Beiträge von Decima Lucilla

    Nachdem dein letzter Geburtstag immer noch näher liegt als der nächste, es also noch längst nicht zu spät zum Gratulieren ist, und es überhaupt zum Gratulieren für so einen runden Geburtstag erst wieder in 10 Jahren zu spät ist:


    Alles Gute zum Geburtstag nachträglich! =)

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    ...
    Confluentes besaß nachgewiesen eine große Tempelanlage;
    ...


    Genau genommen war es ein Tempelbezirk für Merkur und Rosmerta. Der war allerdings nicht direkt in der Stadt, sondern ein Stück außerhalb (im heutigen Stadtwald). Nach den ausgebuddelten Überresten zu schließen war es ein gallo-römischer Umgangstempel, der von einer Außenmauer umschlossen war.


    In der Nähe (auch im Stadtwald) gibts auch noch die Reste einer römischen Landvilla (das ist die, die sich Lucilla da irgendwann mal von Avarus bauen lassen wird :D).

    Ungefähr einige Wochen zuvor:


    Lucilla ist völlig aus dem Häuschen. Medicus kommt! Ihr Medicus kommt nach Narbo, um sie zu besuchen! Endlich! (Eigentlich ist er nur auf dem Weg nach Mogontiacum und da ist Narbo Martius kein allzu abwegiger Zwischenhalt, aber wer will es schon so genau nehmen?) Alle anderen sind ebenfalls aus dem Häuschen. Denn Jocastas Ehemann Roscius hat veranlasst, dass das ganze Haus auf Vordermann gebracht werden muss. Roscius würde gerne in der Hierarchie ein bisschen nach Oben kommen und vor allem würde er gerne zurück nach Rom. Doch er hat seinen Patron von seinem Vater geerbt und dabei einen ziemlich einflusslosen Ritter erwischt, der selbst nur Klient eines ziemlich einflusslosen Senators ist. Deswegen müssen Roscius und Jocasta schauen, dass sie anderweitig ihren Einfluss mehren können. Für Jocasta würde Lucilla durchaus einen Finger krümmen, aber Roscius kann sie nicht besonders leiden. Sie wartet eh nur auf den Tag, wenn ihre Freundin sich wieder scheiden lässt, obwohl sie bis dahin natürlich gerne die Gastfreundschaft in Gallia genießt.


    Während also in der Stadt gefeiert wird, wird in der Casa Roscia noch geputzt. Zum Glück ist Lucilla sowieso ständig unterwegs. Sie muss neue Kleider kaufen. Sie muss neue Schuhe kaufen. Sie muss neue Gürtel kaufen. Sie muss neue Ketten kaufen. Sie muss neue Armreifen kaufen. Sie muss neue Ohrringe kaufen. Sie muss neue Fingerringe kaufen. Sie muss neue Fußringe kaufen. Sie muss neues Duftwasser kaufen. Sie muss neue Öle kaufen. Sie muss neue Haarspangen kaufen. Manchmal bedauert sich Lucilla schon ein bisschen selbst, weil sie so viel zu tun hat. Und ständig hat sie das Gefühl, sie hätte irgendetwas vergessen.



    Ungefähr einigen Wochen minus etwa zwei Wochen zuvor:


    Lucilla ist völlig geladen. Auf der einen Seite freut sie sich wie ein kleines Kind auf ihren Ehemann. Auf der anderen Seite ist ihr hispanisches Blut schon mächtig in Wallung, weil sie eine Konfrontation erwartet. Obwohl Medicus ihr gegenüber immer ein liebevoller Mensch war, weiß sie doch, wie hitzig die Germanikusse sein können. Insbesondere wenn es gegen Mitglieder der Decima geht. Lucilla stellt sich schon auf eine fetzige Diskussion ein, ein echtes Germanicus-Decima-Duell. Zum Glück weiß sie, dass die neuen Vasen im Atrium nicht allzu teuer waren, denn ein paar davon würden sicherlich zu Bruch gehen, bevor die Erziehungsfrage ihres Sohnes geklärt wäre.


    Dann ist er endlich da! Lucillas Augen glänzen vor Freude, ihr Gesicht strahlt. Und Lucilla setzt die Waffen ein, die Frauen seit Jahrtausenden einsetzen und auch in tausend Jahren und später noch einsetzen werden. Als sie auf Medicus zugeht schwingt ihre Hüfte betont vom Figurschmeichelnden Schnitt eines neuen Kleides lustvoll von einer Seite zur anderen. Dann blickt sie ihn von unten hervor an (bei ihrer Größe ist das nicht schwer) und klimpert ein bisschen mit den dunklen, schwarzen Wimpern. Nach der gehauchten Begrüßung zeigt Avarus immer noch keinen Anflug von Verärgerung und Lucilla schilt sich ein dummes Huhn. Warum sollte Avarus auch sauer sein, sie hat ihm doch ihre Erklärung schon geschrieben. Vielleicht hat er in diesem Augenblick aber auch einfach andere Gedanken im Sinn, denn nach einer flüchtigen Begrüßung durch Roscius und Jocasta ziehen sich Avarus und Lucilla zurück, sehr zum Bedauern der Gastgeber.


