Minervina war insgesamt gesehen erst recht spät gekommen und verfolgte das Opfer von den einfachen Rängen aus, was ihr nicht besonders behagte. Besonders missfiel ihr, dass der Mann neben ihr groß, wuchtig, stinkend war und immer näher zu ihr rückte, weil die Menschenmasse zunehmend größer wurde. Wieder einmal wurde ihr bewusst, dass sie es nicht sehr schön fand, durch ihre Mutter selbst zur Gattung Plebejer zu gehören. Nein, sie war Patrizier und ihr Vater Senator. Punktum.
Heute waren auch die ersten Wagenrennen, die sie allein besuchte und einfach nur aus Interesse. Sie kannte sich noch immer nicht sehr gut aus, doch es wurde Zeit, etwas mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Gerade wandte sie sich, natürlich mit gerümpfter Nase, dem 'Monster' neben sich zu, um ihn in seine Schranken zu weisen, als ihr gewissermaßen ein Lichtstrahl am wolkenverhangenen Himmel auffiel. Besser ausgedrückt: Da hinten war ein Tiberier, den sie bislang nur flüchtig kannte. Und es konnte kein Zufall gewesen sein, dass er in ihrer Nähe und damit erreichbar war. das bedeutete ihre Rettung. Den Start beinahe ignorierend, kämpfte sie sich durch die Menge in Richtung Tiberius Durus. Wurde ohnehin Zeit, dass sie sich verstärkt mit der Familie ihres Vaters bekannt machte. Seinen Namen hatte sie noch im Kopf, aber mehr als diesen kannte sie auch nicht von ihrer Rettung.
Sie quetschte sich den letzten Rest durch eine enge 'Menschenspalte' und sah den kleinen Rest des Weges von angenehmen, sauberen Menschen gespickt, die ihr höflich Platz machten, nachdem sie höflich darum bat. Menschen eben. Endlich war sie angekommen. Sie stand neben Durus und sah nun etwas verlegen aus den Augenwinkeln zu ihm auf. "Ähm, Salve." grüßte sie mit leichter Unbeholfenheit und lächelte ihm vage zu. Um ihn allerdings nicht weiter zu stören, sondern nur ihre Anwesenheit bekannt zu geben, sah sie auf die Rennbahn, wo nun die zweite Runde anbrach.