Beiträge von Iulia Severa

    Sie hoffte, dass es so sein würde wie er sagte, aber selbst dann...


    "Weil unser Kind irgendwann zwangsläufig erfahren wird, dass es noch Halbgeschwister in Hispania hat, dass es eine Mutter hat, die schon mal ihre Kinder verlassen hat und nun woanders mit einem anderen Mann lebt. Vielleicht wirst du sagen, dass ich dafür Gründe hatte und keine Wahl. Aber wie erklärst du das einem Kind? Wird es es nicht nur die Möglichkeit sehen, dass seine Mutter es eines Tages vielleicht verlässt, schließlich hat sie es schon einmal getan?"


    Möglichst unauffällig versuchte sie eine Träne wegzublinzeln.

    Während sie versuchte, ihre Gedanken und Gefühle in diesem Moment halbwegs zu ordnen, nippte sie noch einmal an ihrem Wein.


    "Noch vor ein paar Jahren, wollte ich nicht mehr schwanger werden, dann befürchtete ich ich könnte es vielleicht gar nicht mehr und jetzt..." Sie lächelte. Er würde sie sicher auch so verstehen, ohne das sie diese Mischung aus beginnenden Muttergefühlen, Stolz, Freude und immer noch leichtem Unglauben auf eine einfache Aussage herunterbrach.


    "Aber da ist noch so viel mehr..."


    Sie stellte ihren Becher zur Seite und brachte dann eine der Fragen hervor die sie in letzter Zeit häufiger beschäftigten.


    "Wie erklärst du oder wie erkläre ich ihm irgendwann was für eine Mutter ich bin."

    Iulia musste nicht lange überlegen bis sie sich entschieden hatte.


    "Gut, in dem Fall entscheide ich mich dann doch für die Heimat.
    Und mehr Wasser als Wein. Mein Verlangen nach Wein hält sich im Augenblick ohnehin in Grenzen."


    Nicht das ihr deswegen am Ende schon wieder schlecht wurde...

    Nachdem ihr nun offenbar ein Bleiberecht eingeräumt worden war,wie Iulia mit einigem Schmunzeln feststellte. Machte sie sich auf die Suche nach einem Sitzplatz. Die Auswahl an Sitzgelegenheiten in Meridius Zimmer war nicht sehr hoch und so nahm Iulia in einem Korbstuhl platz.


    "Ja, wobei was hast du da?"

    Meridius war in seinen Überlegungen wie immer pragmatisch und schien ehrlich um sie besorgt zu sein oder besser um sie beide. Zumindest ging Iulia davon aus, dass es dabei nicht nur um das Kind ging. Damals, als sie mit Maximian schwanger gewesen war, hatte sie sich einen Moment wie diesen manchmal in ihren Tagträumen ausgemalt und sich anschließend törricht geschimpft, weil sie sich solchen Gedanken hingab. Die Realität hatte natürlich nichts mit solchen Jungmädchenträumen gemein, aber Iulia war mit ihr viel glücklicher. Lächelnd berührte Iulia, seine Hand die gerade noch ihre Wange gestreichelt hatte.


    "Musst du noch etwas erledigen und willst das ich gehe.?"


    War ihre Gegenfrage auf seine letzte Frage, die sie etwas verblüfft hatte und genauso schaute sie ihn jetzt auch an.

    "Ja du hast sicher recht. Aber auf die Reise dorthin würde ich lieber verzichten."


    Die Erinnerungen an die zurückliegende Reise waren noch zu frisch und schon beim Gedanken an das Holpern des Reisewagens zog sich bei ihr alles zusammen. Aber eine Alternative gab es im Grunde nicht...


    "Wirst du mitkommen?"

    Seine zärtliche Geste verriet ihr, dass er den Grund ihrer Frage ahnte. Vermutlich hatte er sich in letzter Zeit selbst seine Gedanken gemacht, seine Vermutung aber nicht geäußert. Nun wollte sie es ihm doch so bald wie möglich sagen, obwohl sie sich zuvor so viel Zeit gelassen hatte und erst sicherer sein wollte. Lächelnd schmiegte sie ihre Wange an seine Hand und nickte als Antwort auf seine stumme Frage.


    "Sag es aber noch niemandem."


    fügte sie hinzu. Das es ihr bei dieser Schwangerschaft so viel schlechter ging, beunruhigte sie doch etwas.

    "Ich werd es langsam angehen lassen, keine Sorge."


    Iulia befürchtete sowieso, dass es mit der Übelkeit noch nicht entgültig vorbei war. Allerdings hätte sie nicht gedacht, dass Meridius das Thema so schnell abschließen würde. Irgendwie lief das Gespräch nur schleppend an. Sie hatten in letzter Zeit einfach zu wenig Zeit miteinander verbracht und noch weniger miteinander geredet.


