Beiträge von Decima Lucilla

    '... Publicus...' berichtigt Lucilla in Gedanken, hütet sich jedoch davor, etwas zu sagen. Selten, aber gerade in diesen Augenblicken kann Avarus den Germanen in sich nicht verbergen. Mit einem hintergründigen Lächeln folgt sie ihm auf das Schiff und überlegt, bei welchen Gelegenheiten er wohl noch den rauhen Nordmann zeigen würde. 8)


    Um die Seemänner nicht zu stören, verziehen sich die Passagiere an den Rand des Schiffes. Kurze Zeit später treibt das Schiff auf dem Meer vor dem Hafen und der Kapitän sorgt dafür, dass die Segel in den Wind gedreht werden. Langsam aber sicher entfernt es sich von Ostia und der Küste, während Lucilla mit Avarus an der rückwärtigen Reeling steht und dem Land dabei zusieht, wie es immer kleiner wird. Einige Möwen ziehen noch ihre Kreise um das Schiff, doch je weiter sie sich von der Küste entfernen, desto weniger werden es.


    "Ob so ähnlich wohl die Götter die Welt sehen? Wie eine Silhouette auf einem Bild?"


    Immer weiter segelt das Schiff hinaus aufs Meer.

    Lucilla lächelt glücklich zurück. "Ich hoffe es auch." In ihrem Herzen zweifelt sie nicht daran, denn bisweilen sind die Götter noch immer gütig gegenüber jenen, welche ihnen Gaben bringen.


    So treten sie den Rückweg zum Pier Zweihundertsiebenunddreißig an. Lucilla hält sich, den kühlen Wind vorschiebend, eng an Avarus. Die folgenden Wochen würden sie viel Zeit miteinander verbringen und niemand würde danach fragen, geschweige denn sich darum scheren, ob sie mit dem Willen ihrer Familie verlobt sind oder nicht. Die Tage würden hart werden, voller Arbeit und Anstrengung der Reise, doch die Abende würden ihnen ganz allein gehören und wenn Avarus nur immer in ihrer Nähe war, dann würde Lucilla auch die Tage vollends genießen können.


    Als sie das Schiff wieder erreichen lässt Lucilla ihren Blick nochmals darüber schweifen. Es macht doch einen recht stabilen Eindruck und wenn sie nicht gerade in einen Sturm geraten würden, dann würden sich Avarus Worte wohl bewahrheiten und Lucilla würde die nächsten fünf bis sechs Tage nichteinmal merken, dass die Bretter unter ihren Füßen sich auf den Wellen leicht bewegen.


    Vor der Planke auf dem Hafengelände stehen die beiden Tabellarii, Caius Postumius Figulus und Draba Capsus, und vertreten sich noch etwas die Beine. Lucilla hat die beiden natürlich bewusst aus den vielen Tabellarii Italias ausgewählt. Postumius Figulus ist, wie alle Tabellarii aus der Familie der Postumier, ein zuverlässiger Mann und kennt sich bestens mit allen Vorgängen und Aufgaben im Cursus Publicus aus. Zumdem hat er schon Reisen in alle Provinzen des Imperiums übernommen und weiß genau, worauf bei der Verbesserung der Routen zu achten sein wird. Draba Capsus, ein dunkelhäutiger, stämmiger Kerl stammt ursprünglich aus Tripolitana und hatte sich dort dem Cursus Publicus angeschlossen, ist aber irgendwann beim Cursus Publicus Itaia hängen geblieben. Er kennt die Gepflogenheiten und Sprachen der Einwohner Mauretanias und Africas und hat während seiner Arbeit für den Cursus Publicus von Africa schon tausende Meilen in den südlichen Provinzen zurückgelegt, so dass er sich bestens dort auskennt.


    Lucilla begrüßt die beiden und wechselt einige Worte mit ihnen. Lachend kehren die Tabellarii daraufhin aufs Schiff zurück und Lucilla wendet sich Avarus zu. "Dann wären wir wohl soweit. Ich bin bereit die Dienstreise anzutreten, Legatus." Sie grinst frech. :D

    Lucilla schaut ein wenig ratlos zurück. Eine schwierige Situation ist das alles. Und Familienpolitik ist noch nie ihre Stärke gewesen, für solche Dinge ist sie viel zu unbedarft.


