Beiträge von Decima Lucilla

    Nach dem kurzen Gespräch mit Livianus kommt Lucilla zu ihrem Zimmer. Dort steht Valeria vor der Tür und klopft. Sie muss kurze Zeit nach ihr und Livianus aus dem Tablinum gegangen sein und Lucilla fragt sich, ob die Familienbesprechung schon beendet ist.


    "Valeria... willst du zu mir?" Lucilla seufzt. "Entschuldige, natürlich willst du, sonst wärst du ja nicht hier." Sie öffnet die Tür und bittet Valeria hinein.

    "Ich weiß nicht wie Avarus im Senat ist, und auch nicht was er auf der Rostra anstellt. Und es ist mir auch egal, er liebt mich und ich liebe ihn. Das ist alles, was für mich zählt. Doch ich danke dir dafür, dass du ihm eine Chance lässt." Einen Augenblich wünscht sich Lucilla, dass Livianus ihr Bruder ist, und nicht Meridius. Er ist viel verständnisvoller in solchen Angelegenheiten.


    Dann schüttelt sie leicht den Kopf. "Meinetwegen braucht ihr Meridius nicht zu besänftigen. Er soll denken, was er will. Zur Hochzeit braucht er auch nicht zu kommen, wenn er die Verbindung nicht billigt. Auf den Familienteil, der mir meine Mündigkeit und meinen Verstand abspricht, kann ich getrost verzichten. Aber lassen wir das." Sie seufzt.

    "Ich bin es leid zu warten, Livianus. Schau mich doch an wie alt ich schon bin, und immer noch nicht verheiratet. Es war nicht von heute auf morgen. Aber Meridius wusste es längst, schon seit er das letzte Mal in Rom war. Und Tertia wusste auch von meinen Absichten. Aber die Verlobung wollten wir nicht in Rom verkünden, bevor es die Familie weiß. Wie sieht das denn aus, wenn ihr es aus der Acta erfahrt! Und wir waren doch zuhause! Aber es war doch keiner da, mit dem wir unsere Freude teilen konnten! Ihr seid doch alle immer unterwegs und am arbeiten. Frag Aemilia, sie war da, sie weiß es schon längst."

    Lucilla legt ihren Kopf an Livianus Schulter und beginnt zu weinen. Sie kommt sich vor, wie das kleine Mädchen, welches sich früher an den Schultern ihrer Brüder und Cousins ausgeweint hat.


    "Er hasst ihn. Er wird immer Gründe finden, ihn zu hassen. Nur weil er ein Germanicus ist. Und er wird mich hassen, weil ich Avarus liebe. Du hast doch gehört, was er gesagt hat." Schniefend schaut sie zu Livianus auf. "Immer hat er behauptet, dass er nur will, dass ich glücklich bin. Und nun, was soll das Livianus? Was ist er nun als Familie wert, wenn er sich selbst über mein Glück stellt? Was schert ihn sein angekratzter Stolz, er ist doch der Triumphator." Sie senkt den Kopf wieder. "Ich habe Avarus gesagt, er soll keinen Brief schicken. Ich habe ihm gesagt, ich werde es meiner Familie erzählen. Ich wollte es doch allen selbst sagen, in ein paar Tagen, wenn die Stimmung nicht mehr so traurig ist. Ihr seid doch meine Familie..."

    Lucilla bleibt zögernd stehen und wischt sich die Tränen schnell von Wange. "Ich werde abreisen." sagt sie ohne sich umzudrehen, den Blick auf den Boden gerichtet. "Ich möchte durch meine Anwesenheit nicht der Grund für Streitigkeiten in der Familie sein."

    Zutiefst verletzt steht Lucilla auf. Es hat keinen Zweck weiter mit Meridius darüber zu sprechen. Das einzige, was er tut, ist seine Aversion gegen die Germanica auf Avarus zu projizieren. Nachdem er mit Sedulus so lange eine Feindschaft gepflegt hat, kann er anscheinend nicht davon lassen. Und dazu die beleidigende Haltung ihr gegenüber, als wäre Avarus allein für die Verlobung und die Hochzeit verantwortlich, als wäre sie ein unmündiges Kind, welches von seiner Familie verkauft wird. Jedes Wort, welches sie nun soch sagen würde, würde er ihr im Halse herumdrehen. Daher verlässt sie ohne ein weiteres den Raum. Erst als sie das Tablinum verlassen hat, gestattet sie ihren Tränen freien Lauf. Keine Minute länger wird sie in Tarraco bleiben.

