Am Tag der Bestattung tritt auch Lucilla an die Versammelten heran. Von ihrem Onkel hat sie an einem Vortag bereits Abschied genommen. So schwer es ihr fällt, es wird höchste Zeit, dass der Geist Mercators endlich von seiner unreinen Hülle befreit wird. Sie stellt sich neben Martinus und beim Anblick ihres toten Onkels kann sie nicht verhindern, dass ihr erneut einige Tränen über die Wangen laufen.
Beiträge von Decima Lucilla
-
-
"Aber der Weg zwischen Hispania und Italia ist ja zum Glück von Schnee nicht betroffen."
Lucilla nestelt an ihrem Beutel herum, holt einen Brief heraus und legt ihn auf den Tisch. "Aber ich bin natürlich wegen eines Briefes hier. Einmal eilig nach Rom." Sie holt zwanzig Sesterzen hervor und schiebt sie Varus hin.
Medicus Germanicus Avarus,
Casa Germanica, Roma,
ItaliaLiebster Medicus,
Meine Reise nach Hispania verlief ohne Zwischenfälle und die Familie ist schon fast komplett versammelt. Allerdings fehlt ein Priester in Tarraco und die Bestättung zögert sich deswegen weiter hinaus. Der sinnlose Tod meines Onkels liegt über der Casa wie ein dickes, schweres Tuch und ich habe das Gefühl, darunter ersticken zu müssen. Es kommt mir so vor, als würde ich dieses Haus, welches so viele wundervoller Erinnerungen an meine Kindheit birgt, nur noch zu traurigen Anlässen betreten.
Ich sehne mich zurück nach Rom, zu dir, der du den Schmerz und die Trauer von mir nimmst. Niemand ist hier, mit dem ich meine Freude teilen könnte, niemand, der nachvollziehen könnte, dass unser aller Leben, dass mein Leben weiter geht, weiter gehen muss. Es mag hart klingen, doch ich befürchte, dass ich bereits zu viele zu Grabe getragen habe um das Leben in seiner Schönheit nicht zu lieben. Denn was ist es, das uns selbst am Ende unserer Tage bleibt? Soll es die Erinnerung an lange Zeiten der Trauer und des Schmerzes sein, oder diejenige an Freude und schöne Tage? Wir bestimmen es selbst, und ich entscheide mich für Letzteres, denn ich glaube es ist dies, was auch unsere Ahnen sich für uns wünschen.
Ich hoffe so sehr, dass es dir gut geht, und dass du wohlauf bist. Ich stelle mir vor, wie Paulus mit seinem dicken Knüppel bewaffnet vor deinem Cubiculum steht und über dein Leben wacht und dies beruhigt mich. Ich schließe meine Augen und sehe dich vor mir, doch ich habe Angst davor, meine Hand nach dir auszustrecken, denn ich würde nur merken, dass du nicht hier bist. Bitte passe auf dich auf.
Die Götter mögen dich schützen. Auf bald,
Lucilla
-
Lucilla sitzt auf einem Korbstuhl in ihrem Cubiculum und lässt ihre Gedanken kreisen. In ihren Händen hält sie eine Kette mit einem Schmuckstein, das erste Geschenk, welches Avarus ihr in Rom gemacht hatte. Obwohl die Überfahrt von Italia her nicht viel länger als sonst gedauert hat und sie erst seit kurzem in Hispania ist, kommt es ihr so vor, als wäre sie schon bald Wochen von ihm getrennt. Und das Schlimmste ist, dass sich alles noch endlos zu verzögern scheint, weil kein Priester in Sicht ist. Lucilla seufzt und versucht sich mit positiven Gedanken abzulenken, was ihr jedoch nicht recht gelingen will. Immer wieder schleichen sich Sorge, Unruhe und Ungeduld in ihre Gedanken.
-
"Urlaub? Schön wäre es." Lucilla setzt sich mit einem schicksalsergebenen Lächeln auf die Kunden-Seite des Schreibtisches, was immer noch irgendwie komisch ist.