    "Wie sehen Maximians Pläne diesbezüglich aus? Und Meridius'? Ich meine, irgendjemand muss ja offiziell als der Vater des Kindes gelten, denn auch wenn du eine Sacerdos Iunonis bist wird wohl niemand daran glauben, dass du wie sie nur an einer Blume vorbeigegangen und davon schwanger geworden bist." Sie überlegt einen Moment und fährt dann fort. "Praetorianus hat dich als Tochter angenommen, ob dies nun im Wissen darum geschah, dass du seine leibliche Tochter bist, oder nicht. Das macht dich zu einer Decima und daran ist nichts zu rütteln. Das Wissen darum, dass er dich adoptiert hat, würde die ganze Sache meiner Ansicht nach jedoch etwas einfacher machen, denn wenn du weiterhin als seine leibliche Tochter giltst, dann hättet ihr Blutschande begangen. Ihr, und das bezieht auch Meridius mit ein, denn er ist immerhin Maximians Vater, solltet überlegen, was den Ruf mehr zerstört. Blutschande zwischen Cousin und Cousine, oder ein Verhältnis in der Gens zwischen einem gebürtigen Decima und einer adoptierten Cousine."


    Auf die Idee, die ganze Beziehung als nichtig zu erklären und das daraus hervorgegangene Kind auszusetzen, kommt Lucilla nicht. Denn Familienpolitik liegt ihr wirklich nicht besonders. ;)

    Lucilla schaut ihn mit einem nachsichtigen Blick an. "Natürlich werden wir uns an beide wenden. Ich möchte weder, dass dich eine gewaltige Flutwelle vom Schiff spült, noch dass du den Gefahren einer üblichen Reise erliegst." Sie zwinkert ihm zu.


    Paulus hat derweil die Opfergaben vom Wagen geladen, welche er am Morgen noch in Rom erstanden hat. Er öffnet einen Weidenkorb und Lucilla wirft sofort einen Blick hinein und nickt zufrieden. Er hat an alles gedacht.
    "Es gibt hier ganz in der Nähe nahe am Wasser einen Schrein für Neptun und unweit davon einen für Mercurius. Ich war jedes mal dort, bevor ich nach Tarraco gereist bin, als ich noch bei Großtante Drusilla gelebt habe." Sie deutet den Hafen entlang. "Es dürften nur einige Schritte sein."


    Schon ist sie bei Avarus untergehakt und gemeinsam gehen sie am Hafen entlang, gefolgt von Paulus mit den Opfergaben. Es dauert tatsächlich nicht sehr lange, bis sie den Schrein Neptuns erreicht haben. Viele kleine Öllämpchen mit kostbaren Ölen brennen dort, auch ein paar Kerzen und in einer Schale mit Kohlen verglimmen die letzen Reste einer Weihrauchgabe. Neptuns Altäre sind an einem Hafen wie diesem natürlich reichlich frequentiert. Doch Avarus und Lucilla haben Glück, als sie dort ankommen ist niemand am Opfer und so können sie direkt beginnen.


    Lucilla zieht sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf und fordert Avarus mit einem Blick auf, es ihr gleich zu tun. Dann tritt sie an den Korb, welchen Paulus auf der Erde abgestellt hat und sucht den Beutel mit Weihrauch heraus. Sie wartet, bis Avarus neben ihr steht, tritt an den Schrein heran und streut eine Hand voll Weihrauch über die Kohle. Sofort steigt Rauch auf und wird durch den vom Meer heranwehenden Wind in alle Richtungen davongetragen.


    "Neptun, Herr über Meer und Winde, nimm diese Gaben und schenke uns eine ruhige See und eine günstige Brise. Wir bitten um deine Gunst auf unserer Reise, halte Sturm und Flaute von uns fern, und führe unser Schiff sicher durch dein Reich."


