Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla rückt die Kissen zurecht und macht es sich in der Sänfte bequem. Dann blickt sie hinüber zu Avarus. Wenn sie erstmal verheiratet sind, dann würden sie sich eine Doppelsänfte leisten. 8)


    "Die Gladiatoren der 'Gloria et Honor'? Hoffentlich ist Toxis dabei. Es ist nur schade, dass Spartacus nicht mehr mitkämpft. Er war..." Ein Seufzen entkommt ihr und sie fühlt sich an den Spartkuss erinnert. Natürlich war der nicht vergleichbar mit dem Medikuss, sondern einfach etwas ganz anders. Etwas besonders natürlich, immerhin auch ihr erster richtiger Kuss, und sie würde ihn immer tief in ihrem Herzen tragen. Doch ihre Zukunft gehört nur noch Avarus und sie würde dies in keinem Moment bedauern. "... ein wirklich fantastischer Kämpfer."

    Je weiter er mit seinem Plan ausholt, desto ungläubiger schaut Lucilla. Noch nie in ihrer gesamten Amtszeit hat sie sich etwas zu Schulden kommen lassen, nichteinmal ein klein wenig gemogelt. Stellt sie fest, dass in der Kasse am Ende des Tages eine halbe Sesterze fehlt, legt sie sie aus ihrem eigenen Beutel bei. Sendet sie einen Eilbrief mit einem anderen Eilbrief mit, so bezahlt sei einen Eilbrief, obwohl ein Normalbrief reichen wüde. Die Versandliste führt sie akribisch genau und auch bei den übrigen Schriftstücken ist ihr noch kein Fehler unterlaufen. Und nun schlägt Avarus eine Weltreise auf Kosten des Cursus Publicus vor.


    Mit einem unsicheren Lächeln schaut sie ihn fragend an. "Das ist nicht dein Ernst?" Doch irgendwie hat sie das Gefühl, dass es das doch ist. "Ich brauche einen Wein."


    Sie schenkt sich kurzerhand selbst ein und trinkt einen großen Schluck. Was wäre schon dabei? Hat sie sich nicht lange genug für den Cursus Publicus aufgeopfert? Und wer weiß schon, wie lange sie das noch tun würde, bis zum Ende ihrer Tage vielleicht, ohne die Aussicht, dass irgendwann nochmal etwas anderes kommt. Versandlisten ausfüllen, Quittungen ausstellen, die Routen der Tabellarii planen, den Überblick über Maniones und Mutationes behalten, sich um die Anfragen der Vorsteher kümmern, um die der Tabellarii auch noch, von den Kunden und ihren Wünschen und Anfragen ganz zu schweigen. Tagein, tagaus mit ein Lächeln auf den Lippen, damit die Kunden nicht verschreckt werden. Und was man nicht alles dabei tun könnte. Sie könnten Officien des Cursus Publicus einrichten, so dass man schließlich aus jeder größeren Stadt des Imperiums den Cursus Publicus nutzen könnte. Dafür müsste natürlich ein Netz an Mutationes bereit gestellt werden und ob die Möglichkeiten dafür vorhanden sind, das kann tatsächlich nur vor Ort geprüft werden.


    "Ich weiß nicht recht. Eine schöne Vorstellung wäre es schon. Aber wer macht meine Arbeit?"

    Gefolgt von Paulus kommt Lucilla von der Casa Decima. In ihrem Gesicht hat sich ein Lächeln ausgebreitet, welches sie einfach nicht verbergen kann. Avarus tigert um die Sänften herum und Lucillas Lächeln wird sogar noch etwas breiter, als sie ihn sieht.


    "Salve, Avarus." Sie hat sich natürlich extra frein herausgeputzt, immerhin geht man nicht alle Tage mit dem Consul zu den Ludi. Sie blickt auf die prächtigen Sänften. Ob sie sich wohl jemals an so etwas gewöhnen wird? Zumindest die Liktoren würden ja nach der Amtszeit wieder verschwinden. Sie schaut zu Avarus auf und ihr Augen leuchten geradezu vor Vorfreude. "Ich hoffe, die Aediles haben sich etwas einfallen lassen. Ich könnte mir zwar nicht vorstellen, was schöner wäre, als mit dir zu den Ludi zu gehen, aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn es gute Ludi sind."

    "Jaja, wenn du mich immer so vermissen würdest, wie du das sagst, wenn wir uns sehen, dann müsste ich viel öfter Post aus dem fernen Germanien bekommen. Dort gibt es nämlich auch einen sehr gut funktionnierenden Cursus Publicus und man kann dort ebenfalls Wertkarten kaufen." gibt Lucilla ein wenig schnippisch zurück. Sie hat die Geschehnisse in Tarraco noch nicht vergessen. Vielleicht wäre alles einfacher, wenn Meridius nicht immer so weit weg wäre. Andererseits wäre dann vielleicht auch alles noch viel komplizierter.