    Überhaupt sieht Roscius nicht viel von Avarus in den kommenden Tagen. Lucilla nimmt ihn völlig in Beschlag und eigentlich will sie ihn gar nicht wieder gehen lassen. Doch der Germanicus muss weiter nach Mogontiacum, so dass sie ihn am Ende doch ziehen lassen muss. Aber nicht ohne das Versprechen, dass er auf dem Rückweg wieder über Gallia reisen wird.



    Ungefähr in der Gegenwart:


    Lucilla ist völlig durcheinander. Sie kann keine Eier mehr sehen. Weder roh, noch gebraten, noch gekocht, noch sonst irgendwie. Und riechen schon gar nicht mehr. Dafür könnte sie den ganzen Tag lang Gurken essen. Am liebsten in Pfirsichmarmelade getunkt.

    Ein bisschen spät, aber trotzdem wünsche ich dir ...
    Alles Gute zum Geburtstag!


    Mögen die Nägel unter deinen Caligae dich noch über viele Wege führen, dein Cingulum noch lange klimpern, deine Focale dir jeden Ärger vom Hals halten und deine Cassis dich davor bewahren, dass dir der Himmel auf den Kopf fällt! :)

    Uiuiui, ein privilegierter Mai-Stier hat Geburtstag! Da braucht man ja fast nicht gratulieren, wo dich Fortuna schon so reichlich gesegnet hat! Gut, ein Tag später das Licht der Welt zu erblicken wäre natürlich noch furioser gewesen ...:D


    Ich wünsche dir trotzdem alles Gute zum Geburtstag - denn davon kann man schließlich nie genug haben! :)


    Medicus Germanicus Avarus
    Casa Germanica
    Rom, Italia


    Mein liebster Medicus,


    es scheint mir als könnte ich deine Stimme hören wie sie mir die dichterischen Worten ins Ohr flüstert! Ich fühle ich jung wenn ich deine Zeilen lese (auch wenn du sie nur geliehen hast), wie eine junge, verrückte Henne in einer Taberna in Tarraco, der ihr Herz bis zum Hals pocht weil ihr Vorgesetzter sie zum Essen eingeladen hat. Ach Medicus, mit dir bin und bleibe ich ein junges Mädchen, das sich jeden Tag aufs neue verliebt! Und ich vermisse dich, ich vermisse dich so sehr!


    Aber was soll ich zu den Vorwürfen sagen, die du mir wegen Caius Erziehung machst? Im einen Satz schreibst du von Habgier, Machtsucht, Intriganz und Neid die in Rom herrschen, und im nächsten verlangst du, dass ich Caius in dieses Nest hinein setzte? Er ist noch so jung, Medicus, viel zu jung für dieses Spiel, das Bitterernst ist! Mein Vater, meine Brüder und Cousins sind in den Krieg gezogen, und du weißt wie sehr ich mich immer um sie sorge, und wie sehr ich mir wünsche, dass unser Sohn nicht diesen Weg geht. Aber ich kenne auch Rom nur zu gut und ich kenne den Krieg der dort geführt wird. Genauso wenig wie ich zulassen werde, dass jemand Caius in seinem Alter mit in die Legion nimmt, werde ich zulassen, dass du ihn in diesen Moloch ziehst. Natürlich soll er dich eines Tages begleiten, natürlich soll er von dir das Spiel der Politik lernen. Aber dazu braucht es Grundlagen und ein festes Fundament, dass er nicht schon nach den ersten Schritten stolpert und stürzt! Wie soll er begreifen was Politik ist, wenn er gerade einmal anfängt das Leben zu begreifen? Wie soll er den Versuchungen und Irrwegen der Macht widerstehen, wenn er noch jeder Süßspeise verfällt? Nein, Medicus, schau sie dir an die Männer, die Rom erzogen hat: machthungrig, gierig, rachsüchtig und bar jeden Verständnisses für die Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben. Schau sie dir genau an, wenn du ihnen das nächste mal im Senat gegenüber sitzt. Und dann sage mir noch einmal, dass ich unseren Jungen nach Rom schicken soll bevor er auch nur die Chance hatte seinen Charakter zu festigen!


    Caius ist übrigens gut angekommen in Alexandria. Was denkst du nur von mir, ich habe natürlich Vorkehrungen getroffen! Zum Glück hat ihm die Seereise gefallen und er hasst seine Mutter jetzt nicht dafür, dass sie ihn so lange an der Küste entlang schippern lässt, statt ihn quer über das weite Meer zu schicken. Er hat sich schon sehr gut eingelebt und ist ganz begeistert von der großen Bibliothek. Ich werde ihm schreiben, dass er dir auch Briefe über seine Fortschritte und Abenteuer schicken soll. Denn auch wenn er dich nur aus Erzählungen kennt bist du kein Fremder für ihn, Medicus, du bist sein Vater und er liebt dich abgöttisch.


    Es freut mich sehr, dass es der Familie gut geht und dass das Leben in der Casa blüht. Auch wenn es mich betrübt, dass dein Leben davon ausgeschlossen scheint und dass du dich selbst vielleicht davon ausschließt.
    Narbo ist natürlich ein Dorf verglichen mit Rom, aber durchaus vergleichbar mit Tarraco. Ein bisschen kälter ist es, aber immer noch warm genug. Jocasta und ich vergnügen uns auf den Märkten, in den Thermen und bei Abendgesellschaften. Das Leben hier ist so einfach, genau wie in Tarraco, nur dass es mit Jocasta nicht mehr ganz so leer ist.