    Sie greift in den Korb und legt einen Opferkuchen auf einen freien Platz auf dem Schrein. Dann holt sie eine kleine tönerne Öllampe daraus, riecht kurz an ihr, zündet sie an einer der bereits brennenen Lampen an und stellt sie ebenfalls auf den Schrein. Sie wartet noch einen Augenblick, dann wendet sie sich lächelnd nach rechts um, tritt zurück und schlägt ihre Kapuze zurück. Hinter ihnen wartet schon ein Seemann, der ebenfalls ein Opfer bringen will.

    Zitat

    Original von Decima Valeria
    "Er sagte, dass ich nichts mehr hätte, wäre ich keine Decima sei. Er sagte, dass es nicht gut für den Ruf der Gens sei, wenn herauskommt, dass sich die Decima ein Kind haben unterschieben lassen. Und er hat recht. Meine Mutter war eine Peregrina. Und bisher hat niemand nach dem Vater gefragt und wenn doch, so hatte ich immer Glück und konnte der Frage ausweichen oder sie übergehen. Ich weiß, dass das nicht mehr gehen wird, wenn es ersteinmal da ist. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dann antworten soll, wenn jemand fragt."
    Valeria sah Lucilla betrübt an.


    Lucilla fängt auf einmal an zu Lachen. "Herrje." Sie greift zu dem Becher und trinkt einen Schluck. "Entschuldige bitte, aber das erinnert mich doch zu sehr an Vergangenes. Kennst du eigentlich die Geschichte von Maximian? Iulia Severa, seine Mutter, war auch mal eine Peregrina und sie ging in unserem Haus ein und aus. Wir Decima hatten damals selbst noch nicht lange das Bürgerrecht erhalten, daher war das nicht ungewöhnlich. Sie und Meridius liebten sich, doch mein Bruder wollte unbedingt zur Legion, was er schließlich ja auch getan hat. Außerdem war ihr Vater gegen diese Beziehung, die Decima waren damals eine unbedeutende Gens und er hatte für seine Tochter schon einen ehrbaren Mann gefunden, einen Anwalt oder so etwas. Severa wurde also verheiratet und Meridius zog zur Legion. Doch ihre Beziehung hatte Früchte getragen, Maximian. Severa hat das Kind ihrem Ehemann untergeschoben und Meridius wusste nichts von der Existenz seines Sohnes, bis er vor seiner Haustür stand. Als er alt genug war, hat Severa Maximian erzählt, wer sein wahrer Vater ist und ihr Ehemann hat es ebenfalls herausbekommen. Kurz nachdem Maximian in unserer Casa aufgetaucht ist, kam Severa nach, ihr Mann hatte sie rausgeschmissen und sie aus der Ehe entlassen. Severa wurde erst vor noch nicht allzu langer Zeit von einem Zweig der Iulia adoptiert, denn Meridius liebt sie noch immer. Ein Legatus der eine Peregrina heiratet ist natürlich unmöglich, doch er hat Einfluss genug, dass eine Familie für ihn die Schande so einer Adoption auf sich läd und seinen Plänen nichts mehr im Weg steht."


    Sie blickt Valeria an. "Ein uneheliches Kind, eine Peregrina, welche dieses Kind ihrem Ehemann unterschiebt, das Kind, das von seinem richtigen Vater adoptiert wird, die Peregrina, die dewegen aus der Ehe entlassen und schließlich in eine bürgerliche Familie aufgenommen wird, damit der Triumphator endlich die Mutter seines Sohnes heiraten kann... Wenn das den Ruf noch nicht ruiniert hat, Valeria, dann wird deine Geschichte auch nicht mehr dazu beitragen. Und Meridius sollte der letzte sein, der dir Vorwürfe macht."

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Und genauso war es, der Scriba schaute sie so an, als könne er nicht bis drei zählen.


    D-D-Der P-Princeps hat ges-s-sagt, ich s-soll etwas Geld mit-n-n-nehmen, weil er nicht wuss-sste, ob noch üb-...-erhaupt Geld oben ist. Hier ist es.


