Beiträge von Decima Lucilla

    Lucilla zergeht unter seinem Blick förmlich und fühlt ein Kribbeln in ihrem Bauch, als würden hunderte kleiner Tauben darin herumfliegen.


    "Ich werde dir gerne helfen. Meine Abende werden nur dir gehören." Gerade noch rechtzeitig kann sie verhindern, ein '...und meine Nächte auch.' anzuhängen. So weit sind sie noch nicht. "Dieses Atrium eignet sich vorzüglich, um darin ein kleines Fest zu feiern. Oder hast du eher an ein Essen im Oecus gedacht?"


    Sie senkt ein wenig den Blick. "Und ich würde auch liebend gern an deiner Seite dabei sei, wenn du dies so willst. Aber bedenke, dass ich neben dem Consul des Imperiums nur klein und unbedeutend ausschauen werde und vermutlich auch nicht mit den geladenen Damen konkurrieren kann."

    Lucilla nimmt das Getränk entgegen und prostet Hungi grinsend zu. "Auf die Ehe." Sie trinkt ein Schlückchen und stellt fest, dass der Wein ungewöhnlich gut schmeckt. Sicher einer von Hungis Illyrischen - oder zumindest keiner aus Hispania.


    "Wir haben falsche Normen in unserem Gesetz? Jössas, na dann wird es Zeit, dass sich jemand darum kümmert. Ich werde mir dann wohl auch noch etwas Zeit lassen, bis ich mich genauer damit befasse. Bisher war das ja noch nicht nötig."


    Und wieder rinnt ein Schluck des guten Spritzers ihre Kehle hinab. "Ein ausgezeichneter Wein. Nicht, dass ich von so etwas eine Ahnung hätte, aber er ist wirklich gut."

    "Ein Spritzer wäre nicht schlecht." grinst Lucilla. Der 'Spritzer' ist eines der Dinge, deren Bedeutung sie in der unvergessenen Nacht in Rom gelernt hatte, neben einigen weiteren, meist recht amüsanten Gepflogen- und Gegebenheiten aus Hugis Heimat. (:D)


    Schließlich jedoch schweifen ihre Gedanken zurück zu seinen Worten. "Ein neues Eherecht?" Lucilla überlegt, ob darüber bereits etwas in der Acta stand, sie kann sich jedoch an nichts erinnern. "Lohnt es sich denn, darauf zu warten? Oder sollte ich mich vorher noch beeilen? Welche Änderungen wird es beinhalten?"

    "Eine ganz wunderbare Idee..." murmelt Lucilla, die gar nicht richtig zugehört hat, sondern noch immer mit halb geschlossenen Augen in den letzten Augenblicken versunken ist. Erst nach und nach dringt das Wort 'Empfang' bis in ihr Bewusstsein hinab und sie öffnet blinzelnd die Augen, um Avarus anzusehen.


    "Ein Empfang?" Ein Leuchten schleicht sich in ihren Blick ein. Endlich würde es wieder etwas Abwechslung vom tristen Grau des Winters geben. Und wenn es nur eine klitzekleine Feier wäre, das wäre immerhin schon mehr, als in den letzen Wochen stattgefunden hat. Sie würde eines von diesen außergewöhnlichen Kleidern anziehen, welche Ambrosius beim letzten Einkauf entdeckt hatte. Mit einem Mal jedoch kommt ihr der Gedanke, was es für sie bedeuten würde, die Frau an der Seite des Consuls zu sein. Die Erwartungen an sie würden sich gänzlich ändern und sie würde wohl bis dahin noch ein ganzes Stück an ihrer Dignitas schrauben müssen.


    "Das ist wirklich eine gute Idee. Welchen Termin hättest du angedacht?"

    "...Publicus..." berichtigt Lucilla ganz automatisch und wundert sich ein wenig darüber, war Avarus doch lange genug Chef des Cursus Publicus gewesen.


    "Aber du hast natürlich recht. Wobei wir uns auch den Brief sparen können, ich hatte ja bereits mit ihm gesprochen und hätte er irgendwelche Einwände gehabt, so hätte er sie da bereits geäußert. Natürlich ist er nicht gerade vor Freude an die Decke gesprungen, aber ich glaube nicht, dass er das bei irgendeinem anderen Mann getan hätte."


