Beiträge von Decima Lucilla

    "Au!" ruft Lucilla empört aus. "Wenn ich gewusst hätte, dass ich hier so begrüßt werde, dann wäre ich noch länger in Hispania geblieben! Dort musste ich mich immerhin nur beleidigen lassen." Sie schaut Avarus gespielt vorwurfsvoll an, kann jedoch ihr freudiges Grinsen nicht länger zurückhalten. Sie zuckt mit den Schultern. "Ich bin wieder da." Sie erwähnt es sicherheitshalber, nur für den Fall, dass er es immer noch nicht glaubt. "Und ich bin froh, dass es dir gut geht."

    Es geschieht selten, doch ab und zu kommen sie doch noch, die Menschen, welche die Transportgebühren des Cursus Publicus noch nicht kennen. Voller Elan erläutert Lucilla das Briefsystem.


    "Ein Eilbrief kostet zwanzig Sesterzen. Dafür macht sich dann auch noch am heutigen Tag ein Tabellarius Dispositus mit dem Brief auf die Reise nach Germania. Ein Normalbrief kostet nur fünf Sesterzen, allerdings geht er erst mit dem nächsten regulären Transport nach Germania raus, bleibt also noch etwas hier liegen, in der Regel zwischen zwei und vier Tagen. Dazu sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass die direkte Strecke nach Germania über die Alpen momentan nicht passierbar ist. Daher müssen die Postreiter den Weg über Gallia nehmen, was natürlich die reine Transportzeit schon etwas verlängert. Wenn es also ein doch eher eiliger Brief ist, dann würde ich zu einem Eilbrief raten. Ansonsten tut es in der Regel auch ein Normalbrief."

    Lucilla folgt Paulus bis ins Peristyl und beobachtet dort lächelnd den dösenden Avarus. Mit einem Wink weist sie den Sklaven an, dass er sich entfernen kann und setzt sich auf die Liege neben ihren Verlobten. Sie streicht ihm über die Wange und bringt ihre Lippen nah an sein Ohr.


    "Medikuss..." flüstert sie leise und ein schelmisches Lächeln umspielt ihre Lippen.

    Lucilla ist noch keine Stunde wieder in ihrem Officium und gerade dabei das Chaos zu sortieren, weches Rufus hinterlasen hat. Ganz so zuverlässig wie sein Bruder Vortex in Hispania ist er nicht. Vielleicht sollte sie beim nächsten Ausfall einmal einem anderen Tabellarius die Verantwortung überlassen. Celeripes würde sich sicherlich auch gut hinterm Schreibtisch machen. Ihre Überlegungen werden durch das Auftauchen eines Briefabgebers unterbrochen.


    "Salve." lächelt Lucilla freundlich. "Soll es ein Eilbrief sein oder ein Normalbrief?"

    Nach der Ankunft in Rom dauert es natürlich eine Weile, bis Lucilla soweit ist, die Casa Decima wieder zu verlassen. Sie hat ein ausgiebiges Bad genommen, einige Zeit damit verbracht, ihre Haare in Ordnung zu bringen und eine geignete Tunika und eine passende Palla auszuwählen. Erst danach verlässt sie die Casa Decima und spaziert eilig bis zur Casa Germanica.


    *Klopf klopf*

    Außer Atem kommt Lucilla im Atrium an. Natürlich läuft im letzten Moment alles nie so, wie es sein soll und sie verspätet sich, wenn auch nicht lange. Zum Glück hat Ambrosius nicht auf sie gewartet und bereits mit Gallus das ganze Gepäck auf den vor der Tür wartenden Wagen verladen. Ohne ihren treuen Ambrosius wäre Lucilla wirklich aufgeschmissen.


    "Da bin ich." Sie sieht gerade noch, wie Livianus das Haus verlässt, da kommt auch schon Severa. Noch bevor Meridius reagieren kann, umarmt Lucilla bereits ihre baldige Schwägerin. Denn im Gegenteil zu Meridius Meinung hat Lucilla nichts gegen Severa als Person.


    "Pass auf dich auf, Severa. Vor allem, wenn ihr bald nach Germanien reist." Sie drückt sie nochmals und geht dann zur Tür. "Wir warten draußen, und denk daran, Bruder, das Schiff wartet nicht auf uns."

    Lucilla rollt ein wenig gespielt mit den Augen. "... und sei pünktlich. Als wäre ich jemals nicht pünktlich gewesen."


    Sie dreht sich um und besieht den Berg von Gepäck, der wieder eingepackt werden muss. Kurz darauf tönt ein lautes "Ambrooooosiuuuuuus!" durch die Casa.

