Beiträge von Decima Lucilla

    Ein schelmisches Funkeln blitz in Lucillas Augen auf und sie blickt beinahe ebenso erwartungsvoll zurück. "Natürlich sollten wir das, ich habe dem Neptun im Übrigen ein etwas größers Opfer versprochen. Also wenn du schon genau weißt, wo es hingeht, ich folge dir sowohl zum Markt, wo wir frische Opfergaben kaufen werden, als auch bis zu den Schreinen und Tempeln der Stadt. Du solltest nur dann Paulus Bescheid sagen und ihm den Weg zu unserer Herberge erklären, damit unser Gepäck auch dorthin findet."


    Natürlich hat sich Lucilla in Erwartung der Ankunft bereits am Morgen stadtfein hergerichtet, so dass sie so wie sie am Hafen steht für alles bereit ist, sei es ein Opfer, der Besuch beim Praefectus oder die Erkundung der Stadt. In weiser Voraussicht hat sie ihren Mantel in die Reisekiste gepackt und nur eine dünne Palla umgelegt, welche sie bei Bedarf auch zum Schutz gegen die Sonne über ihr Haupt legen könnte.

    Lucilla folgt ihrem Verlobten und lässt sich neben ihm nieder. So ein wenig Faulenzen wird ihnen auch ganz gut tun, Arbeit gibt es in den nächsten Wochen sicher noch genug.


    "Im Sommer ist es im Süden Hispanias ziemlich trocken, manchmal gibt es dann verheerende Waldbrände dort. Auch die Gebiete um Carthago Nova haben des öfteren Probleme wegen der Dürre. Ich war allerdings im Sommer noch nicht allzuoft dort, eben aus diesem Grund." Sie lehnt sich zurück und blickt zum Himmel hinauf. "Aber jetzt im Frühling ist es sehr angenehm dort." Sie schließt die Augen und denkt an den Frühling auf dem Landsitz der Gens Decima, wenn alle Arbeiten in vollem Gang sind und man noch den ganzen Tag im Freien verbringen kann, ohne, dass es zur Mittagszeit schon wieder unerträglich heiß wird.


    So vergeht der Rest des Tages - in Träumereien, Plaudereien, Gedöse, 'Spaziergängen' rund um das Schiff und kurzen Mahlzeiten. Wie kaum anders zu erwarten, endet der Tag in den Kabinen am Heck des Schiffes und genau dort beginnt auch der nächste.


    Noch einen halben Tag lang quälen sich die Passagiere mit dem untätigen Nichtstun, dann endlich ist die Erlösung in Sichtweite.


    "Caesarea!" schallt es über das Deck des Schiffes und innerhalb kurzer Zeit sammeln sich alle Schaulustigen am Bug. Für die Seeleute indessen gilt erhöhte Konzentration, der Kapitän steuert das Schiff in Präzisionsarbeit zur Hafeneinfahrt und lässt schließlich im entscheidenden Moment die Segel einholen. Wenig später ist das Schiff vertäut und Lucilla kann es kaum noch erwarten, von Bord zu gehen. Auch, wenn es noch eine Weile dauern würde, bis das Gepäck abgeladen wäre, vielleicht könnten Avarus und sie bereits vorgehen.


    Sie wendet sich zu Avarus. "Müssen wir beim Abladen zusehen? Oder können wir uns schon die Stadt ansehen? Wo werden wir übernachten? Wann treffen wir den Praefectus Vehiculorum und sehen uns die Mansio an?" Sie schaut ihn fragend aus großen Augen an, immerhin ist er nicht umsonst der Legatus Augusti. :P

    Lucilla isst einige weitere Stücke Obst und dazwischen etwas Brot, während Avarus erzählt. Die frische Seeluft macht wirklich hungrig.


    "Hört sich fast ein bisschen an wie der Süden Hispanias. Aber ich werde mich wohl einfach gedulden müssen." Lächelnd sucht sie sich eine Traube aus der Obstschale heraus und lässt ihren Blick über das Schiff schweifen. Die Seemänner gehen bereits ihrer gewohnten Arbeit nach, Figulus und Draba sitzen auf einigen Kisten und während der schweigsame Afrikaner an einem Stück Holz herumschnitzt ist der Postumier fast ohne Unterlass am Reden. Dies wären wohl auch die Alternativen, welche ihr am heutigen Tag zur Wahl stünden, Reden oder schweigend Genießen.