    Ganz im Gegenteil. Lucilla kann sich noch gut daran erinnern, wie Meridius schon fast ausgerastet ist, als er von der Nacht mit Hungi erfahren hatte. Fast hätte er sich deswegen mit ihm öffentlich geprügelt. Und dann die Sache mit Spartacus. Ein kleiner Kuss und schon hatte sie eine Standpauke bekommen. Dagegen war das Gespräch bezüglich Crassus ja gerade zu harmlos verlaufen. Und bei Avarus hatte Meridius es dann wohl endgültig aufgegeben zu protestieren. Oder er hatte eingesehen, dass er sowieso keine Wahl hat. Lucilla weiß zwar, dass ihr Bruder nur immer das Beste für sie will und dafür liebt sie ihn auch, doch manchmal behandelt er sie wie ein kleines Kind. Und dabei würde er selbst eine Peregrina heiraten...


    "Letztenendes könnte er mich sowieso nicht daran hindern, denn ich fürchte, ich bin deiner unwiderstehlichen germanischen Natur ohnehin schon verfallen... Germanikuss..." Das letzte Wort ist nur noch ein Flüstern und Lucilla bringt ihr Gesicht noch ein wenig näher an das seine heran.

    "Da bin ich mir ganz sicher." grinst Lucilla. "Ich werde es schon schaffen, den germanischen Eisblock um dich herum mit meinem hispanischen Feuer zu schmelzen." 8)


    Und doch ist sie es vorerst, die es genießt, die körperliche Wärme, die von ihm ausgeht, neben sich zu spüren. Viel lieber würde sie heute in diesem, seinem Haus dahin siechen, als zurück in die Casa Decima zu gehen. Ganz unbedarft lehnt sie sich an ihn heran.


    "Haben wir eigentlich schon einen Plan? Ich meine, müssen wir wirklich mit der Verlobung warten, bis wir in Germania waren? Wer weiß, wie lange die Pässe noch zu sind. Wenn es ein langer Winter wird..." Nein, darüber will sie gar nicht nachdenken. Dieser Gedanke ist zu bedrücken.

    "Das hoffe ich auch..." Ein kleines Lächeln findet zurück auf ihr Gesicht. Hungi findet doch immer die rechten Worte. Sie erinnert sich noch gut an diese eine Nacht in Rom... das waren noch Zeiten gewesen... und nun wären sie bald beide verheiratet.


    "Wie sieht es bei dir und Livia aus? An was hängt es? Ich meine, ihr seid doch jetzt schon recht lange verlobt."

    Seufzend lässt Lucilla die Schultern hängen. Der Gedanke an Crassus verpasst ihr noch immer einen Stich ins Herz.


    "Crassus ist ein Soldat und er hat mir unmissverständlich klar gemacht, dass er das immer sein wird. Ich wollte mit keinem Soldaten zusammenleben, ich habe schon zu viele davon zu oft von Zuhause verabschiedet, und manchen davon nicht wiedergesehen."


    Sie blickt Hungi fest an, fühlt sich jedoch zu einer weiteren Bemerkung gedrängt. "Es ist mir nicht leicht gefallen und ich glaube auch nicht, dass ich mir die Entscheidung leicht gemacht habe."

    Lucilla seufzt innerlich auf. Die beiden würden sich wohl nie gut leiden können und auch Lucilla als Bindeglied zwischen den Familien würde nicht mehr als eine Neutralität auf beiden Seiten hervorrufen. Der schlimmste Gedanke war jedoch der, dass es eines Tages erneut zu einem Bruch kommen könnte und sie selbst dann zwischen den Fronten stünde. Sie wischt die Bedenken jedoch bei Seite, hebt ihren Becher und stößt leicht an den von Avarus.


    "In diesem Fall musst du wohl selbst herausfinden, was meine Schwächen sind." Sie lächelt hintergründig und trinkt einen Schluck. "Was im übrigen nur fair ist, denn deine Kehrseiten verrät mir sicherlich auch niemand."

    "Ein Termin steht noch nicht fest. Ich habe einst meiner Mutter versprochen, in so wichtigen Angelegenheiten nicht überstürzt zu handeln und auf meinen großen Bruder zu hören. Dass Meridius nun in Germania sitzt, macht das nicht gerade einfach. Aber es ist... nur noch eine Formsache sozusagen."


    Sie lächelt glücklich und ihre Wagen beginnen sich ein wenig rot zu verfärben. "Es ist Germanicus Avarus."

    Ein wohliges Gefühl breitet sich in Lucilla aus, als sie Avarus Arm um ihre Schultern spürt.


    "Wenn du es so siehst, dann sollte ich wohl dafür sorgen, dass du nie zu lange mit Meridius redest, ihm würde dazu sicherlich genug einfallen." Sie schmunzelt. "Andererseits würde er es vielleicht doch eher für sich behalten. Wenn du dich umentscheidest, bleibt er schließlich noch länger auf seiner Schwester sitzen."


