Beiträge von Decima Lucilla

    Zitat

    Original von Lucius Didius Crassus
    "Ich denke, ich hätte es gerne als Eilbrief versandt. Das wären dann 20 Sz. oder nicht ?"


    Lucilla nickt lächelnd. "Ganz genau, ein Eilbrief macht zwanzig Sesterzen." Sie nimmt die Sesterzen entgegen und legt den Brief auf den Eilstapel nach Germania.


    "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

    Lucilla hält sich dicht bei Avarus. Rom bei Nacht ist ihr noch nie geheuer gewesen - bis auf das eine mal, als sie mit Hungi unterwegs war - und sie kann sich was die Stadt nach Sonnenuntergang betrifft nur zu gut an Großtante Drusillas Warnungen erinnern.


    Vom Forum Romanum aus ist es jedoch zum Glück nicht mehr allzu weit bis zur Casa Decima. Doch obwohl Lucilla nichts lieber tun würde, als in die beruhigende Sicherheit einer Casa zu flüchten, wird ihr ganz flau im Bauch, wenn sie an die Casa Decima denkt und daran, was dort auf sie wartet.


    Kurz vor der Casa bleibt Lucilla noch einmal stehen. "Lass mich erst kurz mit ihm alleine reden, ja? Als ich das Haus verlassen habe war ich sehr aufgelöst und ich möchte, dass er weiß, was ich weiß."

    Lucilla schießt der Gedanke durch den Kopf, dass es anscheinend die größte Angst des Augustus ist, dass man ihm zu wenig Respekt zollen könnte. Sie verwirft diesen Gedanken jedoch schnell wieder und blickt Avarus voller Kummer an. Es ist nicht lange her, da fürchtete sie um seinen Kopf, den ein wütender Mob vor dem Palast forderte. Und heute, kaum Stunden her, war ihr Leben, ihre gesamte Zukunft mit ihm vor ihren Augen zerbrochen.


    Lucilla tritt einen Schritt auf Avarus zu, hält kurz inne, überwindet dann jedoch die letzte Distanz zwischen ihnen. Sie legt ihre Arme um ihn, ihren Kopf an seine Schulter und zieht tief seinen Geruch durch die Nase. "Halte dich einfach nur ein wenig zurück." flüstert sie und will den Augenblick nicht vergehen lassen.


    Doch kein Augenblick währt ewig. "Lass uns gehen." Ein kurzer Schauer jagt Lucilla über den Rücken. Die Dunkelheit ist bereits heraufgezogen und sie möchte ungern noch länger an diesem Ort verweilen, vor allem da auch Avarus ohne seine Liktoren unterwegs ist.

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Callidus lächelte die junge Frau an.


    > Aha, na dann scheint es wohl, als bräuchte ich eine Quittung. Allerdings werde ich das in der Curia anregen, denn so arm sind wir noch nicht, dass es die Kassen Italias in den Ruin stürzen würde, wenn wir eine Wertkarte erwerben. Welche Größenordnungen gäbe es da? <


    "Für Institutionen, was die Curia Italica ja ist, gibt es Wertkarten im Wert von 50, 100, 250 und 500 Sesterzen, wobei zu beachten ist, dass eine 100er Karte nur 95 Sesterzen, eine 250er nur 230 und eine 500er nur 450 Sesterzen kostet." Sie nimmt ein Pergament zur Hand und reicht es ihm. "Hier auf der Preisübersicht ist das alles nochmals aufgelistet. Angerechnet werden können dann alle Briefe, welche durch die Curie gesiegelt sind."


    Anschließend holt Lucilla eine Quittungsvorlage hervor und füllt sie aus.


    Quittung


    über
    20 Sesterzen
    für einen Eilbrief


    von Marcus Aelius Callidus (ITA) nach HIS


    ANTE DIEM VI KAL APR DCCCLVI A.U.C. (27.3.2006/103 n.Chr.)


    Decima Lucilla, Praefectus Vehiculorum Italia.


    Zitat

    Original von Lucius Didius Crassus
    Von der Casa Didia kommend, klopfte ich an das Officium der Poststelle.


    Lucilla kommt kaum noch nach mit den Einträgen in die Versandliste. Es scheint, als hätte irgendjemand in Rom herumerzählt, dass man heute Briefe zum halben Preis schicken könnte, so groß ist der Andrang.


    "Ja, bitte!" Sie blickt lächelnd zur Tür.

