Beiträge von Decima Lucilla

    Es scheint Lucilla eine halbe Ewigkeit, die sie ihren Kopf an Avarus Schulter gelegt hat und einfach nur seine Nähe genießt. Und ein bisschen ist sie neidisch auf ihre Tochter, die mit ihrem Auftauchen die Aufmerksamkeit des Vaters an sich zieht. Doch auf seinen fragenden Blick hat sie nur ein strahlendes Lächeln parat, gefolgt von einem Schmunzeln als Avarus sich dem Kind widmet.
    "Ich habe dir geschrieben, zweimal sogar. Der erste Brief ist dem Boten bei einem Hochwasser der Mosella verloren gegangen. Du glaubst ja gar nicht, wie theatralisch er das geschildert hat, man hätte glauben können, die halbe Provinz wäre davongespült worden." Sie verdreht die Augen.
    "Tja, und von dem zweiten Boten habe ich nichts mehr gehört. Ich hatte gehofft, er wäre in Mogontiacum angekommen und erst dort stecken geblieben ..."


    Durch die Vaterfreuden wird Lucillas Zorn über die Unfähigkeit der Boten schnell beiseite gewischt. Die Hauptsache ist doch, dass Avarus nun da ist. Auch wenn sie auf seine Frage gespielt empört reagiert. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das arme Kind ohne Namen lasse! Wenn du auf dieses Recht bestehst, hättest du dir schon ein hirnloses römisches Püppchen suchen müssen." Grinsend tritt sie zu ihm und streicht ihrer Tochter über die Wangen.
    "Drusilla heißt sie. Drusilla wie die beste Augusta, die Rom je hatte. Germanica Drusilla."
    Dass das Mädchen damit nicht nur so heißt wie die beste Augusta, sondern auch wie Lucillas geliebte Großtante, ist natürlich nur ein unbedeutender Nebeneffekt.

    Am Ende einer ausgiebigen Einkaufstour ist Lucilla komplett neu eingedeckt: mit Gold überzogene Haarnadeln, an denen am Enden flache, ovale Lapislazuli aufgebracht sind. Dazu passende Lapislazuli-Ohrringe und eine fast unauffällige, goldene Halskette, ebenfalls mit einem Anhänger aus dem blauen Stein. Darunter ein himmelblaues Kleid aus einem feingewebten Stoff mit dunkelblauen Stickereien und dunkelblauer Schnürung; eine dunkelblaue Stola aus weicher Wolle mit goldenen Stickereien und dazu ein paar goldbraune Schuhe mit Lapislazulibesatz. Alles in allem ist der Tag nicht nur sehr ergiebig, sondern auch recht teuer gewesen. Aber einerseits kümmert das Lucilla wenig und andererseits kommt Avarus schließlich nicht alle Tage! Passend zu ihren Neuerwerbungen ist auch die dezente Schminke auf den Augenlidern und Wangen, und ihre Ornatrix hat sich lange Zeit damit gelassen, die Haare so zu stecken, dass aller Schmuck auch zur Geltung kommt.


    Es ist also schon zeitig am frühen Abend als Lucilla endlich präsentabel ist. Ein letzter Blick in den Spiegel überzeugt sie davon, dass ihr Ehemann bei ihrem Anblick vermutlich nicht schreiend das Haus verlassen wird. Dann zuppelt sie noch einmal die Decke zurecht, die um ihre schlafende Tochter gewickelt ist und macht sich, gefolgt von der Amme mit dem Kind auf dem Arm, auf den Weg ins Triclinium.


    Lucilla fühlt sich wie ein junges Mädchen, beschwingt und mit Schmetterlingen im Bauch. Und als sie endlich Avarus gegenüber steht, da kann sie nichts mehr halten. "Medicus!" ruft sie entzückt aus und stürmt auf ihn zu, fällt ihm um den Hals und verlangt ihm erst einmal einen langen, intensiven Kuss ab. Wie sie das vermisst hat!

    Natürlich ist es nicht so, dass Narbo Martius am Ende der Welt und abseits allen Lebens liegt. Immerhin ist es der Hafen Gallias, von wo aus Erzeugnisse aus ganz Gallia, aber auch aus Germania oder sogar Britannia nach Rom verschifft werden. Es ist eine Durchgangsstation für Handelsgüter und Reisende aus und in alle möglichen Richtungen - Rom nach Gallia, Rom nach Germania ohne Alpenüberquerung, Rom nach Hispania über Land und mehr, und das alles auch noch in die entgegengesetzte Richtung -, aber trotzdem ist Narbo irgendwie doch nur eine provinzielle Kleinstadt. Und wenn sich ein Senator dahin verirrt, wenn auch nur auf der Durchreise, dann weiß das bald jeder. Zumindest jeder, der wichtig ist, so wie Lucilla und Jocasta!


