Lucilla tritt weiter in den Raum, nimmt jedoch nicht Platz. "Er wollte mit dir reden. Statt dessen hat er mit mir gesprochen." Es kostet Lucilla alle Überwindung, ihren Blick nicht zu senken, sondern ihren Bruder unverwandt anzusehen. "Ich liebe ihn, Meridius. Eure Zwistigkeiten werden daran nichts ändern. Und was er mir sagt klingt nicht weniger wahr, als deine Worte."
Sie schaut Meridius traurig an. "Es tut weh zu erkennen, dass es nicht mehr wie früher ist, Bruder. Nie hätte ich an der Wahrheit deiner Worte gezweifelt. Doch Zeiten ändern sich. Du hast dich verändert. Früher hättest du mich niemals eine Lupa genannt. Und ich hätte getan, was du für richtig hälst, denn ich wollte immer nur, dass du stolz auf deine kleine Schwester bist. Aber auch ich habe mich verändert. Ich kann nicht für immer nur deine kleine Schwester sein."
Sie macht eine kurze Pause. Vielleicht wäre es doch von Vorteil gewesen sich zu setzen, denn ihre Knie werden immer weicher. Doch sie fährt mit fester Stimme fort. "Er ist hier, er wartet vor der Tür. Er möchte mit dir sprechen. Bitte, rede mit ihm. Ich halte es nicht für eine gute Idee, doch ich weiß auch keinen besseren Weg. Ich weiß nichteinmal mehr, was ich selbst tun soll. Ich hänge zwischen euch. Zwischen dir und ihm. Zwischen der halben Familie und ihm. Du... ihr, ihr braucht ihn nicht zu mögen und ihr braucht es nicht gutzuheißen. Wenn ihr nicht..." sie stockt und es kostet sie einiges an Überwindung, den Satz zuende zu sprechen. "... wenn ihr nicht zu meiner Hochzeit kommen wollt, dann respektiere ich das. Aber... aber wenn du vorhast, mich aus der Familie zu verstoßen, nur weil... weil ich ihn liebe dann... dann..." sie senkt ihren Blick und schluckt schwer. "... dann tu das."