    Auffordernd hält er das Geld hin und strahlte sie glücklich an, weil er einmal einen Satz gesagt hatte, ohne zu stottern. :) Eine Antwort auf ihre Frage freilich hatte er so nicht gegeben. ;)


    Lucilla nimmt das Geld entgegen und lächelt den Scriba fröhlich an. "Ist ja auch egal, dann bleibt mehr auf der Wertkarte, nicht wahr? Brauchst du noch eine Quittung?"

    Ein letzter Wagen bahnt sich seinen Weg durch den Hafen. Kaum ist er vor dem Pier CCXXXVII zum Stehen gekommen, klettert Lucilla schon von ihm herab und eilt auf Avarus zu.


    "Salve Medicus!" Sie begrüßt ihn mit einer Umarmung und einem Küsschen, doch hat sie kaum Zeit für ihn, da sie ersteinmal das große Schiff begutachten muss. "Ich bin ja so aufgeregt. Ich habe kaum geschlafen heute Nacht. Ich hoffe nur, ich habe nichts vergessen." Sie seufzt leise. "Und Celeripes war noch nicht wieder von seiner Reise zurück. Nun habe ich Rufus wieder die Verantwortung für den Cursus Publicus übertragen, ich hoffe, er ist dieses mal etwas sorgfältiger. Nicht, dass ich, wenn ich zurück komme, den Cursus Publicus Italia auch nocheinmal neu aufbauen darf."


    Sie dreht sich zu Avarus hin und ein strahlendes Lächeln legt sich auf ihr Gesicht. "Egal, dann habe ich wenigstens noch etwas zu tun, wenn ich zurück komme." Sie streicht sich eine Haarsträhne zurück, welche sich aus dem lockeren Knoten gelöst hat. Ambrosius hat darauf verzichtet, ihre Frisur zu einem kunstvollen Gebilde zu stecken, oder besser, er hat es nicht für notwendig befunden. Denn sobald sie auf dem Meer wären würde der unablässige Wind eh alles durcheinander bringen und die Haare wären schnell mit einer salzigen Kruste überzogen. Außerdem wäre der einzige, für den sich der Anblick lohnen würde, eh nur Avarus, und der könnte sich ja schon einmal daran gewöhnen, wie seine Zukünftige ohne stundenlange Bearbeitung aussieht. :D Davon abgesehen hatte der arme Ambrosius eh keine Zeit für große Frisuraktionen, ist er doch den ganzen Morgen von Lucilla noch hin- und hergeschickt worden um dies und das zu erledigen.


    An der Reling des Schiffes ist auf einmal Bewegung auszumachen. Lucilla blickt dorthin und erkennt die zwei Tabellarii und einen der Scribae, welche sie begleiten würden. Sie winkt kurz hinüber. "Bin ich etwa die letzte? Wann legen wir ab? Hast du an das Opfer gedacht?"

    "Nein, ich werde es niemandem erzählen." antwortet Lucilla, noch ehe sie überhaupt alles Gehörte aufgenommen und verarbeitet hat.


    Dann sickert das Gesagte langsam in ihr Bewusstsein vor. Valeria ist nicht die Tochter von Preatorianus. Also also nicht ihre Nichte. Und damit auch nicht die Cousine von Maximian. Überhaupt keine Decima. Also auch keine Blutschande.


    "Aber, das verstehe ich nicht," setzt sie schließlich etwas verwirrt an. "Wieso ist es Meridius so wichtig, dass du eine Decima bist, wenn es gleichzeitig offiziell bedeutet, dass ihr Blutschande begangen habt? Es wäre doch alles viel einfacher, wenn du keine Decima wärst. Also, ich meine, wenn du nicht offiziell eine Decima wärst. Oder bist du offiziell... ich meine..." Lucilla schaut sie verwirrt an. "Nach außen hin sieht es doch nun so aus, als wärst du Praetorianus Tochter, oder nicht? Und wer gilt offiziell als der Vater des Kindes?"


    Egal wie es nun letztendlich aussieht, verwirrend bleibt es alle mal. Doch was würde es bedeuten, wenn Valeria keine Decima mehr wäre? Was wäre sie dann? "Deine Mutter, war sie eine Bürgerin oder eine Peregrina?"