"Mein Onkel ist verstorben und die gesamte Gens Decima hat sich einmal wieder zu einer Bestattung versammelt. Etwas anderes führt mich leider nur noch selten nach Hispania. Aber wie geht es dir? Läuft alles gut hier in Hispania? Mit Schnee dürftet ihr ja kaum Probleme haben. Ich sage dir, dieses Jahr ist der Winter im Norden wirklich extrem. Wir haben ständig Schwierigkeiten mit der Route nach Germania, den Weg über die Alpen versuchen wir schon gar nicht mehr."
-
Zitat
Original von Titus Petronius Varus
Als es klopfte, hatte Varus gerade das letzte abgenagte Hühnchenbein zur Seite gelegt und wischte sich den Mund ab.
"Herein bitte", sagte er, sobald er geschluckt hatte.Lucilla tritt ein und lächelt als sie die Knochen auf dem Teller sieht. Zum einen beruhigt es sie, dass auch ihr Kollege in Hispania anscheinend nie zur Pause aus dem Officium hinauskommt, zum anderen sind es eindeutig Hühnerknochen und der Hühnerkonsum kann nie gut genug laufen.
"Salve Varus."
-
In einer freien Minute, in der sich Lucilla von der ganzen Familie absondern kann, sucht sie das Officium ihres hispanischen Kollegen auf um ihren Brief abzugeben. Natürlich hätte sie auch Ambrosius vorbeischicken können, doch sie ist ganz froh, der bedrückenden Stimmung in der Casa Decima für eine Weile zu entkommen.
Das Officium des Praefectus Vehiculorum findet sie natürlich auf Anhieb. Lange genug hat sie ja selbst hier gearbeitet.*Klopf klopf*
-
Ein unbenannter Sklave, von welchen es auch in der Casa Decima Meridius ein paar gibt, öffnet die Tür und erkennt Livianus.
"Salve, Herr! Salve Herrin! Hattet ihr eine gute Reise? Tretet ein, die Familie befindet sich im Atrium und euer Cubiculum ist bereits vorbereitet. Ich werde mich um das Gepäck kümmern."
-
Eine Weile später setzt Lucilla ihren Namen unter den Brief. Sie zeichnet ihn regelrecht, denn ihre übliche Beamtenunterschrift ist etwas zu unleserlich. Nocheinmal überfliegt sie die Zeilen und steht dann seufzend auf. Aus der Kiste holt sie die Untensilien zum Siegeln, faltet schließlich das Pergament und verschließt es.
Einen Augenblick lang hält sie den Brief vor ihre Brust und schließt die Augen. Wenige Tage nur, und er wäre bereits in Rom. Wenn sie sich nur selbst gleich mitschicken könnte. Lucilla legt den Brief auf ihren Nachttisch. Um ihn noch aufzugeben, ist es bereits zu spät, doch gleich am nächsten Morgen würde sie Petronius Varus aufsuchen.
-
Lucilla betritt ihr altes Cubiculum, nachdem sie aus dem Atrium 'geflüchtet' ist. Nichts hat sich verändert, nur eine Reisekiste vor dem Wandschrank zeugt davon, dass sie zu Gast ist. Sie legt ihre Palla auf einem Stuhl ab und lässt sich auf ihr Bett sinken. Noch nie hat sie die Stimmung vor einer Bestattung als so merkwürdig empfunden, wie heute. Doch sie ist zuvor auch noch nie so zerrissen gewesen, zwischen den Extremen der Trauer und der Freude.
Seufzend steht Lucilla auf und geht zu einem Regal. Sie nimmt eine kleine Kiste, öffnet sie und stellt zufrieden fest, dass noch alles an Schreibsachen da ist. Sie nimmt sich ein Stück Pergament, das Tintenfass und eine Feder heraus und setzt sich damit an den Tisch.
-
Lucilla kann verstehen, dass Meridius ungehalten ist. Sie fragt sich ebenfalls, wie es sein kann, dass kein Priester mehr in Tarraco ist, doch eigentlich ist ihr nicht danach, darüber nachzudenken. Zusätzlich hat sie auch nicht viel Zeit dazu, schon findet sie sich in einer Umarmung ihres Lieblingscousins wieder.