    Lucilla kneift die Augen zusammen. "Dass ich zur Zeit nicht schön bin liegt allein daran, dass mein Bruder mir Kummer bereitet, mein Verlobter tausende von Meilen fort wartet und ich meinen täglichen Schönheitsschlaf in meinem Officium nicht bekomme."


    Ein zufriedenes Grinsen legt sich auf ihr Gesicht. "Rom ist also meine einzige Rettung. Ich werde mit euch reisen. Versuch gar nicht erst, es mir auszureden, denn noch bevor du einen Ton sagen kannst, wird Ambrosius schon gepackt haben."

    Lucilla nickt. "Wann werdet ihr abreisen, du und Livianus?"


    Eigentlich hat sie nicht vorgehabt, auf dem selben Schiff zu reisen, doch nun sieht die Situation anders aus. So klein ist ein Schiff ja auch nicht und die Aussicht auf Rom lässt tausende von Seemeilen auf ein paar Schritte schrumpfen. Ambrosius ist es eh gewohnt, innerhalb von kurzer Zeit alles ein- oder auszupacken.


    "Ich kann die Tabellarii nicht allzu lange allein lassen. Die Pässe nach Germania sind ja noch immer zu und wir brauchen wegen der längeren Reisezeiten jeden Mann im Postdienst. " So ernst, wie es klingt, könnte sich Lucilla fast selbst glauben. :]

    Lucilla seufzt. "Wie oft muss ich es dir noch erklären. Es gab nichts, um dabei zu sein. Es gab nur ein Einverständnis zwischen ihm und mir. Weiter ist noch nichts geschehen. Warum kannst du mir nicht wenigstens das gönnen? Reicht es nicht, wenn ich alles weitere im Kreis von Senatoren und sonstigen hohen Würdenträgern Roms feiern muss? Kann ich nicht wenigstens das Versprechen, welches für mich alles bedeuted, doch für die Welt nichts, kann ich nicht wenigstens das ganz allein mit ihm teilen?" Sie schüttelt den Kopf, denn es hat keinen Sinn weiter darüber zu sprechen. Meridius würde es eh nicht verstehen, er gehört schon zu lange zu eben diesen Kreisen.


    "Und wirf mir nicht ständig vor, du wärst unwissend gewesen, Meridius. Ich habe dir meine Entscheidung mitgeteilt. Was hast du geglaubt, was danach folgt? Hast du erwartet, dass ich warte, bis du wieder einmal in Rom bist um für mich alles in die Wege zu leiten? Ich bin nicht mehr jung und naiv, Meridius. Gut, naiv vielleicht schon, aber über die Jugend bin ich hinaus. Und ich werde auch nicht mehr jünger."


    Es kommt ihr in den Sinn noch etwas über das Messen mit zweierlei Maß zu sagen, doch ein Hinweis auf Severa würde ihn nur wieder unnötig erzürnen.

    Lucilla blickt erneut auf den Tisch. "Es ist alles meine Schuld." Ihre Stimme klingt zerknirscht. "Ich habe ihm gesagt, er braucht nicht mit dir zu sprechen. Nein, ich habe ihm sogar gesagt, dass er nicht mit dir sprechen soll."


    Sie fängt an, nervös den Stoff ihrer Tunika zwischen ihren Fingern zu reiben. "Ich hatte Angst dass... und ich wollte einfach nicht, dass er... Manchmal habe ich das Gefühl, dass du zu vergessen scheinst, wer du bist und wo du herkommst. Dass du nur noch Senator Decimus bist. Nur noch Triumphator. Und ein klein wenig Pater Gentis. Du hast ja gesehen, wie du mir gegenüber schon reagiert hast. Kein Wort der Freude, nichts." Sie schaut wieder auf, und ein kleiner Funke Trotz liegt in ihrem Blick. "Aber dies ist meine Entscheidung, Meridius, ganz allein meine. Ihr habt kein Recht über mich zu verhandeln, ihr habt kein Recht von Senator zu Senator über mich zu entscheiden. Du brauchst ihm nicht zu drohen, dass wenn er mich schlecht behandelt, die ganze Decima vor seiner Tür steht, er braucht dir nicht zu drohen, dass wenn du mich nicht gehen lässt, die ganze Germanica vor deiner Tür steht. Denn es ist meine Entscheidung, ich entscheide wohin ich wann gehe. Von Senator zu Senator könnt ihr euch im Senat unterhalten, meinetwegen sogar an die Kehlen gehen. Wenn es um mich geht, dann will ich, dass ihr euch als mein Bruder und mein Verlobter gegenüber steht. Und dafür ist noch genügend Zeit."


    Sie blickt wieder auf den Tisch, womöglich sind ihre Worte schon wieder zu heftig und womöglich würde sie Meridius dennoch nicht verstehen können. "Wir hatten sogar schon eine Reise nach Germania geplant, nach der Amtszeit."