    Lucilla nickt und streicht den Betrag sogleich von der Wertkarte ab. Dann verabschiedet sie sich mit einem freundlichen Lächeln von Macer. "Vale, Aedilis."


    Nachdem er das Officium verlassen hat, widmet sie sich wieder ihren Listen.

    "Ich danke dir, Paulus." Lucilla strahlt übers ganze Gesicht. Alles ist also vorbereitet, sie braucht nichts mehr zu tun als sich bis nach Ostia transportieren zu lassen, fast, als wäre sie selbst ein Frachtstück. Sie deutet auf die kleine Kiste. "Das ist alles, was noch mit muss. Du kannst Ambrosius beim Tragen helfen."


    Schon steigt Lucilla in die Sänfte ein. Mittlerweile ist sie beinahe geübt darin und sie denkt sich, wie schnell man sich doch an diesen Komfort gewöhnt. Natürlich hält sie es kaum ein paar Minuten aus, dann öffnet sie schon ihren Proviantkorb der voll mit Nerven-beruhigenden Trauben ist. :]

    Zitat

    Original von Tiberia Livia
    "Oh, das ist wunderschön. Ich danke euch. Es wird garantiert einen Platz in unserem neuen Lararium bekommen."


    Lucilla lächelt erfreut. Sie hat extra ein Bild ausgewählt, von dem sie genau weiß, dass es in Hungis Casa einen guten Platz finden würde. Denn während ihres längeren Aufenthalts in der Casa Vinicia war ihr damals aufgefallen, dass im Lararium die häuslichen Göttinen fehlten. Wahrscheinlich hatte sie Adria alle mitgenommen.


    "Es freut mich, dass es dir gefällt. Dann wollen wir euch auch nicht länger belagern, es warten anscheinend noch eine Menge Geschenke auf euch." Sie wirft einen kurzen Blick auf die Schlange. "Und wir resevieren uns mal schnell eine Kline, bevor die besten Plätze belegt sind."


    Sie grinst auch Hungi nochmal zu und sucht sich dann gemeinsam mit Avarus eine Kline aus.

    Natürlich ist dies nicht notwendig, wartet Lucilla doch gemeinsam mit Ambrosius schon seit geraumer Zeit im Atrium der Casa. Nicht, dass Paulus zu spät wäre, nein, Lucilla hat Ambrosius nur so gehetzt, dass sie viel zu früh fertig waren.


    Nun steht sie schnell auf um Ambrosius zur Tür zu schicken. Von den wenigen anwesenden Decima hat sie sich längst verabschiedet und auch sonst sollte alles geregelt sein. Hoffentlich. Ein wenig Angst hat sie schon vor der langen Reise, doch mit Avarus an ihrer Seite würde ihr schon nichts passieren, er hat für alles gesorgt.


    Lucilla nimmt ihren Reisemantel, es ist der, den sie im Winter von Avarus bekommen hatte, und legt ihn um die Schulter. Dann nimmt sie einen kleinen Korb mit Reiseproviant und sie tritt neben Ambrosius an die Tür, wo noch eine kleine Reisekiste wartet.


    "Salve Paulus."

    Zitat

    Original von Decima Valeria
    Valeria sah Lucilla an. Sie verstand das scheinbar nicht. Eine verzwickte Lage, doch statt heftig auf Lucilla einzureden, schwieg Valeria. Sie konnte es ihr schließlich nicht verübeln, dass ihre Tante dachte, Valeria verleugne ihre Familie. Und wie hätte sie auch das Gegenteil beweisen können? Schließlich war außer ihr selbst und ihrer Mutter nur die Amme dabeigewesen, als Valerias Mutter starb und kurz vorher offenbarte, dass sie Valeria nur unterschieben wollte. Sie sah Lucilla an und zwang sich zu einem Lächeln, sagte aber nichts weiter dazu.