    Lucilla glaubt nicht recht zu hören. "Er hat nicht mit dir geredet? ER hat nicht mit dir geredet? Von Senator zu Senator, wann bist du schon einmal im Senat? Er wollte mit dir reden, Meridius, er stand schon fast vor der Tür der Casa. Derjenige, der nicht da war, das warst du, Meridius, weil du mal wieder Hals über Kopf die Casa fürs Militär verlassen hast. Dich nichteinmal von deiner Familie verabschiedet hast. Wer glaubst überhaupt, dass du bist, dass ein Consul, ein Consul, Meridius, dir im Winter über die zugeschneiten Alpen nachreist nur um mit dir über die Hochzeit deiner Schwester zu sprechen, über welche du nicht die geringste Entscheidungsgewalt hast? Du solltest froh sein, dass sich ein Consul überhaupt für deine Schwester interessiert, denn mehr als den großen Meridius als Bruder hat sie nicht aufzuweisen. Hast du überhaupt einmal überlegt, was das für mich bedeuted? Davon abgesehen, dass du dich nicht im Geringsten für meine Gefühle zu interessieren scheinst, hast du dir auch nur im Ansatz überlegt, dass ich ihn vielleicht lieben könnte? Manche Männer adoptieren eine Peregrina, damit ein Triumphator aus Liebe heiraten kann, manche Consuln heiraten eben aus Liebe Frauen aus einfachem Haus. Und wenn dir das Glück deiner Schwester nicht reicht, dann überlege dir, welch sozialer Aufstieg es für mich bedeutet. Nenn mich neumodisch, Meridius, doch eine Frau muss in unserer Zeit selbst für sich sorgen, wie du ja siehst."

    Lucilla schaut Meridius an und fragt sich, ob er ihr überhaupt zuhört. "Hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte doch gerade eben, dass ihr zur Hochzeit alle rechtzeitig benachrichtigt werdet. Im Übrigen wird die Nuptia im Haus der Familie der Braut gefeiert und ich hoffe doch sehr, dass meine Cousins mich in diesem Haus heiraten lassen werden. Weiters ist zu sagen, dass der Consul mich nicht ehelichen wird, ohne mich zu fragen. Die Familie hat sich nicht darum gekümmert, dass ich heiratete, als ich in das Alter kam, in welchem eine Frau verheiratet sein sollte. Nun braucht sich niemand zu beschweren, wenn ich es eilig habe, nachdem ich schon weit über dieses Alter hinaus bin. Und wenn ich beschließe, eilig zu heiraten, dann muss und wird auch der Consul dies akzeptieren." Lucilla ist das Thema so langsam wirklich leid.

    Lucilla erwiedert Mattiacus Lächeln. "Ich werde euch doch nicht verloren gehen."


    Dann, zu Meridius. "Die Sponsalia fand am fünften Tag vor den Kalenden des März statt."

    Da das Thema nun doch gleich bei Familienplanung angekommen ist, meldet sich auch Lucilla zu Wort. "Ich werde die Casa Decima ebenfalls bald verlassen. Allerdings bleibe ich in Rom und werde nur bis zur Casa Germanica umziehen. Ich habe mich mit Medicus Germanicus Avarus verlobt und die Hochzeit wird bald folgen."


    Wenn es nach Lucilla geht, dann bereits im April, bevor die ungeeignete Zeit des Mai anbricht. "Doch es braucht sich niemand übergangen zu fühlen, es gab keine Feier und wahrscheinlich wird es auch keine mehr geben. Zur Hochzeit werdet ihr jedoch alle rechtzeitig benachrichtigt."


    "Bei uns ist es eher umgekehrt." antwortet Lucilla etwas leiser, da sie jeden Moment den Eintritt des nächsten Kunden erwartet. "Die meisten Personen scheinen schon mit dem Gedanken an ein Gespräch zu kommen. Und manche bekommt man sogar manchmal fast nicht mehr aus dem Officium."