    Ich habe Einladungen bekommen aus Rom, zur Hochzeit meiner Nichte Seiana und auch die zu den Hochzeiten von Calvena und Sedulus. Ich habe lange darüber nachgedacht, meine Kisten zu packen und zumindest für einen Besuch vorbei zu kommen. Aber ich habe in der letzten Zeit viel länger über Rom und über uns nachgedacht und festgestellt, dass Rom keinen Reiz mehr auf mich ausübt. Ich fürchte mich regelrecht vor Rom, Medicus, davor dass das römische Leben mich überrollen würde. Ich lese die Berichte aus der Acta Diurna und Briefe über politische und gesellschaftliche Ereignisse, aber es ist alles so weit fort und so unbedeutend. Und so oberflächlich, so fadenscheing und irgendwie unecht. Ich war wohl zu lange fort und würde ich wiederkommen, so fehlt mir die Neugier, der Stolz und der Elan, mir meine Position in der Gesellschaft zu erkämpfen, wie ich es schon einmal tat. Natürlich bräuchte ich das nicht, ich bin eine Senatorengattin und Matrone, aber Bona Dea, noch weniger als das dumme Landei will ich ein gesellschaftliches Nichts sein, das sich auf dicken Kissen ausruht und nichts mehr zu sagen hat! Ach, das Leben in Rom ist so kompliziert und ich glaube, ich habe meinen Biss verloren, Medicus. Vielleicht ist Caius daran schuld (wie soll ich scharfzüngige Hiebe austeilen, wenn ich ständig um meinen Sohn fürchten muss?), vielleicht auch meine Herkunft. Denn viel mehr als eine scharfzüngige Schlange möchte ich eine Glucke sein.
    Aber bei all dem vermisse ich dich so sehr und wenn du schreibst, wie sehr dich das Leben in Rom betrübt, dann gibt mir das nur noch mehr Anlass zu träumen. Erinnerst du dich an Mauretania, an Caesarea? An die wundervollen, weitläufigen, prachtvollen Marmorvillen und die herrlichen Gärten, in denen das ganze Jahr über die Brunnen glucksen und die schönsten und größten Blumen blühen? An die lustigen Tiere dort, deren Fleisch so leckere Gaumenfreuden bietet, an die saftigen, fetten Früchte und den vollmundigen, schweren Wein? Ach, Medicus, ich träume seit Jahren davon, dass wir uns dort eine Villa bauen, und wäre nicht jetzt der richtige Zeitpunkt? Du könntest deine Geschäftsinteressen nach Mauretania verlagern, oder vielleicht Senator Aelius bitten beim Kaiser ein gutes Wort einzulegen (immerhin ist er mit deiner Nichte verheiratet), denn Virginius Tricostus hat sich schließlich schon lange genug an der Provinz bereichert. Du könntest bei deinen Kindern sein, noch haben wir Zeit für einen ganzen Stall voll, und wenn unsere Söhne alt genug sind, dann können wir sie immer noch zur Familie nach Rom schicken, sie haben schließlich genug Onkels, die sie ebenso in die Politik einführen können wie du.


    Ich vermisse dich so sehr, mein Medicus!


    In Liebe,
    deine Lucilla



    Sim-Off:

    Germanica-Familienwertkarte, Rom

    Muahaha, die Jungfrau nähert sich dem Aaaa..ähm... Anderssein an. :D


    Lass' ordentlich krachen zu diesem Vierteljahrhundertereignis und denk' an den Himbeergeist!


    Ah so, und natürlich alles Gute zum Geburtstag! :D



    P.S.: Alles Gute auch von Markus. :)


    Decima Seiana
    Casa Decima
    Rom, Italia


    Meine liebe Seiana!


    Wie schön, von dir zu hören, oder besser zu lesen! Faustus hat natürlich auch mir immer erzählt, wie es dir geht, ja an ihm ist ein rechtes Tratschweib verloren gegangen, aber wenn es in der Familie bleibt, will ich mal nicht so sein. Von deiner Verlobung hat er allerdings gar nichts erwähnt, um so mehr freue ich mich jetzt für dich! Das Leben als Mädchen in Rom ist ja nicht schlecht, aber ich sage es dir, eine Matrone zu sein, das ist etwas ganz anderes! In dieser einen Nacht ändert sich alles, mit einem Mal steht dir die ganze Welt offen, die ganze Welt wartet nur noch darauf, von dir ergriffen zu werden! Du wirst in die geheimen Riten der Magna Mater und Bona Dea eingeweiht, auf der Straße wird man dir mit Respekt begegnen und bei Gesellschaften wird man dir zuhören, weil du nicht mehr nur das junge Ding ohne Ahnung bist, sondern weißt, wo der Hase läuft (und zwar in allen Angelegenheiten)! Ach, Seiana, wirklich, das ist großartig! Diesen Caius Aelius kenne ich zwar nicht, aber ich bin sicher, er ist ein passender Mann für eine Decima. Ist er mit Senator Aelius Quarto verwandt? Dann könnte natürlich nichts mehr schief gehen, aber auch ansonsten wirst du deinen Ehemann schon an die rechte Position im Staat treiben, da bin ich ganz sicher.


    Leider werde ich es zu eurer Hochzeit nicht nach Rom schaffen. Aber ich habe die beste Pronuba für euch, die du dir vorstellen kannst: deine Tante Venusia! Ich kenne wirklich keine kompetentere Frau für diese Aufgabe und ich bin ganz sicher, sie wird das liebend gerne übernehmen.