    "Dem Cursus Publicus ist es ganz egal, wo das Geld herkommt." erklärt Lucilla lächelnd. "Wir bieten jedoch die Möglichkeit der Wertkarten an. Wenn Interesse besteht, dann kann die Curie so eine Wertkarte erwerben. Die Sesterzen werden dann im Voraus bezahlt und wird ein Brief im Auftrag der Curie verschickt, dann wird der Betrag von der Wertkarte abgestrichen. Derjenige, der den Brief abgibt, muss also nicht selbst in Vorlage treten. Wenn die Curie dies nicht tun möchte, dann kann ich dir nur anbieten für offizielle Schreiben eine Quittung auszustellen, so dass du nachweisen kannst, dass du in Vorlage getreten bist." Sie schaut ihn fragend an. "Brauchst du eine Quittung für den Eilbrief?"

    Zitat

    Original von Marcus Aelius Callidus
    Callidus trat an diesem wunderschönen Morgen gutgelaunt in das officium ein, das sich unweit seines eigenen befand, weshalb er dieses Mal darauf verzichtet hatte, einen nuntius zu schicken.


    > Salve, Decima Lucilla! Ich habe einen Brief aufzugeben, er soll nach Hispania. Bitte rechne es als Eilbrief ab. <


    Er legte der jungen Frau den Brief auf den Tisch und suchte kurz die Sesterzen zusammen.


    "Salve," lächelt Lucilla und nimmt den Brief entgegen. "Das macht dann zwanzig Sesterzen." Noch ehe sie ausgesprochen hat, liegen die Sesterzen schon vor ihr. Sie zählt kurz nach und schaut dann lächelnd wieder auf. "Stimmt genau. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

    "Vale Medicus." murmelt Lucilla und schaut ihm seufzend nach. Vielleicht hat die in Rom aufkommende Eile mit dem Frühling zu tun... Sie streicht die Sesterzen ein und packt den Brief auf den Stapel nach Germania.

    "Warum bist du nicht einfach direkt zum Augustus? Warum musstest du es im Senat..." Lucilla verstummt und blickt zu Boden. Nein, sie wäre auch nicht zum Kaiser. Sie war einmal beim Kaiser und sie kann jeden verstehen, der diese Möglichkeit nur irgendwie umgeht, wenn es denn geht. Sie zuckt ratlos mit den Schultern. Was geschehen ist, ist geschehen und lässt sich nicht mehr rückgängig machen.


    Sie nickt langsam. "Wenn es denn sein muss..." In ihrem Bauch breitet sich ein flaues Gefühl aus und alles in ihr sträubt sich dagegen, auch nur einen einzigen Schritt in Richtung Casa Decima zu tun. Sorge und Angst überkommen sie und sie ist keineswegs sicher, dass dies der richtige Weg ist. "Aber ich werde mitkommen und... ich werde euch nicht alleine lassen." Es klingt mehr wie eine Frage, denn wie eine Feststellung. Noch nie in ihrem Leben war sich Lucilla so unsicher bei einer Entscheidung.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Ein Bote betrat das Officium und legte fünf Schreiben auf den Tisch.


    "Salve! Eilpost nach Germanien.
    Im Auftrag des Legatus Augusti Pro Praetore Decimus Meridius."


    Und verschwand dann auch wieder.


    Lucilla blickt dem Boten verdutzt hinterher. "Salve! Und auch dir noch einen schönen Tag, Vale bene und Grüße an den Legaten."

    Sie nimmt die Briefe an sich und murrt leise vor sich hin. "Anscheinend färbt dieses Verhalten ab und je höher Meridius aufsteigt, desto wichtiger nehmen sich auch noch seine Boten. Was ist das denn?" Sie schaut den Brief an und schüttelt den Kopf. Nun kann sie auch noch ihrem Bruder hinterherlaufen. "Decima Lucilla, Praefectus Vehiculorum im Auftrag des Legatus Augusti Pro Praetore Decimus Meridius." äfft sie den Boten nach und kramt die Familienwertkarte der Decima raus, um den Betrag abzustreichen. Er hat Glück, dass er ihr Bruder ist, alle anderen Schreiben würden auf diese Weise im Papierkorb landen.

    Auch Lucilla seufzt. Ein Kampf bleibt dennoch ein Kampf mit Sieg oder Niederlage. Und sie selbst weiß nicht, was für wen dabei schlimmer ist, was sie sich selbst für wen wünscht, wenn überhaupt. Und doch, so fürchtet sie, wird es keine andere Lösung geben. Denn wie weit auch immer die Wege der Decima und der Germanica auseinander gehen würden, sie selbst würde immer dazwischen stehen und irgendwann daran zerbrechen.