    Natürlich ist dies nicht die erste Seereise, welche Lucilla tut, doch es ist die erste, bei welcher sie ihr Gepäck in Hinblick auf die Weiterreise recht weit eingeschränkt hatte. Üblicherweise hat Lucilla sonst etwas zu tun für an Bord dabei. Alle Welt glaubt zwar, dass Lucilla in ihren Reisekisten Unmengen an Kleidern, Schuhen und Schmuck durch die Provinzen transportieren würde, und daher immer so viel Gepäckstücke mitreisen, doch in Wahrheit sind es nur immer so viele, weil mindestens zwei Reisekisten voll mit Schriftrollen mit müssen. Wer einmal eine öde Seereise von Hispania nach Italia oder Umgekehrt hinter sich gebracht hat, der wird das verstehen. Lucilla nutzt die Seereisen daher immer zum 'heimlichen' Studium von Schriften und der einzige, der darum weiß ist Ambrosius.


    Sie mustert Avarus nachdenklich. "Warst du auch in der Bibliothek? In der von Alexandria meine ich. Mein Onkel hat immer so davon geschwärmt, dass sie noch immer großartig wäre." Noch ein Stück Brot findet den Weg in ihre Hand und sie beißt einen großen Bissen ab.

    Lucilla nimmt sich seufzend etwas von dem getrockneten Obst. "Ambrosius wird schon durchhalten. Er verträgt die Seefahrt nicht so gut, das war schon immer so, und bei Unwetter ist es immer besonders schlimm. Am liebsten würde er nur immer über Land reisen." Sie grinst. "Aber mach dir keine Sorgen, er hatte die Wahl. Zuhause bleiben wollte er natürlich auch nicht." Sie lässt ein Stück Obst in ihrem Mund verschwinden und kaut nachdenklich darauf herum. Ihr selbst hat der Sturm dieses mal nicht so zugesetzt. Wahrscheinlich hatte sie bei der Überfahrt im Winter zusätzlich noch etwas falsches gegessen, denn bis auf dieses eine mal war sie schon immer seefest gewesen.


    Sie blickt wieder zur Küste hinüber, kann jedoch außer dem Strand keinen Sand entdecken. "Ich kann es mir immer noch nicht vorstellen, wie es in diesem Land aussehen soll. Aber weißt du was," Das Funkel blitzt erneut in Lucillas Augen auf. "Der Kapitän hat mir nicht nur von sonderbaren Meereswesen erzählt, auch auf dem Festland soll es faszinierende Gestalten geben. Onkel Mercator hat mir mal von einer Sphinx in Alexandria erzählt, aber das war nur eine steinerne Statue. Doch der Kapitän meinte, dass es im Hinterland tatsächlich lebende Sphingen gibt. Und nicht nur das, bei den Urvölkern aus Marmarica soll es Tiermenschen geben."


    Natürlich scheinen Lucilla diese Vorstellungen alle sehr absurd, doch der Kapitän war wirklich überzeugend. Und wer weiß schon, was die Götter alles in die Welt gesetzt haben? Ein Maultier ist immerhin auch ein zeimlich sonderbares Tier, wenn man es mal genauer betrachtet.


    Nach einem Schluck verdünnten Wein fährt sie fort. "Hoffentlich sehen wir etwas Außergewöhnliches. Wenn ich schon um die halbe Welt reise, dann möchte ich zuhause nicht nur von Versandlisten und maroden Mansiones erzählen."

    Der Tag im Regen war elend langsam vorübergegangen. Eine einzige Schriftrolle ist Bestandteil der Reisekiste in ihrer Kabine und diese war schon am frühen Mittag zur genüge gelesen. Avarus indessen hatte sich nicht sehen lassen und auf ihre Nachfrage hin schüttelte Paulus nur den Kopf und erwähnte etwas von rauher See und landfesten Germanen.


    Irgendwann dann hatte Lucilla Ambrosius an der Reling vorgefunden und seine Gesichtsfarbe wechselte beständig zwischen Grün, Gelb und Rot, so, als wolle er der Prototyp für die fast zwei Jahrtausende später erfundene Ampel werden. :D
    Daraufhin hat Lucilla das halbe Schiff in Bewegung versetzt, zumindest diejenigen, die noch nicht in Bewegung waren. Die Angehörigen des Cursus Publicus halfen mit allerlei guten Ratschlägen, die sie jedoch nur vom Hören-Sagen kannten, als Tabellarius musste man schließlich seefest sein. Irgendwann schafften sie es jedoch, den armen Ambrosius soweit zu beruhigen, dass er sich nicht mehr ständig übergeben musste.


    Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Lucilla bereits wieder in ihre Kabine zurückgezogen. Weder der prasselnde Regen noch die Enge unter Deck luden zum Verweilen ein. Erst als sich die Wolken gegen Nachmittag verzogen, ließ sich Lucilla wieder an Deck blicken und folgte begeistert dem Blick des Kapitäns zum afrikanischen Land hin. Aufgeregt lauschte sie bis zum Abend dem Kapitän, der ihr, nun da die Seefahrt wieder einfacher war, gerne etwas Seemannsgarn über die afrikanische Küste, Piraten und Seeungeheuer erzählte.


    Die Aufregung des Tages ließ sie am Abend müde in ihr Bett fallen, nichteinmal über den mangelnden Komfort machte sie sich noch Gedanken und war längst in einen tiefen Schlaf gefallen, als in der Nebenkabine der Germane anfing seine Wälder zu roden.


    Als Avarus am nächsten Tag mit seinen morgendlichen Vorbereitungen beginnt ist Lucilla schon längst auf den Beinen. Da es in den beengten Verhältnissen jedoch etwas länger dauert, sich ausgiebig zu waschen und frisch zu machen, ist sie gerade noch am Versuch ihr Haar zu bändigen, als Paulus klopft.
    "Ich bin gleich da!" ruft sie freudig, begnügt sich schließlich damit, das Haar nur fest zusammenzubinden und tritt dann hinaus in den sonnigen Morgen und zum gedeckten Tisch hin.


    "Unglaublich dieses Wetter!" Sie begrüßt ihren Verlobten mit einem Küsschen und setzt sich an den Tisch. "Wie geht es dir? Hast du gut geschlafen?" Sie mustert ihn kritisch, doch da nicht zu erkennen ist, dass er sich nicht gut fühlen würde blickt sie zur Seite des Schiffes und deutet zum entfernten Land hin. "Schau, da ist schon Numidia! Wir segeln jetzt immer nur noch an der Küste entlang. Das ist ziemlich praktisch, so kann man sich auch nicht verirren."


    Sie wendet sich strahlend zu Avarus. "Leider verpassen wir so auch die Chance, eine Seeschlange zu sehen. Ist das nicht ein fantastisches Abenteuer, so eine Schiffsfahrt? Ich habe mich gestern mit dem Kapitän unterhalten, also was da nicht alles passieren kann! Das Wetter gestern war noch harmlos, und das, obwohl einmal fast eine Welle bis übers Schiff geschlagen wäre! Zum Glück waren wir auf dem offenen Meer, hat der Kapitän gesagt, sonst hängt man ganz schnell auf einem Riff drauf und dann kann man nur noch hoffen, dass eine Meerjungfrau in der Nähe ist und einen errettet. Der Kapitän hat schon mal eine gesehen, mit einem grünen Fischschwanz, aber das war in der Nähe von Achaia. Vor der Küste Africas hat er nur mal eine riesige Krake gesichtet, aber Seeschlangen gibt es leider nur auf dem offenen Meer."


    Mit strahlenden Augen greift Lucilla zum Brot, bricht sich ein Stück ab und schiebt es sich in den Mund.

    Der Morgen bringt keine Änderung der Wetterlage mit sich. Regen peitscht von oben herab und unablässig brechen sich die Wellen an der Seite des Schiffes. Trotz des Unwetters hat der Kapitän das Schiff von der Küste Sardinias hinweg weiter aufs offne Meer hinaus, Richtung Africa gesteuert. Aus seiner Sicht ist das Wetter noch ganz passabel, er hat schon weitaus schlimmere Stürme erlebt. Außerdem geht es für ihn um viel. Die Passagiere des Cursus Publicus sind nur ein Zubrot, doch die Ladung, welche ihn in Caesarea erwartet, die würde ihm in Rom so viel einbringen, dass er auf Monate hinaus versorgt wäre. Doch würde er nicht zum vereinbarten Termin mit seinem Schiff vor Anker liegen, so würde sein Kontakt einen anderen Frachter anheuern. Es bleibt also wenig Wahl, das Mare Internum muss überquert werden, ob bei Regen oder Wind.