    Caius ist tatsächlich in Ägypten. Er kommt ganz nach seinem Vater und ist ein richtig schlauer Junge, dem jeden Tag neue Fragen einfallen. Das war mir einfach zu viel und in Hispania oder auch hier in Gallia ist an gute Lehrer leider nicht so leicht heran zu kommen. Ich hoffe, dass es in Alexandria genügend Paedagogen gibt, dass ihm die Fragen ausgehen bevor er sie alle verschlissen hat. Natürlich hätte ich ihn auch nach Rom schicken können, aber ich befürchte, dass er dort zu schnell unter die Räder der Macht gerät. Medicus und seine Politik sind leider nicht unumstritten, insbesondere bei den Patriziern, die ja schon seit Jahrhunderten nichts anderes tun als mit ihren Hintern die Steine im Senat zu wärmen und immer gegen alles und jeden sind, der etwas neues wagt. Caius wäre nicht der erste Sohn, der im Tiber versenkt wird, um den Vater zum Einlenken zu bewegen. Natürlich soll er irgendwann seinem Vater in die Politik nachfolgen, aber jetzt ist es noch viel zu früh und ich habe Angst, dass Medicus ihn in Rom viel zu schnell in diese Dinge mit hinein ziehen würde. Medicus soll das natürlich nicht wissen, er würde mich sicherlich für eine überängstliche Glucke halten, also bitte erwähne ihm gegenüber nichts davon und am besten auch nicht gegenüber sonst irgendwem. Männer können das sowieso nicht verstehen.


    In Gallia ist es belebter, als man meinen mag. Naja, zumindest in Narbo, hier ist ja sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der gallischen Provinz. Alle Händler kommen hier durch, um ihre Waren von hier aus in die ganze Welt zu verschiffen. So bekommt man einen exklusiven Einblick vorab auf die Mode aus Lutetia - ist das nicht aufregend? Hach, mich kribbelt es überall, wenn ich daran denke, dass das, was ich gerade trage, in ein paar Monaten in Rom erst in Mode kommt! Aus diesem Grund habe ich dir auch ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk beigelegt. Ich hoffe nur, es passt dir. Ich habe es extra ein bisschen länger gewählt, dass du es notfalls noch kürzen lassen kannst. Mit diesem Kleid wirst du in diesem Frühjahr in Rom den Ton bestimmen, das ist garantiert!


    Mehr gibt es dann aber auch nicht zu berichten. Im Umland war ich bisher noch nicht und es zieht mich auch nicht besonders dahin. Die Abendgesellschaften sind dagegen kaum anders als in Rom. Natürlich nicht ganz so exklusiv, aber ebenso neckisch, wenn du weißt, was ich meine.


    Bitte richte allen Decima Zuhause meine Grüße aus und natürlich auch Venusia und deinem lieben Ehemann!



    Deine Tante
    Lucilla





    Germanica Calvena,
    Casa Cermanica,
    Rom, Italia



    Meine liebe Calvena!


    Du kannst gar nicht glauben, wie erfreut ich über deine Einladung war. Denn auch wenn wir uns (noch) nicht kennen, glaube ich doch, dass wir uns wunderbar verstehen - bisher habe ich noch jede Germanica als beherzte und gesellige Frau kennen gelernt.


    Leider werde ich es zu deiner Hochzeit nicht nach Rom schaffen. Die Entfernungen in dieser Welt sind einfach zu groß und die Pferde zu langsam. Insbesondere, wenn man ihnen eine Kutsche mit ein klein bisschen Reisegepäck anspannt. Trotzdem wünsche ich dir und deinem Ehemann alles Gute für eure Ehe! Ist es deine erste? Hast du sie dir selbst ausgesucht? Hach, ich kann mich noch gut an meine Hochzeit mit Medicus erinnern, ich war furchtbar aufgeregt und nervös, aber am Ende war es einfach das Beste, das mir jemals passiert ist. Und das wichtigste ist und bleibt schließlich deine Familie, denn diese wird immer hinter dir stehen und dich unterstützen (es sollte mich zumindest sehr wundern, wenn nicht), was auch immer geschieht.


    Bitte richte auch Sedulus und seiner Braut meine herzlichen Glückwünsche und mein Bedauern darüber aus, dass ich an diesem Tag nicht bei euch sein kann. Als kleines Präsent, auch wenn es wohl für die besondere Nacht schon zu spät kommt, habe ich jedem von euch ein Säckchen Nüsse beigelegt, echte nuces gallicae sozusagen. Außerdem für Iunia Serrana und dich je einen gewebten Gürtel. Das Muster kommt direkt aus Lutetia und ich prophezeie dir, das wird der Renner in diesem Frühling in Rom!


    Abschließend habe ich noch eine kleines Gesuch an dich. Kannst du mir bitte ein paar Zeilen senden, wie es Medicus geht? Natürlich schreibt er mir selbst, doch du weißt ja wie die Männer sind. Selbst wenn sie schon halb tot auf dem Sterbebett liegen schreiben sie nur 'Es geht mir gut, macht dir keine Sorgen.' Wirklich Sorgen mache ich mich natürlich nicht, von ernsthaften Differenzen hätte ich auch hier gehört. Doch welches Bild er zuhause abgibt, davon lässt sich natürlich nichts erfahren. Immerhin hat er viele Aufgaben zu erledigen, ist nicht unumstritten als Senator, und Rom kann doch ein wahres Wespennest sein. Nunja, also wenn du mir einfach ein paar Zeilen schicken würdest, dass es ihm gut geht und er sich prächtig in Rom amüsiert, das würde mir das Herz schon leichter machen und ich wäre dir unendlich dankbar!


