Beiträge von Iulia Severa

    Du bist nicht allein....Seine Worte sorgten dafür, dass sie sich besser fühlte, verbunden mit tiefer Dankbarkeit. Worte allein konnten diese unmöglich zum Ausdruck bringen. Kurz legte sie ihre Hand auf seine, die auf dem Schreibtisch lag und sah ihn an.


    "Danke"


    Ohne seine Hilfe wäre alles ungleich schwieriger gewesen.Warum tat er das eigentlich? Sie hatten sich 16 Jahre nicht mehr gesehen, plötzlich stand sie dann samt Sohn vor seiner Tür. Wie oft hatte er wohl noch an sie gedacht? Eine Erinnerung die mit der Zeit immer mehr verblaßt war? Er hatte gesagt, er hätte sich selbst als ehrlos bezeichnet, wenn er ihr nicht helfen würde...Da lag vermutlich der Grund.


    "Meinetwegen, musst du dich nun um noch mehr Dinge kümmern...."

    Sie blickte kurz auf ihre Hände dann wieder zu ihm und begann mit einigen Unterbrechungen zu erzählen.


    "Du brauchst nichts zu sagen, ich weiß auch so was es heißt...Und ich mache mir deswegen auch Vorwürfe. Aber lass mich erklären, warum ich dir all die Jahre nie geschrieben habe. Ich will damit nichts entschuldigen. Ich will nur das du weißt welche Gründe ich dafür hatte. Ich habe erst kurz vor der Hochzeit gemerkt das ich schwanger bin... Und danach? Ich war mir nicht sicher ob du mir überhaupt glauben würdest, dass es dein Sohn ist. Ich war inzwischen verheiratet und er sah dir damals nicht so ähnlich wie heute...Und später? Ich hätte es dir zwar sagen können, dir schreiben, aber was hätte es gebracht? Du hättest ihn sowieso nicht sehen können oder nur sehr selten heimlich. Du warst bei der Legion.Außerdem hatte ich Angst, dass alles herauskommen würde, ich hatte inzwischen noch andere Kinder und ich wollte nicht, dass Damian sich von mir scheiden lässt und sie ihre Mutter verlieren. So wie es jetzt letztlich doch gekommen ist."


    Um Fassung ringend, wandte sie den Blick wieder ihren Händen zu.

    "Danke ich weiß dein großzügiges Angebot zu schätzen, doch fällt es mir schwer es anzunehmen und in dem Ausmaß in dem du es offerierst werde ich es sicher auch nicht tun. Es widerstrebt mir einfach ohne wirkliche Gegenleistung auf Dauer hier zu leben, die Erziehung unseres Sohnes sehe ich nicht wirklich als solche, ich meine das hätte auch so getan.
    Es ist nicht das gleiche ob man sein eigener Herr oder irgendwo zu Gast ist. Nicht das du mir das Gefühl gibst unerwünscht zu sein oder Einschränkungen zu unterliegen. Aber wie würde es dir an meiner Stelle gehen?


    Sie machte eine Pause.


    Oder wolltest du mir mit dem letzten Satz zu verstehen geben, dass ich mich bisher nicht in ausreichendem Maße um Maximian gekümmert habe?"

    Es hatte also eine Frau gegeben, die er geliebt hatte. Sie hatte es angenommen. Trotzdem....Ob es lange her war? Hmm seiner Stimme war es nicht zu entnehmen. Aber er beherrschte sich meist, zeigte seine Gefühle nur ungern....


    "Es tut mir leid für dich..."


    Sie blickte kurz auf ihre Hände dann wieder zu ihm. Ja diese Frage hatte sie sich auch schon oft gestellt...


    "Ich weiß es immer noch nicht recht. Ich möchte dir jedenfalls nicht für alle Zeiten auf der Tasche liegen. Maximian ist dein Sohn,aber ich.... Daher werde ich mir wohl Arbeit suchen, nur wo und was weiß ich noch nicht."