    Lucilla bringt es fertig, gleichzeitig zu Lächeln und zu Seufzen. Die Erinnerung an die Spottrufe früherer Zeiten kommt ihr in den Sinn, wenn die anderen Kinder die Decima als Mitglieder einer Karnickelgens bezeichnet hatten. Dass die Decima nun schon in ihren eigenen Reihen für Nachwuchs sorgen wäre dem Ruf wohl weiter abträglich. Und dennoch, genau wie Lucilla würden auch Valeria und Maximian Decima bleiben.


    "Weiß es Meridius schon?" Welch unnötige Frage. "Natürlich weiß er es. Wenn ihr Unterstützung braucht, dann zöger nicht, mir zu schreiben. Er hört vielleicht nicht mehr auf mich, aber im Gegensatz zu vielen anderen habe ich kein Problem damit, offen mit ihm zu reden, ob es etwas nützt oder nicht."

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer nahm auch diese dankend entgegen und packte sie zu den Wertkarten. Jetzt kam er endlich dazu, die Post - immerhin der eigentliche Grund seines Besuches - wirklich abzugeben und kurz zu erläutern, was wohin verschickt werden soll.


    Lucilla nimmt den Stapel entgegen und stapelt ihn nach Zielprovinz auf ihrem Schreibtisch um. "Als Eilbriefe... ähm, Eiltafeln, oder mit normalem Versand?"

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer nimmt die Wertkarten dankend entgegen. "Ja, eine Quittung bräuchte ich dafür wohl."
    Nun gut, also einmal sehr aufwändige Formalitäten, dafür würde es dann in Zukunft schneller gehen.



    Da Lucilla dies fast schon geahnt hat, ist die Quittungsvorlage nicht weit und daher schnell auf dem Tisch. Sie füllt sie ebenso sorgfältig aus und reicht sie dann dem Senator.


    Quittung


    über
    230 Sesterzen
    für eine Wertkarte (250 Sz.)


    für die Academia Militaris


    PRIDIE KAL MAI DCCCLVI A.U.C.
    (30.4.2006/103 n.Chr.)


    Decima Lucilla, Praefectus Vehiculorum Italia


    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer dachte kurz nach. Eigentlich hatte sie völlig recht.


    "Ja, das ist wohl in der Tat die beste Idee. Ich nehme zwei Wertkarten, eine für mich und eine für die Academia.


    Und zwar beide zu je 230 Sz.", entschied er nach einem weiteren Blick auf die Preisliste. Dann holte er seinen Geldbeutel hervor und zählte die benötigten Münzen ab.


    Während er die Sesterzen heraus holt, sucht Lucilla die Vorlagen für die Wertkarten und füllt sie geflissentlich aus. Schließlich schiebt sie beide über den Schreibtisch.


    "Je eine Wertkarte im Wert von 250 Sesterzen für die Gens Purgitia und die Academia Militaris, das macht dann je 230 Sesterzen, ingesamt also 460." Sie nimmt das Geld entgegen. "Brauchst du über die Wertkarte für die Academia noch eine Quittung?"

    Zitat

    Original von Decima Valeria
    "Es bedeutet, dass wir uns lieben, Lucilla. Ich liebe ihn und er liebt mich. Zumindest glaube ich das, auch wenn er in letzter Zeit immer abweisender ist."


    Valeria sah Lucilla unverwandt an, zwang sich selbst regelrecht dazu, ihrem Blick standzuhalten.
    "Ich weiß, du wirst sagen, dass es nicht rechtens ist, dass wir Blutschande begangen haben und dafür die höchste Strafe der Götter zu erwarten haben, aber...Lucilla, bitte urteile nicht vorschnell über mich oder ihn. Ich bin keine Decima."


    Ein Seufzer entkommt Lucilla, als Valeria von ihrer Liebe spricht. Im Prinzip würde das für sie selbst als Erklärung schon ausreichen, denn was ist sie nicht selbst bereit, für die Liebe alles auf sich zu nehmen.