    Sie seufz und trägt endlich den Namen in die Wertkarte ein. Dann überlegt sie nochmals kurz, Meridius bringt sie ganz durcheinander mit seinen vielen Zahlen. "Neunhundertzwanzig, ja, das passt dann." Sie trägt 1000 Sesterzen als Wert in die Karte ein.

    Lucilla schaut ihn verwirrt an. "Eintausendeinhundert? Dann müsstest du Eintausendundzwanzig bezahlen. Weil du dann vier Wertkarten zu Zweihundertdreißig im Wert von Zweihunderfünfzig nimmst, plus zwei Wertkarten zu Fünfzig. Oder eben vier zu Fünfundzwanzig oder eine zu Fünfzig und zwei zu Fünfundzwanzig, das macht dann keinen Unterschied."


    Zum Glück kommt nicht jeden Tag jemand wie Meridius, der es gleich wieder übertreiben muss. Denn hätte Lucilla mit Zahlen jonglieren wollen, dann hätte sie sich bei der kaiserlichen Finanzverwaltung beworben. Sie seufzt. "Wenn du möchtest, dann kann ich den Abakus rausholen?"

    "Natürlich." lächelt Lucilla und wendet sich kurz zu dem Regal hinter sich um. Dort zieht sie ein Pergament heraus und legt es dann vor sich auf den Schreibtisch. Es ist eine bereits vorgeschriebene Wertkarte, in welche Lucilla nur noch den Namen der Gens, in diesem Fall also Decima schreibt. Sie legt kurz ihre Stirn in Falten und rechnet nach.


    "Ah so, nein, das passt natürlich nicht. Also nicht, wenn du genau Eintausend Sesterzen bezahlen möchtest. Du kannst vier Wertkarten im Wert von Zweihunderfünfzig Sesterzen nehmen, allerdings kostet eine davon nur Zweihundertdreißig Sesterzen, also insgesamt Neunhundertzwanzig Sesterzen. Natürlich kannst du noch eine Fünfziger dazunehmen, womit wir bei Neunhundertsiebzig Sesterzen wären. Dann noch eine Fünfundzwanziger drauf und du bist bei Neunhundertfünfundneunzig. Aber kleinere Wertkarten haben wir nicht. Also entweder du bleibst dabei und hast dann einen Betrag von Eintausendfünfundsiebzig Sesterzen auf der Wertkarte, oder du bezahlst Eintausendzweihundert Sesterzen und kannst dann Briefe im Wert von Eintausendeinhundert Sesterzen versenden. Oder du bist mit dem Wert von Eintausend Sesterzen zufrieden, bezahlst aber nur Neunhundertzwanzig." :D

    "Ja, das geht natürlich auch. Man kann jederzeit einen Betrag im Wert einer weiteren Wertkarte nachkaufen, es hindert dich also auch keiner daran, dies direkt im Anschluss an die erste Wertkarte zu tun. Allerdings musst du dir darüber im Klaren sein, dass wir nur auf das Gens-Siegel achten können. Es können dann also alle Decima von dieser Wertkarte aus Briefe versenden, wenn sie hier ankommen und danach fragen." Sie grinst. "Bei uns ist das ja eh kein Problem, aber es gibt Familien, die sind dermaßen zerstritten, da muss man auf so etwas schon hinweisen."

    "Eine Weltreise?" Lucilla hält in ihrem Tun inne und blickt ihn mit großen Augen an. In ihren Gedanken sieht sie schon all die Bauwerke und Sehenswürdigkeiten vor sich, von denen ihr Onkel und ihre Cousins erzählt haben oder von denen sie gehört oder gelesen hat. Die fernen Länder Afrikas, die Reste der großen Kultur Achaias und die beeindruckenden Bauten Aegyptus sind nur einige der Dinge, die ihr spontan einfallen.


    Sie massiert ihn weiter. "Ich möchte nicht deine schönen Träume zerstören, doch ich glaube nicht, dass ich so lange Urlaub bekomme."

    "Armer Medicus." Lucilla steht sanft lächelnd auf, geht zu seiner Kline und setzt sich auf den Rand vor ihn. "Aber es ist ja nicht mehr lange. Bald sind wieder Wahlen, da wird es dann nochmal etwas mehr Arbeit werden, doch hinterher..." Sie greift an seine Schultern und beginnt ihn leicht zu massieren.
    "Hinterher nimmst du dir einfach soviel Zeit wie du brauchst und dann irgendwann reisen wir ganz gemütlich nach Germanien." Einen Moment lang denkt sie darüber nach, dass sie bis dahin Celeripes noch einmal in den Officiumsdienst einweisen müsste. Rufus ist ihr zu nachlässig mit dem Schriftkram geworden, er scheint die Arbeit nicht ganz ernst zu nehmen.



