Beiträge von Iulia Severa

    "Ja das denke ich auch. Es muss nur allles..."


    war Iulias Antwort, als sie überraschend mitten im Satz unterbrochen wurde. Ein Lächeln musste Iulia allerdings unterdrücken, denn das Mädchen das nun vor ihnen stand gebärdete sich eher so, als hätte sie die beiden in einem unpassenden Moment im Schlafzimmer überrascht. So unangenehm, war Iulia die Situation dann doch nicht, trotzdem löste sie die Umarmung.


    "Schon in Ordnung damit ist im Atrium zu rechnen. Wer ist denn hinter dir her?"


    Fragte sie um die Situation etwas zu entspannen. Meridius Verwandte hatte sie bis jetzt nur flüchtig kennengelernt und in den letzten Wochen im Grunde so gut wie nicht gesehen.

    "Jetzt bist du wieder beherscht und versuchst mich zu beschwichtigen."


    protestierte Iulia.


    " Ich bin nicht mal sicher ob du wirklich Aufgaben abgeben kannst. Du meintest schon nachdem wir aus Germanien hergekommen sind, du wolltest kürzer treten und mehr Zeit mit der Familie verbringen und nun sagst du, du wärest an einem Punkt an dem alles zu kurz kommt."


    Leider klang es so, als wollte sie ihm das vorwerfen, dabei wollte sie ihm in dieser Hinsicht gar keine Vorwürfe machen. Darum fügte sie versöhnlicher hinzu.


    "Damals habe ich dich sehr dafür bewundert, dass du schon so früh die Rolle deines Vaters übernommen hast."


    Sie schwieg einen Moment.


    "Und die Befragung des Orakels. Sein Spruch kann so oder so ausfallen. Was ist wenn... Vielleicht ist es besser nichts zu wissen."

    Ein solcher Ausbruch kam bei ihrem Mann äußerst selten vor, es musste also schon um etwas größeres gehen. Nur wenn sie ihn jetzt unterbrach regte er sich vielleicht noch mehr auf. So blieb sie erst einmal ruhig stehen und hörte ihm zu bis er geendet hatte. Er fürchtete also das die Götter vernachlässigt wurden. Aber kamen sie wirklich zu kurz? Und auch wenn es ihm in erster Linie nicht um sie ging fühlte sie sich doch angesprochen. Aber mehr als das traf sie, dass seine Arbeit offenbar vielmehr an ihm zehrte als sie bis jetzt angenommen hatte. Warum war ihr das nur nie aufgefallen?


    "Unser Kind..."


    War das einzige, dass sie kurz in seinen Redefluß einwarf und überlegte dann was sie ihm am besten antworten sollte.


    "Und du denkst ich würde Iuno Lucina kein Opfer für eine glücklich verlaufende Geburt dabringen? Nicht Parca anrufen? Ich möchte genauso wie du, dass unser Kind gesund zur Welt kommt. Wir verehren die Laren und Penaten, opfern ihnen. Dafür kannst du keinen Priester kaufen"


    Schließlich fügte sie tonloser und ein wenig enttäsucht hinzu.


    "Und du hasst dein Leben? Bis jetzt hast du mir noch nicht mal gesagt, welche Dinge dich sorgen."

    Vielleicht hatte er sie nur so auf die Strin küssen wollen, wie er es bei seiner Schwester tat, aber hatte er dafür nicht etwas zu Lange verweilt ? Iulia hatte in diesem Moment jedenfalls Sehnsucht nach seiner Nähe ergriffen.Darum freute sie sich auch über seinen überraschenden Vorschlag.


    "Ich glaube wir haben noch nie einen Ausflug zusammen gemacht, zumindest keinen der nicht einen Anlaß wie zum Beispiel eine Familienfeier als Grund hatte. Allein das wäre schon ein Grund ja zu sagen."


    Ein paar Wochen in den Albaner Bergen. Die Ruhe auf dem Land würde ihr sicher gut tun. Nur Meridius würde wohl nicht die Ganze Zeit dort bleiben, dass sagte ihr zumindest ihre Erfahrung, der Zeitraum war einfach zu lange.

    Wenig später hatte dieser Sklave Iulia ein wenig betreten dreinblickend aufgesucht und ihr mitgeteilt , dass ihr Mann sie sofort, ja besser noch früher am Hausaltar sprechen wolle. Freundlicher Weise hatte er noch die Güte gehabt sie dahin gehend vorzuwarnen, dass Meridius wohl ziemlich erzürnt sei. Nur worüber genau konnte er ihr nicht sagen und hatte Iulia somit zumindest teilweise ratlos zurückgelassen.
    Zeit lange darüber nachzudenken hatte sie allerdings nicht, schließlich wollte sie Meridius nicht noch unnötig weiter reizen in dem sie ihn warten ließ und machte sich unverzüglich auf den Weg zu ihm. Was konnte er nur wollen? Hatte sie etwas vergessen? Die Portunalia waren doch erst in wenigen Tagen.