    "Bona Dea! Bona Dea! Ich wusste es, ich wusste es! Deswegen konnte ich die letzte Woche nicht mehr richtig schlafen, hach, Jocasta, ich habe das einfach im Gespür, wenn mein Medicus sich nähert!"
    "Ähm ... ja ... was du sagst, Lucilla."
    "Concepcionata!" trällert Lucilla laut nach der Amme durch das Atrium der Casa Roscia, und hängt gleich noch ein "Agis!" mit an, um auch den Maior Domus des Hauses zu zitieren. Obwohl Lucilla eigentlich nur zu Besuch ist, weiß inzwischen jeder, dass sie die Casa Roscia längst eingenommen hat.
    "Agis, ich brauche ein Festmahl für zwei! Nichts großes, aber das Beste vom Besten!" Sie schaut kurz zu Jocasta. "Es macht dir doch nichts aus, dass ich mit Medicus alleine sein möchte? Gut, also Agis, ein kleines, intimes Festmahl. Außerdem schickst du Senator Germanicus einen Boten entgegen, der ihn direkt in die Casa einlädt. Er kann sich hier frisch machen und bis zum Abend etwas ausruhen ...", sie kichert leise, "Jocasta und ich sind dann eh erstmal nicht da, ich brauche unbedingt noch ein neues Kleid!" Einen kurzen Moment träumt Lucilla davon, wie sie mit ihrem schicken neuen Kleid am Abend in das Triclinium schweben würde, wo Avarus schon auf sie wartet. In diesem Moment tritt auch Concepcionata mit dem Kind auf dem Arm heran.
    "Ah, da bist du ja! Der Vater ist endlich auf dem Weg, ich will also das volle Programm für mein Kind: waschen, säugen, schick herrichten! Sie soll aussehen wie eine kleine Kaiserin, wenn er sie zum ersten Mal sieht!" Wenn es nach Lucilla geht, dann kann sie ruhig auch später mal den Kaiser heiraten und eine echte Kaiserin werden. Aber bis dahin würde noch etwas Wasser den Tiber hinunter fließen, auch wenn man nicht allzu lange mit den Arrangements warten sollte.
    "Hach, ich bin so aufgeregt!" quietscht Lucilla unvermittelt in die Stille, die sich nach dem kurzen "Ja, Herrin" der Amme über das Atrium gelegt hat. Sie zwickt das Kind liebevoll mit einem "Hach, meine Süße, dein Vater ist auf dem Weg!" in die Backen und wendet sich dann an Jocasta: "Lass uns gehen, der Markt wartet auf mich!"

    "Und?" ruft Lucilla laut quer durch das Atrium, bevor sie ein bisschen verschämt auf das Bündel in ihren Armen schaut. Doch das kleine Wesen, das in die Falten einer warmen Wolldecke eingewickelt ist, schläft tief und fest.
    "Nein", antwortet Jocasta kopfschüttelnd als sie vom Eingang her den Raum betritt. "Nur die neuen Abschriften der Acta-Nachrichten aus Rom und ein Brief von meiner Cousine aus Brundisium."
    "Brundisium ..." seufzt Lucilla verträumt. "Da blühen bestimmt schon die Frühlingsblumen."
    "Es ist erst Februarius, Lucilla."
    "Na und? In Mauretania blühen das ganze Jahr über die Blumen in den schönsten Farben!"
    "Brundisium ist aber nicht in Mauretania. Auch wenn es anderseits nicht Germania ist. Wahrscheinlich liegt da noch Schnee und der Bote ist irgendwo stecken geblieben."
    "Meinst du?" Seufzend zuppelt Lucilla an dem Tuch herum. "Ich hätte ihm mehr bezahlen sollen, dass er sich beeilt. Fortuna sei Dank ist Medicus nicht so ein verknöcherter Traditionalist. Stell dir nur vor, das arme Kind wäre immer noch ohne Namen!"
    "Wenn er Wert darauf gelegt hätte, seine Tochter vom Boden aufzuheben, hätte er eben hier sein müssen."
    "Du weißt doch wie das bei den Senatoren ist. Ach nein, weißt du nicht. Naja, so ist das eben. Aber beim nächsten Kind ist er wieder vor Ort, ganz bestimmt. Ich hoffe nur, der Brief kommt bald an. Stell dir mal vor du wirst Vater und weißt nichts davon!"
    Augenrollend winkt Jocasta ab. "Na so überraschend ist es jetzt auch nicht. Immerhin ist bei einer Schwangerschaft mehr oder minder abzusehen, dass am Ende ein Kind geboren wird."
    Kichernd streicht Lucilla dem kleinen Mädchen über die Wangen. "Sicher, aber nicht unbedingt, dess es ein wunderschönes kleines Töchterchen ist!"


