchmal ist das Leben schon seltsam. Aber für einen Mann wie Magnus kann man schon mal über seinen Schatten springen." Sie schmunzelt und überlegt sich, dass Britannia ihren Cousin wohl tatsächlich liebt. Sie selbst hat aus eben dem Grund des Militärs Crassus zurückgewiesen und wenn sie sich ihre Schwägerin ansieht, welche so einfach darüber hinwegsieht, dann war es vielleicht doch die richtige Entscheidung.


    Lucilla blickt den Tempel empor. "Welcher Gottheit gehört er?"

    Erleichtert atmet auch Lucilla auf und sie freut sich, dass sie durch die Aufklärung Britannia die Last der Ungewissheit von den Schultern genommen hat. Dieses Gerücht über die Männer Hispanias ist zwar einfach nur boshaft, doch trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, lässt es sich einfach nicht ausmerzen.


    Die nächste Erleichterung kommt gleich im Anschluss. Natürlich hat Lucilla kein Wort über das merkwürdige Wiesen-Fest geglaubt, sie ist schließlich so resistent gegen Gerüchte, wie jemand nur sein kann - manchmal zumindest. Dennoch beruhigt es sie. Interessiert hört sie Britannias Ausführungen über die Feiertage zu. "Gehörst du zu den Ducciern, die so richtig germanisch-stämmig sind? Feierst du all diese Feste? Sind sie anders als die römischen? Bald ist ja das Fest der Pomonia, feiert ihr das auch? Ich muss direkt Magnus oder Meridius fragen, ob sie ein Familienfest planen."


    Langsam setzt sich die Sonne am Himmel durch und erwärmt die Stadt ein wenig. Auch Lucillas Füße werden langsam durch das Laufen etwas wärmer, denn ein wenig kalt ist es für Sandalen wohl doch. Lucilla ignoriert das jedoch weiterhin und ihre Blicke landen immer wieder rechts oder links in den kleinen Geschäften. "Du meinst die Lagermauern?" Sie zuckt mit den Schultern. "Ach, es ist nur ... ich mag das ganze Militär nicht. Das hat viele Gründe. Ich bin da ein wenig eigen ..." druckst sie herum und lächelt dann. "Aber nur weil ich es nicht mag, muss es dir ja nicht genauso ergehen. Es gibt viele Frauen, die leben sehr gut inmitten eines Castellums." Lucilla fällt zwar keine einzige ein, aber es gibt sicher welche.

    "Aber nein." Lucilla winkt lachend mit der Hand ab. "Seemonster am Strand von Tarraco hat es noch nie gegeben. Zugegeben, es gibt Legenden über ziemlich große Tintenfische, die aus dem Mare Internum gefischt wurden, aber dafür muss man schon ziemlich weit raus fahren. Die Gerüchte, dass alle hispanischen Männer ... also, naja, ... du weißt schon ..." Lucilla errötet ein wenig. " ... also diese Gerüchte stimmen übrigens auch nicht. Nicht, dass ich es persönlich nachgeprüft hätte, aber ... also, nun ja ... bei so vielen Brüder und Cousins hätte ich das sicherlich gemerkt." Sie nickt zuversichtlich.


    "Was die Geschichten über die Germanen angeht, ich kann dir ehrlich gesagt nicht genau sagen, was sich nun auf die hinter oder die vor dem Limes bezieht. Im Allgemeinen geht es eben um die Germanen. Wer sich dann dazu zugehörig fühlt, das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Ich hadere auch immer sehr mit mir, wenn es um 'die Hispanier' geht. Irgendwie sind wir doch alle Römer, aber bin ich deswegen nicht mehr Hispanierin?" Sie zuckt mit den Schultern. "Also das neueste Gerücht, welches ich auf den Mercatus vernommen hatte, das ist ein ganz verrücktes. Es bezog sich auf ein Fest, welches angeblich dieser Tage gefeiert wird. Die Germanen - welche auch immer - sammeln sich dabei unter einem riesigen aufgespannten Zelt und trinken über zwei Wochen lang jeden Tag nur Bier. Sie nennen das 'die Wiese' und der einzige Sinn ist tatsächlich nur das Biertrinken. In der Folge werden dann direkt aus allen Germanen Säufern." Sie schaut Britannia fragend und mit großen Augen an. "Ist es wahr? Ich habe bisher zumindest noch nichts derartiges gesehen. Und dass die Germanen, oder die hier wohnenenden Römer besonders viel trinken würden, kann ich auch nicht bestätigen und wo hätte sich das schon besser zeigen können, als auf einer Hochzeit?" In Hinblick darauf, dass Lucilla den Proconsul von Hispania ein wenig genauer kennt, wäre es auch für jeden anderen schwer, den Status des Säufers in ihren Augen zu erreichen.