    "Hast du dich mal gefragt, warum es mir in letzter Zeit so schlecht ging?"


    Schob sie ein wenig zögerlich hinter her. Sie war nicht sicher, ob sie das Gespräch, dass diese Frage möglicherweise nach sich ziehen würde jetzt schon wollte.

    ...Im Nachhinein dachte sie, dass sie es hätte besser wissen müssen. Schließlich war sie kein junges Mächen mehr und sollte ihren Körper eigentlich soweit kennen. Trotzdem war es diesmal anders gewesen und im Zusammenhang mit der Reise hatte sie sich täuschen lassen.


    "Nein, ich hatte nicht das Gefühl das er mir großartig würde helfen können. Ich bin sicher, dass es von alleine weggeht."


    Sie war sich nicht sicher, ob die Antwort Meridius zufriedenstellen würde. Ihm wäre es sicher lieber gewesen wenn sie seinen Leibarzt konsultiert hätte.

    Als Meridius eintrat, blieb Iulia stehen und lächelte ihn kurz an.In letzter Zeit musste sie einen recht jämmerlichen Eindruck auf ihn gemacht haben. Sie konnte sich auch nicht daran erinnern, dass es ihr vorher schon mal so schlecht gegangen war. Am Anfang hatte sie all die Übelkeit und die Müdigkeit nur auf die Reise geschoben, die damit verbundene Unruhe, das Verlassen der vertrautgewordenen Umgebung...



    Im Vergleich zu den letzten Tagen, viel besser. Ich bin nur ein wenig müde."

    Iulia klopfte an die Tür. Heute war eindeutig einer der Tage an denen es ihr besser ging und den man nutzen sollte. Sie konnte ohnehin nicht nur in ihrem Zimmer bleiben und Iulia bildete sich sogar ein, dass das alles nur schlimmer machte. Nach kurzem Warten betrat sie Meridius Zimmer.

    Iulia war inzwischen auch schon ins Triclinium gekommen und hatte dort auf das Eintreffen der Gäste gewartet. Valentin Duccius Germanicus hatte sie zwar schon zu vielen Anlässen getroffen, konnte sich aber nicht daran erinnern sich je wirklich mit ihm unterhalten zu haben. Mal sehen was der heutige Abend in dieser Hinsicht bringen würde. Den jungen Mann der ihn begleitete hatte sie ihrer Meinung nach noch nicht gesehen. Aber konnte sie das bei den vielen Leuten die sie in letzter Zeit hier in Germanien getroffen hatte wirklich so genau sagen? Er musste jedenfalls der andere Duumvir sein. Trotzdem ging sie als erstes auf Germanicus zu.


    "Salve Valentin Duccius Germanicus"

    Nun war doch der Moment gekommen, dass Deandra abreiste. Als kleines Gegengeschenk für die Kleidung hatte sich Iulia für etwas typisch germanisches entschieden, einen Anhänger aus Bernstein, den sie ihr zum Abschied gegeben hatte.


    "Ja, ich hoffe du behälst Germanien trotz deinem unfreiwillig längeren Aufenthalt in guter Erinnerung. Mögen die Götter für deine gute und sichere Heimreise sorgen. Vale bene."

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Raeticus


    "Nun alles zu seiner Zeit, zuerst sollten wir den Husten behandeln und dann kümmern wir uns um das Fieber und die Appetitlosigkeit." meinte der Militärarzt und bat nun seine Verwandte die Arbeit auszuführen.


    Gut Iulia fand dieses schrittweise Vorgehen zwar ungewöhnlich, aber die Aussicht, das er Valeria auch noch auf andere Krankheiten untersuchen wollte, beruhigte sie etwas und das Mittel gegen den Husten würde sicher nicht schaden.


    Valeria war immer noch weggedämmert und so setzte sie sich vorsichtig auf deren Bettkante und stellte die Schale mit der Tinktur auf ein kleines Tischchen daneben. Zufrieden stellte Iulia fest das ihre Hände warm waren und sich nicht anfühlten als sei sie gerade von einem langen Spaziergang draußen zurückgekommen. So gab es zumindest schon einen Grund weniger der Valeria aus ihrem Dämmerzustand aufschrecken lassen könnte. Sie hob die Tunica der Kranken am Kragen ein Stück an, so dass sie bequem mit der anderen Hand darunter fahren konnte und verteilte das Mittel gegen Husten möglichst gleichmäßig. Bis jetzt hatte sie das nur bei ihren Kindern gemacht und sie hätte nicht gedacht, dass sie Valeria auch irgendwann so behandeln würde. Schließlich war sie fertig und überlies nun Raeticus das Feld.