    Wenn er sich noch weiter zurück lehnte würde er noch hinten überfallen;)

    Warum interessierte es ihn....


    "Geliebt? Mhh...nein. Ich mochte ihn, auch wenn sich das erst im Laufe der Zeit entwickelt hat. Es war nicht unangenehm mit ihm zusammen zu sein."


    Sie schaute ihn an. Suchte in seinen Augen nach einer Reaktion seinerseits.


    "Warum hast du nie geheiratet? Als Legionär durftest du nicht, aber danach? Gab es da nie jemanden?"

    "Gut ich wollte es nur wissen....ich hab mich das früher manchmal gefragt. Ja alles was danach gekommen wäre, wäre ebenfalls nicht einfach gewesen, wobei ich in den letzten Jahren auch nicht immer glücklich war.


    Seine Mimik hatte sich nicht sehr verändert, die Art wie er seine Augenbrauen zusammenzog, die Stirn in Falten legte, dass alles war ihr unheimlich vertraut.


    "Es braucht dir nicht leid tun, du kannst schließlich nichts dafür. Meinen Eltern sollte es wenn leid tun....Ich frage mich manchmal was sie jetzt sagen würden. Naja sie würden mir vermutlich die Schuld an allem geben...

    Sie verfolgte seine Blicke und registrierte das er die Stimme senkte, auch sie antwortete leiser.


    "Hast du Angst das uns jemand belauscht? Ich verwechsle da nichts, mir ist die Problematik das die beiden verwandt sind durchaus bewusst und ich weiß, dass sich das Valeria und Maxi getan haben schon allein deswegen stark von unserer Geschichte unterscheidet, bei ihnen ist es keine einfach nur nicht gewünschte Beziehung. Sie verstoßen gegen sämtliche Sitten.... Aber das es überhaupt keine Gemeinsamkeiten geben würde? Wir haben uns damals auch geliebt und wenig über Folgen, die Meinung unserer Eltern etc. nachgedacht. Ich hätte auch bis zu meiner Eheschließung Jungfrau bleiben sollen...."


    Sie schaute ihn eindringlicher an, am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und...Aber das wäre wohl unpassend, jetzt in dieser Situation.


    "Es tut mir leid, dass du es so erfahren hast. Glaub mir ich weiß, wie du dich gefühlt haben musst, auch wenn sie es mir wesentlich schonender beigebracht haben.


    Sie erinnerte sich an den Tag, an dem ihr Vater ihr gesagt hatte, dass sie Damian heiraten sollte. Sie war ganz still sitzengeblieben, aber jedes seiner Worte war, als wenn er ihr langsam mit einem Messer ins Fleisch schneiden würde. Die Bedeutung aller Dinge hatte sich mit einem Mal geändert. Die Hoffnungen die sich gehabt hatte, keine von ihnen sollte mehr wahr werden. Es hatte nur noch Schmerz und Leere gegeben.


    Danach haben sie mich nicht mehr aus den Augen gelassen, so dass ich auch nicht mehr zu dir konnte. Und kurz darauf kam ich auch schon nach Valentia.... Ich hätte ahnen müssen, dass sie planten mich zu verheiraten. Sie waren immer gegen dich, auch weil du zu den Legionen wolltest.... Aber du hättest mich entführt?

    Sie schwieg einen Moment, dann setzte sie an.


    "Ich hab mit ihm gesprochen, ob ich ihm genau deinen Standpunkt dazu vermitteln konnte, weiß ich nicht, zumindest habe ich ihm gesagt, was ich davon halte. Zu meinem Leidwesen, klang ich nicht viel anders als meine Eltern und er scheint auch nicht viel einsichtiger als ich damals....Ich habe mir wirklich gewünscht, dass so eine Situation nie eintreten würde.

    Sie hatte damit gerechnet, dass man ihm schreiben würde....


    "Mhh Bescheid...ich weiß nur das was Maximian mir erzählt hat, einen Teil davon konntest du sicher auch dem Brief entnehmen. Er und seine Cousine Valeria haben sich offenbar in einander verliebt...."