    "Ach, Valeria, das brauchst du mir nicht zu erzählen. Das Gesetz erlaubt die Beziehung zwischen Cousin und Cousine sogar, dazu hatten Meridius und Praetorianus nur den gleichen Vater und... wenn ihr euch liebt..." Sie lächelt schwach. "Es wird sicher schwer werden, das durchzustehen, aber," sie zuckt mit den Schultern. "Wenn es das wert ist, dann werdet ihr es schaffen. Dazu brauchst du nicht deine Famillie zu leugnen. Wir sind Decima, Valeria, ob es uns oder anderen gefällt oder nicht. Und darum sollten wir unseren Kopf durch alle Stürme hindurch immer hoch erhobenen Hauptes auf unseren Schultern tragen, selbst wenn die Stürme durch unsere eigene Familie losgetreten werden."


    Noch vor wenigen Monaten hätte Lucilla wohl kaum so gesprochen. Doch es ist so viel geschehen, dass Lucilla ihrer Nichte und ihrem Neffen hauptsächlich einfach nur starke Nerven wünscht.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    ...
    Dann kramte er etwas Geld heraus.


    F-F-Für einen Eilbrief-f-f... und et-et-etwas T-T-T-Trinkgeld, hat der Princeps gesagt.


    "Oh," Lucilla nimmt den Brief entgegen. "Der Senat hat doch bei uns eine Wertkarte." Sie überlegt, wer wohl gerade Princeps ist, der das wieder nicht weiß.


    "Soll ich dir jetzt eine Quittung dafür ausstellen? Oder nimmst du das Geld wieder mit und ich rechne es von der Wertkarte ab?" Sie blickt den Scriba fragend an, wahrscheinlich wäre er nun vollkommen überfordert.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus
    Ein Scriba des Senates kam zum Officium des Praefectus Vehiculorum und klopfte etwas schüchtern an...


    Am letzten Tag vor der Dienstreise geht alles noch einmal drunter und drüber. Lucilla schickt die Scribae durch die Gegend und erledigt letzte Tätigkeiten. Die Monatsübersicht muss noch abgeschlossen werden, kann jedoch solange nicht abgeschlossen werden, bis der Monat tatsächlich rum ist. Am liebsten würde sie einfach schon mal das Officium dicht machen, doch das ist natürlich nicht möglich.


    "Ja, bitte." sagt sie daher nur als es Klopft, ohne aufzublicken, und eine Spur weniger freundlich, als sonst, was jedoch fast nicht zu bemerken ist, da sie sonst immer extrem freundlich ist.

    Schon am Morgen, als ihr die kleine Fortuna-Statue auf dem Nachttisch umgekippt ist, hätte Lucilla wissen müssen, dass sie sich am besten wieder im Bett umdrehen und den Tag einfach hätte ignorieren sollen. Aber sie hatte ja unbedingt das Zeichen der Göttin ignorieren, es bei einem kleinen Opfer am Lararium belassen und zur Arbeit gehen müssen.


    Einige Zeit schaut Lucilla ihre Nichte nur wie versteinert an. Zuerst versucht sie sich damit zu beruhigen, dass es ganz sicher nicht Meridius Sohn ist. Viele junge Männer heißen Maximian. Doch es gibt keinen anderen Maximian, über den Valeria und Lucilla sprechen würden. Lucilla weiß dies und sie weiß, dass Valeria es ebenfalls weiß.


    Sie mustert Valerias Gesicht, sucht nach einer Spur des Schalkes in ihren Augen, wartet darauf, dass sie zu Grinsen beginnt und ihren Scherz gesteht. Doch je länger sie sie ansieht, desto deutlicher wird der Ernst des Gesagten. Sie haben Blutschande begangen, fährt es ihr als nächstes durch den Sinn, doch merkwürdiger Weise bleibt sie ganz ruhig dabei. Rechtlich gesehen ist es sogar erlaubt, aber dennnoch ist es unfassbar. Ihr kleiner, unschuldiger Neffe Maximian. Nur, dass er so klein und unschuldig nicht mehr ist. Unschuldig zumindest seit einigen Monaten nicht mehr.


    "Aber er ist dein Cousin, Valeria. Weißt du denn nicht... wisst ihr denn nicht, was das bedeutet?"