    Liebe Grüße an all unsere Verwandten!
    Decima Lucilla





    Tribunus Faustus Decimus Serapio,
    Legio XXII Deiotariana,
    Alexandria, Aegyptus



    Mein lieber Faustus,


    zuerst einmal meinen Glückwunsch zu deiner Beförderung! Der Weg nach oben treibt dich immerhin vom Schlachtfeld fort und wer weiß, vielleicht wird doch noch eines Tages ein Triumphator aus dir. Der Hengst von Tarraco, wäre das nicht ein Titel für dich? Aber Spaß bei Seite, ich bin wirklich stolz auf dich! (Was nicht bedeutet, dass du das gegenüber deinen Verwandten erwähnen sollst!) Über den Rest brauchen wir wohl keine Worte mehr zu verlieren.


    Ägypten, ach Ägypten, das Land meiner Träume! Ich stand schon einmal so kurz davor, es zu entdecken! Das war damals während meiner großen Rundreise des Cursus Publicus mit Medicus. Er hatte extra die Erlaubnis des Imperators eingeholt, die Provinz als Senator betreten zu dürfen. Leider wurden wir in Africa schon so lange aufgehalten, dass wir vorher zurück nach Rom mussten. Du kannst dir nicht vorstellen, wie betrübt ich war. Ich habe immer gehofft, Medicus würde irgendwann noch einmal so eine Reise unternehmen müssen, aber vielleicht besuche ich dich einfach einmal. Alexandria muss eine tolle Stadt sein! Du musst mir unbedingt schreiben, wie es dort ist (entweder als mein lieber Neffe, oder aber ich ermahne dich an deine Klientenpflicht)!


    Deinen Senator madig zu machen brauche ich nicht, denn er ist es schon von ganz allein. Frag ihn nach seiner Beziehung zu Quintus Tullius! Was für ein Glück für ihn, dass der nun bei den Haien schwimmt, denn Tote sprechen nicht! So braucht er sich zumindest dafür keine Lügenmärchen auszudenken, auch wenn ihm diese bestimmt leicht von der Zunge gehen! Aber den Schneid, das zuzugeben wird er eh nicht haben und dir vermutlich nur eine weitere Lüge auftischen. Denn was sind schon dutzende abgeschlachtete Tote - Männer, Frauen und Kinder - für einen patrizischen Senator! Vermutlich hat er selbst genügend auf dem Gewissen, als dass er die eines anderen bedauern müsste. Ich hoffe nur, dass ihn wenigstens nachts in seinen Träumen all die Lemuren dafür heimsuchen!


    Aber dieses Techtelmechtel hat ja nun wohl zum Glück sowieso ein Ende! Denn Alexandria ist weit weg von Rom und Senatoren ist die Reise dorthin nicht gestattet. Um so besser ist das für dich! Und wenn du erst einmal deine Blauäugigkeit verloren hast, dann wirst du erkennen, dass es genau so ist, wie ich sage.



    Deine Tante
    Lucilla




    Sim-Off:

    Decima Familien-Wertkarte, Rom

    Alles Liebe und Gute zum Geburtstag, Corvus! :)
    Lass dich nur ordentlich feiern - jetzt kann eh nichts mehr schief gehen, denn das mit dem alt werden hast du jetzt endgültig hinter dir - ab jetzt wirst du nur noch weiser, erfahrener und interessanter! ;) :]