    Für Lucilla hat das Wetter eher den Anschein eines Sturmes. Sie sitzt auf der Pritsche, ihre Decke eng um sich geschlungen, und lauscht dem prasselnden Regen, dem pfeifenden Wind und den ungewohnten Geräuschen auf See. Früh am Morgen schon war sie in ihren Mantel gehüllt zu Avarus Kabine hinübergetappst und hat dort geklopft. Doch entweder schlief er noch, oder er hatte es nicht gehört. Also ist sie eilig wieder zurück in ihr eigenes kleines Reich und hat sich mangels Alternativen auf das Bett zurückgezogen. Dort starrt sie nun an die gegenüberliegende Wand und harrt der Dinge, die da kommen.


    Noch ist das Wetter nicht so schlimm wie auf ihrer Reise im Winter nach Tarraco. Doch allmählich bereitet es ihr wirklich Sorgen. Wenn nur Avarus endlich wach wäre, in seinen starken Armen fühlt sich Lucilla immer sicher, ganz egal wann und wo und was geschieht. Auf einmal bricht sich eine gewaltige Welle am Schiffsrumpf. Natürlich weiß Lucilla dies nicht, doch sie spürt die Auswirkungen, denn das Schiff neigt sich verdächtig erst zur einen Seite, dann zur anderen und schaukelt dann heftig nach.


    Voller Sorge denkt Lucilla an die Worte, die man Avarus nachsagt, seine Rede an der Rostra, in welcher er angeblich den Göttern gezürnt hat. Vielleicht zürnt Neptun ihm tatsächlich. Aber würde er deswegen ein ganzes Schiff in die Tiefe reißen? Womöglich schon. Lucilla steht auf und schwankt zu ihrer kleinen Reisekiste. Sie öffnet sie umständlich und kramt eine Weile darin herum, bis sie gefunden hat, wonach sie suchte. Sie nimmt ihren Mantel von der Bank und legt ihn sich um die Schulter, dann drückt sie die Tür auf und tritt ins Freie hinaus. Sofort klatschen ihr kalte Regentropfen ins Gesicht, sie kneift die Augen zusammen und blickt durch den peitschenden Regenschleier. Vorsichtig setzt sie einen Fuß vor den anderen und schiebt sich langsam bis zur Brüstung. Die Seemänner auf ihren Posten ignorieren sie, denn alle sind mit ihren Arbeiten beschäftigt, trotz, oder gerade wegen der Wetterlage, und haben wenig Acht auf lästige Passagiere.


    An einer Seite des Schiffes angekommen, hält sich Lucilla mit einer Hand fest und zieht mit der anderen unter ihrem Umhang ihre kleine Gabe hervor.
    "Bitte zürne uns nicht, Neptun, und geleite uns sicher bis zur Küste. Ich weiß, womöglich hat Avarus einige Dinge gesagt, die nicht ganz so nett waren, aber in seinem Herzen ist er wirklich ein guter Mensch, der die Götter achtet. Wenn wir in Caesarea sind werden wir dir ein weiteres Opfer bringen, Neptun, Herr des Meeres, Herr der Winde, bis dorthin bitte ich dich, diese kleine Gabe anzunehmen."


    Lucilla öffnet ihre Hand und lässt einen trotz des trüben Wetters glitzernden Gegenstand ins Wasser hinabfallen. Rasch schlagen die Wellen darüber zusammen und verschlucken das Opfer, es dauert nur wenige Sekunden, bis Lucilla es nicht mehr in der schäumenden See ausmachen kann.

    Lucilla öffnet ihre Augen und dreht ihren Kopf zum erwähnten Land hin. Schon oft ist sie auf dem Weg nach Hispania an der Insel vorbei gesegelt, doch immer an der nördlicheren Seite. Da jedoch außer Land nicht sonderlich viel Interessantes zu sehen ist, wendet sie sich wieder Avarus und der Sonne zu.


    "Rom ist immer nur so schlimm, wie man es sich macht." Sie hebt ihre Hand, legt sie ihm in den Nacken und massiert ihn leicht. Die Anspannungen der letzen Monate scheinen langsam von ihm abzufallen und ihm dabei aufs Gemüt zu schlagen.


    "Du wirst sehen, wenn wir ersteinmal verheiratet sind und zusammen in der Casa Germanica in Rom leben, dann wirst du die Stadt mit ganz anderen Augen sehen." Sie lächelt glücklich bei dem Gedanken daran und blickt zum Himmel hinauf. Durch die Nähe zur Insel Sardinia umkreisen nun wieder neugierige Seevögel das Schiff.


    Da auf einer Corbita nicht wirklich viel zu tun ist, wenn man als Passagier reist, tun Avarus und Lucilla die meiste Zeit genau dies: nicht wirklich viel.