    Avarus selbstsicherer Blick indess vertreibt jede Sorge aus Lucilla, dass er sich noch anders entscheiden könnte.

    Lucilla, die mitten unter den Frauen steht, hatte das Opfer gespannt beobachtet. Nun, da die Sacerdos verdündet, dass es angenommen ist, atmet auch sie erleichtert auf und freut sich mit den übrigen. Als die Teilnehmerinnen nach Hause entlassen werden, geht auch Lucilla glücklich aus dem Tempel. Sie hat das Gefühl, dass Iuno den Frauen Roms auch im kommenden Frühling gewogen ist und sie mit reichlich Familienleben, Ehen und Kindern segnen wird. :]

    Aufmerksam lauscht Lucilla Avarus Worten. Sie mag es, wenn er von seiner Heimat erzählt, denn sein Beschreibungen der Landschaft vermischt mit dem Klang seiner Stimme lassen die Provinz nicht ganz so düster wirken, wie die Schilderungen, die man sonst im Imperium hört.


    "Anscheinend haben die Menschen in Germania die gleichen Träume wie die in Hispania. Seit ich ein Kind war versucht man schon aus Tarraco ein zweites Rom zu machen. Ich glaube jedoch nicht daran, dass dies gelingen kann. Keine Stadt wird je so werden wie Rom, denn mag es noch so stickig und verworren sein, es wird immer das Zentrum der Welt bleiben."


    In Gedanken im fernen Tarraco weilend nimmt sich Lucilla noch ein Stück Huhn. Wenn Martinus nach Hispania zurückreist, müsste er ihr unbedingt einen Brief schreiben, ob mit der Hühnerzucht noch alles glatt läuft.


    "Um nochmals auf deine Frage bezüglich meiner Wünsche, die Verbindung in ein römisch-germanisches Geschlecht betreffend, zurückzukommen... über die Familie hatten wir ja bereits gesprochen. Von dir erwarte ich, dass du den Pflichten eines römischen Ehemannes nachkommst." Wenn nicht, dann würde ihm Meridius Beine machen, doch dies erwähnt sie lieber nicht, da es leicht nach einer Drohung klingen könnte, anstatt nach Besorgnis. "Aber ich habe wenig Zweifel, dass du dies nicht eh tust." Sie mustert ihn lächelnd.

    Lucilla nickt. "Ja, der Briefkasten ist ganz überwuchert. Ich weiß natürlich, wo er ungefähr sein müsste, aber... so habe ich immerhin eine Gelegenheit, mal wieder reinzuschauen." ;)


    "Ich fühle mich ausgesprochen wohl in Rom. Auch mich hält die Arbeit auf Trab, es gibt kaum eine ruhige Minute in meinem Officium. Aber noch habe ich es nicht über." Schließlich lächelt sie ein wenig verschämt. "Ach, die jungen Männer konnte ich mir doch immer schon ganz gut vom Leib halten. Es gibt eh nur noch einen, den ich an mich ranlasse." Ihre Augen beginnen zu funkeln. "Du bist nicht der einzige, der in diesem Jahr heiraten wird."

    Sim-Off:

    Sowas sehen nur Frauen, Männern fällt das gar nicht auf. :P


    Lucilla dreht sich zu Hungi und strahlt übers ganze Gesicht. "Hungi, salve!" Sie hebt das gefaltete Pergament in die Höhe und wedelt etwas damit herum.


    "Ich bringe die Cursus Publicus-Versandliste für den Ianuarius. Da ich eh recht nah an deiner Casa vorbeikomme, dachte ich mir, ich kann sie auch gleich selbst abgeben. Und nachdem dein Briefkasten nicht mehr zu finden ist, musste ich eben persönlich reinkommen."


    Sie hält ihm das Pergamentstück hin. "Wie geht es dir? Wir haben uns ja schon ewig nicht mehr gesehen. Kein Wunder, im Winter gibt es ja kaum irgendwelche sozialen Veranstaltungen. Ich bin wirklich froh, wenn der Frühling kommt und wieder allerorten Feste und Spiele und Hochzeiten sind." Ein verschwörerisches Lächeln legt sich über ihr Gesicht. "Wie weit sind denn deine Hochzeitspläne?"

    Ein Funke von Schalk schleicht sich in ihren Blick. "Ich bin noch dabei herauszufinden, was ein römisch-germanisches Geschlecht von einem rein römischen unterscheidet. Ist es die Mischung aus imperialer Hochkultur und germanischem Barbarentum? Oder ist es der wilde Germane, der in jedem von euch steckt? In diesem Fall muss ich mir wohl nicht allzu viele Sorgen machen, dein Auftreten lässt nicht zu wünschen übrig und den römischen Staatsmann mimst du sehr gut." Sie verkneift sich ein Lachen und kichert nur leise.


