Beiträge von Decima Lucilla

    Tarraco wäre unmöglich. Dort war Avarus zum ersten Mal in ihr Leben getreten, in ihr Officium und in ihr Herz. Germania fällt ebenso weg. Wie könnte sie in Germania leben ohne an ihn denken zu müssen? Wieso hat er das nur getan? Sie wäre mit ihm bis hinter den Limes gezogen, wenn es hätte sein müssen, wieso kann er da nicht einfach ihre Familie ignorieren. Lucilla weiß, dass es nie leicht wäre, eine Decima zu heiraten, doch wieso hätten sie nicht einfach heiraten und alle Familien vergessen können? Germanica, Decima, einfach vergessen, und nur Medicus und Lucilla sein.


    Vergessen, dies ist es, was Lucilla sich am meisten wünscht. Ihre Familie vergessen, Avarus vergessen, die Liebe vergessen, die in ihrem Herzen nicht weiß, wo sie hin soll. Rom vergessen, Tarraco vergessen, Germania vergessen, ihr Leben vergessen, im Vergessen versinken, bis selbst das Vergessen vergessen ist.


    Sie drückt Meridius von sich und schüttelt traurig den Kopf. Auf einmal fühlt sie sich unendlich müde. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als sich irgendwo zu verkriechen, eine Decke über den Kopf zu ziehen und so lange auszuharren, bis sie alles vergessen hat.


    "Lasst euch nicht vom Essen abhalten. Ich habe keinen Hunger mehr." Sie dreht sich weg und verlässt das Triclinium.

    Lucilla hällt inne und schnieft. "Als wäre es nicht das, was du wolltest. Was ihr alle wolltet..." Nur wieso müssen sie alle Recht behalten? Wie konnte sie nur so naiv sein? Wie konnte sie sich so sehr in einem Menschen täuschen? Sie weiß es nicht, sie weiß überhaupt nichts mehr. In ihrem Kopf breitet sich eine gewaltige Dunkelheit aus, die jegliches Nachdenken unterbindet.


    "Ich werde Rom verlassen..." Ihre Stimme versagt, noch bevor sie weiß, wie es weitergehen soll. Doch Rom würde ihr unmöglich sein. Alles würde sie nur an Avarus erinnern. Die Arbeit, das Amphitheater, die Märkte, jede Sänfte, jeder Liktor. Alles würde ihr unerträglich sein, alles würde ihr Herz nur wieder und wieder zerbrechen lassen.

    Lucilla schüttelt ungläubig den Kopf und schluchzt weiter. Sie hatte geglaubt endlich den Mann gefunden zu haben, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde. Was kümmert sie schon die Nota Censoria, was kümmert sie der politische Zwist zwischen Germanica und Decima, wenn er sie nur liebt? Doch wie kann er sie lieben, wenn er sie gleichzeitig hasst für das, was sie ist, für das, was sie immer sein würde? Wie kann er gegen ihre Familie gehen, die Familie, von der sie doch auch ein Teil ist?


    Zwischen zwei Schluchzern wird ihr klar, dass ihre ganze Welt damit zusammen gestürzt ist. Avarus, Rom, ihre eigene Familie, Kinder, die Zukunft - mit einem mal tut sich ein gewaltiges Loch auf, in dem alles verschwindet. Und Lucilla wünscht sich, ebenfalls darin verschwinden zu können. Aus ihrem Schluchzen wird ein ersticktes Keuchen, als ihr bewusst wird, dass sie an Großtante Drussillas Worte über den Tod denkt. Bevor sie am Alter sterben würde, hatte ihr Drusilla gesagt, würde sie ein letztes Mal durch Rom ziehen, ein letztes Mal die süßen Trauben des Lebens genießen, in der Menge schwimmen und hinauf aufs Kapitol gehen. Sie würde den Göttern opfern und einmal in ihrem Leben frei von jeglichen Zwängen handeln. Natürlich war Großtante Drusilla schon immer ein wenig exzentrisch gewesen, doch im Grunde hatte sie Recht. Es wäre die einzige Entscheidung frei von jeglichen Zwängen.