    Gegen Abend verziehen sich die beiden recht früh in die Kabinen, denn über dem Meer ziehen sich die Wolken zusammen und der Wind nimmt zu. Der Hiimmel kündigt für die Nacht Regen an und Lucilla hofft, dass sich dieser nicht bis in den nächsten Tag hineinziehen würde, denn allzu lange Zeit möchte sie ungern in der Kabine verbringen.

    Zuerst ist Lucilla verwundert darüber, Avarus auf einer Kiste zu finden wo sie ihn selbst an Bord dieses beengten Schiffs nich vermutet hätte. Dann jedoch kommt ihr die berechtigte Frage auf, wo er auch sonst sein sollte, denn wie sie bereits mehrmals festgestellt hat, so groß ist das Schiff ja nicht. Aus Mangel an Alternativen setzt sie sich schließlich zu ihm auf die Kiste, nicht ohne auf das herbeigebrachte Kissen zu warten.


    "Wenn du mich schon so lieb fragst, werde ich mich etwas zu dir gesellen." sagt sie scherzhaft gönnerhaft, ist jedoch froh darüber, dass er nun nichts mehr zu tun hat. Im Gegensatz zu Avarus hat sie keine Arbeit mitgenommen außer der, die noch auf sie zukommen wird. Als fleißige Beamtin hat sie schließlich alle anfallenden Aufgaben noch erledigt, bevor sie ihr Officium verlassen hat. :]


    "Die Nacht war etwas... mhm... ich bin mehrmals aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen. Wahrscheinlich lag es an den ungewohnten Umständen. Aber ich werde mich schon daran gewöhnen." Sie schüttelt tadelnd den Kopf. "Du solltest nicht so über Patrizier reden, auch wenn keine hier sind. Also ich kenne nur nette Patrizier." Sie hält einen Augenblick inne. "Na gut, ich kenne auch nur Livia."


    Lucilla lehnt sich zurück, schließt die Augen und lässt sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. Nachdem die letzten Tage in ihrem Officium doch immer sehr arbeitsintensiv gewesen waren, konnte sie die Fühlingssonne noch gar nicht in dem Ausmaß genießen, wie sie es gerne getan hätte. Da ihre Haut durch ihre Herkunft bedingt eh einen etwas dunkleren Teint hat als die so manch blasser Römerin, hat sich Lucilla noch nie große Gedanken um ihre vornehme Blässe gemacht und stattdessen schon immer lieber von den angenehmen Seiten der Sonne profitiert.


    "Wenn wir in Africa sind, möchte ich im Meer baden." murmelt sie vor sich hinlächelnd hin. "Kannst du gut Schwimmen?"

    Morgends, halb zehn auf dem Mare Internum. Während anderswo schon lange in Steinbrüchen oder Officien geschuftet wird, gibt es mitten auf dem Meer für die Passagiere eines Segelschiffes keinen guten Grund, früh aus der Koje zu fallen.


    Genau aus diesem Grund fällt Lucilla erst recht spät aus der ihrigen. In der Nach war sie mehrmals aufgewacht, weil in der Kabine nebenan fleißig Bäume gefällt wurden, doch gegen Morgen war es dann endlich ruhig geworden. Etwas verschlafen macht sie sich auf die, recht kurze, Suche nach Ambrosius, den sie schließlich in dem beengten Raum unter Deck zwischen einigen Kisten findet. Ganz erschrocken darüber, wie zerknautscht er aussieht, ordnet sie ersteinmal eine gründliche Morgentoilette an. Es kostet sie einiges an Überzeugungskunst, dem Kapitän mehr Frischwasser abzuschwazten, als in eine Waschschüssel passt, doch letztendlich ist sie mit dem Hinweise auf ihren zukünftigen Gatten erfolgreich. 8)


    Da Ambrosius und Lucilla nicht zum ersten mal auf einem Schiff reisen, schaffen sie es recht gut, den Platz in der kleinen Kabine bestens für das Rundum-Frische-Programm auszunutzen und so können sich die beiden kurz vor Mittag dann doch wieder strahlend an Deck sehen lassen. Natürlich nicht, ohne dass sich Lucilla endlose Litaneien über Ambrosius und ihren Teint anhören musste, doch dessen war sie sich ja schon vor Antritt der Reise bewusst gewesen und sie vertröstet ihn wieder und wieder auf eine Schlammpackung aus dem Toten Meer.