ZitatOriginal von Lucius Decimus Martinus
Ich grüsste natürlich auch meine Lieblingscousinbe auf das aller herzlichste mit einer festen Umarmung"Schön auch dich wieder zu sehen, auch wenn die Umstände nicht erfreulich sind."
Lucilla erwiedert die Umarmung und ein leichtes Lächeln zeichnet sich auf ihrem Gesicht ab. "Salve Martinus. Sei mir nicht böse, doch ich bin gerade auf dem Weg, mich zurückzuziehen. Ich bin eben erst angekommen und auch, wenn die Schiffsfahrt nicht so schlimm wie beim letzten Mal war, sie war dennoch anstrengend. Aber ich laufe dir ja nicht weg."
Sie löst sich von der Verwandtschaft. "Ich bin in meinem Cubiculum." Ambrosius hat hoffentlich schon das Gepäck eingeräumt. Auf dem Weg hinaus begrüßt Lucilla auch Valeria mit einem kurzen 'Salve', dann ist sie aus dem Atrium verschwunden.
-
Lucilla steht auf. Sie möchte sich zurückziehen, waschen und sich mit all diesen Dingen nicht befassen müssen. Dennoch bleibt sie kurz bei Meridius und Mattiacus stehen.
"Du solltest nicht so reden, Bruder. Du weißt, wie wichtig es ist, dass die Riten eingehalten werden." Sie wendet sich an Mattiacus. "Wurde ein Finger mit Erde bedeckt? Wenn nicht, so sollten wir zumindest das tun. Wer weiß, wie lange es noch dauert, bis aus Rom Nachricht kommt."
Und wie lange es dauert, bis dann alles vorbei ist. Wie lange es dauert, bis Lucilla selbst zurück nach Rom kann. Es ist das reinste Trauerspiel.
-
Der Posteingang von Benutzer »Publius Decimus Flaccus« ist bereits voll

-
"Ja, tu das." nickt Lucilla und hofft, dass die Sklaven des libitinarius gute Arbeit geleistet haben. Sie selbst ist noch nicht bereit, sich von ihrem Onkel zu verabschieden. Sie sehnt sich nach einem heißen Bad, nach einer Massage von Ambrosius und nach einer Nacht in einem Bett, welches nicht schaukelt.
-
Lucilla schüttelt traurig den Kopf. "Ach, Flaccus, es ist so ungerecht. Niemand weiß, wer es war und niemand wieso. Als ich abreiste gab es noch nichts genaues, nur dass es vollkommen unsinnig war. Es gab überhaupt keinen Grund, er war doch nur ein einfacher Mann. Es gab überhaupt keinen Grund ihn so..." Lucilla bricht ab. Sie kann nicht aussprechen, dass er abgestochen wurde wie ein Opfertier. Und dass sie ihn verstümmelt hatten. Wieder kommt ihr das Bild des Leichnams in den Kopf, überall blutverschmiert und irgendwo darunter ihr Onkel Mercator.
Lucilla greift hinter sich und setzt sich wieder, sobald sie den Korbsessel hinter sich spürt. Schließlich blickt sie zu Flaccus auf. "Ich bin gerade erst angekommen, aber wahrscheinlich hat er ihn in seinem Cubiculum aufgebahrt."
-
Sim-Off: Du bist Schuld, wenn Lucilla die Nerven durchgehen, Trauben sind doch das einzige, das sie davor bewahrt.
ZitatOriginal von Gallus
"Herrin, hast Du noch Wünsche?""Bring noch mehr getrocknete Trauben, Gallus, und ein Glas Wasser."
Da Lucillas Aufmerksamkeit nun auf der versammelten Familie ruht, entgeht ihr auch nicht, wie ihr jüngster Bruder das Atrium betritt. Als er sie umarmt erwidert sie seine Umarmung. Ob er den toten Körper Onkel Mercators schon gesehen hat und weiß, wie schrecklich es wirklich ist?