    "Aber im Ernst, ist es so ein großer Unterschied zu einem römischen Geschlecht sein?Wie sehr fühlst du dich der germanischen Kultur verbunden, wenn man überhaupt von Kultur sprechen kann?"


    In Lucillas Vorstellung herrscht das Bild eines düsteren, dunklen Germaniens vor. Der Himmel ist dort immer dunkelgrau, die Sonne kommt kaum einmal hinter den Wolken hervor. Die Farbe der Wälder ist fast Schwarz, ebenso die der Flüsse. Die römischen Siedlungen sind kleine Hochburgen der Kultur, doch außerhalb ihrer Stadtmauern tobt noch immer das Chaos, streifen die Barbarenhorden umher und opfern ihren blutrünstigen dunklen Göttern.


    Nachdenklich schaut sie Avarus an. Sicherlich prägt es einen Menschen, in solch einer Umgebung aufzuwachsen.

    "Gerne." Auch Lucilla greift sich noch ein Stück Hühnchen und überlegt sich erfreulichere Dinge. So recht will ihr jedoch nichts in den Sinn kommen. Über Spiele hatten sie bereits gesprochen, über die Acta-Erhebung ebenfalls, die Arbeit empfand Avarus nicht als erfreulich, die Politik ebenso wenig. In der Familie gab es keine besonderen Vorkommnise, die letzten Preise auf dem Markt waren nicht spektakulär gewesen und eigentlich ist in letzter Zeit auch nichts Besonderes in Rom vorgefallen.


    "Worüber würdest du gerne reden?" :D

    Lucilla ist froh, dass sie kein aufstrebender Politiker ist und sich weder um Stimmen noch einen Patron kümmern muss. Alles in allem wäre ihr das alles viel zu aufwendig und sie bleibt viel lieber 'Mensch'.


    Eine Weile sinniert sie über die Senatoren, welche in Germania jagen gehen, doch es fällt ihr nur einer ein, der damit gemeint sein könnte. Um in keine Zwickmühle zu geraten, übergeht sie das Thema großzügig und nimmt sich ebenfalls ein paar Trauben um die entstandene Stille auszufüllen.


    Schließlich, nachdem die Trauben genüsslich verzehrt worden sind, nimmt sie das Thema doch noch einmal auf. "Ich befürchte, was den Senat angeht, kann ich nicht mitreden. Bis auf das, was in der Acta steht, bekomme ich nicht wirklich viel davon mit. Dennoch würde ich dir zustimmen, dass der Senat sich auf seine Aufgaben hier in Rom besinnen sollte, wenn er dies denn nicht tut."

    Lucilla lacht. "Wie recht du doch hast. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit in der Verwaltung und der Provinzcurie in Hispania. Vor lauter Selbstverwaltung kam man nicht zum eigentlichen Arbeiten, jede Aktion musste abgestimmt werden und wenn man nicht selbst etwas in die Hand nahm, dann verlief es im Sand. Das war einer der Gründe, warum am Ende ich für den Bau der Bibliothek verantwortlich war - als Scriba. Daher schätze ich das Amt des Praefectus Vehiculorum so sehr. Wenn Handlungsbedarf besteht, dann handle ich - und lasse es mir hinterher absegnen und wenn es nicht gut war, dann trage ich eben die Konsequenzen."


    Sie seufzt ein wenig. "Ich fürchte jedoch, auch die jungen Wilden, die sich dem System unterordnen, könnten wenig gegen diese Situation ausrichten. Denn wieder bestünde das Problem darin, dass sie nicht gewählt werden würden. Wer von den Provinzbeamten, Vorstehern und Magistraten würde sie wählen, wenn am Ende für sie eine Einschränkung ihrer Befugnisse stünde?"

    Vom Eingang kommend betritt Lucilla das Atrium, um dort auf den Sklaven oder aber direkt auf Hungi zu warten. Sie schlendert ein wenig umher, schaut das Wasser im Impluvium an, welches etwas trüb ist, begutachtet eine Säule auf deren Farbe erste, leichte Risse sichtbar werden und bleibt schließlich an einer Vase stehen, in der ein paar vertrocknete Blumen vor sich hinfristen. Natürlich, noch ist Hungi ja nicht verheiratet und dies ein typischer Junggesellenhaushalt. Wenn Tiberia Livia ersteinmal eingezogen wäre, würde das sicherlich gleich ganz anders aussehen...