    Sie geht neben Britannia her und lässt ihren Blick durch die Stadt schweifen. "Ja, das Castellum können wir uns sparen. Auch wenn es nicht ganz so erdrückend ist wie das einer Legion, von Militärlagern habe ich eigentlich schon genug, wenn ich nur davor stehe." Wie sie vom restlichen Militär nur bei der Erwähnung schon genug hat, aber diese Abneigung bleibt vorerst unerwähnt. Immerhin hatte Britannia gerade erst einen Praefectus geheiratet und Lucilla kennt genügend Frauen, die beweisen, dass auch eine Militärehe gut gehen kann.

    "Das ist ja ganz wie in Hispania, nur sind es da die bösartigen Meeresmonster welche die Kinder davor abschrecken, zu weit ins Wasser hinausschwimmen." Sie schmunzelt. "Wobei es die finsteren Germanenmärchen zusätzlich auch noch gibt. Wovor die einen abschrecken sollen, kann ich dir aber nicht sagen." Sie zuckt ratlos die Schultern. "Eigentlich nur davor, dass die Kinder eines Tages nach Germania gehen. Wie lange habe ich mich vor dieser Reise gedrückt - mein Bruder ist schließlich nicht erst seit gestern Legatus Augusti und ich hätte schon längst einmal kommen können. Aber nichteinmal die Erzählungen meines Verlobten konnten das Bild in meinem Kopf ändern. Dieses Land ist so wunderschön, und kein Mensch sagt es einem! Ich habe schon mit einem Reisebericht für die Acta Diurna angefangen. Irgendwer muss diese Tatsache ja mal in Rom publizieren." Ein wenig hat sich Lucilla schon fast in Rage geredet. Es ist aber auch unglaublich, wie Germania außerhalb von Germania dargestellt wird.


    "Den Markt möchte ich auf jeden Fall noch besuchen. Und da es kaum einen Markt gibt, auf dem ich nicht irgend etwas finde, was sich zu kaufen lohnt, mag er noch so klein sein, ist es wirklich ratsam, das an das Ende des Rundgangs zu legen." So klein kann der Markt nicht sein, immerhin scheint Britannia das Problem der zu wenigen Gepäcksklaven durchaus selbst bekannt zu sein.

    "Stiefel?" Lucilla blickt auf ihre Füße, die in Sandalen stecken, und dann den Sklaven entsetzt an. "Ja bist du denn narrisch? Wie sieht das denn aus zu dem Kleid, ich bitte dich! Du tust ja gerade so, als herrsche hier tiefster Winter! So kalt ist es überhaupt nicht! Ich bin schon in kälteren Jahreszeiten in Sandalen durch die Gegend gelaufen, da hast du noch ..."
    Ein Klopfen verhindert glücklicherweise jedes weitere Wort, denn Lucilla wüsste gar nicht, wie sie den Satz zuende bringen sollte, immerhin ist der Sklave um einiges älter als sie. Er springt, ebenfalls froh über die Ablenkung, eilig zur Tür und schaut bald in das Gesicht des alten Stationarius.
    "Guten Morgen, Duccia Britannia wartet am Eingang. Sie würde erwartet werden, hat sie gesagt. Soll ich sie hereinbringen?"
    Lucilla schnappt ihren Mangel und schiebt den Sklaven zur Seite. "Nein, ich werde mitkommen. Sie wird mit die Stadt zeigen. Ist das nicht aufregend?"
    "Äh ... ja ... aufregend."


    Der Stationarius trottet zurück zum Eingang, wo Britannia wartet, und Lucilla eilt hinterher. In ihrer stürmischen Art umarmt sie ihre neue Schwägerin gleich und begrüßt sie mit einem strahlenden Lächeln. "Salve, Britannia. Von mir aus kann es losgehen, ich bin bereit. Ich habe heute morgen schon einen Blick aus dem Fenster riskiert, der Stationarius hat erzählt, dass in dieser Jahreszeit die Nebelschwaden fast jeden Tag wie dicke Schlangen über den beiden Flüssen hängen. Außerdem hat er irgendwas von Nebelgeistern gefaselt, aber ich hoffe doch, das war nur ein Scherz um arglose Römer zu schrecken? Er ist ein wenig merkwürdig habe ich das Gefühl."