    Sie dreht sich halb um, als die Tür aufgeht und sieht Aemilia. "Oh, salve Aemilia." Nach der Frau von Livianus tritt gleich noch ein Kunde ins Officium. Lucilla steht auf und wendet sich mit einem Lächeln an Varus. "Ich werde dich dann mal wieder deiner Arbeit überlassen. Als Angehörige des Cursus Publicus bin ich schließlich selbst dazu verpflichtet, die Briefbeförderung nicht unnötig aufzuhalten. Vielleicht schaue ich ein andermal noch vorbei, vale Varus."


    Mit einem Nicken geht sie an Aemilia vorbei und verlässt das Officium.

    Lucilla schüttelt leicht verständnislos den Kopf. Gerade eben noch hat sie die sterblichen Überreste ihres geliebten Onkels im lodernden Feuer des Scheiterhaufens brennen gesehen. Ihr ist nicht unbedingt nach Scherzen zumute. Sie winkt ab und verstummt vorerst.

    Die Verwunderung nimmt kein Ende. Meridius ist wohl zu lange von der Familie getrennt und bei der Legio gewesen. Brüder, Schwester, Cousins, Cousinen und angeheiratete Familienmitglieder, und Iulia Severa, sind in diesem Raum versammelt.


    In beruhigendem Tonfall meldet sich Lucilla zu Wort. "Du bist hier zuhause, Bruder, nicht im Senat und nicht in der Legio. Wieso sollte es in der Familie zu Tumulten kommen?"

    Lucilla bemerkt verwundert, dass die Verlobte von Meridius auch in den Raum kommt. Bei einer Familienbesprechung hätte sie Severa nicht erwartet. Das ist ja so, als hätte sie Avarus mitgebracht. Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken kann, betritt ihr Bruder Brutus das Tablinum. Lucilla lächelt ihm zu, wartet jedoch darauf, dass Meridius mit seiner Ansprache beginnt.

    Lucilla betritt das Tablinum, lächelt ihren Brüdern und ihrem Cousin leicht zu und setzt sich dann ebenfalls. Es ist schon lange her, dass sie alle zusammengesessen haben. Für Lucilla selbst ist es einge gute Gelegenheit, da sie auf diese Weise ihre Neuigkeit nicht allen einzeln erzählen müsste. Doch vorerst gibt es sicher wichtigere Dinge zu besprechen, kaum wichtiger für sie selbst, doch für die Familie.

    Lucilla tritt an den Leichnam ihres Onkels heran. Sie schließt für einen Moment die Augen und denkt an vergangene Momente, dann legt sie einen Zweig eines Olivenbaumes und eine kleine Schale voll Getreide neben den toten Körper. Obwohl Mercator oft die Welt bereist hatte, so war er doch immer in Hispania zuhause gewesen. Mit einem feinen Lächeln denkt Lucilla daran, dass es für ihren Onkel im Elysium sicher viele neue, fremde Länder zu entdecken gibt. Sie wischt sich eine Träne von der Wange und tritt zurück.

    Zitat

    Original von Maximus Decimus Meridius
    Vermutlich ist das der Grund, warum meine Schwester Dich heiraten muss. ;)


    Richtig, alle anderen wollen mich nämlich mit dem Bruder für kein Geld der Welt. :D :P


    Aber mir ist das egal wer den Tempel finanziert. Der andere kann das gesparte Geld ja dann für meine Mitgift oder eben für die Hochzeitsgeschenke zurücklegen. :] :D :P

    Lucilla folgt direkt hinter den Söhnen Mercators. Ihre Augen sind gerötet, doch Ambrosius hat sich alle Mühe gegeben, die Spuren der vielen Tränen in ihrem Gesicht zu kaschieren. Immer wieder muss sie daran denken, dass es einst Mercator gewesen ist, welcher sie nach dem Tod ihrer Mutter getröstet und ihr Geschichten über die Schönheit des Elysiums erzählt hat. Und nun tragen sie ihn selbst zu Grabe und niemand erzählt mehr Geschichten. Den einzigen Trost spendet ihr Mercator selbst, in ihrer Erinnerung.