    "Du wolltest mich sprechen?" fragte sie daher vorsichtig, als sie zu ihm trat und ihn prüfend ansah. Einen erfreuten Eindruck machte er wirklich nicht.

    Somit hätte Maximian dann wenigsten noch jemanden vor Ort an den er sich im Falle eines Falles wenden konnte, dass beruhigte Iulia ein wenig. Bei Meridius letzten Worten musste sie lächeln. Vermutlich hatte er selber noch andere Sorgen, die er sich aber nicht anmerken ließ und sie wollte nicht nachfragen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Hauch seines warmen Atems der durch ihre Haare strich.


    "Ich weiß dass du dir Mühe gibst, damit ich mir keine zu machen brauche." meinte sie und umarmte ihn.

    Manchmal überraschte es Iulia schon wie gut Meridius sie kannte und seine Worte stellten sie erstmal zufrieden. Zumindest zweifelte sie nicht daran dass er das Möglichste tun würde um etwas über den Verbleib von Lucius heraus zu finden und mehr konnte im Augenblick nicht tun. Eine Weile dachte sie über Meridius Vorschlag bezüglich Griechenland nach.


    "Eine Bildungsreise nach Griechenland würde ihm sicher nicht schaden."


    Nur musste Maximian diese Reise ihrer Meinung nach nicht unbedingt von Abenteuern abhalten, vermutlich würde sein Talent dafür auch in Griechenland nicht abhanden kommen.


    "Du meinst deine Verwandten würden ihn bei sich aufnehmen?"

    Natürlich mochte Iulia Komplimente, wie die meisten Frauen. Nur in diesem Moment kam es ihr wie ein Ablenkungsmanöver vor, um ihre Gedanken von Maximian weg zuführen. Ja Maximian. Es wäre in der Tat das Beste, wenn er nur die Stadt unsicher machen würde. Klang Meridius Ton deshalb so beiläufig? Denn normalerweise würde er solche Umtriebe nicht gut heißen. Sicher war es auch ein weiterer Versuch sie zu beruhigen, nur regte es sie eher auf. Am Ende sah Meridius es gar wirklich so gelassen? Ein kurzer Seufzer kam über ihre Lippen, könnte sie es nur auch so sehen.
    Vielleicht sollte sie doch auf Meridius Kompliment eingehen? Galant das Thema wechseln. Weitere Spekulationen brachten schließlich auch nichts. Allerdings wäre es auch nur eine Täuschung, ein Überspielen und Meridius sollte nicht glauben, dass sie sich so leicht ablenken, ja einlullen ließ. Kaum merklich dreht sie den Kopf zur Seite.


    "Nur solltest du das nicht gerade jetzt sagen."

    Schon zur öffentlichen Frau werden? Nach Meridius Worten ist sich Iulia nicht so sicher, ob er mit der Bekanntgabe der Schwangerschaft nicht noch etwas warten will.


    "Du meinst wir sollten es ihnen erst später sagen? Oder darauf warten, dass sie zufällig selbst feststellen, dass ich schwanger bin?"


    Da die meisten ziemlich beschäftigt sind und nur selten zu Hause, könnte das sogar eine ganze Weile dauern. Oder machte sich ihr Mann einfach nur Sorgen, dass ihr der Rummel um die Schwangerschaft zu viel werden könnte? In dieser Hinsicht übertreibt er Iulias Meinung nach ohnehin ein wenig. Wobei es für Meridius Mutter sicher zutreffend gewesen wäre. Würde ihre Schwiegermutter noch leben, hätte sie Iulia vermutlich keinen Handschlag mehr tun lassen.


    "Nein, ich hatte ja gehofft Lucius sei vielleicht mit dir unterwegs oder du wüsstest etwas. Langsam fange ich an mir Sorgen zu machen. " antwortet Iulia und bedenkt Meridius mit einem ebensolchen Blick. In den letzten Tagen hatte sie sich mit der Vorstellung getröstet, ihr Mann wisse sicher mehr.

    Interessiert betrachtete sie den Tisch von dem Cato sprach, nur kurz blickte sie überrascht auf, als erwähnt wurde seine Fertigung hätte 10-14 Tage gebraucht. Der Tisch war wirklich ein ausgesprochen gutes Beispiel dafür mit welchem handwerklichen Können die Möbel in diesem Laden hergestellt wurden und er überzeugte sie davon weitere Details mit Cato zu besprechen.


