Beiträge von Decima Lucilla

    Ein leichter Schauder durchzieht Lucilla, als Meridius so gut gelaunt von dannen zieht. Bald würde sie also nicht mehr nur die Schwester des großen Triumphators, sondern vielleicht schon des nächsten Kaisers sein. Eine furchtbare Vorstellung, aber irgendwie passt sie zu ihm.


    "Ja... mhm..." murmelt sie vor sich hin. "... dann bis später." Auch Lucilla verlässt das Atrium wieder.

    Lucilla kommt ein wenig ins Schwitzen und nimmt ersteinmal einen Schluck Wasser. Sie hasst Verhandlungen bei denen sie ihren eigenen Stand nicht genau kennt. Natürlich hat sie bereits alles genauestens durchkalkuliert, weiß, wie hoch die Kosten im Marmorbruch sind und weiß, welchen Preis sie auf jeden Fall verlangen muss. Doch Avarus hat recht, sie hat keine Ahnung, wie der Absatzmarkt wirklich aussieht. Vielleicht sollte sie direkt abbrechen und in ein paar Wochen nochmal verhandeln. Doch andererseits, sie würde ihn heiraten. Alles, was er sie durch übervorteilte Preise an Gewinn kosten würde, das würde sie sich auf andere Weise schon wiederholen. 8)


    "Du weißt sicher, wie gering die Verdienstspannen bei Marmor sind. Ich kann mir das nur leisten, weil ich ein gutes Einkommen durch den Cursus Publicus habe. Der Aufwand, bis so eine Platte geschlagen ist, das ist wirklich enorm. Dazu das Kalkulationsrisiko, in einer Woche ist Marmor gefragt, dann wieder baut kein Mensch damit. Wie gesagt, die Summen, die immer wieder investiert werden müssen, sind auch nicht gerade aus der Portokasse zu zahlen. Und der Gewinn, beinahe lächerlich für den Aufwand. 159,50." Beim Gedanken daran, wieviele neue Schuhe für den Verlust den Tiber runtergehen, wird Lucilla ganz schwer ums Herz.

    Lucilla lächelt vordergründig. "Ja, so bin ich."


    Dann schluckt sie. Meridius hat gewonnen. Sie würde Avarus hinschicken. Er würde sich nicht an einer Verschwörung beteiligen. Oder doch? Wenn ihr Bruder, ihr Cousin und der Legat Macer da mit drinstecken, warum nicht auch er? Sie würde Ambrosius hinschicken. Er ist der einzige Mann, zu dem sie uneingeschränktes Vertrauen hat, dem sie sogar die Pflege ihrer Haare anvertraut.


    "Tja, ich wünsche euch dann viel Spaß. Bleibt nicht zu lange im heißen Wasser, das ist schlecht für die Haut. "

    'Heute Abend in den Thermen. Macer kommt auch!' klingt es in Lucillas Ohren nach und sie beißt die Zähne zusammen, um nicht laut lachen zu müssen. Es hört sich an wie ein Verschwörungstreffen, bei dem sie ihren Plan zum Kaisersturz durchsprechen wollen. Auf einmal vergeht Lucilla das Lachen und ihre Augen weiten sich einen Moment. Sicherlich sind nicht wenige Stürze in der Geschichte in irgendwelchen Thermen geplant worden. Dann jedoch schüttelt sie den Kopf. Es weiß doch jeder, dass für einen Kaisersturz die Praetorianer unbedingt vonnöten sind, also würde keinerlei Gefahr bestehen, solange Hungi nicht auch kommen würde.


    Ganz unbeteiligt schaut sie in die Runde. "Kommt Hungi auch? Nur so rein interessehalber..."

    "Ich denke auch, dass es reicht. Sind die Hispanier für die Kämpfe angereist?" Sie denkt einen Augenblick an Spartacus, dann an ihr Abkommen mit dem Lanista. Leider gibt der Sklavenmarkt zur Zeit selbst in Rom nicht mehr viel her.


    Und 150 Sesterzen für Marmor geben noch viel weniger her. "Einhunderfünfzig Sesterzen? Willst du mich ruinieren? Denk daran, dass ich noch irgendwie eine Mitgift bezahlen muss. Ein Hühnerhof wirft nicht gerade viel an Gewinn ab, das muss ich schon durch den Marmor einfahren." Sie schaut ihn aus zusammengekniffenen Augen an. "Du willst doch nicht etwa behaupten, dass Attica dir den Marmor für 150 Sesterzen verkauft? Damit würde sie sich ja selbst ruinieren." Ob Attica vielleicht ab und zu aus den Kassen... nein, Lucilla schüttelt den Kopf, sicherlich ist ihr Preis höher.

    "Was meinst du, wieviele Tage du es diesmal aushälst?" Lucilla traut sich zwar nicht zu, einen Puffer zwischen einem wilden Stier und einem roten Tuch zu bilden, doch nach der Aktion in Tarraco will sie lieber nichts riskieren. Besser Meridius würde auf sie losgehen, als auf Avarus, der es sich bei so einer Familie vielleicht noch anders überlegen könnte.