    Tribunus Angusticlavus Faustus Decimus Serapio,
    Legio XVII,
    Nikopolis,
    Aegyptus



    Mein lieber Faustus!


    nur weil ich in Gallien bin heißt das noch längst nicht, dass ich der Welt abgeschworen habe! Löwe von Alexandria! Ach, Faustus, also wenn das nicht eines Decimus würdig ist, was dann? (Um ehrlich zu sein finde ich, dass "Löwe von Alexandria" noch viel besser klingt als "Stier von Tarraco", was ich in Anwesenheit meines Bruders natürlich abstreiten werde.) Also stelle dich nicht selbst in den Schatten deiner Giganten. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren sie auch nur einfache Soldaten. Und jetzt auch noch kopflose Wüstenbarbaren, herrje, wie aufregend ist das denn! Nur mit deinen hinteren Reihen, da brauchst du gar nicht erst zu versuchen, mich zu beruhigen! Ich habe genügend Männer gekannt, die in der Schlacht gestorben sind, obwohl sie nicht in der ersten Reihe standen! Also bitte pass gut auf dich auf. Ich habe schon dem Mars und der Bellona geopfert, dass sie auf dich achtgeben sollen. Außerdem habe ich dir noch ein neues Halstuch beigelegt (natürlich rostrot, ich kenne doch die Armee. Obwohl modischere Farben bestimmt besser für die Moral wären!). So ein Halstuch ist in der Wüste nämlich sehr wichtig. Tagsüber sorgt es dafür, dass einem kein Staub in den Mund fliegt. Und nachts holt man sich leicht eine Erkältung, wenn der Hals nicht warm ist. Zumindest habe ich das auf meiner großen Africa-Reise von einer Einheimischen gehört und es ist besser, wenn du gut vorbereitet bist. (Ich hoffe nur, das Päckchen erreicht dich noch rechtzeitig.)


    Diese Geschichte mit deinem Geliebten kannst du nun wirklich sein lassen! (Ein Senator, dieser Senator, ach Faustus, das ist wirklich köstlich, und ich habe das auch noch geglaubt!) Es ist doch nichts dabei, wenn du dich in eine Peregrina verguckt hast! Wirklich, Faustus, dass du mich für so oberflächlich hältst, das kränkt mich nun doch. Es ist noch nicht lange her, da hatte unsere Gens selbst noch nicht das Bürgerrecht. Deine Tante Severa wurde als Peregrina geboren und trotzdem hat mein Bruder, der Triumphator, sie geheiratet. Wohlgemerkt zu einer Zeit, zu der er eine Frau aus den besten Häusern Roms hätte haben können. Natürlich wäre es deinem Stand als Ritter angemessener, wenn du eine geborene Römerin heiratest. Aber ich kenne den Sturkopf unserer Familie, am Ende schert es uns doch nicht. Also wenn du sie liebst, dann werde ich dafür sorgen, dass deine Celeste das Bürgerrecht erhält und du sie heiraten kannst. Vielleicht nicht in Ägypten, aber das Imperium ist schließlich groß.


    Über Octavius Dragonum habe ich ein paar Erkundigungen eingeholt und er scheint wirklich ein geeigneter Mann für Seiana zu sein. Ich habe ihr schon geschrieben, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht. Wenn du mit ihm über die Mitgift verhandelst, dann denke an den Betrag, den ich für sie zurückgelegt habe. Lass dir aber nicht zu viel abschwatzen, immerhin ist er Livianus Klient und sollte wissen, was eine Decima wert ist.


    Eine erfreuliche Nachricht gibt es übrigens hier aus Narbo auch noch zu berichten. Auf seiner Reise nach Germania hat mich Avarus besucht und dieser Besuch ist nicht ohne Folgen geblieben. Stell dir nur vor, ich habe geträumt, dass es ein kleines Mädchen wird, eine kleine Lucilla! Wäre das nicht wundervoll?