    Ambrosius ist jedoch keine Ruhe vergönnt, denn kaum ist Lucilla im Freien, lehnt sie sich schon über die Reeling und schaut hinab ins tiefer Meer. "Wäre das nicht fantastisch, wenn man dort hinunter laufen könnte? Ob es in Neptuns Reich wohl Häuser und Tempel gibt?" Sie schaut sich zu dem Sklaven um. "Wo ist überhaupt Avarus? So groß ist das Schiff doch nicht..."

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Nepos
    "Obwohl es schade ist, dass gerade unsere Schwestern und Basen so nett anzuschauen sind!" stimmt Nepos schief grinsend in den Trinkspruch ein.


    Lucilla lächelt verlegen und schluckt die aufkommende Röte mit einer Traube hinunter. Langsam wird ihr klar, warum die Familie versucht, sie von allen Männern fern zu halten, wenn diese Decima-Wirkung sogar schon auf Verwandte übergreift. 8o


    Solange noch Gäste da sind, so lange bringen die Bediensteten der Taberna noch Speisen und Getränke und so lange hören die Musiker nicht auf, zu spielen. Erst spät in der Nacht wird Lucilla von ihrem Verlobten nach Hause begleitet und dort in die Obhut der Decima-Männer zurückgegeben. :]



    Sim-Off:

    Avarus und Lucilla verdrücken sich damit in die restlichen Provinzen...

    Lucilla grinst verschmitzt und blickt ihn an. "Wir haben noch nichteinmal das Meer überquert und du denkst schon an die erste Rast." Sie nimmt sich eine Traube und lässt sie in ihrem Mund verschwinden. Dann fährt sie fort. "Da ich jedoch sicher bin, dass dies nur aus Sorge um mich geschieht, danke ich dir und werde dieser Rast sicher keine Widerworte entgegen setzen." :]


    Mit einem Senator an der Seite würde es sich bestimmt ausgezeichnet Rasten lassen. Im Gegensatz zu der Inspektionsreise durch Hispania würde sie dieses mal wohl nicht unbedingt immer in mittelmäßigen Gasthäusern absteigen müssen. Angeblich gibt es gerade in den südlichen Provinzen viele Ruhesitze von wohlhabenden oder große Landvillen von aufstrebenden Römern, in denen Senatoren Mangelware sind. Und mit ein wenig Glück würde sich die Nota Censoria auch noch nicht herumgesprochen haben oder man würde zumindest Avarus Namen nicht direkt damit verbinden. Lucilla greift zu einem Stück Brot und achtet sorgfältig darauf, die Karte nicht vollzukrümeln, während sie den weiteren Weg mit den Augen abgeht.


    Bis spät in den Abend hinein sitzen Avarus und Lucilla über der Karte, planen ihren Weg, planen ihr Vorgehen und zwischendurch auch einige Abstecher zum privaten Vergnügen. Längst ist die Sonne untergegangen, als Avarus Lucilla hinüber in ihre eigene Kabine begleitet und sie sich mit einem langen Kuss verabschieden. Eine Weile noch liegt Lucilla auf ihrem provisorischen Bett wach, denk an die kommenden Tage und daran, dass Avarus nur durch eine dünne Holzwand von ihr getrennt liegt. Auch wenn es ihr an jenem Morgen danach sehr unangenehm gewesen ist, die Erinnerung an die Nacht neben ihm auf der Kline zaubert ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht, mit welchem sie schließlich einschläft.


    Immer weiter segelt das Schiff über das Mare Internum.


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    Lucilla atmet hörbar erleichtert auf. Er würde sie also auf kein Pferd zwingen. Im Gegenteil, Avarus verpackt die Alternative auch noch so, dass es sich fast so anhört, als wären Kamele eh viel besser als Pferde. Ein kleines, glückliches Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht. Ob ein Kamel viel besser ist, würde sich zwar noch herausstellen müssen, aber vorerst ist alles besser als ein Pferd. Vor allem das Wort 'Laufruhe' beruhigt Lucilla ungemein und solange die Tiere nicht so einen hinterhältigen Blick wie Pferde zur Schau stellen würden, würde Lucilla sich auf alle Fälle bemühen obenauf zu bleiben.


    "Danke." flüstert sie leise und streicht mit ihrer Hand über seine, die schon wieder unablässig über die Karte saust. Sie beugt sich ebenfalls wieder über den Tisch und folgt mit dem Blick seinem Zeigefinger, als dieser auf einen Punkt deutet.