    "Nun ich hätte mit einer sehr viel längeren Zeitspanne gerechnet, schon allein bei den Schnitz- und Schmiedearbeiten. Aber gut." sie machte eine kurze Pause."Es geht um eine Wiege."


    Sie wusste nicht ob Cato sie in diesem Moment musterte, aber den sich langsam rundenden Bauch konnte er vermutlich noch nicht sehen, ihrer Meinung nach wurde er noch recht gut von ihrer Kleidung kaschiert.


    "Sie sollte nicht zu extravagant sein, aber schon etwas besonderes. Also mit schönen Schnitzereien versehen. Allerdings kann ich mir anscheinend noch etwas Zeit lassen, ich möchte sie nämlich auch nicht zu früh in Auftrag geben, in dieser Hinsicht bin ich etwas abergläubisch."


    Ein entschuldigendes Lächeln huschte über ihr Gesicht.


    "Trotzdem würde ich die Details schon gern vorab besprechen, da ich eine Weile nicht in Rom sein werde." Und mich damit wenn ich hochschwanger bin auch nicht mehr befassen möchte, fügte sie in Gedanken hinzu.

    Skeptisch registriert Iulia, dass Meridius auf einmal lächelt. Etwa wegen ihrer Reaktion? Es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihn in einer solchen Situation unfreiwillig amüsiert. Nach und nach sorgen seine Worte aber dafür, dass sie sich entspannt und selbst lächelt.


    "Eine Überraschung, so so..." meint sie mit einem Schmunzeln. "Ich hoffe du sagst, dass jetzt nicht einfach nur so und nicht jede Überraschung hat ein solches Vorspiel."


    Anscheinend hat sie sich doch ganz um sonst gesorgt und Meridius hatte sie nicht aus dem Kreis derer gestrichen, die er von seinen Unternehmungen unterrichtete.


    Meridius vorsichtige Berührung reißt sie aus diesen Überlegungen und so legt sie ihre Hand auf seine. Die leichte Wölbung ihres Bauches kann man ohnehin besser fühlen als sehen, da sie zur Zeit noch recht gut von ihrer Kleidung kaschiert wird. Besonders aufmerksame Beobachter könnten höchstens denken, sie hätte in den letzten Wochen ein wenig zugenommen.


    " Müde und erschöpft bin ich zwar immer noch oft,dafür ist die Übelkeit inzwischen verschwunden. Ich glaube die ersten Monate haben wir ganz gut überstanden, vielleicht sollten wir langsam daran denken, den Rest der Familie doch einzuweihen, es dauert nicht mehr lange und sie werden es so oder so sehen." Sie grinst kurz "Nicht das am Ende noch jemand beleidigt ist."

    Dankbar hatte Iulia gerade eine der angebotenen Erfrischungen entgegen genommen, da sprach man sie auch schon an, inwiefern man ihr weiterhelfen könne. Der Service in diesem Laden war wirklich hervorragend und die Inhaber sichtlich darum bemüht, dass die Kunden sich wohl fühlten. Daran konnte man sich gewöhnen, dachte Iulia. Dem Namen nach zu urteilen, handelte es sich bei dem Mann der sie angesprochen hatte sogar um einen der Inhaber oder zumindest um den Verwalter.


    "Das hoffe ich auch." erwiderte Iulia um so etwas Zeit für die Formulierung ihres Anliegens gewinnen zu können."Ich überlege die Fertigung eines Möbelstücks in Auftrag zu geben, wüsste vorher aber gern wieviel Zeit so etwas in Anspruch nehmen würde?"

    Iulia hatte ihre Sänfte in der Nähe des Marktes in der Obhut zweier Sklaven zurückgelassen und sich dann ihren Weg in Begleitung ein paar anderer Sklaven durch die Mercati gebahnt, bis sie schließlich auf die Taberna Tiberius et Tiberianus gestoßen waren. Hier im Laden war es im Vergleich zu draußen geradezu ruhig. Am liebsten hätte Iulia irgendwo Platz genommen, dass Gedränge und die Hitze in Rom hatte sie doch unterschätzt. Allerdings wäre das direkt zu Beginn doch etwas unpassend und so sah sie sich erst einmal ein wenig um. Das Angebot war recht vielfältig, aber ihr hatten es doch hauptsächlich die Möbel angetan.

    Wenigstens beließ er es nicht bei seinem ersten Satz. Mit solchen Aussagen war sie in den vergangen Tagen schon von den Sklaven abgespiest worden.
    Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu um sich besser unterhalten zu können.


    "Böse ist das falsche Wort.Du warst einfach nicht mehr zu sprechen, niemand konnte mir sagen,was du wirklich machst, geschweige denn wann du wieder kommst. Sonst hast du mir solche Dinge vorher erzählt."