    Lucilla wischt sich die Tränen vom Gesicht und steht zitternd auf. Ihr Blick ist auf den Boden gesenkt, sie könnte keinem ihrer Bürder in die Augen schauen. "Entschuldigt mich, bitte." Ihre Stimme ist kaum zu hören, und sie wendet sich ohne ein weiteres Wort ab.



    /edit: zwei Anläufe für die Entfernung eines Umbruchs...

    Mit jedem Wort, das aus Meridius Mund kommt, weicht etwas mehr Farbe aus Lucillas Gesicht. Seine Worte brechen über sie herein, wie die Asche des Vesuv einst über Pompeji hereingeborchen ist. Und genauso hilflos, wie die dortigen Bewohner blickt sie ihn einfach nur an. Mit jedem Wort scheint sie ein Stück weiter in ihrem Sessel zu versinken, bis sie schließlich wie ein kleines Häufchen Elend darin sitzt.


    "Das ist nicht wahr..." flüstert sie tonlos, weiß jedoch im gleichen Augenblick, dass eben dies nicht wahr ist. Auch wenn es zwischen Meridius und Avarus Differenzen gibt, Meridius würde sie nie in solch einer Weise anlügen. Lucilla presst die Lippen aufeinander und fängt unmerklich an zu zittern. Von einem Augenblick auf den anderen, weiß sie nicht mehr ein noch aus, von einem Augenblick auf den anderen bricht das gesamte Bild ihrer Zukunft zusammen, welches sie in den letzten Wochen aufgebaut hat.


    "Aber ich bin doch auch eine Decima." Ein Träne kullert Lucillas Wange hinab und bleibt an ihrem Kinn hängen. Sie wischt sie mit einer unbedachten Handbewegung fort, doch da kullert schon die nächste Träne hinab. Ihr ist kalt und es kommt ihr vor, als würde ihr jemand die Kehle zudrücken. Wie konnte er das nur tun? "Ich werde die Verlobung lösen..." Sie hebt die Hände vors Gesicht, um ihr Schluchzen zu verbergen.

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Ah gut... die Wette gilt." :]


    In der Arena streckt Toxis sein Schwert zum Zeichen des Sieges in die Höhe und die Menge im Amphitheater tobt.


    Lucilla zuckt lächelnd mit den Schultern. "Ich fürchte, ich habe verloren." Es klingt nicht im geringsten bedauernd. "Mal sehen, welchen Abend ich in meinem Terminkalender noch für dich freichmachen kann." Grinsend schiebt sie sich ein Stück Huhn in den Mund und kaut genüsslich darauf herum. "Aber falls es noch eine Löwung gibt, dann setze ich schon einmal vorsorglich auf die Löwen."

    Lucilla kneift die Augen zusammen und blickt zwischen ihren Brüdern hin und her. Irgendetwas geht in diesem Raum vor, doch sie ist sich nicht sicher, was es ist. Ob Meridius von Tarraco erzählt hat?


    "Dass er was wagt? Was soll das, Meridius? Hast du mir nicht gesagt, dass du Wert darauf legst, mit ihm zu sprechen? Warum könnt ihr nicht endlich von eurem hohen Ross herunter kommen? Alle beide! Wieso kannst du nicht mein Bruder sein und er mein Mann?" Sie blickt Meridius verzweifelt an.

    Die gute Laune verfliegt innerhalb eines Wimpernschlages. Wieder kommt Lucilla die Szene in Tarraco in den Sinn.


    "Warum fragst du, wenn du es nicht hören willst, Meridius? Es sollte dir doch klar sein, dass ich meine Zeit mit ihm verbringe." Nachdem ihr Bruder schon wieder in so einer seltsamen Laune ist, bereut Lucilla, dass sie Avarus am Vortag noch zum Essen eingeladen hat. Doch nun ist es zu spät, noch etwas daran zu ändern und sie hofft nur, dass nicht wieder alles eskaliert.