    Zieh dich nachts in der Wüste warm an, pass gut auf dich auf und grüße mir deine Freundin!


    Deine Tante
    Lucilla


    Sim-Off:

    Ebenfalls auf die Decima-Wertkarte in Rom bitte.


    Duccia Venusia,
    Casa Decima Mercator,
    Rom,
    Italia


    Meine liebe Venusia,


    mit Entschuldigungen zu Antwortzeiten sollten wir nicht erst anfangen, denn sonst komme ich aus den Entschuldigungen nicht mehr heraus. Natürlich könnten wir die langen Wartezeiten auf den Cursus Publicus schieben wie jeder gute Römer, aber ich weiß ja genau, dass es so nicht ist. Uns darüber zu beklagen, dass wir nie Zeit finden, das ist wohl auch überflüssig. Na gut, zumindest in meiner Lage. Wenn du wieder in Rom bist, dann könnte es durchaus sein. Bei mir ist es meist doch mehr die Trägheit, die hier im Süden Galliens fast schon eine Tugend ist, zumindest aber eine kultivierte Lebenseinstellung. Vielleicht sollte ich mir doch mal so einen Schreibsklaven anschaffen, dem ich dann faul in der Sonne liegend nur noch meine Gedanken diktieren muss. Aber irgendwie scheint mir das doch zu dekadent. So römisch werde ich wohl nie sein.


    Es freut mich aber sehr, dass du bei den Decima so involviert bist. Wir sind schon eine sehr einnehmende Familie, das muss ich zugeben. Ich hoffe, dass es dir dadurch zumindest etwas leichter fällt Kontakte zu knüpfen. Diese Schwierigkeiten hat wohl jede Frau, die nicht in Rom geboren und aufgewachsen ist. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Name da schon weiterhilft, und ich hoffe doch sehr, dass der Name Decimus noch immer ein paar Türen öffnet.


    Bei Faustus ist wohl Hopfen und Malz verloren (wie man hier in Gallia so schön sagt. Das hat irgendwas mit der Herstellung von Cervisia zu tun, frag mich aber nicht, was). Zumindest was den Einfluss seiner Tanten angeht. Mir wollte er doch tatsächlich weismachen, dass er mit Frauen nichts anfangen kann und deswegen niemals heiraten wird! Er hat sogar eine Liebelei mit einem Senator vorgeschoben, um es glaubhafter zu machen! Kannst du dir das vorstellen!? Ich sage dir, die Jugend von heute kommt auf Ideen. Mein Bruder hätte mich nach Hibernia oder noch weiter weg verbannt, wenn ich mit so einem Unsinn angekommen wäre. Gut, ich habe mir auch nichts sagen lassen, aber immerhin bestand meine persönliche Auswahl zwischen einem Senator und einem Militär-Präfekten! Auf jeden Fall will er wohl diese Celeste heiraten und verheimlicht das, weil er sich tatsächlich Sorgen um ihren Stand macht. Ich denke, wir sollten das nicht so eng sehen. Mein Großvater wurde noch als Peregrinus geboren, und wenn ich mich recht erinnere, ist das in deiner Familie auch noch nicht so lange her. Wir sollten eben schauen, dass diese Celeste das Bürgerrecht verliehen bekommt, bevor die beiden heiraten. So schwer wird das schon nicht sein. Ich habe leider überhaupt keine Beziehungen nach Ägypten, aber zur Not muss sie eben nach Germania reisen und ein bisschen in der Verwaltung arbeiten, damit Hungaricus das übernehmen kann. Immerhin scheint sie nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Natürlich wäre es mir auch lieber, wenn Faustus eine Frau aus einem ordentlichen römischen Haus heiraten würde, aber gegen den Sturkopf eines Decimus ist es wirklich schwer anzukommen.


    Hier aus Gallia gibt es wundervolle Neuigkeiten. Nachdem Avarus auf seiner Reise nach Germania in Narbo vorbeigekommen ist, hat er mich nicht nur ein paar Tage zur glücklichen Ehefrau gemacht, sondern auch dafür gesorgt, dass ich bald wieder eine glückliche Mutter werde. Ach, Venusia, ich hoffe so sehr, dass es ein Mädchen wird!