    /edit: Postumius ist nicht gleich Postumius...

    Lucilla lacht fröhlich. "Ach, das ist doch nicht wahr. Du tust ja beinahe so, als wäre er ein Monster." Ihr Lachen geht über in einen nachdenklichen Blick, doch ein Lächeln bleibt auf ihrem Gesicht. "Manchmal steigt ihm der Ruhm etwas zu Kopf, aber im Grunde ist er ein guter Mensch." Das hofft Lucilla zumindest und es ist immerhin die Hoffnung, die bis zuletzt bleibt.


    Dann schüttelt sie den Kopf. "Nein, danke, das reicht wirklich.

    Fix und fertig schießt Lucilla durch den Gang bis zur Eingangstür. Von irgendwelcher dicken Luft hat sie noch nichts mitbekommen, ihre Gedanken sind nur bei den Spielen. Kurz bevor sie in die Sichtweite von Juba kommt, bremst sie ab, zupft nochmal ihr Kleid zurecht und streicht sich über die Haare um zu prüfen, ob alles noch sitzt. Dann titt sie zum Eingang neben Juba hin, so als wollte sie gerade zufällig das Haus verlassen.


    "Oh, Paulus. Salve." sagt sie betont erstaunt, so als hätte sie das Klopfen überhaupt nicht gehört.

    "Ich möchte es. Wenn ihr euch erst einmal näher kennt, dann braucht ihr auch nicht schlecht voneinander zu denken. Du wirst sehen, dass er nur besorgt ist, wie das große Brüder eben so sind, und er wird sehen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. Und ich brauche mir endlich keine Gedanken mehr zu machen."


    Sie schnappt sich das letzte Stück Huhn. "Ich denke es reicht, danke."

    Lucilla zuckt mit den Schultern. "Doch nicht deswegen. Er will dich einfach nur kennenlernen, das ist alles." Bestimmt. "Ich meine, irgendwann muss das ja auch mal sein. Es wäre schon etwas komisch, wenn ihr euch bei der Hochzeit immer noch nicht kennt."


    Vorsichtig genehmigt sich Lucilla einen Schluck Wein. "Also was sagst du? Ich könnte auch dafür sorgen, dass Fisch im Haus ist." 8)

    Lucilla grinst, sie hat es doch gewusst. "Wenn du möchtest, dann kannst du dich gerne setzen. Die Stühle auf deiner Seite des Schreibtisches sind zwar nicht ganz so bequem wie meiner hier, aber ich hatte schon Stammkundschaft, die sich positiv über den Sitzkomfort äußerte." Sie greift schräg hinter sich und nimmt eine Kanne verdünnten Wein und zwei Becher von einem kleinen Tisch und schenkt ein.


    "Magst du etwas trinken? Für die besondere Kundschaft steht natürlich immer etwas bereit." Sie schiebt ihm einen Becher hin. "So, du möchtest wissen, ob du eine Wertkarte brauchst, oder nicht? Ich würde sagen, ja. Wir haben zwei verschiedene Arten von Wertkarten anzubieten. Zum einen für Institutionen, das sind beispielsweise Schulen oder der Senat. Das brauchst du aber kaum, denn du gehörst in Italia ja keiner Institution an. Wohlgemerkt, Wertkarten gelten immer nur für die Provinz, in welcher sie gekauft wurden. Das liegt daran, dass ich hier in Rom natürlich keinen Überblick habe, ob du eine Wertkarte in Hispania hast oder nicht. Aber das nur nebenbei. Die zweite Art ist die Wertkarte für Gentes. So eine würde sich bei dir und deiner Gens auf jeden Fall lohnen, denn es ist ja immerhin keine kleine Familie. So könnten dir all deine Lieben in Rom immer Briefe schicken, ohne dass sie ständig die Sesterzen mit sich herumtragen müssten. Ich bin sicher, vor allem die Brieffrequenz deiner armen Schwestern würde sich dadurch sicherlich erhöhen."


    Sie grinst schelmisch und fährt fort. "Kommen wir zu den Preisklassen. Die Wertkarten für Familien fangen bei 25 Sesterzen an, gehen über 50 und 100 Sesterzen bis zu 250 Sesterzen. Eine Ersparnis hat man ab 100 Sesterzen, da kostet die Karte nur 95 Sesterzen, die 250er kostet nur 230 Sesterzen. Für Institutionen gibt es auch noch eine 500 Sesterzen-Karte zum Preis von 450 Sesterzen."