    "Ich habe ihn übrigens zum Essen eingeladen, so wie ich es dir vorgeschlagen habe. Damit ihr euch endlich kennen lernen könnt, so wie du es möchtest. Er müsste jeden Moment eintreffen" Sie seufzt. "Allerdings wird es mit dem Essen noch etwas dauern, ich habe die Köchin angewiesen Stockfisch mit schwarzen Oliven auf säuerlichem Lauch zu bereiten, aber sie scheint ihre Probleme damit zu haben. Ich hoffe nur, sie lässt die übrigen Sachen darüber nicht kalt werden."

    Mit einem glücklichen Lächeln lehnt sich Lucilla zurück. "Wir waren bei den Ludi. Es war herrlich. Wir hatten eine hervorragende Sicht und ich hatte noch nie so viel Platz um mich herum bei Spielen. Auch wenn ich Avarus Amt sonst eher als unangenehm empfinde, bei den Spielen hat es durchaus Vorteile, einen Consul dabei zu haben."


    Sie grinst in sich hinein und blickt dann wieder zu Meridius. "Ah ja, die Kämpfe waren auch recht gut. Die Gladiatorenschule 'Gloria et Honor' ist aus Hispania gekommen, da gibt es ja immer etwas zu sehen."

    Nach einem aufregenden und entspannenden Tag im flavischen Amphitheater hat sich Lucilla ein wenig frisch gemacht und erscheint nun ebenfalls im Triclinium. Die Gelegenheit die Anwesenheit ihres Bruder und ihres Cousins zu genießen muss immerhin genutzt werden, wer weiß schon, wie lange sie sie danach wieder nicht sehen würde. Die Reise nach Germania ist in ihrem Kopf zwar schon fest eingeplant, doch am Ende wäre genau dann einer der beiden auf einem Feldzug oder schlimmer noch, die Reise müsste gänzlich abgesagt werden, falls die Germanen erneut über den Limes hinüber ins römische Imperium drängen.


    Als sie eintritt legt sich ein Lächeln über ihr Gesicht. Sogar Maior ist da, den sie, trotz des gemeinsamen Wohnsitzes in Rom auch nur selten zu Gesicht bekommt. Wie alle Decima scheint auch er mehr in seinem Officium zu wohnen, als zuhause.


    "Salve Bruderherz und salve Bruderherz." Sie setzt sich schelmisch grinsend zu den beiden an den Tisch und überlässt es jedem von ihnen selbst zu entscheiden, welcher von ihnen an erster Stelle begrüßt wird.


    "Wo ist Livianus? Er kommt doch, oder?" Sie blickt Meridius fragend an. Livianus scheint es gar nicht abwarten zu können, endlich nach Germania zu ziehen und Lucilla hat ein wenig die Befürchtung, dass er ebenso heimlich und leise ohne einen Abschied verschwinden könnte, wie Meridius das manchmal tut.

    Ganz Rom scheint mit dem beginnenden Frühling auf einmal Briefe versenden zu wollen und der Morgen nimmt und nimmt kein Ende. Je länger die Versandliste wird, desto ferner scheint Lucilla der Feierabend und sie ist schon am überlegen, ob sie die Nachmittagsschicht nicht einen Scriba aufdrückt, ihr Officium abschließt und sich dann endlich an die Schriftstücke macht, die mal wieder liegen bleiben. Doch jedes mal, wenn sie das versucht hat, steht alle paar Minuten der Scriba vor der Tür und hat eine Frage, braucht eine Unterschrift oder weiß nicht mehr weiter. Also bleibt es letztendlich doch wieder an ihr hängen.


    Mit einem Seufzen beendet sie eine Linie auf dem Pergament vor sich, als sie eine vertraute Stimme hört. Sofort hebt sich ihre Laune merklich und sie blickt mit einem ehrlichen Lächeln auf. "Avarus! Salve!" Sie schaut ihn einen Moment einfach nur an, dann fällt ihr wieder ein, was ihre Aufgabe ist. "Ein Brief für 5 Sesterzen nach Germania. Das macht dann fünf Sesterzen." :D

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    Medicus schlunzte zu Lucilla herüber und überlegte, was sie so nach dachte.