    "Wenn du bis übermorgen noch da bist, könnte ich ihn morgen zum Abendessen einladen?"

    Wenn Lucilla Avarus am heutigen Tag noch sehen sollte, dann hat er am Abend sicher besseres vor, als mit Meridius in den Thermen zu hängen. Nämlich den Abend mit ihr zu verbringen. 8) Dies sagt sie jedoch nicht.


    "Ich werd es ihm sagen. Wenn ich ihn sehe."

    "Das ist schon eine ganze Weile her, dass sie geheiratet haben. Aemilias Eltern wohnen in Britannia, sie ist zu ihnen aufs Land. Ich bin auch nicht sicher, ob sie wirklich schwanger ist... ich bin in solchen Dingen nicht wirklich bewandert." Lucilla kennt nur eine Menge Geschichten und Halbwahrheiten über Schwangerschaften, denn keine ihrer Schwestern oder Cousinen hat bisher ein Kind auf die Welt gebracht. Sie hat immer gehofft, dass sie nicht die erste sein müsste und jemanden hätte, den sie bei all diesen Dingen um Rat fragen kann, doch es soll dann wohl nicht so sein. Zur Not muss sie wohl doch Großtante Drusilla mal wieder besuchen, wenn es irgendwann soweit ist.


    "Soso, Attica macht dir also gute Angebote. Wenn du mir sagst, wie gut, werde ich vielleicht darüber nachdenken, ob ich dir ein besseres machen kann. Von Verlobter zu Verlobtem sozusagen. Wenn nicht," sie zuckt mit den Schultern und grinst hintergründig. "Aemilia hatte meines Wissens nie Probleme mit dem Absatz."


    Als Avarus auf die Spiele zu sprechen kommt, fangen Lucillas Augen an zu leuchten. "Gladiatorenkämpfe? Endlich, das wurde aber auch mal wieder Zeit! Wann sind sie?"

    Lucilla zuckt unbestimmt mit den Schultern. "Möglich. Wenn er zuhause ist. So ein Consul ist ja ein vielbeschäftigter Mann."


    Sie verkneift sich ein Seufzen. Dass Meridius von Avarus nur als 'der Consul' redet zeigt ihr, dass er ihn noch immer nicht als ihren Verlobten akzeptiert hat. Es ist, als würde sie von Severa nur von 'der Hausfrau' reden.

    "Mitnichten möchte ich dich loswerden." Lucilla verkneift sich ein Grinsen. "Außerdem, selbst ist die Frau. Wenn ich deinen Anblick satt habe, dann nehme ich meine Palla und mache mich auf den Weg in eine andere Casa. Hätte ich gewusst, wie unabhängig so eine Verlobung macht, hätte ich es schon viel früher getan." Nun grinst sie doch noch, blickt aber dann wieder ernst.


    "Ich meine nur, du solltest die Bewohner in Germanien nicht so lange warten lassen. Das würde nämlich nicht gerade von Respekt ihnen gegenüber zollen, wenn sie es per Post erfahren und sich ihr neuer Legatus dann wochenlang nicht sehen ließe. Und gerade in so einer Provinz wie Germanien sollte man damit wohl besser nicht scherzen. Aber das weiß du sicherlich besser als ich, du kennst die Germanen ja."

    Lucilla hebt ihre Augenbrauen, schaut zu ihrem Bruder und zurück zu Livianus. "Bin ich froh, dass ich nur dem Praefectus Praetorio unterstehe."


    Dann lässt sie von ihm ab und schaut ihren Bruder fragend an. "Hast du nicht eine Provinz, um welche du dich kümmern solltest?"

    Lucilla legt ihre Stirn in Falten und überschlägt die Zeit. Eine halbe Stunde bis zum Markt, eine halbe zurück, plus die Zubereitungszeit. Nicht, dass sie nicht soviel Zeit mitgebracht hätte, doch sie hat ebenfalls großen Hunger mitgebracht. "Mhm, ja, wenn das so ist. Wie wärs mit Hühnchen?"


    Über eine einfache Verknüpfung zwischen Hühnchen, Hühnerfarm, Betriebe und Marmorsteinbrüche kommt Lucilla der Gedanke an Aemilia. "Oh, da muss ich dir noch etwas erzählen. Aemilia ist nach Britannia gezogen. Ihr ging es in letzer Zeit nicht so gut. Ich glaube ja, sie ist schwanger. Irgendwann im Sommer werde ich sie vielleicht besuchen. Und sie hat mir ihren Marmorbruch überschrieben. Wenn das so weitergeht, dann kündige ich beim Cursus Publicus und verwalte nur noch meine Betriebe. Zum Glück habe ich schon ein wenig Überblick, mit so einem Steinbruch muss man ja in einem Monat Summen kalkulieren... soviel verdiene ich in einem Jahr nicht."