    Alles in ihr sehnt sich danach, ihren Kopf einfach an Avarus Schulter zu legen, doch sie blickt nur zu ihm auf, ernst und mit einer Spur Traurigkeit. "Bitte sag mir, dass es nicht wahr ist. Sag mir, dass du nicht die Ehre der Decima in Zweifel gezogen hast." Sie senkt ihren Blick und ihre Stimme weicht einem Flüstern. "Ich bin doch auch eine Decima."


    Erneut kommen Zweifel in ihr auf. Meridius Worte im Triclinium waren zu hart gewesen, als dass sie nicht wahr sein können. Andererseits hat auch Avarus Recht, wenn er sagt, im Senat wird dreckige Politik gemacht. Lucilla hat das Gefühl, dass sie sich immer wieder im Kreis dreht.

    Sie steht da und lässt sich noch seine Worte durch den Kopf gehen, als Avarus sich abwendet und geht. Unschlüssig blickt sie ihm hinterher und auf einmal wird ihr dann auch die Bedeutung seiner Worte bewusst. 8o


    Hastig eilt Lucilla hinter ihm her. "Tu das nicht. Warum könnt ihr euch nicht einfach ignorieren, wenn ihr euch nicht leiden könnt? Bitte, ich will nicht... wenn einer von euch... ich könnte nicht..." Allein die Vorstellung, einen von beiden zu verlieren, lässt in Lucilla wieder einen Wirbelsturm aus Gefühlen ausbrechen. Auf einmal wird ihr klar, dass ganz egal wer was gesagt hat, ihre Gefühle sich in keiner Weise geändert haben. Sie würde ihren Bruder immer als Bruder lieben, und sie liebt Avarus noch immer als Mann. Nicht, dass dies etwas an ihrer Unsicherheit ändern würde, doch sie ist fest entschlossen, die beiden nicht aufeinander los zu lassen.


    Sie holt Avarus ein und legt ihre Hand auf seine Schulter. "Ich will nicht, dass ihr um mich kämpft. Das ist es nicht wert. Im Kampf gibt es immer nur einen Sieger und einen Verlierer. Egal wie es ausgehen würde, es würde nie zu Ende sein."

    Lucilla schüttelt den Kopf. "Ich werde nicht dein Schicksal sein, Medicus." Wie falsch sie mit diesen Worten liegt, ist Lucilla in diesem Augenblick nicht bewusst, denn sie ist es doch längst.


    "Wenn es dir ernst ist mit deiner Liebe, dann geh nach Hause. Ich werde nicht für und nicht wider dich sprechen, ebenso wenig, wie ich für oder wider meine Familie sprechen werde. Ich brauche... ich brauche irgendjemanden, der mit dieser ganzen Sache nichts zu tun hat, denn ich weiß nicht mehr, was ich glauben und was ich denken soll." Sie seufzt und ist einen Moment versucht, seine Hand zu greifen. Doch sie blickt nur ebenfalls wieder zu Boden. "Und ich brauche Zeit."


    Zeit, welch verfluchte Komponente in ihrem gesamten Leben.

    Auch Lucilla schweigt eine ganze Weile. Sie kennt ihren Bruder schon ihr Leben lang. Natürlich übertreibt er manchmal und je mehr Kommandogewalt er auf sich vereinigt, desto mehr steigt sie ihm manchesmal zu Kopf. Doch er würde das Gesagte nicht einfach unbedacht in den Raum werfen. Lucilla hasst das Militär, doch noch viel mehr hasst sie in diesem Moment die Politik. Die Politik, welche ihr Leben zerstört, ohne dass sie auch nur daran beteiligt ist, ohne dass sie das Geringste dagegen tun könnte.


    Ein Spruch kommt Lucilla in den Sinn, welcher genau das aussagt, was sie im Augenblick fühlt: Die Vergangenheit prägt uns, die Gegenwart verwirrt uns und die Zukunft ängstigt uns. Nur, dass Lucilla gegenwärtig mehr als verwirrt ist und dass sie mehr als Angst vor der Zukunft hat, dass sie nichteinmal irgend eine Zukunft mehr sieht.


    "Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll." sagt sie leise. "Ich weiß nichteinmal mehr, was ich fühlen soll. Ich stehe zwischen allem, mitten im nirgendwo. Meine Familie war immer das wichtigste für mich. Sie gab mir Halt und Geborgenheit, egal, was auch passiert ist. Und nun..." Sie schüttelt traurig den Kopf. "Und du stehst auf der anderen Seite. Ich habe mich in Tarraco schon für meine Liebe rechtfertigen müssen. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Und ich weiß auch nicht mehr, wo ich selbst stehe."