    Trotzdem lasse ich mich natürlich nicht vom Stadbummel abhalten und da habe ich neulich auf dem Markt einen ganz hippen Stoff entdeckt. Das ist die neue Mode aus Lutetia und ich sage dir, das wird der Renner für den Herbst in Rom. Ich habe mir schon ein Kleid schneidern lassen (ein wunderbarer Begleiteffekt der Schwangerschaft, man braucht ständig neue Kleider!) und dieser Stoff trägt sich wirklich wie ein Traum auf der Haut! Deswegen habe ich es mir nicht nehmen lassen, dir einen Ballen mitzuschicken. Ich hoffe sehr, dass er dir gefällt. Bei deiner Figur reicht es vielleicht sogar noch für ein Kleid für Sevilla.


    Grüße mir meine Lieben recht herzlich und drücke Sevilla und Secundus einen dicken Schmatzer von ihrer Tante auf die Backen!


    Liebe Grüße,
    Lucilla



    Sim-Off:

    die beiden letzten bitte auf Decima-Wertkarte, Rom


    Decima Seiana
    Casa Decima
    Roma, Italia


    Meine liebe Seiana!


    Was passiert nur in Rom? Der Senat scheint verrückt zu spielen, die Acta Diurna druckt Verleumdungen ab, von überallher erreichen mich alarmierende Neuigkeiten und dann lässt dich dieser Aelier auch noch sitzen! Du brauchst mir nicht zu erzählen, dass ihr euch geeinigt habt, ich höre die Tuben bis nach Gallia schallen. Dieser Mensch ist wirklich eine Schande für das Geschlecht der Aelier, und du kannst dich darauf verlassen, dass kein Decimus und keine Decima diese Schmähung je vergessen wird! Aber du musst es so sehen, durch diesen kleinen Schandfleck der schon bald vergessen sein wird, bleibt dir eine lange, peinliche Ehe erspart! Wer weiß, in welchem Loch dieser Hallodri eines Tages versumpfen wird. Ich jedenfalls habe ihm die Furien auf die Fersen gehetzt, dass er keine Nacht mehr ruhig schlafen soll und in Rom keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt!


    Es freut mich im übrigen sehr, dass du eine Einstellung an der Schola bekommen hast. Ich bin immer dafür, dass eine Frau ihre Talenten und Energie auch bis zur Ehe nicht vergeudet, sondern nutzbringend einsetzt. Und ohne uns nun selbst zu loben, gerade wir Decima sind mit beidem ja reichlich gesegnet. Und was war ich stolz als ich davon hörte, dass du nun an der Spitze der Acta Diurna-Redaktion stehst! Ich glaube ja eh, dass eine Frau fürs dieses Amt viel besser geeignet ist als ein Mann, auch wenn die greisen Senatoren oft anderes behaupten. Und man sieht ja, was dabei herauskommt. Nein wirklich, ich kann dir nur Gratulieren zu deinen 'Ämtern', lasse sie dir nur von niemandem vermiesen oder verbieten!


    Dein Bruder hat mir übrigens einen Kandidaten für deine Ehe vorgeschlagen, Octavius Dragonum. Er ist ein Klient von Livianus und Legionspräfekt. Der einzige Nachteil ist, dass er derzeit in Ägypten dient. Natürlich bin ich prinzipiell eher gegen Soldaten, aber derzeit wäre er wirklich die beste Wahl. In Rom gibt es anscheinend nur noch träge Beamten und die Senatoren hängen ihr Fähnchen in den Wind, ganz egal woher er weht, oder sie ziehen es gleich auf Halbmast in der Hoffnung, jeden Strum zu verschlafen. Daher kann es nur in unserem Sinn sein, unsere militärische Position zu stärken. Außerdem soll er ein recht netter Mensch sein und nicht unvermögend. Natürlich bleibt die Entscheidung dir überlassen, doch ich möchte dir ans Herz legen, diese Entscheidung nicht mehr allzu lange hinauszuzögern. Wir werden ja alle nicht jünger und der Octavier ist sicher nicht mehr lange zu haben.


    Zum Schluss noch eine gute Nachricht aus Gallia. Auf seinem Weg nach Germania reiste Medicus über Narbo und abgesehen davon, dass es wundervoll war, ihn wiederzusehen, blieb sein Besuch nicht ohne Folgen. Ich hoffe so sehr, dass es ein Mädchen wird! Die Pflicht, meinem Mann einen Sohn zu schenken, habe ich immerhin erfüllt, und ich hätte so gerne eine Tochter, die all die Freuden des Frauseins mit mir teilen kann! Ach Seiana, zögere nicht mehr zu lange, das Glück der Ehe ist wirklich zu schade, um es hinauszuschieben!