    Als Lucilla hört, dass Livianus abreist, lässt sie alles liegen und stehen und eilt ins Atrium. Sie findet es sehr bedauerlich, dass nach Aemilia nun auch noch er die Casa Decima in Rom verlässt.


    "Livianus!" Lucilla umarmt ihren Lieblingscousin. "Pass auf dich auf in Germania, vor allem, dass deine Füße nicht abfrieren. Und lass ab und zu etwas von dir hören, der Cursus Publicus in Germania leistet vorzügliche Arbeit. Die Tabellarii holen sogar die Post aus den Legionscastellen ab, also versuch es gar nicht erst mit der Ausrede, dass du nicht zum Postamt kommst."

    "Mhmm..." überlegt Lucilla laut und bringt dann ihre Lippen wieder näher ans Ohr von Avarus. "Meinst du, er könnte schnell zum Fischmarkt gehen? Bei der ganzen Seeluft habe ich Appetit auf Tintenfisch bekommen. In Ringe geschnitten und goldbraun gebacken, das wäre jetzt genau richtig. Mit etwas Brot und Liquamen." Lucilla läuft schon beim Gedanken daran, das Wasser im Mund zusammen.

    "Ja, gerne." lächelt sie. "Ich habe noch nichts gegessen, seit ich wieder in Rom bin. Ich habe mich nur schnell etwas hergerichtet und bin direkt hierher, ich wollte dich unbedingt sehen." Sie lehnt sich gegen Avarus, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie er den Sklaven herbeiwinken würde. Sie geht einfach davon aus, dass das Essen schon seinen Weg finden würde. :]


    Schließlich seufzt Lucilla. "Du weißt ja, wie die Decima sind. Nein, du weißt es nicht. Es ist wahr, sie sind aus dem Sumpf Tarracos emporgestiegen. Und dennoch, oder gerade deswegen verstehe nicht, wie sie manchmal allesamt so arrogant sein können. Als wären die Decima der Nabel der Welt. Und Meridius... es war furchtbar. Er ist ausfallend und beleidigend geworden. Nicht nur gegen mich, auch gegen dich." Sie schüttelt traurig den Kopf. "Er hat sich so sehr verändert. Manchmal glaube ich, als man ihm an seinem Triumphzug das Blut ins Gesicht geschmiert hat, um ihn dem Jupiter gleich zu machen, da hat er es hinterher vergessen, wieder abzuwaschen."


    Sie dreht ihren Kopf und lächelt schwach. "Aber es ist nicht wichtig. Er wird es nie verstehen, egal wie oft ich es ihm erkläre." Sie kichert leise. "Lass uns einfach nur versuchen, ihn auf der Gästeliste für die Hochzeit nicht zu vergessen."

    Ein wenig wird Lucilla rot, als der Mann sie mit 'mein Kind' verabschiedet. Aber wenn man erst einmal in dem Alter ist, dann kann man wahrscheinlich halb Rom als Kinder bezeichnen. :]


    "Vale bene." verabschiedet sie ihn und wendet sich gut gelaunt wieder ihren Verwaltungsaufgaben zu.

    "Du weißt doch, wir von der Post reisen schneller als erlaubt..." murmelt sie noch, wird jedoch von seinem Kuss unterbrochen und denkt auch gar nicht daran, diesen zu unterbrechen nur um weiterzusprechen.


    Doch auch mit dem längsten Kuss ist einmal Schluss. "Die Fahrt war ganz gut. Zurück bin ich auf einem Schiff mit Meridius und meinem Cousin Livianus gereist. Hast du meinen Brief bekommen? Als ich in Tarraco ankam, herrschte dort das reinste Chaos. Und ein bedrückendes Chaos noch dazu. Das ganze Haus voller Decima, aber über allem hing ein Tuch des Schweigens und der Trauer. Und dann fehlte auch noch ein Priester für die Bestattung." Sie schüttelt verständnislos den Kopf. "Alle Priester waren in Rom, warum auch immer. Zum Glück ist Aemilia ja auch Sacerdos, so dass als Livianus und sie ankamen dann endlich am nächsten Tag endlich die Bestattung stattfinden konnte. Und dann später..." Lucilla macht eine kurze Pause, da sie sich nicht sicher ist, ob sie überhaupt mit Avarus darüber reden sollte. Doch sie würde bald ihr Leben mit ihm teilen. "Später gab es noch einen Familienrat. Und Meridius... er war... naja..." Sie zuckt mit den Schultern. "Es war nicht schön. Aber es ist wieder in Orndnung... denke ich."

    Lucilla mustert den armen Mann ein wenig mitleidig, als er seine Sesterzen durchwühlt. Wie man mit zwanzig Sesterzen bis nach Germanien kommen soll ist ihr ein Rätsel.
    Als er die Sesterzen zusammen hat, lächelt sie ihm beruhigend zu. "Sie sind gut investiert. Ein Tabellarius wird sich umgehend auf die Reise machen und sicher und zuverlässig dafür sorgen, dass der Brief sein Ziel erreicht."