    "Oha." Sie blickt auf und ein Grinsen legt sich über ihr Gesicht. "Das liegt ja direkt auf unsere Route." Außer natürlich, sie würden bei Hippo Regius der Straße ins Landesinnere folgen. "Zumindest könnte man es darauf legen." :D

    Beinahe unbewusst schiebt Lucilla das Kissen unter sich auf die Bank während sie sowieso nach vorne gelehnt die Karte weiter mit den Augen sondiert. Dann plötzlich hält sie unwillkürlich inne. Sie hat doch gewusst, dass es irgendwo an dieser Reise noch einen Haken geben würde.


    Sie blickt mit stolzem Ausrduck in den Augen auf. "Natürlich kann ich reiten, ich bin eine Decima. Mein Familie züchtet die besten Pferde Hispanias." Leider klingt ihre Stimme weniger fest, als beabsichtigt. Schließlich seufzt sie, lässt die Schultern herab und sich selbst zurück auf die, nun durch das Kissen weiche, Bank sinken. Avarus würde es früher oder später eh herausfinden, spätestens in Caesarea.


    "Es ist allerdings so, dass ich nicht besonders geschickt darin bin." gibt sie zögernd zu. "Also, nicht wirklich nicht geschickt, eher... ich... ähm..." Zu allem Überfluss bemerkt Lucilla, wie ihr auch noch die Wangen heiß werden. "Ich... bekomme Angst auf einem Pferderücken.. vor allem, wenn das Pferd losläuft..." Sie blickt beschämt auf die Karte vor sich. Wie oft hatten ihre Brüder und Cousins sie deswegen geärgert. Selbst Tertia, die nun Vestalin ist, war auf Pferden über die Wiesen Tarracos gejagt, als wäre es das normalste der Welt. Einem Decima liegt das im Blut, hatte Onkel Proximus immer gesagt und Lucilla hatte deswegen manches mal überlegt, ob sie vielleicht gar keine richtige Decima ist.

    Nach getaner Arbeit schaut sich Lucilla am Abend zufrieden in ihrem Officium um. Alle anliegenden Arbeiten hat sie noch erledigt und Rufus hätte nichts weiter zu tun, als sich um den laufenden Betrieb zu kümmern. Sie steht auf, packt eine Papyrusrolle, welche sie mit auf die Reise nehmen würde und nimmt ein weiteres Papyrus zur Hand.


    Bevor sie die Tür zu zieht, vergewissert sich Lucilla noch einmal, dass das Officium auch wirklich leer ist, dann hängt sie den Zettel an die Tür und geht schließlich den Gang die Curia hinab. Wahrscheinlich würde sie in der Nacht kein Auge zumachen.


    Die Praefecta Vehiculorum Decima Lucilla befindet sich auf einer Dienstreise. Für alle Anfragen und Belange des Cursus Publicus steht der Tabellarius Dispositus Gnaeus Postumius Rufus zur Verfügung.


    Decima Lucilla, Praefecta Vehiculorum Italia
    http://www.imperium-romanum.in…a-praefectusvehiculor.png

    Lucilla windet sich an der Kiste vorbei und lässt sich auf die Bank fallen. Schon im nächsten Augenblick bereut sie das, denn im Gegensatz zum Bett ist die Bank nicht mit Kissen gepolstert. Mit aufmerksamem Blick verfolgt sie Avarus Tun, er hat wirklich an alles gedacht.


    Schließlich hebt sie ebenfalls ihren Becher und stößt mit ihm an. "Auf uns und den Cursus Publicus." Sie nippt leicht am Wein, hält sich jedoch etwas zurück, da sie immerhin noch eine Strecke zu planen haben. "Mach dir keine Sorgen um mich, Hispania ist in einigen Ecken auch sehr unwirtlich. Ich schaffe das schon." Sie lächelt tapfer und beugt sich über die Karte, damit er die Spur von Zweifel in ihren Augen nicht sehen kann.


    Sie deutet auf die Karte, dort wo Caesarea eingezeichnet ist. "Ich habe mit Draba gesprochen, im Hinterland Caesareas müssen die Straßen recht gut sein. Parallel zur befestigten Küstenstraße verläuft hier," sie deutet die Karte entlang, "eine größere Straße bis nach Thamugadi und weiter nach Theveste in Numidia. Er rät uns jedoch davon ab, diese mit einem Wagen zu benutzen, nicht nur wegen der Straße, sondern auch wegen der Sicherheit. Wir könnten also die Küstenstraße nutzen, dies ist sowieso diejenige, auf welcher die meisten Post- und Frachtsendungen transportiert werden. Gleichzeitig könnte Draba die Straße im Hinterland abreiten und uns in Theveste berichten, was dort zu tun ist. Oder werden wir Theveste über die Küste umgehen? Wohin werden wir uns von Hippo Regius aus wenden?" Sie blickt auf und fragend zu Avarus hinüber.