"Salve, Bruderherz." Ein leichtes Lächeln legt sich trotz allem auf Lucillas Gesicht. "Wie geht es dir?" fragt sie leise.
-
In ihren Gedanken noch zwischen Mord und Entführung hängend, erschrickt Lucilla im ersten Augenblick, als Meridius' Kommando-gewöhnte Stimme durch das Atrium schneidet. Doch recht schnell findet ein Lächeln auf ihr Gesicht. Natürlich ist es naiv zu glauben, dass mit seinem Erscheinen alles wieder in Ordnung kommt, was immer es auch sein mag. Doch in Lucilla ist dieser Gedanke seit ihrer Kindheit so tief verwurzelt, dass sie sich gegen sein Aufkommen nur schwer wehren kann. Doch andererseits, auch er würde Mercator nicht wieder zum Leben erwecken. Lucilla isst noch ein paar Trauben.
-
Lucilla blinzelt verwirrt. In ihrem Kopf schwirren die Worte Entführung, Mord und Einbruch wild durcheinander und tragen nicht dazu bei, das fast schon zur Gewohnheit gewordene mulmige Gefühl in ihrem Bauch zu vertreiben. Sie fasst sich an die Schläfe und schaut sich nun doch nach einer Sitzgelegenheit um. Glücklicherweise steht direkt neben dem Tisch mit der Obstschale ein Korbsessel, der nur auf sie zu warten scheint und Lucilla lässt sich dankbar nieder.
Sie greift nach einigen weiteren Trauben und achtet nur noch mäßig auf die Gespräche um sie herum. Allmählich beschleicht sie das Gefühl, dass all diese Dingen in einem größeren Rahmen zusammenhängen, zu groß, als dass sie selbst noch mitkäme oder auch nur mitkommen wollte. Das Gefühl der Geborgenheit, welches sich normalerweise einstellt, sobald Lucilla die Casa in Tarraco betritt, will heute nicht aufkommen. Sie wünscht sich zurück nach Rom, in die Casa Germanica, wo sie sich zur Zeit am sichersten, am geborgensten fühlt, solange sie nur in Avarus' Umarmung verweilt.
-
Lucilla nickt und begrüßt dann Severa. "Salve Severa." Auf ihre Frage hin winkt sie ab. "Danke, aber ich war lange genug gesessen. Die Seefahrt macht mir wenig aus, aber dass Schiffe immer so begrenzt sein müssen, wo sie doch über das endlose Meer fahren... ich wäre am liebsten zu Fuß vom Hafen hergekommen, doch dafür bin ich nicht geduldig genug."
Sie versucht sich in einem Lächeln. "Wie geht es dir? Sind schon alle hier eingetroffen? Ist Flaccus da?"
-
Lucilla dreht sich wieder um und schüttelt traurig den Kopf. "Ich fürchte nicht. Es war so... sinnlos. Es gab überhaupt keinen Grund, nichts." Sie verkneift sich die Frage, wie ein Mensch so etwas tun kann, wie er sich dieses Recht herausnehmen kann. "Du erlebst so etwas sicher oft als Regionarius."
Sie blickt ihn fragend an. "Du bist doch noch Regionarius?"
-
Lucilla blickt Balbus in die Augen. "Er ist tot. Er wurde..." Sie bricht ab und presst die Lippen aufeinander, darum bemüht, das Bild aus ihrem Kopf zu verbannen und ihre Tränen zurückzuhalten. Doch mit aller Deutlichkeit bricht die Wahrheit erneut über sie herein, welche sie die letzten Tage immer wieder versucht hatte zu verdrängen. Obwohl es in Tarraco wärmer ist, als in Rom, friert Lucilla.
Sie schüttelt leicht den Kopf. "Er wurde ermordet." Sie wendet sich ab und geht zu einem Tisch, auf welchem eine Obstschüssel steht. Mit zitternden Händen nimmt sie sich ein paar Trauben und isst sie.