Beiträge von Iulia Severa

    Junger Decimus? Sie meinte sicher ihren Sohn....sie musste sich irgendwie immer noch an diesen Namen für ihn gewöhnen. Aber das er etwas zu Essen haben wollte, sprach eindeutig für ihn. Schon zu Hause war er immer der Erste gewesen, wenn es ums Essen ging. Sie fragte sich immer noch wo er das alles nur ließ....Bei dem Gedanken daran musste sie lächeln.


    "Wenn du Maximian, meinst er hat mir vorhin erzählt er wolle ausreiten und ist dann auch gleich aufgebrochen.

    Bei ihrer Runde durch das Haus hörte Iulia aus dem Atrium weibliche Stimmen kommen. Irgendwann musste sie sowieso den Rest von Meridius Familie kennenlernen und so betrat sie das Atrium, indem gerade zwei Frauen in ein Gespräch vertieft waren. Wie würden sie wohl mit Meridius vewandt sein? Seine Schwestern? Sie wusste zumindest das er welche hatte.


    "Salvete"


    Was sollte sie nur weitersagen, gleich mit der Tür ins Haus fallen? Nein Sie entschied sich letztlich dafür einfach unverbindlich zu bleiben. Die beiden würde schon früh genug von allein Fragen stellen....


    "Ich hoffe ich störe nicht"

    In letzter Zeit hatte sie zwar nicht sonderlich großen Hunger, aber das was die Sklavin aufzählte klang wirklich gut.


    Da bleibt einem ja keine andere Wahl, als sich auf das Essen heute Abend zu freuen.


    Aber warum wollte die Sklavin wissen, wie lange sie schon in der Casa war? Vermutlich reines Interesse, weil sie sie bisher noch nicht gesehen hatte.


    Hmm lange? Einige Tage bin ich schon hier

    Iulia schaut die Frau, die sie da angesprochen hat, einen Moment lang verwundert an, so sehr ist sie noch in ihren Gedanken verhaftet, dann findet sie jedoch den Faden wieder.


    Danke, aber ich wollte mich einfach nur etwas umsehen, auch wenn es sich im Grunde nicht gehört in der Küche anderer herumzuspionieren. Ich bin Gast hier und hatte nichts anderes zu tun....Was gibt es denn heute Abend zu Essen?

    Sie war vorher nie hiergewesen, hatte bei früheren Besuchen zusammen mit ihrer Mutter in dieser Casa nur das Atrium und das Triclinum kennen gelernt.
    Man merkte das die Küche gut geführt wurde, alles war sauber und ordentlich, natürlich nur soweit das bei laufendem Küchenbetrieb möglich war. Iulia schaute einige Zeit, dem Treiben der Küchensklaven zu und musste dabei an ihre eigene Küche denken.
    Hier war sie nur Gast, Zuschauer....Das konnte sie aber nicht für immer bleiben.
    Sie wollte Meridius schließlich nicht ewig auf der Tasche liegen, für Maximian hatte er eine gewissen Verantwortung, aber für sie? Nein. Dazu hatte sie Maximian auch noch 17 Jahre vor ihm verheimlicht, sie hatte Gründe dafür gehabt, aber wie weit würde er sie gelten lassen? Im Vergleich dazu, dass er das Leben seines Sohnes versäumt hatte, oder zumindest die Möglichkeit zu haben selbst zu entscheiden, wie und ob er daran teilhaben wollte. Das machte es nicht einfacher, nun hier zu sein...
    Jedenfalls musste sie sich Gedanken darüber machen, wie es mit ihr in Zukunft weitergehen sollte. Aber wenn es darum ging, war in ihrem Kopf zur Zeit einfach nur eine große Leere.

    Als Iulia aus ihrem Zimmer ins Perstylum trat, vielen ihr gleich ein paar Sonnenstrahlen entgegen.
    Ein guter Tag um sich das Haus näher anzusehen. Sie hatte sich in den letzten Tagen, einfach zu sehr hängen lassen, dass war nicht gut und passte im Grunde auch nicht Recht zu ihr.
    Hier hatte sie aber auch nicht wirklich etwas zu tun, nichts das sie forderte...Gedanken versunken betrachtete, sie einen Rosmarinstrauch im Garten, der hellblaue Blüten trug. Dann riß sie ein paar Zweige ab, rieb sie zwischen ihren Händen und roch daran. Nunja der Geruch war nicht jedermanns Sache, aber sie fand ihn nicht unangenehm.
    Gewohnheitsmäßig ging sie einfach weiter zur Küche.

    Nein, ich kenne sie nicht, aber du kannst sie mir ja irgendwann mal vorstellen. Viel Spaß noch bei eurem Ausritt


    Sie schaute ihm noch kurz nach als er ging, dann kehrte sie auch in ihr Zimmer zurück.

    Seit sie hier war hatte sie ehrlich gesagt so gut wie gar nichts mehr zu tun, wie sie sich leider eingestehen musste...


    Nein, aber anscheinend hast du schon etwas für mich geplant?