    Interessiert hatte Iulia das Gespräch zwischen Deandra und Meridius verfolgt, auch ihr war dabei nicht entgangen, dass Deandra dabei ein eigenes persönliches Interesse verfolgte, sonst wäre sie sicher nicht mit solcher Inbrunst bei diesem Thema geblieben. Darum überraschte sie Deandras plötzliches Geschenk und sie wusste im ersten Moment nicht gleich was sie antworten sollte. Sie sollte keine getragene Kleidung bekommen? Deandra trug sie doch gerade einmal eine recht kurze Zeit und nach einer Wäsche wäre alles wieder wie vorher. Iulia kam es darum etwas übertrieben vor, aber sie wollte ihre ehrlichgemeinte Großzügigkeit auch nicht zurückweisen. Deandra hätte das sicher als Kränkung aufgefasst


    Vielen Dank, du belohnst eine Selbstverständlichkeit wirklich großzügig."


    Dafür würde Deandra im Gegenzug beim Abschied auch nicht ohne Geschenk davon kommen.

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Raeticus
    Raeticus drehte sich um, hörte ihr zu und holte nun die erhitzte Schale vom Feuer. Glücklicherweise war die Patientin weggetreten und der Medicus Ordinarius konnte nun endlich mit der Behandlung beginnen.


    "Iulia Severa ich glaube das sollte jetzt besser eine Frau erledigen. Reibst du ihr bitte diese Flüssigkeit auf ihre gesamte Brust?"


    Iulia schaute zu Raeticus, nachdem Valeria diesen merkwürdigen Satz von sich gegeben hatte. Vielleicht würde er dazu etwas sagen oder etwas erklären. Sie selbst hielt es für kein gutes Zeichen. Aber er reichte ihr nur die Schale, die er in der Hand hielt. Das musste die Medizin gegen den Husten von der er gesprochen hatte.


    "Ja natürlich." antwortete sie, blieb allerdings erstmal dort stehen wo sie bereits stand."Allerdings hat sie nicht nur Husten, sondern auch Fieber und in letzter Zeit an Gewicht verloren, dass sind zumindest die Dinge die ich weiß bzw. selber feststellen konnte."

    Iulia war sich nicht sicher, ob Deandra das Aussehen der Sachen wirklich egal war oder ob sie ihr nicht gefielen und sie einfach nur höflich sein wollte. Vermutlich war sie an andere Dinge gewöhnt.


    "Das Angebot auf dem Markt hier ist recht gut, aber sich nicht mit dem zu vergleichen, dass du von zu Hause her kennst."


    Auf Meridius Frage nickte Iulia nur kurz, im Grunde hätte es gar keiner Aufforderung bedurft und begab sich an Deandras noch freie Seite. So konnte sie falls Deandra straucheln oder sonstwie das Gleichgewicht verlieren sollte helfend eingreifen, auch wenn das im Moment nicht nötig schien.

    "Salve Iulius Raeticus" hatte Iulia den Arzt begrüßt den sie inzwischen schon kannte, auch wenn die Anlässe bei denen sie ihn traf oft keine erfreulichen waren. Da sie es für besser hielt während der Untersuchung des Arztes im Zimmer zu bleiben, so konnte er ihr auch gleich sagen, welche Behandlung er für Valeria vorsah, machte sie keine Anstalten zu gehen. Warf Meridius dafür aber einen Blick zu, der signalisieren sollte, dass er hingegen das Zimmer ruhigen Gewissens verlassen konnte.

    Iulia klopfte an die Tür, so gut das überhaupt mit den Kleidungsstücken die sie trug ging und betrat dann das Zimmer. Eine Weile hatte sie etwas unschlüssig vor einigen Exemplaren ihres Kleiderbestandes gestanden, bis sie sich dann schließlich für eine warme Palla in einem dunklen Rosa und ein blaues Seidentuch entschieden hatte.


    "Es erfüllt hoffentlich seinen Zweck und gefällt dir."


    Lächelnd breitete sie die Sachen vor Deandra aus.

    Es würde nur eine kurze Linderung sein, trotzdem legte sie ihre Hand wieder auf Valerias Stirn zurück. Dabei betrachtete sie die Kranke skeptisch, deren Gesicht schmal und hohlwangig geworden war.Sollte sie vorher schon so an Gewicht verloren haben oder zehrte das Fieber an ihr?


    "Wirklich? Das wäre der falsche Moment um etwas herunter zu spielen."


    Natürlich musste man die Meinung des Arztes abwarten. Aber es war sicher nicht verkehrt schon mal vorsichtshalber lauwarmes Wasser für Wadenwickel oder Abwaschungen vorzubereiten um das Fieber senken zu können. Wenig später schickte sie eine Sklavin in die Küche um das Gewünschte vorbereiten zu lassen.