    Sie schaute ihn an, als er das erste Mal davon gehört hatte, konnte er unmöglich so ruhig geblieben sein wie jetzt. Nun kam jedoch der noch weit unangenehmere Teil, sie fasste sich ein Herz und erzählte weiter...


    "Doch damit noch nicht genug. Die beiden haben ihrem Verlangen nachgegeben und wurden dabei erwischt wie sie das Lager teilten."


    Sehr schonend war das zwar nicht, doch wusste sie nicht wie sie es anders sagen sollte. Die sachliche Schilderung machte es für sie zumindest einfacher und half ihr damit irgendwie umzugehen.

    "Danke, aber ich habe schon gegessen, die Versorgung die mir hier in deiner Casa zu Teil wird, lässt keine Wünsche offen.


    Im Moment hätte sie sowieso nicht viel hinunter gebracht. Sie nahm in einem Korbstuhl vor seinem Schreibtisch platz und versuchte es sich so bequem wie möglich zu machen. Meridius vermied es gleich mit der Tür ins Haus zu fallen und schien es für sie ein wenig angenehmer machen zu wollen, dafür war sie ihm dankbar, aber um Maximian und andere kritische Punkte würden sie trotzdem nicht herumkommen.


    Den Umständen entsprechend und seit unserem letzten Gespräch sind eher neue Sorgen hinzugekommen...

    Gallus hatte ihr bescheid gesagt, dass Meridius sie hier sprechen wollte. Sie ahnte schon worum es gehen würde und betrat demnach mit einem angespannten Gefühl das Arbeitszimmer.


    Salve Meridius, wie war deine Reise? Gallus sagte ich sollte herkommen, du willst mit mir reden...

    Sie betrachtete ihren Sohn wie er so da saß, er tat ihr ja schon etwas leid, schließlich wusste sie was es hieß wenn man verliebt war und die Eltern etwas dagegen hatten. Aber sie musste jetzt hart bleiben, die möglichen Folgen einer Beziehung zwischen Valeria und Maximian waren einfach zu gewaltig.


    "Schau mich wenigstens an, wenn du dazu schon nichts sagen willst. Du denkst vermutlich, meine Mutter kann ruhig reden, sie kann nicht den ganzenTag kontrollieren was ich mache und planst dich weiter mit Valeria in unbeobachteten Momenten zu treffen. Darum will ich dir einmal die möglichen Folgen vor Augen führen: Dein Vater kann, wenn deine unsittliche Verbindung öffentlich bekannt werden sollte, aus dem Senat ausgeschlossen werden. Er kann uns beide vor die Tür setzen. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Du siehst, es geht hier nicht nur um dich sondern auch um die Verantwortung, die du in diesem Fall für andere trägst.


    Versteh das bitte nicht falsch, ich mache mir auch Sorgen um dich und deine Zukunft im Grunde noch viel mehr als um die anderen und mich. Aber ich fürchte, dass dir dein eigenes Schicksal im Moment nicht so wichtig ist...."

    Entsetzt schaute sie ihren Sohn an, sie hatte das Gefühl, als wenn ihr einen Moment lang die Luft wegblieb. Sie konnte jetzt einfach nicht ruhig neben ihm sitzen bleiben und so stand sie auf und fuhr ihn mit lauter Stimme an.


    „Ihr seid beide verwandt! Ist dir klar was das heißt? Das es für euch kein Zukunft gibt. Und nicht nur wegen des Skandals den es geben würde, oder würdest du deinen Kindern ernsthaft erzählen wollen, dass ihre Mutter ihre Großcousine ist? Oder würdest du sie anlügen? Du kannst mir glauben, auch das wirst du nicht wollen, ich spreche aus Erfahrung....“


    Sie beruhigte sich ein wenig, dennoch war ihr Ärger nicht verflogen.