    Lucilla blickt auf den Tisch und hört sich seine Worte an.


    "Es ist schön, dass du nicht vergessen hast, dass du mein Bruder bist. Ich habe immer geglaubt, dass dies zwischen uns an erster Stelle steht. Aber ich habe mich wohl geirrt." Sie schaut Meridius an.


    "Es war keine Neuigkeit für dich, wir haben darüber gesprochen, als du in Rom warst. Und ich verstehe nicht, was du glaubst, verpasst zu haben. Ein Verlöbnis ist eine unformale, unspektakuläre Sache. Es ist nicht einmal rechtsgültig. Es ist nur das Versprechen zwischen Mann und Frau, zwischen Avarus und mir. Die Verlobungsfeier ist nicht zeitlich an die Eintragung im Eheregister gebunden. Die öffentliche Anerkennung durch ein Fest kann lange danach geschehen. Hätten wir mit Onkel Mercators Leiche im Atrium feiern sollen? Ist es das, was du von mir erwartest? Ich wollte es euch erzählen, wenn der Schmerz über den Abschied verklungen ist. Ich wollte es euch persönlich erzählen. Du warst der einzige, der eine kurze Nachricht erhalten hat, denn ich weiß ja, dass deine Handlanger und Spione dir das Brot schon auftragen, noch bevor es abgekühlt ist."


    Sie macht eine kurze Pause und fährt dann fort. "Ebenso hast du durch die Acta sicherlich von dem Aufstand am Palast und durch deine Spione auch schon von der Nota Censoria erfahren. Wenn du ihn schon nicht leiden kannst, so hätte ich wenigstens gedacht, dass du Avarus mehr Klugheit zutraust, als dass er in so einer Situation öffentlich seine Verlobte bekannt gibt, auf dass der Mob nicht nur ihm, sondern auch gleich ihr den Kopf abschlagen kann.


    Es war kein großer Tag, Meridius. Es war nur die Fortführung dessen, was längst begonnen hat und was am Ende auf einen großen Tag hinausläuft. Und zu diesem großen Tag wirst auch du eingeladen sein. Entweder als Bruder, oder als Senator, das wird ganz an dir liegen."

    Lucilla schaut Meridius weiter nur an. Jeglicher Stolz ist aus ihrem Blick verschwunden, nur eine tiefe Traurigkeit ist noch geblieben. Schließlich schüttelt sie den Kopf.


    "Um was zu tun? Um mit dem fortzufahren, was du im Tablinum begonnen hast?"




    Sim-Off:

    Wie Lucilla blickt, entscheidet immer noch Lucilla. ;)

    Lucilla kennt die Stimme schon zu lange, um nicht zu wissen, zu wem sie gehört. Sie schließt kurz die Augen und denkt daran, einfach so zu tun, als wäre sie nicht da, so wie sie es als Kind getan hat, wenn sie etwas angestellt hatte. Doch sie hat nichts angestellt.


    Seufzend steht sie auf und öffnet die Tür ein Stück. Sie schaut Meridius schweigend an.

    Lucilla schaut betrübt in die Flammen. Sie ist froh, dass Mercators Geist endlich von seiner sterblichen Hülle befreit wird und nicht mehr ruhelos zwischen den Welten herumirren muss. Dennoch schmerzt es sie zutiefst, da dies der Zeitpunkt ist, an dem ihr mit voller Härte bewusst wird, dass Mercator für immer zu den Ahnen gegangen ist.

    Ein Schmunzeln erscheint auf Lucillas Lippen "Eher das eines egoistischen Ochsen." murmelt sie leise und blickt dann auf. "Du hast Recht, wir sind wegen Onkel Mercator hier. Aber erwarte nicht von mir, dass ich mit zurück ins Tablinum komme. Ich werde mich in mein Zimmer zurückziehen."

    Nachdem die Tür geschlossen ist setzen sich die beiden und Lucilla zuckt die Schulter. "Es ist mir egal, was er sagt. Alles, worum es ihm geht, das ist sein Ansehen, das ist sein Stolz. Mit keinem Atemzug hat er von der Familie gesprochen, denn habe ich nicht noch mehr Brüder als ihn? Habe ich nicht mit Maior einen Bruder der in Italia wohnt, ist Livianus nicht auch Senator und Vertreter der Decima in Rom? Hat er überhaupt auch nur daran gedacht, dass Avarus mit ihnen gesprochen habe könnte? Ich sage es gleich, es ist nicht so, doch Meridius interessiert das nichteinmal. Er interessiert sich nur für sich selbst." Sie blickt traurig zu Boden. "Früher war das einmal anders."