    "Ach du liebe Magna Mater! Da hat wohl einer die Post gesammelt bis sich der Weg lohnt!" kommentiert Lucilla ein ganzes Bündel Briefe.
    "Argh ..." stöhnt Jocasta auf. "Meiner ist von meiner Schwiegermutter. Genau die Post aus Rom, auf die man sehnsüchtig wartet."
    "Auf was wartest du sonst?"
    "Ach, auf nichts. Vielleicht eine Nachricht von Peducaeana oder Funisulana. Aber bevor ich einen Brief von meiner Schwiegermutter bekomme, da will ich lieber gar nichts. Ist eh nur das übliche Blabla mit den hintergründigen Sticheleien drin." Jocasta bricht das Siegel und überfliegt die Zeilen. "Wie vermutet ... Blabla. Und du? Von wem sind die alle?"
    Aufgeregt wedelt Lucilla mit einem Pergament. "Germanicus-Siegel!"
    "Uhh ... Fortunas Füllhorn schüttet sich aus! Nachricht von Medicus?"
    "Ja, endlich!" Im Geist malt sich Lucilla schon den Inhalt des Briefes aus: Avarus würde sie bald besuchen kommen oder sie bitten ihn auf einer Inspektion des Cursus Publicus zu begleiten. Außerdem würde er ihre weise Entscheidung bezüglich ihres Sohnes loben und mit blumigen Worten seinen Sehnsuchts-Gefühlen ausdrücken. Fast zittern ihre Finger als sie den Brief endlich öffnet. Doch er ist nicht von Avarus. "Germanica Calvena ... wer ist denn das?" Viel wichtiger als die Frage nach dem wer ist allerdings das warum. Und zwar nicht, warum Calvena ihr einen Brief schreibt, sondern warum Avarus ihr keinen Brief schreibt?! Schon vermutet Lucilla das Schlimmste. Ihrem Ehemann ist etwas passiert! Mit bangem Herz liest sie endlich die Zeilen. Kein Wort von Avarus. Hochzeiten. Die üblichen römischen Belanglosigkeiten. Ein bisschen irritiert lehnt sie sich auf der Kline zurück.
    "Was ist los? Ist etwas passiert? Du bist ein bisschen blass um die Nase."
    "Pff!" Lucilla lässt das Pergament auf den Tisch vor ihr segeln. "Eine Einladung von einer Germanica. Der übliche Familienkrams. Ich kenne sie nicht einmal. Und kein Wort von Medicus." Bestimmt schaut Lucilla ihre Freundin an. "Er hat eine andere."
    "Was?"
    "Eine andere Frau. Wieso sonst schreibt er mir nicht? Er ist immerhin ein gutaussehender, erfolgreicher Mann, die Frauen Roms liegen ihm sicher zu Füßen!"
    Jocasta kichert. "Reden wir vom gleichen Medicus?"
    "Was? Wieso?"
    "Erfolgreich, gut, das mag er sein. Aber gutaussehend? Darüber ist er wohl schon ein paar Jahre hinaus."
    "Was soll das denn heißen? Er ist ein stattlicher Mann im besten Alter! Ich würde mich heute noch genauso in ihn verlieben wie damals als ich ihn kennen lernte. Und gerade du, Jocasta, solltest über die Ehemänner anderer Frauen lieber schweigen, mein Medicus hat mehr Haare auf der Brust als dein Appius je auf dem Kopf hatte!"
    "Ja, ja, ja, ist ja gut, beruhige dich. Das war doch nur ein Scherz um dich aufzuheitern!"
    "Pah!" Nachdenklich schaut Lucilla durch das Atrium. "Aber was ist, wenn er wirklich eine Geliebte hat? Ich muss unbedingt jemanden darauf ansetzen!"
    "Ach, Lucilla, wieso sollte er sich eine Geliebte halten? Vermutlich arbeitet er einfach so viel, du hast das doch lange genug direkt miterlebt."
    "So viel, dass er nicht einmal einen Brief an seine geliebte Ehefrau schreiben kann?" Lucilla seufzt. "Ich brauche Gewissheit."


    Mit dem nächsten Brief schiebt sie das Thema einfach zur Seite. Die Nachricht trägt das Siegel der Gens Decima, was Lucillas Laune wieder etwas hebt.
    "Ach je, ein Brief von Seiana! Kennst du meine Nichte Seiana? Sie ist so ein süßes, kleines Mädchen! Sie kommt zum Glück ganz nach ihrer Mutter, obwohl der Decimus-Einschlag nicht zu übersehen ist. Bona Dea - sie heiratet! Man merkt, dass es Frühling wird, an allen Ecken und Enden wird geheiratet. Aber ob das nicht etwas früh ist ... ich halte ja gar nichts von diesen überfrühten Hochzeiten, wenn die Mädchen noch halbe Kinder sind."
    "Wie alt ist sie denn?"
    "Puh ... sie müsste jetzt ... öhm ... sie ist etwas älter als Serapio und ... ach du je ... Tatsache, sie ist ja älter als Serapio! Herrje! Also dann wird es aber wirklich Zeit, dass sie heiratet! Wieso hat sich denn da vorher noch keiner drum gekümmert! Na nur gut, dass sie noch jemanden gefunden hat. Wirklich, auf unsere Männer ist überhaupt kein Verlass, selbst die Decimus-Väter würden es vergessen, sich um ihre Töchter zu kümmern, aber Brüder und Cousins kannst du völlig vergessen! Denk nur an Meridius - nie hat er mir einen seiner Senatskollegen vorgestellt, aber als ich meine Zukunft dann selbst in die Hand genommen habe, da war das Geschrei groß. Hach, das freut mich wirklich für Seiana. Ein Aelier, das klingt doch gut."


    Wieder guter Laune nimmt Lucilla schließlich den dritten Brief auf, auch dieser trägt das Siegel der Decima.
    "Serapio." kommentiert sie für Jocasta, deren Neugier ihr an der Nasenspitze abzulesen ist, und seufzt schon nach den ersten Zeilen. Dann schüttelt sie den Kopf. "Was stimmt nur nicht mit diesem Jungen? Naja, Ägypten ist wenigstens weit weg von Rom. Ich kann es immer noch nicht fassen, mit welchen Leuten er sich abgibt."
    Ein eisiger Schauer kriecht über Lucillas Rückgrad, dass es sie schüttelt. Obwohl sie immer versucht hat, die Erinnerung zu vergessen, sieht sie Quintus Tullius mit seinem grauenvollen, überheblichen Lachen noch vor sich, als wäre es gestern gewesen. Und für sie sind er und sein Zwilling eine Person, eine grauenvolle Laune der Natur - und beiden kann sie niemals verzeihen.
    "Mögen die Furien an den Knochen dieses Abschaums nagen und Pluto mit seinen Eingeweiden spielen!" murmelt sie leise, denn manchmal zweifelt Lucilla an den Worten des von Serapio so hoch gelobten Senators und glaubt nicht daran, dass der Pirat tatsächlich tot ist. Und selbst wenn, dann empfindet sie ein gewisses Maß an Genugtuung, wenn auch sein Genius noch leiden muss.
    "Was?" fragt Jocasta.
    Lucilla legt den Brief zu den anderen und setzt ein sorgloses Lächeln auf. "Lass uns in die Stadt gehen! Ich könnt eine paar neue Schuhe brauchen!" Die Antworten würde sie auf den nächsten Tag verschieben.




