Auch Lucilla schweigt eine ganze Weile. Sie kennt ihren Bruder schon ihr Leben lang. Natürlich übertreibt er manchmal und je mehr Kommandogewalt er auf sich vereinigt, desto mehr steigt sie ihm manchesmal zu Kopf. Doch er würde das Gesagte nicht einfach unbedacht in den Raum werfen. Lucilla hasst das Militär, doch noch viel mehr hasst sie in diesem Moment die Politik. Die Politik, welche ihr Leben zerstört, ohne dass sie auch nur daran beteiligt ist, ohne dass sie das Geringste dagegen tun könnte.
Ein Spruch kommt Lucilla in den Sinn, welcher genau das aussagt, was sie im Augenblick fühlt: Die Vergangenheit prägt uns, die Gegenwart verwirrt uns und die Zukunft ängstigt uns. Nur, dass Lucilla gegenwärtig mehr als verwirrt ist und dass sie mehr als Angst vor der Zukunft hat, dass sie nichteinmal irgend eine Zukunft mehr sieht.
"Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll." sagt sie leise. "Ich weiß nichteinmal mehr, was ich fühlen soll. Ich stehe zwischen allem, mitten im nirgendwo. Meine Familie war immer das wichtigste für mich. Sie gab mir Halt und Geborgenheit, egal, was auch passiert ist. Und nun..." Sie schüttelt traurig den Kopf. "Und du stehst auf der anderen Seite. Ich habe mich in Tarraco schon für meine Liebe rechtfertigen müssen. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Und ich weiß auch nicht mehr, wo ich selbst stehe."