Recht verwundert nahm Minervina zur Kenntnis, dass Marcellus ihnen beiden eingoss. Es verunsicherte sie, denn sie wusste nicht zu deuten ob die Geste einfach nur höflich gemeint war, oder ob es ein versteckter Hinweis darauf war, dass sie sich schon bisher nicht genügend um die Gastfreundschaft gesorgt hatte. Vermutlich jedoch, würde er direkt sagen, was ihn dazu verleitete, wenn es eine negative Geste wäre. Also bedankte sie sich lächelnd und nahm den Becher letztlich entgegen. Wenngleich auch sein Trinkspruch fast das Lächeln von ihrem Gesicht bannte. "Ich will mal stark hoffen, dass es nicht so langweilig wird, wie es zu sein scheint." Auch seine Anspielung auf das Soldatennest verstand sie recht gut, aber sie äußerte sich nicht dazu. Das war ein Punkt, den sie nicht sehr begrüßte, aber Vitamalacus würde schon jeden wegscheuchen, der nicht willkommen war. Da vertraute sie ganz und gar auf seine Fertigkeiten. Nachdenklich nahm sie einen großzügigen Schluck Wein zu sich. Sie schmeckte sofort, dass es nicht der Falerner war, aber dem Soldaten würde es hoffentlich nicht auffallen. Mit der Sklavin würde sie noch ein ernsthaftes Wörtchen sprechen müssen.
Als er dann wieder die Stimme erhob, erhob sie auch wieder ihr Gesicht um ihn anzusehen. Sie fand seine Frage etwas befremdlich, denn sie wurde dies noch nie gefragt. Bislang hatte sie den Gedanken an eine Heirat, welche die Zukunft natürlich auch mit sich brachte, immer gemieden. Und so antwortete sie auch ehrlich: "Nein, ich habe mir noch keine Pläne gemacht. Ich werde aber nicht in Mantua* bleiben wollen, glaube ich. Erst einmal werde ich mit meinem Onkel mitgehen, aber wohl nur zeitweilig. Rom ist doch etwas anderes. Immerhin wäre meine Tante auch noch hier. Ach, allein wär ich in Rom wohl niemals." meinte sie und schmunzelte. Eigentlich meinte sie nur die Villa, aber bezog man es auf ganz Rom musste schon viel passieren, bis sie hier allein wäre. Aber betrachtete man ihr Gesicht näher, sah man von dem Schmunzeln ab, wirkte es ein wenig verloren. Natürlich musste sie heiraten, aber irgendwie gefiel ihr der Gedanke auch nicht. Für sie hieß Heirat, dass man sich einem Manne unterwarf - und das würde sie auch tun. Sie würde versuchen, so fernab es auch von der Norm war, eine manus-Ehe zu vollziehen, denn sie hielt die Tradition für angebracht. Es war für sie selbstverständlich. Aber das hieße auch, seine Selbstständigkeit völlig aufzugeben.
"Und du? Hast du schon weiter als bis du den Cohortes Urbanae gedacht?" fragte sie, um das Thema von sich wegzulenken, wie sie es wohl schon immer getan hatte. Allgemein sprach sie gern über sich, aber nicht dann, wenn es ihre Gefühlswelt streifte.
Sim-Off:*= Mir unterlief vorhin ein Fehler. Ich meinte natürlich bislang nie Misenum, sondern immer Mantua, wenn ich Misenum nannte. Ich habs völlig miteinander vertauscht. Danke 