    Iulia bemühte sich um einen ähnlich sachlichen Tonfall, wie Meridius ihn verwendet hatte, aber vermutlich hatte es doch ein wenig vorwurfsvoll geklungen.

    War da nicht jemand im Atrium? Als Iulia einen kurzen Blick hineinwirft um nachzusehen und Meridius erkennt bleibt sie stehen.


    "Du bist tatsächlich mal zu einer Zeit zu Hause, zu der ich nicht schon längst schlafe."


    kommt es über ihre Lippen. Das er viel und lange arbeitet, daran ist sie gewöhnt. Schon vor der Heirat hatte sie ja gewusst worauf sie sich einließ und sich deshalb auch nie beschwert. Aber dass sie solange Zeit nicht miteinander gesprochen haben, dass er im Grunde überhaupt nicht zu sprechen ist, nicht mal fragt wie es ihr geht, ist so noch nicht vorgekommen. In den letzten Tagen hatte sie oft darüber nachgedacht, welchen besonderen Grund es dafür geben konnte, dass er sich quasi so in die Arbeit vergrub und ob es vielleicht nicht sogar mit ihr zusammenhing. Schließlich hatte sie sich durch die Begleiterscheinungen der Schwangerschaft ziemlich von der Familie abgesondert und auch die Gespräche mit Meridius waren nur noch sporadisch und auf das nötigste beschränkt gewesen.

    Nach der kurzen Rast im Garten war Iulia zum Zimmer ihres Sohnes gegangen und klopfte nun an die Tür. Schon seit Tagen hatte sie ihn nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen. Vielleicht hatte sie ja Glück und er war in seinem Zimmer.

    Die frische kühle Morgenluft war belebend und vertrieb die letzten Spuren von Müdigkeit, so dass Iulia sich gern auf eine Bank setzte um etwas länger im Garten zu verweilen. Noch lag Tau auf den Pflanzen, aber lange würde er den Sonnenstrahlen keinen Widerstand mehr leisten können. Es wurde langsam wirklich Zeit Rom zu verlassen und den Sommer auf dem Landgut der Familie zu verbringen, bevor sich im sommerlichen Rom Fieber oder andere Krankheiten ausbreiteten. Bis dahin war aber noch einiges zu bedenken, zu planen und zu packen. Meridius hätte diese Überlegung Iulias sicher nicht gut gefunden, sollte sie sich doch schonen. Doch das meiste würde ohne hin von Sklaven erledigt werden. Um zwei Sachen wollte sich Iulia aber selbst kümmern: Zum einen musste sie eine Hebamme suchen und zum anderen brauchten sie eine Wiege. Nach ersterer wollte Iulia sich umhören wenn sie wieder in Rom war, aber bei der Wiege war sie sich nicht sicher. Wie lange würde die Fertigung dauern? Wurde die Zeit nicht etwas knapp, wenn sie bis nach ihrer Rückkehr wartete? Allerdings wollte sie Fortuna auch nicht herausfordern in dem sie sich zu früh darum kümmerte und das Kind dann doch noch verlor. Gedankenversunken streichelte sie ihren Bauch, als sie es merkte zog sie sie jedoch weg. Naja es würde sicher nicht schaden sich zumindest schon mal bei einem Schreiner um zu hören

    Der Tag war noch jung, aber von einem guten Morgen konnte schon keine Rede mehr sein, dachte Iulia. Sie kämpfte schon gegen die erste Übelkeitsattacke an, obwohl sie das Bett noch nicht einmal richtig verlassen hatte und quasi noch auf der Bettkante saß. Sollte sie sich noch einmal hinlegen? Das linderte die Übelkeit zumindest manchmal ein wenig. Aber sie konnte...Weiter kam sie in ihren Überlegungen nicht, denn als nächstes stürzte sie auch schon zur nächstgelegenen Zimmerecke, in der ein Eimer für solche Fälle bereitstand. Dort gab sie das Wenige, das sie in ihrem Magen hatte heftig von sich. Nachdem es ihr nun etwas besser ging, erhob sie sich wieder spülte ihren Mund mit Wasser aus, sagte einer Sklavin bescheid, damit diese den Eimer reinigen konnte und ließ sich in ihrem Korbstuhl nieder.
    Wie lange würde sie diese Übelkeit wohl noch quälen? Iulia wollte endlich wieder einen normalen Tagesablauf haben, der nicht ständig von diesen Attacken bestimmt wurde. Das Haus hatte sie in letzter Zeit nicht verlassen. Mitunter musste sie sich zum Essen zwingen, ihr fehlte auch oft die Muße für Unterhaltungen, darunter litt sowohl ihre Familie als auch sie selbst. Entnervt seufzte sie auf. Diese Phase der Schwangerschaft musste doch bald vorbei sein.