    Lucilla klopft und tritt dann gut gelaunt mit breitem Lächeln ein. "Salve! Ich habe hier einen Brief nach Rom. Normalversand sollte ausreichen."


    Sie zieht den Brief hervor und reicht dem Beamten dann auch gleich die Fünf Sesterzen.


    Medicus Germanicus Avarus,
    Casa Germanica, Rom,
    Italia



    Liebster Medicus,


    Mit Livianus bin ich durch die Alpen gezogen, den Rhenus entlang bis Confluentes gereist und habe ein Wunder nach dem anderen gesehen! Die Schönheit dieses Landes ist unvergleichlich, die herrlichen Wälder, erst grün und mittlerweile in allen Farben des Herbstes schimmernd, die leuchtenden Auen, die Weinreben an den Hängen des Rhenus, der glitzernde Fluss selbst. Jeden Tag bin ich aufs Neue bezaubert von der leuchtenden Vielfalt überall - ich liebe diese Provinz! Ich habe ein düsteres, dunkles Land erwartet, doch was ich vorfinde ist das völlige Gegenteil aller Legenden und Schauermärchen.


    Nicht nur das Land ist wundervoll, auch seine Bewohner sind keinesfalls übellaunige, grimmige Gesellen. Alle hier sind sehr nett, Duccia Britannia, die Frau von Magnus und ihre Familie allen voran. Natürlich habe ich das nicht anders erwartet, immerhin habe ich mich mit dir ja längst vom Gegenteil dieser Gerüchte überzeugen können, aber ein paar Bedenken hatte ich natürlich weiterhin.


    Die Hochzeit war sehr lustig, wie solche Feiern das eben an sich haben, und die nächsten Tage werden ausgefüllt mit meiner Familie sein. Britannia hat mir bereits eine Führung durch Confluentes versprochen und auch Magnus wird mich so schnell nicht wieder hergeben. Anschließend bin ich noch nicht sicher, ob ich mit Mattiacus und Meridius nach Mogontiacum zurückreisen werde, oder ob ich Valeria nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium begleite. Ich werde es wohl sehr spontan entscheiden, wie immer. Sorgen musst du dich auf keinen Fall, ich bin hier überall in guten Händen.


    Trotz allem vermisse ich dich schrecklich!


    In Liebe,
    deine Lucilla


    Sim-Off:

    WiSim-Gebühr überwiesen.

    Zwischen den Hochzeitsgästen enteckt Lucilla die Lectrix der Acta Diurna Germanica Aeilia. Sie winkt ihr kurz zu, bei den Germanica würde sie die nächsten Tage auch noch einen Besuch einlegen. Doch schon setzt sich der Zug in Bewegung, Lucilla reiht sich ein und trägt mit lauten "Talassio!"-Rufen zu ausgelassener Stimmung bei.


    Natürlich dürfen auch die derben Spottverse nicht fehlen und so fängt Lucilla einfach mal an.
    "Liebe Britannnia, wir gratulieren dir,
    hast du mit Magnus nun einen hispanischen Stier!"


    Da ihr der eben noch zurechtgelegte weitere Teil nicht mehr einfallen will, zögert sie kurz, gerade lange genug, als dass ein Mann neben ihr den Spruch aufnehmen und weiterdichten kann.
    "Doch pass nur auf, er kennt kein Morgen,
    wirds dir jeden Tag besorgen!"


    Lucilla blickt zu dem ihr Unbekannten, der ihr breit zugrinst und sie wird augenblicklich rot. Natürlich müssen die Spottverse derb sein, aber das ist dann doch etwas zu viel für Lucilla. :D

    Noch ein letztes Häppchen, dann wendet sich Lucilla den Gästen zu, die sich dem Brautzug anschließen. Natürlich wird sie diesen begleiten, schließlich will sie versuchen eine der Fackeln zu ergattern. Valeria hat sie irgendwo zwischen den vielen Gästen verloren, dann hat sie sie in einer Unterhaltung gesehen und sie nicht stören wollen. Livianus war auch irgendwann aufgetaucht und sogar Meridius hat sie schon kurzzeitig erspäht, allerdings waren die marinierte Fischrouladen in feiner Weißweinsauce zu dieser Zeit viel interessanter gewesen. :] Außerdem hätte sie für ihn die nächsten Tage immer noch genug Zeit. Ein letztes Globus als Wegzehrung und schon ist Lucilla auf dem Weg nach draußen.