    Lucilla senkt ihren Blick und folgt ihm langsam. "Ich bin hier, weil ich es nicht zulassen werde, dass ihr euch gegenseitig umbringt. Ich liebe meinen Bruder und...und ich lieb dich." Mehr als alles andere, wie sie festellen muss.


    "Wieso könnt ihr nicht einfach damit aufhören? Merkt ihr denn nicht, dass ihr mich..." Sie schüttelt den Kopf und wischt sich die Träne von der Wange. Sie weiß überhaupt nicht mehr, was sie glauben soll, weiß nicht mehr, wo ihr Kopf steht. "Was hast du nur getan? Und wieso?"

    Lucilla blickt zu ihm, doch er schaut nicht auf. "Wieso...?" Sie wendet den Blick ebenfalls wieder auf das Wasser hinab. Wie ein Blatt kommt sie sich vor, wie ein Blatt, das auf dem Wasser hin- und hertanzt, von der leichten Strömung hinfortgerissen wird, ohne etwas dagegen unternehmen zu können.


    "Es ist also wahr? Ich bin ein Decima, Avarus. Aber... ich dachte..." Lucilla kann nicht verhindern, dass ihr eine kleine Träne über die Wange läuft. Nach der Wut bleibt nur noch tiefe Entäuschung zurück. "Ich dachte du liebst mich..."

    Mit eiligen Schritten durchquert Lucilla die Stadt. Von der Casa Decima bis Alta Semita hat sie viel Zeit zum Nachdenken. Alta Semita, am Rand Roms, welch ein ungünstiger Ort, um irgendwen zu treffen. Und noch ungünstiger, um ihn zu treffen. Sie zieht ihren Mantel enger um sich und legt sich die Worte zurecht, welche sie ihm entgegenschleudern wird, wie Iuppiter seine Blitze auf die Erde schleudert. Die Leere in ihrem Herzen ist einer tiefen Wut gewichen.


    Als sie ihn dann an dem Bach stehen sieht, bricht es ihr beinahe das Herz. Sie kann nicht glauben, dass sie sich so sehr in ihm getäuscht hat. Sie tritt an seine Seite und blickt ebenfalls auf das Wasser hinab.


    "Er wird nicht kommen." Alle Worte, welche sie sich zurechtgelegt hat, verpuffen mit einem Mal im Nichts. Nichts fällt ihr mehr ein, was noch zu sagen wäre. Und wieder wünscht sie sich, alles zu vergessen. Aufzuwachen, aus einem bösen Traum.

    Mit dem Pergament in der Hand betritt Lucilla ihr Cubiculum. Sie schließt die Tür hinter sich, lehnt sich dagegen und betrachtet das Schriftstück. Ihr Herz zieht sich zusammen, als sie Avarus Namen liest. Er würde seine Decima bekommen, allerdings nicht die, die er erwartet. Lucilla hat genug von diesen Spielen, sie hat genug vom ewigen sich Beweisen-Müssen der Männer. Es würde ein Ende finden an diesem Abend und sie würde selbst dafür sorgen.


    Sie geht zu dem Tisch und hält das Pergament über eine der brennenden Öllampen bis es bis auf eine kleine Ecke verbrannt ist. Dann pustet sie die Flamme aus und wendet sich ihrem Kleiderschrank zu. Es ist nicht ungefährlich am späten Abend druch Rom zu gehen, mit oder ohne Waffe. Doch Lucilla hat nichts mehr zu verlieren, so glaubt sie zumindest, denn sie hat an diesem Abend bereits alles verloren, was ihr wichtig war.

    Aus dem Triclinium kommend eilt Lucilla in ihr Cubiculum, als sie das laute Pochen von der Tür her vernimmt. Sie will es erst ignorieren, denkt dann jedoch daran, dass sie Avarus eingeladen hatte. Würde er es tatsächlich noch wagen, zu kommen?


    Sie wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und geht zur Tür. Doch als sie öffnet, steht niemand mehr davor. Wahrscheinlich ist es besser so. Sie will die Tür gerade schließen, da entdeckt sie den Zettel an der Tür. Sie nimmt ihn ab und liest ihn.


    "Pah!" Lucilla faltet den Zettel zusammen und versteckt ihn in ihrer Hand. Dann geht sie auf ihr Cubiculum.


    Lucilla kichert. "Da hast du deine Frage schon selbst beantwortet, du bist nur eine Nebensächlichkeit. Lass mich mal überlegen, vielleicht könnte der nächste Wetteinsatz ja mit dir zu tun haben. Wenn du wieder gewinnst, dann werde ich dich zur Hauptsache erheben."


    Sie grinst zu ihm hinüber. "Das sollten wir dann aber nicht im Zusammenhang mit den Löwen machen, sonst wird das nie etwas."