    Als er sie zu sich zog, ließ sie es geschehen.Es war vertraut aber auch merkwürdig. Sie hatte 16 Jahre lang nie etwas von ihm gehört, sie hatte gedacht.....Und nun passierte etwas, mit dem sie nie gerechnet hatte. Warum tat er das? Wie sollte sie das verstehen?


    Und ja, wie es ihr ging? Was sollte sie ihm sagen? Was wusste er bereits? Konnte er es sich eigentlich nicht denken? Und wie er wohl auf das Gesagte reagieren würde. Man sah, dass ihm die Begegnung, schon jetzt nicht so leicht viel, wie er vorgab.


    Mit möglichst fester Stimme antwortete sie.


    Nicht gerade gut. Hat man dir gesagt, warum ich hier bin? Das sich mein Mann von mir scheiden lassen hat? Mit der Scheidung könnte ich leben, auch wenn es mir nicht leicht fällt. Ich wäre auch nie hier her gekommen, wenn ich eine andere Möglichkeit gesehen hätte. Nachdem ich schon Maximian zu dir geschickt habe....


    Sollte sie ihm wirklich das sagen, was ihr nun auf der Zunge lag. Ihr Blick würde trüb.


    Aber das was wirklich an mir zerrt und schmerzt, ist das ich meine anderen drei Kinder nicht mehr sehen darf.....

    Meridius. Man hatte ihm also gesagt, dass sie hier war. Im ersten Moment war sie einfach nur stumm. Es viel ihr schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Was er wohl dachte? Der Tag an dem sie ihn das Letzte mal sah, wenn sie nur gewußt hätte, dass es das letzte mal war.


    Er sah noch immer gut aus. Sein Gesicht hatte einige schärfere Züge angenommen. Eine neue Ernsthaftigkeit, auch eine gewisse Härte lagen darin. Aber auch Erschöpfung, nun er war gerade vom Feldzug zurückgekehrt...Was sollte sie nur sagen?


    Salve Maximus. Du hast vermutlich ein paar Fragen...

    Sie lächelte.


    Soviel hast du zu erzählen? Nun ich habe jetzt auch viel Zeit....


    Hunger hatte sie keinen, aber frische Luft wäre jetzt nicht schlecht....


    Ich wäre für den Garten.


    Sie schmunzelte, es klang fast so als wenn ihr Sohn jetzt anfing sie zubemuttern, wohl mit der Absicht, dass es ihr besser ging und so ließ sie ihn ausnahmsweise.

    Dann sollte ich dich häufiger an Orten treffen, an denen uns niemand sieht


    Überrascht und freundlich? Das gab nicht im entferntesten, das Bild wieder das sie von ihm in ihrer Erinnerung hatte. Sie musste lächeln. Gut ihr Sohn hatte ihn nur kurz getroffen und sie hatte ihn selbst 16 Jahre nicht mehr gesehen, welche Gültigkeit hatte eine Beschreibung die sie ihrem Sohn geben konnte....


    Du wirst ihn sicher noch besser kennen lernen


    Es freute sie, dass er so begeistert von seinen Erlebnissen erzählte, demnach war es doch die richtige Entscheidung gewesen ihn hierher zu schicken.


    Du warst in Rom und hast auch noch den Kaiser getroffen? Du hast deiner Mutter inzwischen einiges voraus.
    Aber sie behandeln dich als wenn du fünf wärest? Da übertreibst du aber ein bisschen oder?
    sagte sie mit einem Schmunzeln
    Sie werden sich sicher nur Sorgen um dich machen.

    Das hab ich vor kurzem schon mal gehört, noch ein paarmal und ich bin wirklich davon überzeugt Jetzt musste sie doch kurz lächeln.


    Dann schaute sie ihren Sohn prüfend an, machte er sich wirklich keine Vorwürfe mehr? Nach außen hin hatte es zumindest den Anschein.


    Langsam löste sie ihre Hand aus seiner und umarmte ihren Sohn noch einmal. Auch dankbar dafür, dass er ihr es nicht vorhielt, dass sie all die Jahre geschwiegen hatte. Mhh aber meinte er wirklich, dass was er sagte? Oder wollte er sie schonen und nicht noch mehr belasten? Eine Weile hielt sie ihn so in ihren Armen.


    Du hast mir gefehlt. Aber es hat auch etwas Gutes, dass wir uns solange nicht gesehen haben, du lässt dich nun widerstandslos von mir umarmen. Zu Hause hast du dich dafür immer für viel zu erwachsen gehalten. Versuchte sie die Stimmung etwas zu heben.


    Wie geht es dir? Was hast du in den letzten Monaten alles erlebt?

    Nun war doch das eingetreten, was sie die ganze Zeit befürchtet hatte, ihr Sohn gab sich offenbar die Schuld an ihrer Scheidung. Sein trauriger Blick tat ihr weh und löste bei ihr eine Welle von Selbstvorwürfen aus. Es war immer ihr Wunsch gewesen Unheil und Probleme soweit es ihr möglich war von ihren Kindern abzuhalten, stattdessen hatte sie sie nun gerade in Konflikte und Probleme gestürzt. Ihre Kinder in Valentia, die nun ohne Mutter aufwuchsen. Maximian, den sie all die Jahre über seinen wirklichen Vater belogen hatte, der nun mit der neuen Situation, einem ihm fremden Vater zurechtkommen musste und sich zu allem Üblerfluß auch noch Vorwürfe machte. Sie legte die Hand auf Maximians Schulter und sagte mit möglichst ruhiger Stimme.