    Sfz, noch nichtmal im Urlaub und schon geht alles den Bach runter. ;)


    Ich möchte, als Frau und Frauen-ID-Spielerin, nur auf ein paar vereinzelte Punkte eingehen.


    Bezüglich der mangelnden Historizität in einigen Punkten, welche Spieler(inne)n hier mehr negativ auffallen als Frauen im Senat und die von der SL geduldet werden, kann ich nur sagen, dass es sicher nicht immer daran liegt, dass der SL das so toll gefallen würde. Das Problem an der ganzen Historizität ist einfach, dass ein verdammt großer Haufen Arbeit dahinter liegt. Aus dem SL-Team beschäftigen sich die wenigsten in ihrem alltäglichen Leben mit Geschichte und/oder der Antike, was einzelne für Reformen, das Wiki oder Kurse an Wissen recherchieren, das machen sie in ihrer Freizeit. Das ist auch ein Grund, warum jede Reform von der Idee bis zur Umsetzung lange Zeit dauert. Das mag als Spieler nicht auffallen, weil irgendwann einfach eine Reform da ist, aber hinter den Kulissen vergehen meist Monate, gerade weil man bemüht ist, wenn schon eine Reform, dann auch historisch einigermaßen korrekt. Jedem Spieler, der sich im IR über eine unhistorische Gegebenheit aufregt, dem sei nur geraten, sich an die SL zu wenden, seine Ideen darzulegen, Quellen zu wälzen und sich daran zu setzen eine Reform auszuarbeiten. Wer nach 3 Monaten dann immer noch dabei ist und sein Reformpaket letztlich beendet, der darf sich hinterher gerne weiter über mangelnde Historizität beschweren. Alle anderen, welchen das zu viel Arbeit ist, brauchen nicht damit anzufangen.


    Zum Vorwurf, dass der Schritt der Frauen aus dem CH nicht auf lange Sicht absehbar gewesen sei, kann ich nur sagen, dass ich bereits vor über einem Jahr meine weibliche ID gekillt habe, welche ursprünglich eine Karriere im CH durchlaufen sollte. Und zwar weil es absehbar war, dass Frauen im CH früher oder später keine Chancen mehr haben! Damals war ich im übrigen eine einfache, planlose Spielerin und weit von den Informationen im Modteam entfernt.


    Die Befürchtungen, dass Frauen auch künftig wegen der Historizität nichts in der Verwaltung zu suchen haben zeigen immer wieder, dass hier über Historizität diskutiert wird, ohne dass überhaupt mal ein wenig nach der Historie recherchiert wird. Hungi hat es schon ein paar mal gesagt, trotzdem wird ständig wieder behauptet, Frauen würden nun auch aus der Verwaltung gedrängt. Frauen in der Verwaltung sind allerdings absolut nicht unhistorisch, nur vielleicht selten. Mit dem Argument der Historiziät wir also keiner Frau der Weg in die Verwaltung verspertt.


    Zum Abschluss kann ich als Frau mit einer Frauen-ID ohne Amt und Würden nur sagen, dass ich absolut nicht wenige Entfaltungsmöglichkeiten für Lucilla sehe. Im Gegenteil, seit ich Civis bin habe ich mehr zu tun, als vorher. Dass Frauen hier keine Möglichkeiten zum Spiel hätten, weil das Leben abseits von Ämtern brach liegt, dies kann ich erstens nicht bestätigen und zweitens, falls es so sein sollte, so sind die Frauen-IDs meines Erachtens selbst daran Schuld. Eine Frau braucht weder nur in ihrem Kämmerlein zu sitzen und auf ihren Ehemann zu warten, noch den ganzen Tag Haushalt spielen.
    Auch das Argument, dass sich keine Frau nunmehr in der Verwaltung einsetzen würde, weil sie nicht mehr in den CH kann, halte ich für etwas übertrieben. Das wäre ja, wie wenn jeder nur in den CD einsteigen würde, um eines Tages Rex Sacrorum oder Flamen zu werden, unabhängig davon, ob er überhaupt Patrizier ist oder nicht. Und es kann mir auch keiner erzählen, dass alle männlichen IDs, die in die Verwaltung einsteigen immer nur das Ziel des Senates vor Augen haben. ;)

    Mit einem breiten Lächeln schließt sich Lucilla der wartenden Valeria an. Als sie ein paar Schritte vom Brautpaar entfern sind, schnieft sie nochmal leise. Es wird wirklich Zeit, dass sie diesen Schritt auch gehen würde. "Lass uns sehen, ob sie gute Trauben haben, ich brauche ersteinmal etwas Leichtes im Magen. Außerdem hat mir ein Tabellarius den wir unterwegs getroffen haben dringend geraten, das Bier zu testen. Und auch wenn ich mir bei den Zutaten, aus dem es hergestellt wird, wirklich nicht vorstellen kann, dass das schmecken soll, probieren muss ich es natürlich."