    Schelmisch lächelnd bemerkt Lucilla, wie Avarus ihr galant die Hintertür offen lässt um auf Toxis zu wetten. Doch das wäre nur eine halbe Wette und von halben Sachen hält Lucilla überhaupt nichts. Ganz oder gar nicht.


    "Ich halte dagegen auf... äh... den anderen, dass er gewinnt und seinen Gegner am Leben lässt." Natürlich ist dieser Ausgang recht unwahrscheinlich, doch risikoreiche Wetten sind einfach am spannendsten und egal wer verlieren würde, Lucilla kann bei dem Wetteinsatz eh nur gewinnen.


    Sie blickt zu Avarus hin und als ihr Blick den seinen trifft legt sich ein glückliches Lächeln auf ihr Gesicht. Einen Augenblick vergisst sie die Menschen um sich herum und ist einfach nur glücklich darüber, dass der Tag so ist, wie er ist. Dann schlägt sie die Augen nieder und greift erneut zu einer Traube.



    Sim-Off:

    @Meridius: Logen, dü gübts hür nüch. Nur eine, aber da sitzen wir nicht. ;)

    Lucilla kneift ein wenig die Augen zusammen und schaut konzentriert auf den Kampf. "Wer ist der Gegner von Toxis? Kennst du ihn? Na eh egal, Toxis wird sowieso gewinnen. Hab ich dir schon einmal erzählt, dass ich ihn schon persönlich getroffen habe? Das war damals bei der Eröffnung der Gladiatorenschule. Da war er noch recht unbekannt und stand noch im Schatten von Spartcus." Sie winkt ab. "Sicher habe ich dir das schon erzählt." Sie wird erneut etwas rot, als sie an ihren damaligen unfreiwilligen Ausflug ins schuleigene Lupanar denkt.


    "Von Horatius Callidus hört man auch nur noch recht wenig." Ihr Blick wird nachdenklich. Sie hat gehört, dass er ebenfalls, wie Spartacus, nach Achaia gereist ist. Ob und wie ihre Abmachung bezüglich der Sklaven mit Toxis weiterläuft, weiß sie nicht.


    Doch sie schiebt die Gedanken beiseite und blickt lächelnd zu Avarus. "Möchtest du wetten? Ich lasse dir sogar die Möglichkeit, auf Toxis zu setzen. Und ich würde sagen, wir fangen mit kleinen Einsätzen an. Wie wäre es mit einem Abendessen in der Taverna Apicia?"

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus
    "Hach ein herrliches Plätzchen. Meinst du nicht auch Lucilla Schatz?"
    Das Spektakel hatte bereits begonnen, die Kämpfer wühlten Staub unten auf, doch bis zu ihnen stieg er nicht empor.


    Lucilla lässt sich neben Avarus nieder und macht es sich bequem. Er weiß wirklich, wie man es sich bei Spielen gut gehen lässt. Ein glückliches Lächeln liegt auf Lucillas Gesicht, auch wenn sie sich ein wenig beobachtet fühlt. Als Avarus dann auch noch 'Schatz' zu ihr sagt, steigt ihr augenblicklich eine leichte Röte ins Gesicht. Sie blickt verlegen in die Arena hinab, wo Toxis schon einen Kampf bestreitet.


    "Ein perfekter Platz." Sie erinnert sich an die letzten Spiele, bei denen sie mit Avarus war, die Ludi Plebeii, welche ihr Cousin Livianus gemeinsam mit Tiberia Livia veranstaltet hatte. "Ob es heute wohl wieder eine Löwung gibt? Die letzte war wirklich spannend." Ganz unbewusst greift sich Lucilla das bereitliegende Silbergäbelchen, spießt eine in Honig eingelegte Traube darauf auf und lässt sie in ihrem Mund verschwinden. "Mhmmmm..."