    /editiert: Link

    Jössas, so ein runder Geburtstag, wer wird den denn vertuschen wollen? Gut, jetzt geht das schlagartig los mit den Falten, dem Haarausfall, dem Bauchansatz und dem ganzen Rest, aber davon wirst du dich doch wohl nicht unterkriegen lassen (immerhin hast du schon viel schlimmeres überstanden, denke nur an die Drachen jeglicher Art)! :D



    Alles Gute [size=7]nachträglich[/size] zum Geburtstag! =)

    Ungeheuerlich, was der Kaiser armen, unabhängigen, verdienstlosen und sowieso immer und überall benachteiligten Frauen an Steuern abknöpft! Da verprasse ich lieber das Geld von Avarus und bitte deshalb, Lucillas Konto einzufrieren (bei den derzeitigen Temperaturen sollte das ja kein Problem sein ...). :D 8)


    Danke schön! :]

    Ohne dass Lucilla davon weiß, nehmen die Briefe, die sie kurz vor ihrer Abreise in Tarraco aufgegeben hat, die gleiche Route wie sie selbst an der Küste entlang bis nach Narbo Martius. Und während Lucilla sich in der Casa Roscia häuslich einrichtet, verbringen die Briefe ein wenig Zeit in der städtischen Mansio, während der zuständige Tabellarius Dispositus sich in einer Taverne nebenan stärkt, um kurz danach weiter auf dem Landweg in Richtung Rom transportiert zu werden.



    Medicus Germanicus Avarus,
    Casa Germanica, Rom


    Mein liebster Medicus,


    schon wieder gibt es einen Grund, dir zu schreiben. Caius hat Tarraco verlassen und ich werde das in den nächsten Tagen auch tun.


    Unser Sohn ist jetzt in dem Alter, in dem ein Hauslehrer nicht mehr ausreicht. Ständig wollte er irgend etwas von mir wissen oder erklärt bekommen. Über die einfachen Dinge der Welt ist er aber leider schon hinaus, so dass ich mich langsam nicht mehr imstande fühlte, seinem Wissensdurst gerecht zu werden. Ich denke, es ist auch in deinem Sinn, dass Caius eine gute Erziehung und Bildung bekommt, die er hier in Hispania nicht bekommen kann. Beim Nachdenken darüber ist mir aufgefallen, dass alle meine Verwandten, die hier in Tarraco groß geworden sind, am Ende beim Militär gelandet sind. Nur aus Mattiacus, der beizeiten zum Studieren geschickt wurde, ist etwas richtiges geworden. Du siehst also, wir müssen den Jungen nur zur richtigen Zeit in die richtige Richtung drängen.


    Deswegen habe ich ihn nach Alexandria geschickt. Seine Amme Polynesia und sein Hauslehrer Ephistolos sind bei ihm, außerdem natürlich noch ein halber Sklavenstaat. Es wird ihm also an nichts mangeln. Ich bin sicher, wenn er uns bald besuchen kommt, dann wird er keine Fragen mehr stellen, sondern nur noch irgendwelche Weisheiten von sich geben. Natürlich habe ich überlegt, mit ihm zu reisen, du weißt ja, wie gerne ich einmal nach Ägypten reisen würde, aber es ist einfach an der Zeit, ihn von seine Mutter abzunabeln (oder umgekehrt). Es wäre ihm vermutlich nur peinlich, wenn ihn seine Mama aus der Bibliothek abholt.


    Ich habe in der Acta gelesen, dass dein Cousin nicht mehr Praefectus in Alexandria ist. Wurde er versetzt? Werden er und Aelia in Ägypten bleiben? Ich hatte gehofft, Aelia könnte vielleicht ab und zu ein Auge auf unseren Sohn werfen.


    Mir selbst würde hier in Tarraco wohl bald die Decke auf den Kopf fallen. Deswegen habe ich beschlossen, die Einladung meiner Freundin Jocasta anzunehmen und sie in Narbo Martius zu besuchen. Sie ist erst kürzlich mit ihrem Mann dort hingezogen, weil der zum Regionarius der Region befördert wurde. Naja, um ehrlich zu sein war es keine Einladung, sondern eher ein Hilferuf. Du kennst doch Jocasta, dieses stille Ding, das den Mund vor Fremden nicht auf bekommt. In einer neuen Stadt ist sie völlig verloren.
    Ich freue mich schon sehr auf Gallia, besonders jetzt im kommenden Frühling, denn es ist schließlich noch immer das Modeparadies. Und gerade über Narbo Martius werden die Knaller der Saison in alle Himmelsrichtungen verschifft, ständig finden für die Händler irgendwo Modeschauen statt, um ihnen bei der Entscheidung zu helfen, mit welchen Waren sie ihre Schiffe beladen sollen. Hach, das wird herrlich!