    Deine Tante
    Lucilla


    Medicus Germanicus Avarus
    Casa Germanica
    Mogontiacum
    Germania


    Liebster Medicus!


    es ist schon wieder so viele Wochen her dass du aus Narbo abgereist bist und ich vermisse dich schon wieder so sehr. Trotzdem kann ich kein Trübsal blasen, denn du hast mir das schönste Geschenk hinterlassen, das ein Mann seiner Frau machen kann. Vielleicht möchtest du deinen Germania-Aufenthalt etwas verlängern, dann könntest du auf der Rückreise nicht nur mich, sondern auch unser Kind besuchen. Was hältst du davon, sie Drusilla zu nennen, wenn es ein Mädchen wird, zu Ehren meiner Tante? Einen Jungen könnten wir Valerianus nennen um allen zu zeigen, wo wir stehen, meinst du nicht?


    Ach, viel mehr möchte ich dir gar nicht schreiben. Jedes Wort wäre eh nur verschwendet, denn bessere Nachrichten als diese gibt es nicht!


    Ich liebe dich,
    deine Lucilla





    Legatus Augusti pro Praetore Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Legati Augusti pro Praetore,
    Mogontiacum,
    Germania


    Mein lieber Patron!


    Es freut mich sehr zu hören, dass es dir und deiner Familie gut geht in Germania. Hier in Narbo hört man nur, dass die Provinz regelrecht aufblüht was Handel und Wirtschaft angeht, was nicht zuletzt der besonnenen Hand ihres Legaten zu verdanken sein soll. Ganz davon abgesehen, dass die Reisewege immer sicherer werden, zumindest was marodierende Barbaren angeht. Mit meiner eigenen Reise nach Germania wird es allerdings erst einmal nichts in den nächsten Monaten, denn nach Avarus Besuch erwarten wir ein weiteres Kind. Und dir als Ehemann muss ich sicher nicht erzählen, wie emfpindlich Frauen in dieser Phase sind. Mir ist manchmal schon das Schaukeln in der Sänfte zu viel. Und diese Hitze, Bona Dea, wenn nur diese Hitze nicht wäre! Aber was beklage ich mich, wäre es kalt, wäre es bestimmt zu kalt.


    Sicherlich hast du in der Acta Diurna diesen verleumderischen Artikel über meine Familie gelesen. Bis auf meinen Neffen und Klienten Serapio kam ja keiner darin gut weg. Ach, es ist doch wirklich fürchterlich, wie weit diese Nachrichten verkommen sind. Und dabei hielt ich den Auctor, Aurelius Corvinus, einmal für durchaus fähig. Tatsächlich ist er sogar Patron meiner Nichte Seiana, die in diesem Artikel auch verleumdet wurde, und wenn ich mich recht erinnere, dann ist er doch dein Klient, nicht wahr? Naja, da er sowieso von diesem Amt zurück tritt, will ich nicht so sein, aber meinen Ärger über diesen Menschen muss ich dir schon kundtun!


    In diesem Zusammenhang möchte ich dir auch von Seianas Ex-Verlobtem, wie die Acta ihn tituliert, berichten. Sein Name ist Caius Aelius Archias und er ist wohl recht nah mit Aelius Quarto und dem Kaiser verwandt. Aber von der Würde und dem Stolz dieser Gens hat er anscheinend nicht viel abbekommen. Die Verlobung hat er auf sehr rüpelhafte Art aufgehoben und sich direkt der nächsten an den Hals geworfen - irgendeiner Iunia aus einem unbedeutenden Nebenzweig. Als wäre Seiana nichts weiter als ein Kleidungsstück, das man einfach ablegen kann. Meinen Zorn kannst du dir sicher vorstellen. Kein Mann löst ungestraft eine Verlobung mit einer Decima, es sei denn auf ihren Willen hin! Ich wäre dir daher sehr verbunden, wenn du ihm deine Unterstützung verwehren würdest, sollte er je so dreist sein und darum bitten.


    Ansonsten bleibt mir nur, dir und deiner Familie den Segen der Götter zu wünschen und viele Grüße zu senden aus dem sommerlichen Gallia.


    Deine treue Klientin
    Decima Lucilla



    Sim-Off:

    Germanica-Wertkarte, Rom