    Zielstrebig und mit dem geübtem Trauben-Blick hat Lucilla schnell das Ende des Tisches ausgemacht, an welchem die begehrten Früchte warten. Natürlich sind sie nicht so süß wie die claudischen Trauben, welche bekanntermaßen die süßesten Trauben des ganzen Imperiums sind, aber wie auch der germanische Wein, welchen Avarus bei ihren Besuchen bereit hält, so haben auch die germanischen Trauben etwas an sich.


    Nachdenklich blickt sie den Tisch entlang, an dem sich nun mehr und mehr Gäste sammeln. "Wir sollten doch von vorne anfangen, nicht, dass hinterher die guten Vorspeisen weg sind." Gesgagt getan, schon ist Lucilla dabei, den strategischen Positionswechsel zu vollziehen und sich ersteinmal ausgiebig den gebotetenen Speisen zu widmen.

    Ich bin die gesamte nächste Woche nicht da und da ich morgen wahrscheinlich auch nicht mehr ins Netz komme, melde ich mich heute schon mal ab. :)


    Anzeigen und Sonstiges für die Acta Diurna während dieser Zeit bitte an die Auctrix Tiberia Livia oder die Lectrix Germanica Aelia schicken.


    :wink:

    Lucilla wischt sich verstohlen eine kleine Freudenträne aus ihrem Auge. Um davon abzulenken deutet zum dem Tisch mit Essen und flüstert Valeria leise zu. "In der Beziehung ist es in Germania wohl nicht anders als in Rom, es ist immer drei mal so viel an Essen da, wie eigentlich nötig. Komm, wenn alle zum Buffet stürmen, können wir dem Brautpaar gratulieren."


    Sie geht wieder zu Magnus und Britannia, das Taschentuch noch immer fest in der Hand. "Herzlichen Glückwunsch, ihr beiden. Mögen die Götter eure Ehe immer segnen!" Mit einem breiten Lächeln wendet sie sich an die Duccia. "So, ich habe es dir ja schon angedroht ..." Kurzerhand umarmt sie Britannia und drückt sie kurz. "Willkommen in der Familie!" Dann wendet sie sich nochmal Magnus zu und drückt ihn auch nochmal. "Ich freue mich so für dich, Magnus ..." Sie schnieft leise und lässt ihn dann wieder los. "Die Geschenke gibt es natürlich erst morgen, wie es sich gehört." Wahrscheinlich ist das Warten darauf für Lucilla schlimmer, als für das frisch vermählte Paar.

    Zwischen die Feliciter-Rufe mischt sich ein anderes Wort. Zwar fängt es auch mit F an, allerdings hört es sich eher so an, als würde sich jemand an seiner Zunge verschlucken.
    "Was heißt das?" fragt Lucilla leise verwundert und findet irgendwann auch endlich jemanden, der ihr ebenso leise erklärt, dass es ein germanischer Segensspruch ist. "Oh." Natürlich, die Duccier sind eine germanischstämmige Familie, aber dass sie sogar noch germanisch reden, das hätte Lucilla nicht gedacht.


    Damit nicht nur Magnus eine glückliche Ehe hat, schließt sie sich kurz entschlossen auch noch den Glückwünschen an, die wohl nur die Braut versteht. Allerdings etwas leiser, denn ansonsten befürchtet Lucilla, dass sich ihre Zunge verknoten könnte. "Fram-spu-ot!" Eigentlich ist es gar nicht so schwer. "Fram-spu-ot!"

    Bei allen Göttern, was für ein Augenblick! Nun steht Magnus unter der Sandale einer Frau, die keine Decima ist. Zudem auch noch einer Frau aus Germania, da wäre er hier im Winter auf jeden Fall zukünftig gut versorgt und Lucilla kann aufhören, sich um ihn Sorgen zu machen - von diesen Decima gibt es immerhin noch genügend.


    Sie schnieft glücklich in ihr Taschentuch und beeilt sich, die erste zu sein, die den Glückwusch ruft. "Feliciter! Feliciter!"