    Lucilla nimmt eine Liste zur Hand und zeigt sie ihrem Bruder. "Hier steht es. Ich würde dir gleich eine 250er empfehlen, bei einer großen Gens lohnt sich das schon."

    "Nein, wir befördern keine Briefe innerhalb der Städte. Wir sind der imperiale Postdienst, wie stellst du dir das vor?" fragt sie ehrlich erstaunt. "Gerade jetzt im Winter haben wir eh viel zu wenig Personal, weil die einzelnen Tabellarii viel länger für die Strecken brauchen. Kaum kommen sie in Rom an, müssen sie schon wieder los um Briefe von der Mitte der Welt bis an die äußersten Ränder zu transportieren."


    Ein leichtes Schmunzeln erscheint auf ihrem Gesicht, als sie Meridius Taktik durchschaut. "Und du weißt das sicher auch. Aber für ein kleines Trinkgeld könnte ich schon eine Ausnahme machen, damit du nicht ganz umsonst hierher gekommen bist. Du weißt ja, so als Praefectus verdient man recht wenig und meine Brüder haben ihre Zuschüsse leider schon vor langer Zeit eingestellt. Und der zuständige Tabellarius wird sich über den Spaziergang auch freuen." Sie nimmt den Brief und legt ihn neben die anderen Stapel.


    "Nachdem wir das erledigt haben, gibt es noch einen Grund, warum du gekommen bist? Oder wolltest du einfach nur schauen, dass ich auch wirklich etwas arbeite?"

    Lucilla lächelt, als ihr Bruder eintritt und schiebt einen Stapel Wachstafeln zur Seite.


    "Salve, Meridius. Eilbrief oder Normalbrief?" Sie nimmt den Brief entgegen und schaut über den Empfänger. "Vinicius Hungaricus, Castra Praetorio, Rom? Soll das ein Scherz sein?" Sie schaut verwirrt zu ihm auf und ihre Stirn legt sich in Falten. "Falls du es vergessen hast, du bist in Rom..."

    "Von Meridius." kommt es von Lucilla zwischen zwei Bissen Huhn. "Wegen der Verlobung. Und er würde gerne mit dir sprechen."


    Ein weiterer Bissen verschwindet in ihrem Mund. Nachdem er gekaut und heruntergeschluckt ist, fährt Lucilla fort. "Ich habe ihm vorgeschlagen, dass ich dich zum Essen einladen könnte, aber er weiß ja nie, wann er wie zuhause ist. Aber vielleicht möchtest du ja morgen dennoch mal zu Abwechslung in die Casa Decima kommen? Wenn Meridius nicht da ist, dann essen wir einfach alleine. Wobei ich nicht weiß, wie er sich das sonst vorstellt. Er hat kein Officium in Rom und die Stadt ist ein wenig groß, um jemanden dort zu finden, wenn er nicht zuhause ist."

    Lucilla kichert leise. "Ich bin nicht sicher, ob du etwas davon haben würdest, aber ich ganz sicher." Sie versteckt ihr Grinsen hinter dem Becher Wasser. Beim germanischen Wein ist sie etwas vorsichtiger geworden. Nachdem sie den Becher abgestellt hat, seufzt sie wieder leise. Der Zeit bis zur Hochzeit scheint ihr noch so endlos weit, vor allem, da es noch nichteinmal ein Datum dafür gibt. Was ihre Gedanken schließlich wieder zu der Auseinandersetzung nach Tarraco führt, zu Meridius Worten im Atrium und erneut in einem Seufzen endet. Eigentlich möchte sie nicht darüber reden.


    "Ach, ich soll dir Glückwünsche ausrichten." Es kommt Lucilla in den Sinn, wie merkwürdig, wie verdreht und wie falsch alles ist. Ihr selbst gegenüber hat Meridius sie als Lupa und Avarus als Dieb beschimpft, und nun lässt er ihm seine Glückwünsche ausrichten.

    Lucilla seufzt. "Das ist gemein." Sie beißt ein Stück Hühnchen ab und kaut lange darauf herum. Schließlich schluckt sie es herunter. "Einhundertneunundfünfzig Fünfundzwanzig?" fragt sie ohne viel Hoffnung, dass er darauf eingehen wird. Dann schüttelt sie den Kopf. "Nein, lass gut sein. Ich brauche Zeit um ersteinmal einen Überblick zu gewinnen. Ich habe den Betrieb noch nichteinmal angesehen, geschweige denn mit dem dortigen Verwalter gesprochen." Ein Lächeln überzieht ihr Gesicht. "Derweil nehme ich dann einfach schonmal deine letzte Tunika." 8)