    Wenn dein Großcousin euch erwischt hat, wird dein Vater es sicher auch bald wissen. Er wird das ebenfalls niemals dulden. Als wenn nicht ohnehin schon alles schwierig genug wäre....Hast du denn kein bisschen an die Konsequenzen gedacht die das haben kann?

    Sie hätte am liebsten noch etwas zu dem Sturz gesagt, aber das er von etwas noch schlimmeren sprach, beunruhigte sie wesentlich mehr. Sie musste unbedingt erfahren was es war. Das seine Stimmung gen Weltuntergang tendierte, ließ wirklich das schlimmste befürchten.


    "Ja, du hast ihren Namen schon einmal kurz erwähnt, aber was ist um alles in der Welt passiert?"

    Sie schaute auf, um zu sehen, dass Maximian irgendetwas bedrückte, musste man ihn nicht 16 Jahre lang kennen und seine Mutter sein. Und sein Arm war sicher nicht der Grund....Zum Glück schien er sich sonst nichts getan zu haben. Sie legte die Tunica die sie gerade noch in der Hand gehalten hatte beseite. Besorgt schaute sie ihn an, wenn er sie nur mit Mutter ansprach, musste es etwas ernstes sein und es hatte hilfesuchend geklungen. Sie setzte sich auf das Bett und deutete Maximian an sich neben sie zu setzen.


    Was beschäftigt dich? Und was ist da passiert?


    Ihr Blick wanderte zum Arm.

    Sie war gerade damit beschäftigt ein paar Kleider zusammen zu legen, als es klopfte, in der Hoffnung das es Maximian sein würde, rief sie:


    "Herein"


    Seit seinem Ausritt hatte sie nichts mehr von ihm gehört und sie hatte sich doch Sorgen gemacht....

    "Ja das ist schon in Ordnung. Aber ich kann dir versichern, dass er nicht immer etwas zu Essen in der Hand hält. Ein wenig musste sie dabei auch lachen.


    "Danke, aber am besten solltest du das meinem Sohn sagen. Ich weiß nicht wie weit ich daran wirklich Anteil habe.... Fehler hatte sie sicher auch bei seiner Erziehung gemacht und sie war sich immer noch nicht sicher wie gut er die Offenbarung das Damian nicht sein Vater war wirklich verarbeitet hatte...Hatte sie ihm nicht den Halt einer Familie genommen? Fehlte ihm das nicht? Gut, er kannte nun seinen richtigen Vater und auch seine neue Familie schien ihn zu mögen und sich aufrichtig um ihn zu sorgen. Aber wie gesagt es war alles noch ziemlich neu...Ihr Blick viel wieder auf die Sklavin die immer noch vor ihr stand.


    Ähm...Wie lange bist du schon hier im Haushalt?"

    "Ja genau."


    Erleichtert lächelt sie Lucilla an. Irgendwie hatte sie nicht damit gerechnet, dass seine Schwester gleich so freundlich reagieren würde. Aber sie hatte sich wohl einfach wieder zu viele Gedanken, diesbezüglich gemacht.


    Gut, es gibt nämlich einiges worüber ich noch mit im reden sollte.


    Dann wendet sie sich an Eleanora.


    Er ist vorhin mit jemandem ausgeritten. Er meinte sie würden nicht solange wegbleiben, aber wann er genau wieder kommt, weiß ich nicht.

    Sie schien eine freundliche und tüchtige Sklavin zu sein.


    "Sicher, zu Hause hat er so gut wie keine Mahlzeit ausgelassen, es sei denn, ein Ereignis hat ihn wirklich in Beschlag genommen.....Ich werde meinen Rundgang hier durchs Haus auch weiter fortführen.

    Dann war ihre erste Vermutung doch gar nicht so falsch gewesen.


    "Danke. Schön euch kennenzulernen, Eleanora und Lucilla"


    Sie setzt sich in einen der Körbstühle. Wie die beiden wohl reagieren werden, wenn sie erfahren, wer nun vor ihnen sitzt.


    Ich bin Iulia Severa, die Mutter von Meridius Sohn