    "Schau mich an, es braucht dir nichts leid zu tun. Für die Scheidung bist du nicht verantwortlich. Sie ist die Konsequenz meiner Handlungen. Ich habe deinem Ziehvater all die Jahre die Wahrheit vorenthalten. Ich habe dich auch hierher geschickt. Mach dir keine Vorwürfe, indem du denkst, dass wäre alles nicht passiert, wenn du nicht auf mich gehört hättest und in Valentia geblieben wärest. Du bist erst 16, es lag bei mir über die möglichen Folgen nachzudenken.
    Ja ich habe gehofft, dass Damian es nicht herausfindet, aber mir war klar das es ein Spiel mit dem Feuer ist. Dennoch hatte ich den Wunsch, dass du wenigstens jetzt deinen wirklichen Vater kennenlernst und auch Meridius die Wahrheit erfährt. Außerdem brauche ich jetzt nicht mehr zu lügen.
    Und wenn dann muss ich mich sowieso bei dir entschuldigen....."


    Die quälenden Gedanken und Sorgen über die Reaktion ihres Mannes, wenn er je die Wahrheit herausfinden sollte, waren nun vorbei. Oft hatte sie deswegen lange wach gelegen auch weil sie ihr schlechtes Gewissen plagte, dass meldete sich nun zwar noch immer....
    Sie blickte Maximian an, in der Hoffnung , dass ihre Worte wenigstens etwas Wirkung zeigen würden.

    Auf die Fragen ihres Sohnes hin, verschwand das Strahlen aus ihrem Gesicht und sie wurde ernst. Sie überlegte wie sie es ihm am besten sagen sollte, dass beste wäre wohl eine sachliche und knappe Schilderung, sie wollte ihn nicht unnötig belasten. Am liebsten hätte sie es schon hinter sich gehabt....


    Nachdem du aus Valentia fortgegangen bist, ist viel passiert, darum hatte ich keine Zeit dir zu schreiben. Keine Angst deinen Geschwistern geht es gut....Aber dein Ziehvater hat herausgefunden, dass du nicht sein Sohn bist. Naja du kennst ihn und du kannst dir sicher vorstellen, wie er reagiert hat. Die einzige logische Schlußfolgerung war dann, dass er die Scheidung eingereicht hat und darum bin ich auch hier.


    Erleichtert stellte sie fest, dass sie es geschafft hatte ohne das ihr die Tränen kamen. Dann musterte sie ihren Sohn um in seinem Gesicht eine Reaktion auf das eben gehörte ablesen zu können. Im Grunde hatte sie immer gehofft ihm nach der Offenbarung, dass Damian nicht sein leiblicher Vater war, ihn mit ähnlichen überaschenden Nachrichten verschonen zu können.

    Als die Tür auf ging und sie den Kopf ihres Sohnes sah, blieb sie einen Augenblick vor Überraschung reglos sitzen, dann strahlte sie ihn an. In dem Moment lief er auch schon auf sie zu. Es erinnerte sie daran wie er als kleines Kind immer auf sie zugestürmt war, wenn er sie für eine längere Zeit nicht gesehen hatte. Nun das waren noch Zeiten gewesen....längst vorbei. Freudig ging sie ihm entgegen und nahm ihn in die Arme. Sie hätte nicht beschreiben können, wie sich in diesem Moment fühlte, aber so glücklich war sie seit Wochen nicht mehr gewesen.


    Maximian, schön das du aus Rom zurück bist.

    Iulia schreckte hoch als es an die Tür klopfte, irgendwie musste sie wohl zwischenzeitlich in ihrem Korbsessel eingeschlafen sein. Nun wer sie wohl sprechen wollte? Sie richtete sich gerade auf und rief


    Herein

    Genüßlich aalte sie sich in der Wanne, dass hatte sie in den letzten Tagen eindeutig vermisst,das warme Wasser und die damit verbundende Entspannung.
    Was Meridius wohl sagen würde, wenn er nach Hause kam? Und ob er sich sehr verändert hatte?
    Sie verscheuchte die Gedanken aus ihrem Kopf, wrang ihre nassen Haare aus
    und verließ die Wanne. Nachdem sie sich sorgfältig abgetrocknet und ihren Körper mit gutriechenden Ölen eingerieben hatte, war sie fast wieder ein zivilisierter Mensch, nur ihr Haar, hing immer noch in nassen Stränen herunter, sie plocht sie zu einem Zopf, den sie hochsteckte, auf diese Weise würde ihr Haar schöne Wellen bekommen. Zum Glück war es in Hispania inzwischen wieder recht warm geworden, trotzdem würde es ein paar Stunden dauern bis sie richtig trocken waren. Dann zog sie die saubere Tunica an und verließ das Bad.