    Du bist natürlich weiterhin angehalten, mich zu besuchen, wenn es deine Ämter mal zulassen. Roscius (Jocastas Ehemann) ist wie alle Welt ganz versessen darauf, sich mit Senatoren zu umgeben, vermutlich würde er dir den purpurnen Teppich ausrollen. Briefe kannst du natürlich auch an die Casa Roscia schicken.


    Grüße wie immer die Familie von mir!


    In Liebe,
    deine Lucilla


    Centurio Faustus Decimus Serapio
    Cohortes Urbanae, Rom


    Mein lieber Faustus!


    Da hast du dir etwas geleistet, das will ich dir gleich sagen! Das halbe Atrium muss ich neu streichen lassen, nachdem nach der Lektüre deines Briefes die Nachmittagssüßspeise an den Wänden gelandet ist (ich frage mich ernsthaft, was dieses klebrige Zeug, das sich regelrecht in den Putz gefressen hat, in meinem Bauch so alles anstellt ... aber es ist wohl besser, nicht darüber nachzudenken). Die Kaiser Ulpius-Büste hat mein hispanisches Temperament auch nicht überlebt. Aber um die ist es nicht schade, ich habe jetzt endlich eine von Kaiser Valerianus gekauft. Sieht ja ganz schön fesch aus unser (nicht mehr ganz so) neuer Imperator. Hast du ihn mal gesehen? Sieht er wirklich so gut aus oder macht das nur der Stein? (Stein ist ja bekanntlich geduldig, oder wie auch immer das Sprichwort heißt.) Einige Möbelstücke hat es auch erwischt, aber das schlimmste ist, dass ich mich zu einer ausschweifenden Schimpftirade hinreißen lassen habe, von der Caius mindestens die Hälfte mitbekommen hat. Wie soll ich das nur seinem Vater erklären, woher der Junge diese Kraftausdrücke hat? Na, vermutlich schiebe ich es einfach auf seine hispanischen Wurzeln. Wir saugen diese Ausdrücke ja schon mit der Muttermilch auf (dass Caius Amme eine Mauretanierin ist, weiß Medicus eh nicht mehr). Zu Besuch kommen brauchst du auf jeden Fall nicht in nächster Zeit, Caius ist schon verstört, wenn er nur noch deinen Namen hört. Aber er ist jetzt eh in Ägypten.


    Im Nachhinein gesehen hast du wohl recht. Abgesehen davon, dass ich die Art und Weise nicht hätte dulden können, wie konnte ich nur auf die irrsinnige Idee kommen, du würdest etwas Sinnvolles aus deinem Leben machen und endlich aus dem Militär austreten wollen? Wie konnte ich nur glauben, dass dein Sturschädel sich dazu durch gerungen hätte, sich um eine richtige Karriere zu bemühen? Wie, bei allen Furien, kam mir nur in den Sinn, du könntest etwas aus dem Antrieb heraus tun, deinem Leben eine ordentliche Richtung zu geben, statt deinen Träumereien nachzuhängen? (Wie lange bist du jetzt eigentlich schon Centurio?)


    Manchmal habe ich mir schon überlegt, dass es vielleicht nicht gut war, dich in Kleider zu stecken. Aber Bona Dea, ich war ein junges Mädchen und du das einzige Kleinkind, das das hat mit sich machen und sich überall hin hat herumschleppen lassen! Hätte ich jemals auch nur geahnt, dass sich das auch auf deinen Gemütszustand auswirkt, ich hätte alle Kleider verbrannt und dir eine Senatorentoga umgewickelt! Aber nun ist es wohl zu spät für Reue, und ich muss mir eingestehen, dass ich in dieser Hinsicht völlig versagt habe.


    Im Übrigen beweist deine Einschätzung 'dieses Senators' doch nur, dass du auch nicht mehr als die Mädchen deines Alters im Kopf hast. Was weißt du schon über ihn, außer dass er gut aussieht (und nicht einmal das kann ich bestätigen)? Was glaubst du denn, dass du für ihn warst? Du kannst froh sein, wenn du für ihn auch nur eine Orgienbekanntschaft warst, eine amüsante Anekdote, und er dich nicht noch für seine eigenen Zwecke einspannt! Denn er ist genau so ein falscher Hund wie alle aus seiner Familie, die den Dreck und die Leichen unter ihren Füßen mit schönen Zungen purpur pinseln! Er ist keinen Deut besser als sein dreckiger Bruder (bei allen dunklen Göttern und der schwarzen Rächerin - verflucht sei er noch in seinem Tode, dass er jeden Augenblick aufs neue qualvoll ersaufen soll!), nur dass er nicht so viel Schneid hat, es offen zuzugeben!



    Lucilla



    PS. Ich brauche niemanden auszusenden, um über das Leben in Rom in all seinen Details informiert zu sein. Meine Quellen sind zahlreich und vielfältig, und du würdest dich wundern, wer mir alles Nachrichten zukommen lässt.

    PPS. Was du deinem Vater verheimlichst, ist nicht meine Angelegenheit. Solange du mein Klient bist, liegt es nicht in meinem Interesse, dass irgendwer davon weiß.


    PPPS. Briefe kannst du mir in die Casa Roscia nach Narbo Martius, Gallia Narbonensis senden. Ich reise in wenigen Tagen ab, um dem Anblick meines ruinierten Atriums zu entkommen.