    Lucilla hakt sich bei Avarus ein und nickt zustimmend. "Wenn wir noch einen Platz auf den südlichen Rängen bekommen..." Sie hält inne und unterdrückt ein allzubreites Grinsen. "Ich meine natürlich, die Südränge wären wunderbar." Wenn der Ausgleich dafür, einen Consul zu heiraten derjenige ist, dass man jederzeit einen Platz im Colloseum und sogar noch auf den Südrängen bekommen würde, dann ist das vielleicht doch gar nicht so schlecht. Lucilla nimmt sich vor, nur immer daran zu denken, wenn sie es mal wieder bedauern sollte.


    Und lange lässt das auch nicht auf sich warten. Sie bedauert zwar nicht direkt, mit dem Consul hier zu sein, doch merkwürdig ist es allemal, wie die Liktoren den Weg bahnen und die Menschen tatsächlich zur Seite weichen. Die Aufmerksamkeit ist Lucilla ein wenig unangenehm, doch sie trägt ihr im Officium perfektioniertes Lächeln auf ihrem Gesicht und hält sich dicht neben Avarus.

    Lucilla lehnt sich gemütlich an ihn dran und schmunzelt. "Ach ja, also wir vom Cursus Publicus vermissen unseren Legatus Augusti cursu publico schon auch. Hungarcius ist ein guter Praefectus Praetorio und ich will nicht behaupten, dass er sich nicht für die Arbeit des Cursus Publicus interessiert. Aber er ist einfach froh, wenn er so wenig wie möglich damit zu tun hat. Und wer kann es ihm schon verdenken bei seiner ganzen Arbeit. Es fehlt einfach jemand dazwischen, jemand, der den Dienst provinzübergreifend koordiniert."


    Sie blickt nachdenklich zum Himmel hinauf. "Ich würde gerne einmal die tatsächlichen Auslieferungszeiten nachmessen. Allerdings ohne, dass die Tabellarii es wissen. Mir ist schon klar, dass nicht alle Tabellarii immer in Rekordzeit ihre Briefe ausliefern können, aber was uns fehlt, sind ein Richtwerte für die Auslieferungszeiten. Allerdings kann so etwas nicht von einer Provinz allein aus angegangen werden, es würde der Zusammenarbeit der Preafecti bedürfen. Und das wiederum müsste jemand koordinieren."

    "Wenn es dir nichts ausmacht?" Lucilla verlagert das Gewicht wieder mehr in die Mitte. Das leichte Schaukeln der Sänfte ist beinahe wie auf einem Schiff. Früher hat ihr die Schiffahrt nie etwas ausgemacht, im Gegenteil, sie war immer hellauf begeistert, wenn sie das Mare Nostrum überqueren durfte. Doch seit dem letzten Winter ist das anders. Mit einem flauen Gefühl im Magen erinnert sie sich an die furchtbare Überfahrt nach Tarraco. Warum hatte sich Meridius aber auch im Winter in Tarraco verloben müssen? Je mehr sie darüber nachdenkt, desto dringender wird in ihr das Bedürfnis, zu Fuß weiterzugehen. Hoffentlich würde sich das irgendwann wieder legen, sie kann schließlich schlecht zu Fuß das Imperium bereisen und ein Wagen schaukelt immerhin auch nicht viel weniger.


    "Je näher wir dem Colloseum kommen, desto weniger wird man eh durchkommen." Endlich würden die Liktoren mal für etwas gut sein. Während das 'einfache' Volk vor dem Eingang Schlange stehen würde, würde sie an der Seite von Avarus ohne Hindernisse hineinkommen. So ein Consul ist doch manchmal recht praktisch. :] Lucilla hofft nur, dass nicht zufällig gerade wieder ein paar Leute auf die Idee kommen, seinen Kopf zu wollen...