    Lucilla hebt unbewusst ihre Hand an die Wange und streicht darüber. So ein bisschen Salz ist fast schon zu spüren und Ambrosius würde sich sicherlich beschweren, dass sie sich wieder viel zu lange an Deck herumgetrieben hat und was er nun wieder für eine Arbeit hätte.


    Sie schaut Avarus an und auf einmal wird ihr ganz anders. Der Unterton in seiner Stimme verheißt Geheimnisvolles und Lucilla wäre nicht Lucilla, würde sie nicht augenblicklich vor Neugier platzen. "Pläne schmieden..." wiederholt sie gedehnt. "Ein ausgezeichneter Plan."


    Und schon ist sie mit ihm auf dem Weg zu den Kabinen und kurz darauf verschwinden sie in derjenigen von Avarus. Eine Öllampe erhellt den kleinen Raum, in dem jeder Digitus geschickt ausgenützt ist. Nachdem Avarus die Tür geschlossen hat, steht er direkt vor Lucilla, da diese nicht weiter in den Raum hinein gegangen ist, sondern sich direkt zu ihm umgedreht hat. Sie lächelt hintergründig. "Recht praktisch, so eine Kabine."


    Noch bevor er etwas antworten kann hat Lucilla den letzten Raum zwischen ihnen überwunden und hängt an seinen Lippen. :]

    "Ich mache das hier schon ziemlich lange und wenn ich mich um eine Familie zu kümmern habe, dann werde ich nicht mehr den lieben langen Tag in einem Officum herumsitzen können." lächelt Lucilla und geht mit Valeria noch bis zur Tür. "Eine gute Reise. Vale bene, Valeria."


    Nachdem ihre Nichte das Officium verlassen hat, widmet sich Lucilla wieder der Arbeit. Sie gähnt kurz, doch wie sie bereits sagte, bevor der Feierabend wartet, ist noch einiges zu erledigen. Vor allem heute.

    Lucilla grinst breit. "Ich arbeite hier schon noch genug, das kannst du mir glauben. Wenn die Arbeit nicht erledigt ist, dann sitze ich sogar am Abend noch hier. Das ist nuneinmal das Los der Bürokraten. Ich sage es dir, wenn ich ersteinmal verheiratet bin und Besseres zu tun habe, dann bin ich schneller hier weg, als irgendjemand Legatus Augusti Cursu Publico buchstabieren kann." Natürlich dauert es seine Zeit Legatus Augusti Cursu Publico zu buchstabieren, aber Lucilla würde wahrscheinlich auch nach der Hochzeit nicht ganz so schnell aus dem Cursus Publicus kommen, wie sie es sich manchmal wünscht. :D


    "Es hat mich trotz allem sehr gefreut, dass du mich einmal besucht hast. Und ich danke dir auch dafür, dass du mir die schlechten Nachrichten überbracht hast, nachdem es sonst keiner für nötig erachtet hat. Ich wünsche dir alles gute, Valeria, dir, Maximian und dem Kind. Und wenn du in Tarraco und später in Germania bist, dann grüße alle."

    Wenn nur nicht alles immer so schwierig wäre, dann wäre vieles wirklich einfacher. Dieses Problem kennt Lucilla nur zu gut.


    "Das solltest du tun, Valeria. Bei allem solltest du nicht vergessen, dass Meridius immer nur das Beste für seine Familie will. Ich weiß, manchmal hat es wirklich nicht den Anschein, vielleicht ist das Beste für die Familie auch manchmal einfach nicht das Beste für den Einzelnen und es wäre gut, wenn er die Familie auch manchmal hintenanstehen lassen könnte, aber er handelt weder aus Willkür noch aus Bosheit." Glaubt Lucilla zumindest, auch wenn sie sich manchmal, vor allem in der letzten Zeit, selbst nicht so sicher ist. Aber sie möchte Valeria nicht verunsichern. "Dennoch, wenn ihr euch eurer Sache sicher seid, dann solltet ihr dafür einstehen und euren Weg gehen, ganz egal, was er sagt." Sie lächelt Valeria aufmunternd zu.