    Einen Augenblick schaut Lucilla ihren Bruder nur verdattert an. 'Die Kleine hat mir gefallen.', das hörte sich ja geradezu an, als hätte Meridius... und was weiß er von einem Kind, das Lucilla nicht weiß? War sich Aemilia vielleicht doch sicher gewesen? Warum hat sie es ihr nicht gesagt? Oder vermutet ihr Bruder nur ebenso ins Blaue hinein, wie sie selbst? Und was sollte zwischen Livianus und Aemilia passiert sein? Die beiden sind doch in Tarraco schon fast an ihrem Abschied zerbrochen. Lucilla blickt auf die Wertkarte vor sich, die sie eben ausgestellt hat. Warum sollte es ein Abschied auf Dauer gewesen sein?


    "Bis heute Abend." Lucilla bleibt grübelnd zurück. Sie würde Aemilia bald einen Brief senden, soviel ist sicher. Immerhin gibt es ja nun eine Wertkarte für die Gens Decima. 8)

    Lucilla sieht schon ihren eigenen Stuhl wackeln, doch nur recht kurz. Selbst wenn die kaiserliche Kanzlei die Außenstellen des Cursus Publicus in den Provinzen streichen würde, die römischen Postreiter würde man sich kaum sparen können.


    "Was fehlt ist eine gleichmäßige Auslastung. Zumindest in Italia ist es nicht so, dass wir schlechte Zahlen schreiben würden, wenn man es mal über mehrere Monate hinweg betrachtet. Natürlich gibt es manchmal Zeiten, in denen werden kaum Briefe geschickt, aber dann gibt es dafür auch wieder Zeiten, da kommen die Tabellarii gar nicht mehr nach. Dadurch kommt es natürlich vor, dass an manchen Tagen die Mansio voller Postreiter ist, an anderen ist kaum mehr einer da, wenn ein dringender Eilbrief raus muss. Ich habe auch schon des öfteren darüber nachgedacht, doch mehr, als zu versuchen, die Tabellarii immer geschickt auf die Routen zu verteilen, ist mir auch nicht eingefallen."


    Sie zuckt leicht mit den Schultern. "Aber zumindest eine Mansio in den Provinzverwaltungsstädten und eine Reihe von Mansiones und Mutationes auf direktem Weg nach Rom müsste doch auch für andere Provinzen rentabel sein."

    Lucilla versucht mit dem Namen des Aedils ein Bild zu verknüpfen. Doch mehr, als das, was in der Acta über ihn stand, weiß sie auch nicht. Sie zuckt leicht mit den Schultern. "Wenn seine Gelbörse nicht ausreichen würde, hätte er sicher keine Spiele veranstaltet, so wie in der letzten Amtszeit. Und die Gladiatoren aus Hispania sind nicht gerade billig."


    Avarus gerät aus ihrem Blickfeld, als der Weg kurz zu eng wird, um weiter nebeneinander hergetragen zu werden. Lucilla sinniert darüber nach, dass es ein einziges Wort für 'in einer Sänfte getragen werden' geben müsste. Doch das einzige, was ihr einfallen würde, 'sänften' und damit 'gesänftet werden', klingt etwas merkwürdig.
    Als sich die Sänften wieder auf gleiche Höhe nebeneinander schieben, ist das Colloseum bereits in Sichtweite und Lucilla lehnt sich etwas zur Seite, um besser sehen zu können, wie groß der Andrang ist.

    Lucilla lässt den Beutel vorerst dort liegen, wo er ist. Die Münzen nachzuzählen würde eh etwas länger dauern und sie glaubt nicht, dass Meridius zu wenige hier lassen würde.


    "Natürlich werde ich da sein." Sie schaut lächelnd zu ihm hinüber und überlegt, was sie mit Avarus noch ausgemacht hatte. Wollte er nun kommen oder nicht? Sie verwirft den Gedanken vorerst, sie würde es spätestens am Abend herausfinden.


    "Ich werde die Sklaven anweisen, nur das Beste vom Markt zu holen und zu bereiten. Ihr sollt schließlich noch einmal richtig gut satt werden, bevor ihr ins karge Germanien aufbrecht. Vor allem um Livianus mache ich mir ein wenig Sorgen, er wirkt so abwesend. Ich hoffe, er findet etwas Ablenkung in seiner Arbeit. Wer weiß schon, wie lange Aemilia in Britannia bleiben wird."